Was kann ich in einer Analytischen Therapie wirklich erwarten?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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stern
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Beitrag Do., 05.09.2019, 06:52

Dann viel Erfolg! Gerne kannst du deine endgültige Entscheidung dann noch mitteilen. :)

Und wie gesagt: Eine Aufklärung kann verlangt werden. In aller Regel dürfte diese jedoch nicht so ausführlich sein, dass Schritte minutiös erklärt werden. Daher empfiehlt es sich eher zu schauen, ob der Testlauf für dich hilfreich ist. Wo ich ihn (wie Maskerade) sehr klar finde, ist der Punkt, dass er aus methodischen Gründen anders auf dich eingeht als du wünschst. Anders als z.B. Mio fand ich jedoch manche Rückmeldungen alles andere als blöd... aber das ist dann wohl individuell, ob man damit etwas anfangen kann.
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Philosophia
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Beitrag Do., 05.09.2019, 07:03

Ja, alles, alles Gute für dich - höre auf dein Bauchgefühl, ob das passt - Methode zund natürlich auch er.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


mio
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Beitrag Do., 05.09.2019, 10:50

stern hat geschrieben: Do., 05.09.2019, 06:52 als z.B. Mio fand ich jedoch manche Rückmeldungen alles andere als blöd...
Du verstehst mich mal wieder falsch.

Ich finde die Nachfragen auch nicht wirklich blöd, ich kann aber nachvollziehen, dass man die "blöd" findet wenn man nicht weiss, wie das zugrundeliegende Konzept ist und worum es gehen soll. Wenn ich mir eine "normale Beziehung" erwarte - also Hilfe so wie ich sie normalerweise kenne - dann irritieren solche Nachfragen meiner Meinung nach weil sie einen irgendwie ja auch "auflaufen" lassen. Man fragt selbst, weil man sich eine Antwort vom anderen erhofft und bekommt als einzige Replik eine Gegenfrage hingedonnert.

In der Regel versuchen Menschen die auf Fragen mit Gegenfragen antworten der Frage auszuweichen und das ruft nunmal eine Irritation in einem wach wenn man nicht versteht warum die Person einem ausweicht.

Normalerweise läuft es ja so: Man stellt eine Frage und erhält auf die Frage eine ehrliche Antwort. Wenn der andere nicht versteht warum man fragt dann fragt er zB. nach: Warum fragst Du? Er wird aber in den meisten Fällen nicht mit einer Gegenfrage antworten, es sei denn er möchte der Frage ausweichen. Und dann fragt man sich eventuell wiederum selbst, warum der andere der eigenen Frage ausweichen möchte. Also woran das liegen könnte und so. Ob er nicht drüber sprechen möchte? Ob er es nicht versteht weil man sich unklar ausgedrückt hat? Etc. pp.. Es entspricht einfach nicht der "normalen, gewohnten Kommunikation".

Wenn ich hingegen weiss, dass ich mir das nicht erwarten kann, weil das so nicht gedacht ist, dann kann ich mich drauf einstellen und besser schauen, ob ich das so für mich will.


Es gibt einfach Situationen in denen braucht man das Wissen und die Einschätzung einer anderen Person die informierter/objektiver/aus einem anderen Blickwinkel auf etwas drauf kucken kann als man selbst. Und in solchen Situationen hilft es eben null, wenn dann immer nur "Rückfragen" kommen, aber keine große Erklärung dahingehend, warum man so vorgeht, was die Idee dahinter ist.

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stern
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Beitrag Do., 05.09.2019, 11:09

mio hat geschrieben: Do., 05.09.2019, 10:50
Du verstehst mich mal wieder falsch.
Iss recht... Ich habe tatsächlich ein anderes Verständnis von und insbes. auch Erfahrungen mit PA als das, was du hier schilderst.

Was stimmt, dass in der PA idR tatsächlich weniger theoretisiert wird (d.h. nicht unbedingt, dass null erläutert wird... aber es geht eher wenig um Theoretisierung, warum so und so geantwortet wird und was das bringt). Und die Frage wäre vllt. auch: Warum ist das wichtig zu wissen... plastisch: Ein Zahn kann auch kuriert werden, wenn der Zahnarzt nicht erklärt, warum er Bohrer 17 wählt und nicht Bohrer 23.
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stern
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Beitrag Do., 05.09.2019, 11:34

mio hat geschrieben: Do., 05.09.2019, 06:19
Normalerweise findet in Beziehungen ja "echter Kontakt" zwischen zwei Menschen statt, was in einer (eher klassischen) Analyse so ja nicht unbedingt vorgesehen ist sondern dort soll sich der Therapeut ja möglichst "zurücknehmen". Gleichzeitig ist aber von "Beziehung" die Rede und das ist eben ein Widerspruch in sich.
Was soll echter und unechter Kontakt sein. Auch in der VT oder TfP ist es eine künstliche Beziehung... oder wem das besser schmeckt: eine therapeutische Beziehung. Es herrschen also andere Bedingungen vor als in der freien Wildbahn. In der PA ist der Selbstoffenbarungsanteil (je nach Arbeitsweise) vllt. tendenziell noch einen Tick geringer, weil nicht der Therapeut, sondern Patient zu analysieren ist.

Ein Therapeut wird aus all den Gründen nicht überreden oder überzeugen zu bleiben... wenn es nicht passt oder schmeckt, dann ist das halt so.
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Maskerade
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Beitrag Do., 05.09.2019, 11:49

Liebe leer,

das kann ich sehr gut nachvollziehen, denn es geht mir ganz genau so.

Ich wünsche Dir, dass Du den für Dich richtigen Weg findest. Und ich hoffe auch, dass Dich dieses Fachgespräch nicht zu sehr durcheinander bringt, denn eigentlich ging es ja um Deine Bedenken bezüglich Deines Therapeuten gegenüber. Wie arbeitet, was Du Dir wünschst und in wieweit er bereit ist, Dir da entgegenzukommen, was Er leider verneint hat. Wie komme ich zu einer Entscheidung ? Wie lange warte ich zu und probiere es mit ihm ?

Jetzt ist der Punkt, dass Du eine Entscheidung nur selbst treffen kannst. Vielleicht kann der Therapeut ja mit Dir zusammen zu einem sinnvollen und guten Ergebnis kommen, das wäre natürlich das Ideal.

Wie es letztlich dann weiter geht, würde mich wirklich interessieren, von daher würde ich mich freuen, wenn Du hier darüber berichten würdest.

Alles Gute Dir.

LG Maskerade
Liebe Grüße, Maskerade

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Atmen - Durchhalten - Sein

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mio
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Beitrag Do., 05.09.2019, 12:29

stern hat geschrieben: Do., 05.09.2019, 11:34 Was soll echter und unechter Kontakt sein.
Ich verstehe unter einem "echten Kontakt" einen Kontakt zwischen ZWEI unterschiedlichen Menschen, die beide in der Beziehung präsent sind als sie selbst. Mit einer eigenen Meinung, eigenen Gefühlen und allem was eben so dazu gehört. Also Menschen die ein greifbares "DU" sind, ein klarer anderer.

Ein "unechter Kontakt" ist für mich ein Kontakt wo das nicht so ist, ein Kontakt in dem es nur "einen" gibt um den sich alles dreht, in der die "anderen" nur "Diener" sind ohne jede eigene Präsenz, persönliche Meinung, eigene Gefühle.

Wenn ein Therapeut sich so sehr zurücknimmt, dass er als "eigenständiger Mensch" gar nicht vorkommt, dann ist das für mich ein "unechter Kontakt", weil es im Grunde darum geht, dass der Therapeut nur als "Kontaktbrücke" für den Patienten fungiert damit dieser mit SICH SELBST in Kontakt kommen kann OHNE irgendwas eigenes mit einzubringen. Der "andere" kommt quasi gar nicht wirklich vor als der Mensch der er ist sondern bietet sich als "Projektionsfläche" an um das auf ihn projizierte dann Häppchenweise und verdaulicher zurückzugeben damit der Patient es reflektieren kann.

In einer TfP oder VT ist der Therapeut nicht derart als eigenständiger Mensch "abwesend" sondern bringt sich stärker ein. Die Beziehung bleibt dennoch eine therapeutische, aber der Kontakt ist mehr ein Kontakt zwischen zwei unterschiedlichen Menschen.

Wenn eine Therapie nur auf "Übertragung" und "Gegenübertragungsgefühl" basiert dann basiert sie nur auf EINEM Menschen: Dem Patienten.

In der Praxis wird das nicht immer so gehandhabt, das ist klar, deshalb gibt es ja modifiziertere Formen. Aber in der "klassischen Analyse" fungiert der Therapeut vorrangig als "Übergangsobjekt" und eben nicht als eigenständiges SUBJEKT.

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stern
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Beitrag Do., 05.09.2019, 14:55

Ich weiß jetzt nicht, ob es für leer o.k. ist, wenn der Thread weitergenutzt wird?

Du glaubst also, der Analytiker gibt seine eigene Meinung, eigenen Gefühle und eigene Persönlichkeit und (also alles, was ihn selbst als eigenen Menschen ausmacht) an der Haustüre ab und fährt (nachdem er sich seines Selbsts und seiner Eigenständigkeit entleert hat) stattdessen eine Projektionsfläche herunter, hmm.

Ich weiß nicht, ob es in es in so einem Faden Sinn macht, Klischees über die Psychoanalyse zu kultivieren, wie es sie massenweise gibt. Was aber wohl wahr ist: Wenn man von PA nichts hält, dürfte man auch nichts davon haben. Nicht jedem schmeckt das gleiche.

Was Projektionen angeht, verhält es sich wohl so, was lisbeth zur Reinszenierung geschrieben hat. In der VT oder draußen projizieren manche Patienten/Menschen munter (unter es bleibt verdeckt). In einer psychoanalytisch begründeten Therapie besteht die Chance, das bewusst und therapeutisch nutzbar zu machen. :) Und die Frage wäre, wer wen zur Projektionsfläche macht.
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Mondmann
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Beitrag Mi., 11.09.2019, 17:48

Es kommt auch auf die Situation an, ob der Analytiker gerade viel eingreift oder wenig oder gar nicht. Ich weiß nicht, ob es das leichter macht. Mir wäre es manchmal lieber, immer zu wissen, dass ich eine oder keine Antwort bekomme. Aber eigentlich ist es auch schön zu spüren, dass er sein Verhalten meinem Zustand und der Dynamik zwischen uns anpasst. Manchmal könnte ich heulen und toben und ihn schütteln, um ihn zum Reden zu bringen, und das sind dann meist genau die Momente, in denen es wichtig ist, dass er nicht redet (nur merkt man das in dem Moment noch nicht unbedingt).

Eigentlich ist das Reden des Analytikers in einer Analyse nicht vorgesehen, aber wenn ich zum Beispiel gerade von einem schlimmen Erlebnis erzähle, dann ist er ganz unanalytisch auch mal parteiisch und unterstützt mich oder stimmt mir zu. Aber gerade dort, wo es um unsere Beziehung geht und um meine Wünsche an ihn, die ich "befriedigt" haben möchte, ist er zurückhaltend, was ich oft als Ablehnung empfinde, wovon ich aber später regelmäßig erfahre, dass es meine Projektionen sind. Es ist halt wichtig, dass der Analysand bei sich ist oder zu sich findet, und das kann er nicht, wenn er damit beschäftigt ist, sich zu fragen, was der Analytiker denkt.

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_leer_
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Beitrag Di., 17.12.2019, 07:43

Ich wollte hier mal kurz ein Feedback abgeben, weil ich seit gestern dann doch wieder etwas mit einem Fragezeichen zurück geblieben bin.
Ich bin jetzt immer noch bei der Analytischen Therapie und die Dynamik hat sich dahin verändert, dass ich mich mittlerweile wohl fühle, mit meinem Therapeuten. Nun ist es aber so, dass wir ein Thema hatten, was mein Therapeut interessant fand, da ich den Eindruck hätte, als würde er so reagieren, als würde ich eine Erkenntnis gehabt haben bzw. er endlich Mal was hören, woraus er etwas verknüpfen kann. Am ende hat er mich gefragt: "Und haben sie heute etwas gelernt?" Ich sagte dann, dass ich eigentlich nichts gelernt hätte, da ich ja hier nur Sachen erzählen würde, die ich ohnehin schon wüsste. Ich habe dann ganz direkt wieder dahin gefragt ob er mir denn irgendwann Mal bei der Deutung meiner Geschichten und Verhaltensweisen helfen würde und mir dann auch eine Aussage genügen wäre, dass ich nicht damit rechnen müsse in den nächsten 150 Stunden irgendwas in diese Richtung zu erwarten brauche, so lange ich in dem Wissen bin, dass danach dann wirklich Mal eine Analyse über mein Verhalten kommt. Er hat es zwar (Mal wieder) nicht zu 100% verneint, aber er ist doch auf dem Standpunkt, dass es gar nicht hilfreich ist, wenn von außen mir etwas vorgesagt wird und ich es seiner Meinung nach immer nur abkürzen möchte. Das stimmt aber so halt auch nicht, dass ich nicht gewillt bin, mir die Zeit zu nehmen, die notwendig ist, sondern ich habe einfach nicht das Gefühl, dass sich so überhaupt etwas bewegt, außer dass ich so das Gefühl bekomme, mit einem guten Freund zu reden (der würde mir wenigstens auch Mal einen Rat geben).
Ich verstehe es auch nicht, ich höre von Leuten, die so etwas gemacht haben, dass es irgendwann auch Hart wird und an die Nieren geht. Ich habe damit immer erwartet, dass einem irgendwann von dem Therapeuten aufgetischt wird, ihr Verhalten ist so und so und das führt dahin. Das kann natürlich auch hart sein, wenn man irgendwann die Wahrheit, die man so noch nie in Betracht gezogen hat, über sich hört. Aber so sehe ich da echt keine Entwicklung für mich oder ich bin einfach nicht schlau genug, dass ich von einer Therapie wie dieser profitieren kann. Vielleicht erwarte ich ja auch einfach zu viel von Therapie, aber wenigstens hätte ich gehofft, dass mir geholfen wird meine Probleme und Verhaltensweisen zu deuten. Wenn ich das nämlich selber könnte, dann bräuchte ich ja auch keine Therapie.


kaja
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Beitrag Di., 17.12.2019, 08:01

Klingt für mich so, als sei die Therspieform einfach nicht die passende für dich.

Da kann man eine Therspieform noch so sehr anpreisen, und gerade die PA ist ja dann auch oft noch mit etwas elitärem behaftet , wenn es individuell nicht passt, dann ist das so.

Du hast doch recht konkrete Vorstellungen was dir helfen würde und die werden dir dort nicht erfüllt werden.

Warum wechselst du nicht bzw. auf was wartest du da jetzt noch?
After all this time ? Always.

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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 17.12.2019, 15:19

_leer_ hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 07:43 Am ende hat er mich gefragt: "Und haben sie heute etwas gelernt?" Ich sagte dann, dass ich eigentlich nichts gelernt hätte, da ich ja hier nur Sachen erzählen würde, die ich ohnehin schon wüsste.
Ich würde abbrechen, und zwar eher heute als morgen. Anschweigen lassen oder Selbstgespräche führen kannst du auch woanders.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Malia
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Beitrag Di., 17.12.2019, 16:41

dass mir geholfen wird meine Probleme und Verhaltensweisen zu deuten.
Was verstehst du unter "Deutung" ?
Ich sagte dann, dass ich eigentlich nichts gelernt hätte, da ich ja hier nur Sachen erzählen würde, die ich ohnehin schon wüsste.
Vermeidest du eventuell die "harten" Themen und wartest darauf, dass der Therapeut sie selbst herausfindet, indem er das, was du berichtest, "deutet" ?
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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_leer_
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Beitrag Di., 17.12.2019, 16:59

kaja hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 08:01Warum wechselst du nicht bzw. auf was wartest du da jetzt noch?
Es ist mittlerweile nicht mehr so, wie ich zu beginn geschrieben habe. Mittlerweile habe ich eigentlich das Gefühl, als wäre es ein vernünftiger Therapeutischer Dialog und ich fühle mich mittlerweile da auch so, als wäre mein Therapeut bei der Sache und ich habe auch mittlerweile das Gefühl, als hat er sich gut auf mich eingestellt und geht schon so mit mir um, wie ich es gut finde. Er stellt auch gute Nachfragen, aber er deutet halt nicht meine Erzählungen oder erklärt mir etwas, warum ich mich so oder so verhalte oder weshalb ich diese oder jene Gefühle haben könnte. Gut, manchmal kann ich schon einen Schnipsel aufsaugen, aber das ist bei weitem keine Deutung sondern nur, was ihm eventuell so beiläufig raus rutscht.
Abbruch ist eine Option, aber ich finde es auch schwer wieder eine gute Bindung an jemanden anderen zu bekommen. Eventuell kann mal hier jemand, der auch eine echte Analyse gemacht hat, mal berichten, wie es bei ihr/ihm ablief und nicht nur andeuten. Hier hat irgendwer gemeint, so richtig ging es erst nach der 30. Stunde für ihn los. Was genau ist da z.B. wirklich passiert usw.

Malia hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 16:41
dass mir geholfen wird meine Probleme und Verhaltensweisen zu deuten.
Was verstehst du unter "Deutung" ?
Als Beispiel (hat nichts mit meiner echten Situation zu tun): Wenn ich davon erzähle, dass mir immer kalt wird, wenn jemand Lacht, ich aber dann raus gehe aus der Situation und ich anfange zu zittern. - Wenn ich gar nicht weiß, worum es geht, hätte ich den Wunsch, dass mir der Therapeut zumindest eine Vermutung anstellt, weshalb mir erst kalt wird, wenn jemand Lacht und warum ich zittere, wenn ich die Situation verlasse.
Mein Therapeut versucht dann immer nur zu weiter zu fragen, was dann passiert oder woran mich das erinnert, womit ich es aus meiner Vergangenheit verknüpfe und ähnliches.

Malia hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 16:41
Ich sagte dann, dass ich eigentlich nichts gelernt hätte, da ich ja hier nur Sachen erzählen würde, die ich ohnehin schon wüsste.
Vermeidest du eventuell die "harten" Themen und wartest darauf, dass der Therapeut sie selbst herausfindet, indem er das, was du berichtest, "deutet" ?
Ich vermeide bewusst gar nichts. Also ich gehe mit der Einstellung zur Therapie, dass ich alles auf den Tisch packe, was mich belastet. Was noch im Unterbewusstsein schlummert, das kann ich nicht sagen. Ich würde mir halt wünschen, dass ich mal auf mehr stoße als immer nur das zu erzählen, was ich zwar weiß, aber zu dem ich halt nicht weiß, warum ich mich dort so verhalte oder weshalb dort bestimmte Gefühle ausgelöst werden. Mir fehlt halt die Erklärung, warum ich bestimmte Gefühle, die mich stören habe und warum ich bestimmte Situationen immer wieder erlebe. Hier rauf wird mir keine direkte Antwort gegeben oder mal ein Hinweis, den ich bisher als solchen erkannt habe.

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lisbeth
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Beitrag Di., 17.12.2019, 17:44

Hallo _leer_,
_leer_ hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 07:43 dass wir ein Thema hatten, was mein Therapeut interessant fand, da ich den Eindruck hätte, als würde er so reagieren, als würde ich eine Erkenntnis gehabt haben bzw. er endlich Mal was hören, woraus er etwas verknüpfen kann.
Merkst du was? Du verlierst dich hier in deinen Mutmaßungen. Du hattest den Eindruck, als würde er so reagieren, als ob xyz. Sprich darüber! Dass du diesen Eindruck hast, dass er xyz oder abc. Und sprich darüber was das mit dir macht. Macht dir das Angst? Freust du dich drüber? Wunderst du dich? Ärgerst du dich? Fragst du dich überhaupt, ob deine Mutmaßungen stimmen? Du machst sie zur Basis deines Handelns, aber weißt ja gar nicht, ob sie zutreffen...

In einer Analyse liegt die Arbeit hauptsächlich bei dir selbst. Du scheinst immer noch die Lösungen für deine Probleme vom Analytiker zu erwarten (in Form von Deutungen oä). Auch das kann spannend sein sich das mal genauer anzuschauen, warum du die Lösung deiner Probleme "von außen" erwartest oder wünschst. Aber die "Lösung" wird er dir trotzdem nicht auf dem Silbertablett präsentieren, sorry.

Warum "brauchst" du diese Analyse deines Verhaltens? Was gibt es dir? Sicherheit? Orientierung? Das Gefühl, dass du etwas "richtig" machst? (bzw. was du anders machen "solltest"?)
_leer_ hat geschrieben: Di., 17.12.2019, 16:59 Er stellt auch gute Nachfragen, aber er deutet halt nicht meine Erzählungen oder erklärt mir etwas, warum ich mich so oder so verhalte oder weshalb ich diese oder jene Gefühle haben könnte.
Was würde dir das nützen? Was würde das an deinen Problemen, die dich in die Therapie geführt haben, ändern?

In der Analyse geht es - grob vereinfacht gesagt - darum, dass du mit dir selbst in Kontakt kommst. Mit deinen innersten Wünschen, Bedürfnissen, Sehnsüchten. Mit den Dingen, die du dir selbst gegenüber schon kaum zugeben magst, weil du dich dafür schämst oder weil es so schmerzlich ist. Wenn du dich ständig an den anderen (dem Analytiker bzw anderen Personen in deinem Umfeld) orientierst, wird es aber schwierig, diesen Kontakt zu dir selbst zu finden. Was der Analytiker macht: Er gibt dir Hilfestellung auf diesem Weg zu dir selbst. Aber er wird diesen Weg nicht für dich gehen. Das musst du schon selbst machen.

Kannst du über diese innersten Sehnsüchte reden? Kennst du sie überhaupt? Fang mal an, mit dem Analytiker darüber zu sprechen. Oder auch über deine Mutmaßungen, was du glaubst dass der Analytiker in einer bestimmten Situation denken könnte(!). Und höre auf, dich daran zu orientieren, was passieren "sollte", egal ob das "Deutungen" sind oder dass es erst nach Stundenzahl xy "richtig" losgeht mit dem Prozess. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Dinge dann auch anfangen in Bewegung zu setzen. Vielleicht sogar schneller als dir lieb sein mag.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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