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mio hat geschrieben: ↑Di., 07.05.2019, 18:04
Sie sind nicht selbstfürsorglich im gesundheitlichen Sinne, aber sie fallen in den Bereich der Eigenverantwortung.
Inwiefern handelt denn der Raucher eigenverantwortlich, wenn er sich seinen Lungenkrebs von einem Arzt behandeln lässt, den natürlich die Gemeinschaft zahlen soll?? Und vllt. dann immer noch mit der Kippe im Hals weiter qualmt... Also wo übernimmt der Raucher hier die Verantwortung für die Folgen seines Konsums?
Eigenverantwortlich qualmen können und der Arzt soll es dann richten...
Liebe Grüße
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf« (alte Weisheit)
stern hat geschrieben: ↑Di., 07.05.2019, 19:24
Traumabearbeitung wird doch in vielen Fällen sogar als kontraindiziert angesehen. Also ich habe öfters mitbekommen, dass Therapeuten das ablehnten, obwohl der Patient das wollte als dass Therapeuten dazu drängten und Patienten sagten, möchten wir lieber einen lassen.
??? Also was hat den jetzt die Frage nach Traumakonfrontation ja/nein mit der Frage nach Eigenverantwortung zu tun? Da komme ich allmählich nicht mehr hinterher... Ich kann mich für Traumakonfrontation entscheiden und dies im Bewusstsein der Eigenverantwortung tun, in dem ich mich nicht zu etwas drängen lasse und mir bewusst bin, dass ich ggf. Konsequenzen einer missglückten Konfrontation z.B. in Form von Intrusionen, Panikattacken o.ä. tragen muss oder ich kann die Eigenverantwortung ablehnen, indem ich sage, der böse Therapeut hat mich dazu gedrängt, weil er total inkompetent ist und genauso kann ich mich eigenverantwortlich gegen eine Traumaexposition entscheiden, in dem ich selbst die Verantwortung für meine Entscheidung und die evtl. daraus resultierenden Konsequenzen, z.B. dass ich vielleicht mein Leben lang mit den Symptomen leben muss, übernehme. Genauso kann ich mich aber gegen die Eigenverantwortung wehren, indem ich sage, der Therapeut muss ohne zutun dafür sorgen, dass es mir besser geht und wenn das nicht klappt, dann ist er inkompetent. Das eine hat also in meinen Augen nicht viel mit dem anderen zu tun...
It is better to have tried in vain, than never tried at all...
Nee, ich meinte das jetzt auch nicht so, dass ruhen lassen sich jetzt nur auf "Trauma-Nicht-Angucken" bezieht, sondern generelle Unwilligkeit irgendwas an sich oder der Situation zu verändern (sondern: das Außen sich sich für mich ändern, das Trauma macht, dass ich nicht weiterkomme, oder Ähnliches)
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Der Raucher raucht selbst. Er geht selbst zum Arzt um sich behandeln zu lassen.
Beides eigenverantwortliche Handlungen.
Er übernimmt die Folgen seines Konsums indem er die gesundheitlichen Kosten trägt. SEINE gesundheitlichen Kosten, nicht die Kosten die dem System dadurch entstehen. Das muss er auch nicht, weil das von System so nicht vorgesehen ist.
Für die blecht er allenfalls mit hohen Tabaksteuern, aber wo die dann landen? Eher nicht im Gesundheitssystem...
Und wenn der Arzt feststellt: Unheilbar! dann wird auch der Raucher nur noch "versorgend behandelt" und nicht mehr zu "therapieren" versucht. Ebenso wie der untherapierbare Psychotherapiepatient dann nur noch "versorgende" Leistungen erhält und keine heilenden mehr.
Außerdem stellt sich die Problematik der klaren Kausalität wenn Du bestimmte Erkrankungen die Folge eines bestimmten Verhaltens sein KÖNNEN aber nicht MÜSSEN (sondern auch unabhängig von diesem Verhalten auftreten können) staatlich sanktionieren wollen würdest. Von der zwischenmenschlichen Komponente mal abgesehen.
Raucher und Übergewichtige bzw. alle ungesund lebenden Menschen und so sind übrigens gaaaar nicht so teuer fürs System. Aufgrund ihrers geringeren Lebensdauerrisikos (das Wort gibt es so oder so ähnlich wirklich, meint schlicht sie werden im Schnitt weniger alt als gesündere Menschen) vermindern sich diese Kosten wieder.
Zuletzt geändert von mio am Di., 07.05.2019, 20:04, insgesamt 1-mal geändert.
Wobei... so easy ist das alles da auch nicht, ich habe letztens eine Doku darüber gesehen, wie Plastik die Hormone verändert, dass es zu Übergewicht führt - möglicherweise passiert das dann auch nicht nur einfach so durchs zu viel Essen. Aber rauchen muss echt nicht sein - auf 30 Zigaretten stirbt ein Baum!
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Und wenn der Therapeut bei einem eh schon instabilen Traumapatienten die Konfrontation ablehnt dann hat das fachliche Hintergründe (= therapeutische Verantwortung) und entspricht auch seinem Versorgungsauftrag. Er soll den Patienten ja nicht "instabiler" machen sondern "stabiler". Dh. diese Einschätzung ist vom Therapeuten zu treffen = seine Verantwortung.
Aber was das jetzt genau mit Eigenverantwortung zu tun haben soll ist mir auch schleierhaft? Der Patient der unbedingt konfrontativ arbeiten will kann sich dann zB. nach einer Klinik umsehen, die das anbietet und schauen ob er da eine entsprechende Behandlung bekommen würde.
Eigenverantwortung ist ja kein "Wunschkonzert" nach dem Motto der Wille des Patienten geschehe...
Philosophia hat geschrieben: ↑Di., 07.05.2019, 20:13
Aber rauchen muss echt nicht sein
Es muss so vieles nicht sein, aber so lange es darf darf es. Für mich muss rauchen zB. (durchaus auch leider, aber ich hab schon so viel versucht um aufzuhören und nichts hat dauerhaft funktioniert) scheinbar sein. Wirke ich eben meinem Lebenszeitrisiko entgegen, ich wäre im Alter eh arm und hätte nicht viel zu lachen.
Ja, ich weiß... das ist ja nicht so easy... mein Nachbar kann es auch nicht lassen... ach eig. alle meine Nachbarn...und ich will sie nicht sterben sehen, aber es wird passieren... das ist sicher, bei dem einen sogar sehr wahrscheinlich...
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Rauchen - einer der Süchte, die am meisten schöngeredet wird...
Als Eigenverantwortung oder Selbstverantwortung (auch Eigenverantwortlichkeit[1]) bezeichnet man die Bereitschaft und die Pflicht, für das eigene Handeln und Unterlassen Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet, dass man für das eigene Tun und Unterlassen einsteht und die Konsequenzen, etwa in Form von Sanktionen, dafür trägt.
Und das macht der Raucher eben insoweit nicht, wie Gesundheitskosten (als Konsequenz seines Konsums) die Allgemeinheit tragen soll bzw. ein Arzt dann retten soll, was zu retten ist.
Während der Traumapatient, der sich ritzt und dann versorgen lässt vermutlich wieder unter Generalverdacht steht, nichts verändern zu wollen...
Liebe Grüße
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf« (alte Weisheit)
Stern, Drogen werden ebenso wie andere Selbstverletzungen (sind ja auch welche) in der Traumatherapie als Versuch gesehen sich selbst zu helfen. Ein kompetenter Traumatherapeut würde deshalb dem Patienten auch keine Vorwürfe machen, aber durchaus versuchen mit ihm dran zu arbeiten wenn der Patient darunter leidet. Wenn das irgendwelche anderen "Behandler" anders sehen dann muss man eben damit leben. Und sich entsprechend positionieren.
Mir hat auch mal eine Ärztin im Praktikum mittels einer völlig überzogenen und nicht zutreffenden Diagnose/Behandlung (ich hatte schlicht eine akute, infektiöse Brochitis, was ich aber eben vorher noch NIE hatte und deshalb auch nicht kannte und sie hat NUR aufgrund der Raucherei COPD diagnostiziert und mich mit Asthma-Spray traktieren wollen, hab ich aber nur zwei Mal benutzt weil es eh nix brachte) Angst machen/zum Aufhören bewegen wollen.
Beim Lungenfunktionstest kam dann raus: Alles wunderbar soweit. Deren Chefin - also meine eigentliche Hausärztin durfte sich dann auch erst mal eine Beschwerde von mir anhören diesbezüglich. Patienten Krankheiten andichten die die gar nicht haben geht GAR NICHT und das Rauchen schädlich ist weiss ich selbst, da brauche ich keine "Man muss Dir nur genug Angst machen..." Mutti, sowas steht keinem zu.
stern hat geschrieben: ↑Di., 07.05.2019, 20:36
Und das macht der Raucher eben insoweit nicht, wie Gesundheitskosten (als Konsequenz seines Konsums) die Allgemeinheit tragen soll bzw. ein Arzt dann retten soll, was zu retten ist.
Stern, solange das gesetzlich so geregelt ist ist das vollkommen ok so.
Das ist kein Verstoß und hat auch mit "nicht eigenverantwortlich" nichts zu tun, Du vermischst da echt verschiedene Baustellen. Ich übernehme ja Verantwortung wenn ich krank werden sollte: Hab ich halt selbst verbockt. Und mach nicht die Werbung oder die Industrie oder die Gesellschaft oder mein Trauma verantwortlich. Ich krieg es nicht hin aufzuhören also muss ich halt damit leben (und eventuell auch daran sterben). Fertig.
Eigenverantwortung übernehmen bedeutet NICHT Verantwortung für Andere (in dem Fall die Gesellschaft) zu übernehmen. Wenn die Gesellschaft allerdings beschließen würde dass ich eine Behandlung nicht bezahlt bekomme dann müsste ich auch damit leben, aber solange das nicht so ist ist diese Behandlung mein gutes Recht.