Sie an den Feiertagen stören, unverschämt?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 00:33

spirit-cologne hat geschrieben: Mo., 04.02.2019, 00:30 Ich finde schon, dass die Freizeit der Therapeuten nur dann gestört werden sollte, wenn es einen wichtigen Grund dafür gibt.
Und ich finde ich kann das getrost der Verantwortung des Therapeuten überlassen, der entscheidet über "Ja, ist gerade ok für mich" oder "Nein, gerade nicht.". ;-)

Ein guter Therapeut kann für sich selbst sorgen, den Job kann ich also getrost abgeben und ich gebe wirklich nicht sooo viel ab. :)

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spirit-cologne
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 00:40

Ja klar ist das den Therapeuten überlassen, habe ich ja auch im Vorbeitrag so geschrieben, aber wundern kann man sich schon darüber und auch feststellen, dass manche Therapeuten offensichtlich doch nicht so gut für sich selbst sorgen können, was sich ja wie gesagt durch die hohen Burnout-Quoten auch indirekt bestätigt.
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mio
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 00:42

spirit-cologne hat geschrieben: Mo., 04.02.2019, 00:40 dass manche Therapeuten offensichtlich doch nicht so gut für sich selbst sorgen können
Sprichst Du da aus eigener Erfahrung?

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spirit-cologne
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 01:15

Ich arbeite in einem Job, in dem ich öfters mit psychisch kranken Menschen und auch ihren Therapeuten zu tun habe. Außerdem kenne ich einige Therapeuten privat. Und ja, in meinem Umfeld beobachte ich das des Öfteren, dass da nicht alle auf ihre Grenzen achten und es zu längeren Krankheitszeiten kommt. Was meine eigene Therapieerfahrung angeht, kann ich da nicht so mitreden, da ich bis auf gelegentliche Terminabsagen auf dem Praxis-AB noch nie mit einer meiner Therapeutinnen Kontakt außerhalb der Stunden hatte - war auch nie nötig.
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kaja
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 01:55

Es kann doch Ausnahmesituationen geben in denen so eine Rückmeldung per mail erbeten wird?
Der Therapeut zu dem ich gehe hat mich z.B. gebeten eine kurze E-Mail zu schicken ob ich die Prüfung bestanden habe.

Ich habe weder seine Handynummer, noch schreibe ich seitenlange Mails und angerufen habe ich ihn auch noch nie.
Fehlende Abgrenzung kann ich da nicht entdecken, zu mal das in seine reguläre Arbeitszeit gefallen ist.
After all this time ? Always.

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spirit-cologne
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 02:20

kaja hat geschrieben: Mo., 04.02.2019, 01:55 Es kann doch Ausnahmesituationen geben in denen so eine Rückmeldung per mail erbeten wird?
Der Therapeut zu dem ich gehe hat mich z.B. gebeten eine kurze E-Mail zu schicken ob ich die Prüfung bestanden habe.

Ich habe weder seine Handynummer, noch schreibe ich seitenlange Mails und angerufen habe ich ihn auch noch nie.
Fehlende Abgrenzung kann ich da nicht entdecken, zu mal das in seine reguläre Arbeitszeit gefallen ist.
Kaja, darum geht es ja nicht, erstens ist es, finde ich, was anderes, wenn es um das Erreichen eines wichtigen Therapieziels in Form der Beendigung einer Krise geht, da haben ja beide lange darauf hin gearbeitet und das betrifft somit beide, weil da wahrscheinlich auch der Therapeut auf heißen Kohlen sitzt und mitfiebert, ob alles geklappt hat. Außerdem habe ich ja geschrieben, dass ich eine kurze Email auch ansonsten völlig in Ordnung finde, bei Seanna, auf die ich mich bezog, ging es aber um Emails von 3 bis 10! Seiten Länge und mögliche Anrufe bei der Therapeutin, auch wenn gar nix is'. Das finde ich mit deiner Situation jetzt nicht unbedingt vergleichbar. Aber natürlich gibt es auch immer Ausnahmen und vielleicht gibt es ja auch da irgendwelche konkreten Gründe, warum das so notwendig und angemessen ist, aber zunächst erscheint es mir schon ungewöhnlich.
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Philosophia
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 06:16

Ich finds einfach nur daneben und zu viel, welche Überraschung, dass ich das schreibe. Aber in unserer heutigen Gesellschaft, wo immer alles verfügbar ist, wird das wohl auch immer normaler für den Therapeutenkörper, mehr ist er ja nicht. Freizeit - iwooo, hat der nicht nötig. 3-10 Seiten lange Mails zwischendrin lesen, das kann man ja mal morgens nebenbei aufm Klo machen. Angemessen fänd ich z.B., dass im Falle einer solchen E-Mail dann eine Präsenzstunde verrechnet wird, wenn so eine E-Mail mal sein muss. Wo ist bloß das Bewusstsein, den anderen als Privatperson zu schätzen? Und außerdem - ein ausgebrannter Workaholic-Therapeut wird nicht so gut behandeln können wie ein erholter - nur mal der Gedanke für alle diejenigen, die sowieso nur an ihr eigenes Leid denken...
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Gedankentanz
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 08:57

Philosophia hat geschrieben: Mo., 04.02.2019, 06:16 - nur mal der Gedanke für alle diejenigen, die sowieso nur an ihr eigenes Leid denken...
Aber geht es in der Therapie nicht auch ein bisschen darum, endlich mal auf sein eigenes "Leid" zu schauen? Sich mal ganz auf sich zu konzentrieren und zu vertrauen dass der Andere weiß was er da macht?
Ganz salop, das Kind agiert, fordert, macht und das Elternteil passt auf, dass nichts aus dem Ruder läuft und setzt die nötigen Grenzen. Wird von einem Kind erwartet, dass es rücksicht auf die Eltern nimmt? Oder ist es nicht vielmehr die Aufgabe der Eltern zu sagen, "Du, so geht das nicht." Abgrenzen will gelernt sein, wer geht da mit gutem Beispiel voran? Therapeut oder Patient 🤔.
Laut gedacht....
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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Anna-Luisa
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 09:17

Gedankentanz hat geschrieben: Mo., 04.02.2019, 08:57 Ganz salop, das Kind agiert, fordert, macht und das Elternteil passt auf, dass nichts aus dem Ruder läuft und setzt die nötigen Grenzen. Wird von einem Kind erwartet, dass es rücksicht auf die Eltern nimmt?
Tatsächlich erwarte ich das von meinen Kinder, ja. Natürlich lege ich als Maßstab das Alter und den Entwicklungsstand an. Und wenn ich krank im Bett liege, erwarte ich, dass sie nicht laute Musik aufdrehen. Sondern mir z.B. vielleicht ein Glas Saft bringen o.ä.

Klar: Grenzen setzen ist, natürlich, trotzdem erforderlich. Aber einen Patienten würde ich auch nicht als Kind ansehen. Ich habe den Eindruck, dass das fiktive innere Kind oft umso mehr aufdreht, desto mehr Beachtung es als vermeintlich reale Person bekommt.

Trotzdem ist es natürlich nicht verboten, zu versuchen mit dem Therapeuten in Privatkontakt zu treten. Da müssen diese eben Grenzen setzen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Gedankentanz
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 10:05

Anna-Luisa hat geschrieben: Mo., 04.02.2019, 09:17
Gedankentanz hat geschrieben: Mo., 04.02.2019, 08:57 Ganz salop, das Kind agiert, fordert, macht und das Elternteil passt auf, dass nichts aus dem Ruder läuft und setzt die nötigen Grenzen. Wird von einem Kind erwartet, dass es rücksicht auf die Eltern nimmt?
Tatsächlich erwarte ich das von meinen Kinder, ja. Natürlich lege ich als Maßstab das Alter und den Entwicklungsstand an. Und wenn ich krank im Bett liege, erwarte ich, dass sie nicht laute Musik aufdrehen. Sondern mir z.B. vielleicht ein Glas Saft bringen o.ä.
Aber erwartest du das von deinen Kindern, von vorne herein? Oder hast du ihnen, beim ersten mal Krank sein, als sie im entsprechenden Alter waren, gesagt, was du in der Situation von ihnen erwartest?
Es ist ja alles ein Lernprozess.
Ich sehe da die Hauptverantwortung beim Therapeuten. Wenn er es anbietet, ist es an ihm die Grenzen zu wahren. Sollte ich da nicht vertrauen dürfen?
Für mich liegt die Verantwortung für den Patienten darin, das Angebot nicht auszunutzen und sich an die damit verbunden Grenzen und Regeln zu halten.
Subjektiv gesehen....
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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Anna-Luisa
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 10:16

Gedankentanz hat geschrieben: Mo., 04.02.2019, 10:05 Aber erwartest du das von deinen Kindern, von vorne herein? Oder hast du ihnen, beim ersten mal Krank sein, als sie im entsprechenden Alter waren, gesagt, was du in der Situation von ihnen erwartest?
Ja, die Verantwortung sehe ich beim Therapeuten. Von dem Patienten, der, inneres Kind hin oder her, erwachsen ist, würde ich schon Rücksichtsnahme erwarten. Auch wenn ich sie natürlich nicht einfordern kann.

Ein Lernprozess findet ja (um bei dem Beispiel zu bleiben) nicht erst statt, wenn ich krank im Bett liege. Sie sehen, dass ich bei ihnen am Bett sitze und sie möglichst verwöhne, wenn SIE krank sind. Oder ihnen einfach so einen Gefallen tun möchte, und ihnen heißen Kakao mache. Sie lernen ja quasi an dem, was sie in ihrer Familie sehen. Beide wollten sich schminken, als sie mich mit Make-up hantieren sahen, versuchten meine Kleider anzuziehen, oder mir beim putzen zu "helfen". Bis daraus eine echte Hilfe wurde dauerte es natürlich, erstmal wAr es ein Mehr an Arbeit für mich.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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stern
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 10:16

Eine Art Hotline für "Ich halte den Druck nicht aus" lehne ich jedoch vollkommen ab. Dafür habe ich Medikamente und soll die Methoden, die ich über die Jahre gelernt habe. "Externe Lösungen" wie Therapeutenkontakt lehne ich strikt ab, da sie nicht nachhaltig sind, mich kein Stück weiter bringen, abhängig machen und darüber hinaus es sowieso nie "genug" sein würde, da bei Traumaklienten eh immer ein essentieller innerer Mangel herrscht.
? Für welche Fälle ist dann das intensive Helfernetz erforderlich?

Oder was wäre ein dringender Fall bzw. Notfall?

Mails von 3-10 Seiten sind der Hammer. Kann man darauf überhaupt inhaltlich eingehen? Oder ist das nicht doch eine externe Emotionsregulierung?
Liebe Grüße
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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Ophelia12
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 10:31

Spirit, ist das wirklich so das Therapeuten Telefonate nicht abrechnen können?
Meine Therapeutin und ich haben, als ich nicht vor die Tür kam, telefoniert und so quasi die Therapiestunde verbracht. Das war jetzt kein Anruf zwischen Tür und Angel sondern zu der Zeit wo ich hätte bei ihr sein sollen telefoniert.
Bin jetzt etwas erstaunt. Dann würde ich ihr nämlich das Honorar zahlen wollen.


Waldschratin
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 11:08

Stern hat geschrieben:Mails von 3-10 Seiten sind der Hammer. Kann man darauf überhaupt inhaltlich eingehen? Oder ist das nicht doch eine externe Emotionsregulierung?
Ja, natürlich ist das externe Emotionsregulierung. Könnte man es schon selber, bräuchte man doch gar nicht erst Therapie. Also warum soll das per se "was Schlimmes/Ungehöriges" sein?

Anna-Luisa hat geschrieben:Ja, die Verantwortung sehe ich beim Therapeuten. Von dem Patienten, der, inneres Kind hin oder her, erwachsen ist, würde ich schon Rücksichtsnahme erwarten. Auch wenn ich sie natürlich nicht einfordern kann.
Und wenn "Rücksichtnahme" eben das größte Problem des Klienten ist, das es gilt, in der Therapie anzugehen?

Ich bin jetzt auch kein Fan von solchen Ausuferungen, aber das kann im Einzelfall durchaus sinnvoll bis heilsam sein, je nach Problematik und Entwicklungsstand.

Ich für mich sehs auch so, wenn ein Therapeut gar zu viel zulässt, dann hat er selber auch was davon und es geht ihm nicht nur um den Klienten. Mit "Struktur geben" hat es dann jedenfalls immer weniger zu tun, je "umfassender" der sich zur Verfügung stellt.

Aber es kommt ja auch sehr auf zunächst mal die Therapieart an. Analyse z.B., da ist es für mein Empfinden schon ein Ding des Unsinns, tatsächlich DREI Mal die Woche da hinzudackeln und zu reden. Aber das ist MEIN Empfinden, einem anderen hilft das halt.
Und dann kommts auf die jeweilige Persönlichkeit des Theras an. Was dem einen zu viel, mag dem anderen grade gut liegen.

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Gedankentanz
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Beitrag Mo., 04.02.2019, 11:17

Ich finde es schwierig, mir anzumaßen über richtig oder falsch zu "urteilen"
Besteht da nicht die Gefahr der Verunsicherung? Da sind Patient und Therapeut, die, zumindest gehe ich davon aus, gemeinsam eine Entscheidung getroffen haben. Jeder mit Blick auf sein können, Bedürfniss und seine Möglichkeiten.
Da entsteht eine therapeutische Beziehung zwischen zwei Individuen, eine einmalige Konstellation, die optimistisch betrachtet heilsam sein soll.
Freud und wie sie alle heißen, haben ihre Theorien aufgestellt, getestet und in die Welt entlassen. Sie sind aber kein festes Gesetzt, sondern Hilfestellungen, Richtlinien, Leitlinien.
Was für den Einen klappt, ist für den Anderen schädigend.
Der eine braucht und wünscht den Kontakt, der Andere findet es furchtbar.
Was aber jeden einzelen gut tut und weiter hilft, vermag ich nicht zu beurteilen. Weder die Seite des Patienten noch die des Therapeuten.
In der Therapie geht's um Vertrauen, wenn nicht da wo sonst.
Und ganz zum Schluss sind wir alle Menschen, mit unseren guten, wie auch schlechten Seiten und Entscheidungen.
Also sagt mir der Therapeut, für ihn ist der Kontakt unter Einhaltung dieser oder jener Regeln ok, dann sollte ich darauf vertrauen dürfen.
Subjektiv gedacht....
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