Beziehung zur Therapeutin / Psychoanalyse

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Montana
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 19:44

Wahrscheinlich war sie nicht streng, sondern ernst. Dir ging es schlecht, und zwar richtig, und du warst nicht in der Lage, heil nach Hause zu kommen. Sie wird sich gesorgt haben. Sie musste schnell entscheiden, was zu tun ist. Meine erste handfeste Dissoziation während der analytischen Therapie hat meinen Therapeuten, obwohl er von dem Problem wusste, aus der Fassung gebracht. Mein erster Therapeut sagte einmal, ich würde damit meine Umwelt in Schrecken versetzen. Außenstehende, die von unserem inneren Erleben in dem Moment ja nichts mitkriegen, fühlen sich extrem verunsichert und hilflos. Wenn es uns nicht schnell wieder besser geht, müssen sie Hilfe rufen. Und womöglich hat sie noch Schuldgefühle gehabt, weil sie es nicht hat kommen sehen. Natürlich war das unnötig, aber sie ist ja ein Mensch. Als sie sich wieder gefangen hatte, konnte sie wieder so sein wie du sie kennst.

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wandermaus123
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 19:47

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 19:39
wandermaus123 hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 18:33 Uschi, d.h. du bist dann nicht mit Auto heim gefahren, weil sie das für keine gute Idee hielt?

Meine Therap. sagt dazu gar nix. Ich komme quasi allein damit klar und wie ich nach Hause komme, entscheide ich allein.
Doch, bin ich dann. Aber ja erst später.
Sie ließ mich so nicht los. Ich sagte, ich müsse zur Kita, aber sie sagte, wir seien uns ja wohl einig, dass ich da heil ankommen muss. Und dann nahm eben das weitere Desaster seinen Lauf.
Sie versuchte mit mir zu reden, holte mir trinken, essen, verschwand, kam wieder, wollte meinen Blutdruck messen, ich kam dann ja mit und dann kamen wir doch noch ins Gespräch und dann besserte sich der Zustand und dann entließ sie mich. Ich hatte die letzte Stunde vor ihrer Mittagspause, zum Glück. Wie furchtbar, wenn da n anderer Patient gekommen wäre...
Ich staune.
Meine lässt mich damit allein. Null Aufmerksamkeit. Es fühlt sich wie Vernachlässigung.

Wie fühlte es sich für dich die Aufmerksamkeit zu bekommen? Schämst du dich womöglich dafür, dass du dich nach Aufmerksamkeit sehnst?

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Pianolullaby
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 20:06

Bei mir würde sich die Scham nur noch mehr steigern, wenn ich das nicht zeitnah klären könnte.
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 20:30

Montana hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 19:44 Wahrscheinlich war sie nicht streng, sondern ernst. Dir ging es schlecht, und zwar richtig, und du warst nicht in der Lage, heil nach Hause zu kommen. Sie wird sich gesorgt haben. Sie musste schnell entscheiden, was zu tun ist. Meine erste handfeste Dissoziation während der analytischen Therapie hat meinen Therapeuten, obwohl er von dem Problem wusste, aus der Fassung gebracht. Mein erster Therapeut sagte einmal, ich würde damit meine Umwelt in Schrecken versetzen. Außenstehende, die von unserem inneren Erleben in dem Moment ja nichts mitkriegen, fühlen sich extrem verunsichert und hilflos. Wenn es uns nicht schnell wieder besser geht, müssen sie Hilfe rufen. Und womöglich hat sie noch Schuldgefühle gehabt, weil sie es nicht hat kommen sehen. Natürlich war das unnötig, aber sie ist ja ein Mensch. Als sie sich wieder gefangen hatte, konnte sie wieder so sein wie du sie kennst.
Hm, ja, stimmt. Sie wirkte wirklich erschrocken. Sowas kennt sie von mir ja nun auch gar nicht. Nicht im Entferntesten. Ich bin immer sehr gefasst und stark, wobei das nicht bewusst gesteuert ist. So oft habe ich mir gewünscht, dass bei ihr mal Emotionen hoch kommen. Mehr als ein Anflug war da nie und der wird sofort (unbewusst/unkontrolliert) wieder unterdrückt. Letztens sagte sie mir, dass ich das so gut mir aller Kraft unterdrücke (ging um "mir ist zum Heulen zumute") und ich sagte: Nein, ich unterdrücke nichts! Das passiert einfach. So kennt sie mich...
Das war dann natürlich gestern ein krasser Gegensatz zu all dem vorher bekannten.
Bis vor wenigen Stunden habe ich noch gedacht: Hätte ich ihr doch tschüß gesagt. Wenigstens das, dieses eine Wort. Was ja nicht ging. Stumm gab ich ihr die Hand und ging und sie rief mir hinterher, ob ich nicht mehr mit ihr spreche und ich stand da, kurz vor der Haustür, fast draußen, taumelte etwas an die Wand während ich "doch" murmelte und sie kam dann hinterher und fragte, was los sei und dieser Moment, der war so unangenehm. Zum einen weil ich seit Minuten nicht wusste, was los ist (auch all dieses Empfinden im Inneren, ich kann es nicht beschreiben, was da war, wie genau sich das anfühlte) und weil sie da neben mir stand, ich ihrem Blick auswich und nichts sagen konnte und ja wusste, sie erwartet eine Antwort. Und ja, da in dem Moment, da wirkte sie erschrocken und dann ließ sie mich nicht gehen und sagte, ich solle mich setzen, wozu ich auch nicht in der Lage war. Fragte, ob wir nochmal rein gehen wollen um zu reden, ja, das wollte ich, tief in mir, war aber weder in der Lage dies zu sagen, noch zurück zu gehen. Ich stand da absolut handlungsunfähig.
Ich wollte ja mit ihr reden. Aber es ging nicht und da wünschte ich mir, dass sie irgendwas tut, damit es geht.
Als sie mich dann alleine dort sitzen ließ, fand ich das auch nicht gut. Fühlte mich verlassen. Aber ja, aus neutraler Sicht: Was hätte sie denn tun sollen, wenn ich regungslos und sprachlos dort stehe/sitze.
Sie war ja auch machtlos in dem Moment und ja, vielleicht war das für sie auch nicht einfach. Und ja, sie ist auch nur ein Mensch. Trotzdem war es schwierig für mich, weil ich halt das Gefühl hatte, sie mache mich verantwortlich für all das und wäre "beleidigt" oder so. Ja, so fühlte es sich an. Das war sehr schlimm für mich :(
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Philosophia
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 20:39

Besprich am besten all diese Gefühle mit ihr - und zwar am Montag. Da sind sehr viele Vermutungen, was sie da nun gedacht hat - ob das alles so wahr ist, wage ich zu bezweifeln. Du warst so sehr in deiner Gefühlswelt und deinem Schrecken, dass du sie womöglich gar nicht recht wahrnehmen konntest.
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Philosophia
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 20:42

Dass du jetzt denkst, sie könnte denken, dass du ihr was vorgespielt hast, liegt sicher daran, dass du dich noch schuldig fühlst, weil du so was früher wirklich gemacht hast. Sie hätte gemerkt, wenn du ihr was vorgespielt hättest und wäre dir dann sicher nicht hinterher gelaufen, weil es das Dümmste wäre, was sie hätte tun können, wenn du sie anlügst - na ja, sie hätte dich dann bestimmt konfrontiert. Aber so war es ja nicht.
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Philosophia
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 20:43

Mal eine andere Frage: Was hättest du dir gewünscht, was sie tut, anstatt dich allein sitzen zu lassen? Was wäre deine Phantasie diesbezüglich?
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 20:47

wandermaus123 hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 19:47 Ich staune.
Meine lässt mich damit allein. Null Aufmerksamkeit. Es fühlt sich wie Vernachlässigung.
Sie hat mich ja auch allein gelassen. Ich war zwar noch in ihren Räumlichkeiten, aber sie ging zurück ins "Sprechzimmer" und ich saß da, allein mit meinem grausamen Zustand.
Aber stimmt schon, wenn ich das von dir lese, so hat sie mich ja nicht wirklich allein gelassen (nur in Ruhe gelassen), sie hat mich so nicht gehen lassen, hat ganz streng gesagt, sie will, dass ich dort noch sitzen bleibe.
Letztendlich, sie war ja da, nur einen Raum nebenan. Fühlte sich trotzdem mies an.
wandermaus123 hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 19:47 Wie fühlte es sich für dich die Aufmerksamkeit zu bekommen? Schämst du dich womöglich dafür, dass du dich nach Aufmerksamkeit sehnst?
Ja, genau. Dafür schäme ich mich sehr! Und weil es zusätzlich noch in mir geistert, dass sie hätte annehmen können, ich tue dies absichtlich, gespielt, schäme ich mich umso mehr, weil ich dann mit solchen abstrusen Mitteln um Aufmerksamkeit gebettelt habe.
Aber ich weiß ja, dass es nicht absichtlich war. Ich war selbst erstaunt und erschrocken über diesen Zustand, denn so etwas kenne ich nicht. Im Ansatz, ja, aber nicht so heftig!
Wie es sich anfühlte, die Aufmerksamkeit, nun, da muss ich wieder sagen: In dieser Zeit, wo wir da im Warteraum waren, wo wir nicht zueinander kamen, da wünschte ich mir mehr/andere Aufmerksamkeit. Sie gab mir nicht das, was ich in dem Moment brauchte (ich weiß nicht, was es war, dass ich mir wünschte)
Als wir dann wieder reden konnten, da war sie ganz bei mir. Sie hat mir ja auch geholfen, ins reden zu kommen. Das war sehr hilfreich für mich. Sie gab an, dass mein Blutdruck zu hoch sei, fragte, was mich so aufregen würde und stellte dann gezielt Fragen (ist es, weil....) die es mir dann ermöglichten, in Bruchstücken zu reden. Und dann kam es aus mir raus, kurz und knapp, was ich zuvor bei all meinen Überlegungen, wie ich ihr erklären könnte, was in den letzten Tagen mit mir los ist, nicht in Worte zu fassen war. Es war dann plötzlich so einfach, weil nicht der Kopf es aussprach sondern es unter Tränen aus tiefstem Herzen kam. Und ich es direkt ohne Verharmlosung sagen konnte: Es ist nicht genug! Es reicht mir nicht. Dass ich mehr will und dass mir aber klar ist, dass sie mir nicht das geben kann, was ich brauche/was mir fehlt.
Und als das raus war, das war so eine Erleichterung und die Aufmerksamkeit die ich dann von ihr bekam, ja, die tat gut und das, obwohl sie mich mit der Realität konfrontierte ("Ja, das stimmt. Ich kann Ihnen nicht geben, was Ihnen fehlt. Das ist die Realität"), aber sie tat es sehr mitfühlend und betrauernd, deshalb war das OK und führte nicht zu noch mehr Schmerz.
Sie sagte dann noch mehr schöne Dinge, deshalb ging es mir dann besser, weil ich mich verstanden und angenommen fühlte.
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 20:49

Pianolullaby hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 20:06 Bei mir würde sich die Scham nur noch mehr steigern, wenn ich das nicht zeitnah klären könnte.
Darüber habe ich auch schon nachgedacht und vermutlich könnte das wirklich problematisch werden. Deshalb muss ich da wohl dringend hin am Montag. Gibt aber halt diese Stimme, die sagt: Wenn da paar Wochen Gras drüber wächst, ist es alles nicht mehr so schlimm.
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Montana
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 21:07

Ich hatte auch immer das Gefühl, ich könnte aus der Dissoziation herauskommen wenn ich nur genug wollte und das erzeugte Schuldgefühle. Und ich habe solche Dinge nie getan früher wie Wirbel-Uschi. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass die Dissoziation einen schützen und von allem fernhalten soll, aber wenn es Zeugen gibt erreicht man das Gegenteil. Und da bin ich dabei, was man dann tun soll um zu helfen. Ich persönlich möchte dann nicht angefasst werden, weil ich das als Übergriff empfinde, weil ich nicht nein sagen kann. Ich möchte am Liebsten allein gelassen werden, weil mich die Anwesenheit anderer unter Druck setzt. Das ist auch gar nicht ungewöhnlich, weil Menschen mit Dissoziation oft als Kinder Opfer von Übergriffen waren und Dissoziation als Strategie anzuwenden gelernt haben in Situationen, in denen weder Flucht noch Kampf möglich waren. Ich wurde schon Stunden in der Dissoziation festgehalten, weil ein Notarzt gerufen wurde und sie mich einfach nicht in Ruhe gelassen haben. Wegen sowas sind Therapeuten da sehr zurückhaltend. Das hat nichts mit mangelnder Empathie oder gar Bestrafung zu tun, im Gegenteil. Nichts zu tun und denjenigen in Ruhe zu lassen ist in der Situation das schwierigste was man tun kann.


mio
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 21:13

Ich habe mit meiner Therapeutin eine Vereinbarung wie sie mich dann anspricht, wenn das passiert.

Allerdings merkt man es mir meist nicht an, lebenslange Übung nehme ich mal an, ich funktioniere dann trotzdem wie eine Eins. Nur halt irgendwie "abwesend".

Meine schlimmste Erfahrung diesbezüglich war mal dass ich da wie taub sass. Ich hab einfach nichts mehr gehört. Das hätte sie allerdings nie mitbekommen, wenn ich es ihr nicht hinterher gesagt hätte (weil es mich total erschrocken hat).

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Wirbel-Uschi
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 21:26

Philosophia hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 20:39 Besprich am besten all diese Gefühle mit ihr - und zwar am Montag. Da sind sehr viele Vermutungen, was sie da nun gedacht hat - ob das alles so wahr ist, wage ich zu bezweifeln. Du warst so sehr in deiner Gefühlswelt und deinem Schrecken, dass du sie womöglich gar nicht recht wahrnehmen konntest.
Ja, das werde ich tun. Sofern es mir möglich sein wird. das sehe ich Montag. Ich bin schon mal froh, dass ich es geschafft habe, die Entscheidung zu treffen, ihr eben nicht jetzt schon abzusagen.
Philosophia hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 20:42 Dass du jetzt denkst, sie könnte denken, dass du ihr was vorgespielt hast, liegt sicher daran, dass du dich noch schuldig fühlst, weil du so was früher wirklich gemacht hast. Sie hätte gemerkt, wenn du ihr was vorgespielt hättest und wäre dir dann sicher nicht hinterher gelaufen, weil es das Dümmste wäre, was sie hätte tun können, wenn du sie anlügst - na ja, sie hätte dich dann bestimmt konfrontiert. Aber so war es ja nicht.
Vielleicht wirkte ich aber ja so, als würde ich es vorspielen? Ich war so unbeholfen... Also vielleicht hat sie gedacht, zu merken, ich würde was vorspielen? zumindest anfangs.
Ich meine, nichts mehr zu sagen, kann ja auch bewusst geschehen. Das hat sie ja bestimmt zunächst gedacht und erst hat sie mir ja nur hinterher gefragt, kam dann aber zu mir, ja, warum genau, was genau da war, das weiß ich nicht mehr, nur, dass mir schwindelig war, aber nicht richtig körperlich, sondern psychisch und ich die Nähe der Wand suchte. Kam mir in dem Moment aber auch so gespielt vor. Ich weiß ja überhaupt nicht, was da mit mir los war...
Und ob sie wirklich dann nicht hinterher gekommen wäre?!
Nein, konfrontiert hat sie mich mit nichts, nur immer wieder gefragt, was los ist und ob wir reden wollen aber dabei eben nicht wirklich sanft gewesen für mein Gefühl. Ich will ja gar nicht abstreiten, dass mich das trügt.
Irgendwo habe ich mal (was auch bzgl Analyse) gelesen, dass man manchmal meint, der andere verhält sich so und so, weil man es gewohnt ist, so behandelt zu werden nach gewissem eigenen Verhalten und man dann fest überzeugt ist, der andere reagiert gerade genau so, wie "damals die Mutter" (oder so) und es aber real gar nicht so ist...
Philosophia hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 20:43 Mal eine andere Frage: Was hättest du dir gewünscht, was sie tut, anstatt dich allein sitzen zu lassen? Was wäre deine Phantasie diesbezüglich?
Liebe Philosophia, das ist eine sehr sehr gute und ganz sicher sehr sehr wichtige Frage, die ich mir auch stelle.
Ich WEISS, dass ich mir was anderes wünschte. Mich nach was anderem sehnte. Aber wie das hätte aussehen sollen, das weiß ich nicht. Ich überlege seit Stunden, aber vermutlich wird mir der Kopf darauf keine Antwort geben.
Was hätte man (sie) anders tun können in so einer Situation? Vielleicht fehlen mir ein paar Beispiele, um die Antwort zu finden.
Vielleicht wünscht man sich in so einem Moment, berührt zu werden? Kann ich nicht bestätigen, will es aber nicht ausschließen. Bisher hatte ich nie irgendwelche Fantasien bzgl Sehnsucht nach Berührungen (umarmen, über den Arm streichen oder so), im Gegenteil, dazu ist sie mir dann doch zu "fremd" und überhaupt mag ich außer bei den Kindern keine Berührungen anderer Menschen. Aber wer weiß, was da unbewusst ist?!
Als sie mir Blutdruck gemessen hat und sich neben mich setzte, rückte ich minimal zur Seite und empfand es als sehr merkwürdig, befremdlich, als sie meinen Arm berührte, kenne ja nur das Hand geben.
Vielleicht, ja vielleicht ist es möglich, dass ich diese Sehnsüchte nicht habe(n) will, weil ich weiß, dass es nicht Teil der Therapie ist und sein darf und nie vorkommen wird und es mir deshalb im Vorwege verbiete?
Reine Spekulation des klugen Kopfes. Ich weiß es nicht. Ich spürte kein Bedürfnis nach Nähe oder Berührung.
Ich weiß, was mir geholfen hätte, wenn sie mich schneller dahin geleitet hätte. Also das habe ich oft bei ihr. Dass ich um den heißen Brei rede, ihr Brocken hinwerfe, in der Hoffnung, dass sie sahnt, worum es geht und SIE es ausspricht, dann muss ich das nicht tun, kann dann aber, wenn es ausgesprochen ist, drüber reden und es auch selbst aussprechen.
Ich hatte gen Ende der Stunde sowas gesagt. Dass sie ja nicht doof sei und sie ja sicher ahne, dass das etwas fehlt in meinen Erzählungen, dass ich etwas nicht ausspreche (sie hatte sowas zuvor selbst schon angemerkt). Weil ich es nicht aussprechen konnte. Ich will, dass sie das tut und ich dann erlöst bin und dann drüber reden kann.
Leider sagte sie daraufhin aber, dass die Stunde in 5 Minuten vorbei sei und dann begann ja alles. ich erstarrte und mein Blickfeld verschwamm und innerlich dieses komische Gefühl und dann wurde es ja immer schlimmer.
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Philosophia
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 21:31

Du kannst ihr all das sagen, es wird dir sicher helfen - genau, wie sie mir dir so gut umgegangen ist, als du ihr sagtest, dass es dir nicht reicht. Es hilft, wenn das alles einfach sein darf, auch wenns nicht erfüllt wird. Es war gut, dass sie mit dir ausnahmsweise länger gemacht habt, so dass du an diesen Punkt kommen konntest!
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wandermaus123
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 21:38

[quote=Wirbel-Uschi post_id=1048188

Respekt Uschi!!!
Du hast das bei ihr alles abgeladen was dir am Herzen lag. Noch dazu die richtigen Worte gefunden. Respekt! Sie wird dich jetzt noch mehr respektieren als Erwachsene Persönlichkeit.
Zuletzt geändert von wandermaus123 am Fr., 14.12.2018, 21:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Wirbel-Uschi
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 21:39

Montana hat geschrieben: Fr., 14.12.2018, 21:07 Ich hatte auch immer das Gefühl, ich könnte aus der Dissoziation herauskommen wenn ich nur genug wollte und das erzeugte Schuldgefühle. Und ich habe solche Dinge nie getan früher wie Wirbel-Uschi. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass die Dissoziation einen schützen und von allem fernhalten soll, aber wenn es Zeugen gibt erreicht man das Gegenteil. Und da bin ich dabei, was man dann tun soll um zu helfen. Ich persönlich möchte dann nicht angefasst werden, weil ich das als Übergriff empfinde, weil ich nicht nein sagen kann. Ich möchte am Liebsten allein gelassen werden, weil mich die Anwesenheit anderer unter Druck setzt. Das ist auch gar nicht ungewöhnlich, weil Menschen mit Dissoziation oft als Kinder Opfer von Übergriffen waren und Dissoziation als Strategie anzuwenden gelernt haben in Situationen, in denen weder Flucht noch Kampf möglich waren. Ich wurde schon Stunden in der Dissoziation festgehalten, weil ein Notarzt gerufen wurde und sie mich einfach nicht in Ruhe gelassen haben. Wegen sowas sind Therapeuten da sehr zurückhaltend. Das hat nichts mit mangelnder Empathie oder gar Bestrafung zu tun, im Gegenteil. Nichts zu tun und denjenigen in Ruhe zu lassen ist in der Situation das schwierigste was man tun kann.
Oh je, du musst da ja schon so einige heftige Zustände erlebt haben, das tut mir ja in der Seele weh beim lesen :(
Für mich was das Premiere und ja sicher hatte ich schon den einen oder anderen leichten dissoziativen Zustand aber eben nichts, wo jeder klar sagen würde: DAS war eine Dissoziation. Ich habe auch bisher geglaubt, weil ich es ja auch nie hatte, mich würde sowas nicht treffen und überhaupt sei das den "schlimmer kranken" vorbehalten. Klingt jetzt verrückt, aber ich glaube ich habe Schwierigkeiten anzunehmen, dass es eine war, weil ich denke, dass mir diese nicht zusteht, dass man mir auch nicht glauben könnte, sondern eben denken könnte, ich hätte es vorgespielt, ich übertreibe, ich betitele etwas als Dissoziation, was gar keine war, um mich wichtig zu tun (das ist heftig irgendwie, ist mir gerade bewusst geworden)

Bei mir war es sehr ambivalent. Ich erinnere mich gerade, dass ich zwischendurch dachte, sie solle mich in Ruhe lassen und ihr das auch gern gesagt hätte: "Lassen Sie mich einfach in Ruhe!" Andererseits ich mich aber ja auch nach etwas "bestimmten" (ich weiß ja nicht was, aber ich komme dem irgendwann auf die Spur!) von ihr sehnte und somit eigentlich bekümmert werden wollte statt in Ruhe gelassen. Nahm diese Zuwendung aber ja kaum an. Ihren Tee lehnte ich ab, mich hinzusetzen wehrte ich ab, mitzukommen um zu reden lehnte ich ab (dabei hätte ich mir so gern ein abschließendes, entlastendes Gespräch gewünscht).

Ich habe als Kind auch einen sex. Übergriff erlebt (durch meinen Vater :cry: ), jedoch kann ich mich nicht entsinnen, ansonsten je mit Dissoziationen zu tun gehabt zu haben, allerdings hatte ich dieses Erlebnis auch jahrelang verdrängt.
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