Nähegefühl lässt mich verzweifeln

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
KiwiKiwi
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 34
Beiträge: 69

Beitrag Fr., 16.03.2018, 09:29

Tristezza hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 08:59 Ich meine damit, dass vermeintliche Forderungen deiner Therapeutin eigentlich aus dir selbst kommen. Also dass du denkst, dass sie von dir verlangt, dass du ihr vertraust und dass du sie annimmst, obwohl das gar nicht der Fall ist. Weil du solche Forderungen vielleicht von deinen Eltern oder anderen Menschen kennst.
Sind es vermeintliche Forderungen wenn sie sagt: "Sie vertrauen mir nicht. Sie reden nicht genug. Nehmen Sie sich den Raum. Ich sehe wie es ihnen wirklich geht. Ja, für ihre Verhältnisse machen sie hier vielleicht viel..."

Ich fühle mich damit so unzulänglich. Ich weiss nicht was ich wie noch machen soll.

Ist es nur Einbildung, spielen meine Gefühle mir einen Streich? Habe ich eine verzerrte Wahrnehmung? Liegt es nur an mir?
Ich habe so dermaßen keine Ahnung und fühle mich hilflos....

Werbung

Benutzeravatar

Räbin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 163

Beitrag Fr., 16.03.2018, 09:29

Muss ich leider Philosophia recht geben, da läuft etwas nicht gut.

Ich empfinde es auch als aufdringlich, als ob Deine Grenzen verletzt werden/werden sollen und Du spürst das sehr sensibel. Kein Wunder, dass Du Dich fast schon wie in Trance fühlst...

Es geschieht etwas, was Du nicht willst - bleibt nur die Möglichkeit schnellstmöglich Deine Grenzen zu verteidigen oder so schnell wie möglich weg von ihr. Sorry, dass ich das so hart schreibe, da ist was zu viel und das muss sofort aufhören, wenn Du Deine psychische Gesundheit nicht gefährden willst.

Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2268

Beitrag Fr., 16.03.2018, 09:37

KiwiKiwi hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 09:29 Sind es vermeintliche Forderungen wenn sie sagt: "Sie vertrauen mir nicht. Sie reden nicht genug. Nehmen Sie sich den Raum. Ich sehe wie es ihnen wirklich geht. Ja, für ihre Verhältnisse machen sie hier vielleicht viel..."

Ist es nur Einbildung, spielen meine Gefühle mir einen Streich? Habe ich eine verzerrte Wahrnehmung? Liegt es nur an mir?
Nein, wenn sie das so gesagt hat, ist es natürlich keine Einbildung. Der größte "Hammer" wäre für mich allerdings, wenn sie wirklich gesagt hätte, dass du sie annehmen sollst. Das ist ein (z.T. sehr kindliches) Bedürfnis, die normalerweise ein Patient in Bezug auf die Therapeutin hat und ihr gegenüber natürlich auch äußern darf, aber nicht umgekehrt ...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
KiwiKiwi
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 34
Beiträge: 69

Beitrag Fr., 16.03.2018, 09:38

Philosophia hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 09:09 Nun...wenn sie so mit dir spricht, liebe KiwiKiwi, dann befeuert sie die Abhängigkeit aber auch ganz schön. Du sollst vertrauen, du sollst nehmen, sie weiß, wie es dir wirklich geht - ich könnte brechen, wenn ich das lese. Ich finde das unangemessen ausdringlich und intrusiv!
Und doch zweifle ich an meine eigene Wahrnehmung. Sie lässt mich oft an meine Gefühle und Denken zweifeln. Nicht das ich was gegen Denkanstöße hätte, aber wenn man sich dann mit seinem eigenen denken wie ein kleines Kind fühlt, ist es unangenehm.
Manchmal würde ich sie mir gerne " vom Leib reißen". Bildlich gesprochen...

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
KiwiKiwi
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 34
Beiträge: 69

Beitrag Fr., 16.03.2018, 09:44

Räbin hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 09:29 Ich empfinde es auch als aufdringlich, als ob Deine Grenzen verletzt werden/werden sollen und Du spürst das sehr sensibel. Kein Wunder, dass Du Dich fast schon wie in Trance fühlst...
Welche Grenzen darf ich setzen? Wenn ich sage "Es ist mir zu viel. Ich komme mit dem Gespräch gerade nicht klar." Sie mich dann kurz "in Ruhe" lässt das Gespräch dann aber wieder aufgreift. Verletzt sie dann meine Grenze oder ist es richtig was sie macht?

Benutzeravatar

Räbin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 163

Beitrag Fr., 16.03.2018, 09:46

Ein "Nein" ist immer ein "Nein", egal ob es sich um körperliche Grenzen oder psychische handelt. Wenn sie weitermacht, obwohl Du Stop sagst, dann verletzt sie Deine Grenzen.

Benutzeravatar

Räbin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 163

Beitrag Fr., 16.03.2018, 09:50

Wäre noch wichtig, fühlst Du Dich wie in Trance, wenn sie weitermacht, obwohl Du nicht mehr kannst? Das wäre eine typische Reaktion auf eine Grenzverletzung, egal ob körperlich/psychisch. Die Person, die nicht richtig in der Lage ist, sich zu wehren, greift zu dem Schutzmechanismus, sich "wegzubeamen", weil die Situation so unerträglich ist, dann tritt dieses Trance-ähnliche Gefühl auf.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
KiwiKiwi
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 34
Beiträge: 69

Beitrag Fr., 16.03.2018, 09:59

Räbin hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 09:50 Wäre noch wichtig, fühlst Du Dich wie in Trance, wenn sie weitermacht, obwohl Du nicht mehr kannst? Das wäre eine typische Reaktion auf eine Grenzverletzung, egal ob körperlich/psychisch. Die Person, die nicht richtig in der Lage ist, sich zu wehren, greift zu dem Schutzmechanismus, sich "wegzubeamen", weil die Situation so unerträglich ist, dann tritt dieses Trance-ähnliche Gefühl auf.
Ja, ich gerate sehr oft bei ihr, in einem Gefühl der Unwirklichkeit. Ich weiß dann zwar das ich real da sitze, aber fühle mich wie in einem Traum. Das fühlt sich ganz schlimm an. Ich muss mich konzentrieren gedanklich da zu bleiben und dann werde ich müde...

Ich weiß nicht ob das normal ist, dazu gehört. Es ist fast bei jeder Sitzung so...

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4650

Beitrag Fr., 16.03.2018, 11:17

Du liebe KiwiKiwi, jeder Mensch darf eine andere Art von Nähe und Distanz Bedürfnis haben. Und wenn du schon sagst, du würdest sie dir am liebsten vom Leib reißen, lese ich daraus nicht, dass es sich gerade stimmig für dich anfühlt. Sie hat dir ihre Art von Nähe nicht aufzuzwingen. Schon Blicke aus der Entfernung können unglaublich nah werden.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Benutzeravatar

Räbin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 163

Beitrag Fr., 16.03.2018, 12:18

Das Gefühl kenne ich leider aus eigener leidvoller Erfahrung, Kiwi. Das ist wirklich eine Grenzverletzung und Du musst Dich nicht für Deine Grenzen rechtfertigen/entschuldigen. Deine Grenzen sind zu DEINEM SCHUTZ und die sind ganz und gar richtig, so wie sie sind. Du siehst ja, was passiert, wenn es zu viel wird.

Das Gefühl der Unwirklichkeit ist ganz ganz furchtbar. Und das sollte am besten sofort aufhören.

Ich weiß nicht, was ich Dir raten soll, am liebsten würde ich sagen, sofort aufhören. Aber das wird nicht so einfach für Dich gehen, vermute ich. Wenn sie von dem Gefühl der "Unwirklichkeit" weiß und trotzdem weitermacht, kann ich leider überhaupt nichts Gutes über die Person sagen. Wenn sie es "nicht richtig schnallt", wäre es ein Versuch (obwohl ich da Bauchschmerzen habe, das zu raten), Dich selbst extrem darauf zu konzentrieren "Stop" zu sagen beim nächsten Mal und bei diesem "Stop" zu bleiben, es notfalls immer wieder wiederholen. Wenn sie diskutieren will, nicht diskutieren, wenn ich (ich sag's mal von mir) etwas nicht möchte, dann möchte ich das nicht, Punkt. Man lässt sich doch auch nicht von irgendjemanden überreden, gegen den eigenen Willen mit dem zu schlafen. Muss man da argumentieren, es ihm erklären oder sich entschuldigen?

Auch psychische Berührungen sind sehr intime Berührungen.

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4650

Beitrag Fr., 16.03.2018, 12:35

Das hat mich sehr berührt, liebe Räbin, wie du das beschrieben hast. Ich kenne so ein intrusives Verhalten leider auch. Das Schlimme ist, wenn man bis dato es nur so kennt und nicht wirklich weiß, dass das so nicht sein darf. Auch wenn das eigene Gefühl schon darauf hindeutet, dass es so nicht geht. Richtig nämlich: Du darfst fühlen, wie du magst - und wenn du dich bei ihr weit weg wohler fühlst, dann ist das so. Wenn sie das Bedürfnis nicht akzeptiert, auch wenn sie es gern anders hätte, ist das ... ja... takt- und empathielos.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
KiwiKiwi
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 34
Beiträge: 69

Beitrag Fr., 16.03.2018, 13:15

Philosophia hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 11:17 Schon Blicke aus der Entfernung können unglaublich nah werden.
Wenn sich unsere Blicke treffen, geht es mir durch Mark und Bein. Mir wird dann richtig übel. Es ist nur ein Blick aus der Entfernung und doch als wäre er tief in mir drin.
Ich kann deinen Satz total nachvollziehen...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
KiwiKiwi
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 34
Beiträge: 69

Beitrag Fr., 16.03.2018, 13:25

Räbin hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 12:18 Das Gefühl der Unwirklichkeit ist ganz ganz furchtbar. Und das sollte am besten sofort aufhören.
Wie bekomme ich das hin, das es aufhört? Denn mitlerweile zieht es sich durch meinem ganzen Alltag. Dieses unwirkliche Gefühl kenne ich auch aus meiner Kindheit, aber da hat es nie so lange angedauert. Jetzt geht es über Tage, nur selten sind die Momente in dem ich die Wirklichkeit als real erlebe und nicht durch eine Wolke. Das ist so furchtbar, denn ich habe wirklich liebe Menschen um mich rum und ich kann nicht mehr richtig zu ihnen, so fühlt es sich an.
In der Therapie spreche ich es an, wenn ich mich gerade wieder so fühle, aber sie macht nichts, wartet ab. Als ob ich mich selbst daraus befreien muss. Nur wie :-( ?

Räbin hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 12:18 Auch psychische Berührungen sind sehr intime Berührungen.
Oh, das stimmt so sehr. Es ist als würde sie bei mir blank liegende Nerfen berühren, sie erzeugen schmerzende Schwingungen die sich durch und durch ziehen. Ich bekomme Kopfschmerzen, mein Körper verkrampft, meine Gefühle sind wie eine Lawine.
Sie sieht es, sagt sie sieht wie es mich quält, doch ich kann nicht mehr, mein Kopf zieht zu, ich werde unwirklich...

Benutzeravatar

Räbin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 163

Beitrag Fr., 16.03.2018, 13:29

Kiwi, ich vermute, Dir fällt es schwer, Dir etwas zu "erlauben", weil Du vielleicht denkst, Du verletzt den anderen damit.

Du darfst Beziehung auch ablehnen, auch in der Therapie. Ein guter Therapeut kann damit umgehen (er wird es auch schon oft erlebt haben). Wenn Du das für Dich (innerlich) und vom Therapeuten aus "darfst", dann ist es eigentlich die richtige Basis für eine Therapie. Erst wenn ich nein sagen darf, kann ich auch ja sagen.
Und bei diesem ganz freiwilligen "ja" kann man sich erst richtig öffnen.

Da bist Du nicht "anders", das geht eigentlich jedem so.

Vielleicht ist das ja jetzt für Dich ein nächster Entwicklungsschritt, Deine Grenzen zu verteidigen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
KiwiKiwi
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 34
Beiträge: 69

Beitrag Fr., 16.03.2018, 13:34

Philosophia hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 12:35 Das hat mich sehr berührt, liebe Räbin, wie du das beschrieben hast. Ich kenne so ein intrusives Verhalten leider auch. Das Schlimme ist, wenn man bis dato es nur so kennt und nicht wirklich weiß, dass das so nicht sein darf. Auch wenn das eigene Gefühl schon darauf hindeutet, dass es so nicht geht. Richtig nämlich: Du darfst fühlen, wie du magst - und wenn du dich bei ihr weit weg wohler fühlst, dann ist das so. Wenn sie das Bedürfnis nicht akzeptiert, auch wenn sie es gern anders hätte, ist das ... ja... takt- und empathielos.
Ich kenne es aus meiner Vergangenheit. Mein Vater war ein sehr bestimmender, narzisstischer Mensch, meine Mutter hielt ihm dabei die Stange. Gefühle waren Tabu.
Oft fühle ich mich in der Therapie genau diesen Gefühlen der Machtlosigkeit ausgeliefert. Das Schreckliche, sie sind gleichzeitig wie eine Sucht.
Ich brauche meine Therapeutin und gleichzeitig möchte ich so weit weg wie nur möglich. Sie reißt die alten Wunden auf, daraus folgt Schmerz, doch dieser Schmerz ist mir gleichzeitig willkommen.
Wenn ich sie bitte, nicht in die Vergangenheit zurück zu gehen, sagt sie es wäre Wichtig. Ich glaube es ihr, aber kann nicht damit umgehen.

Bin ich so seltsam? Ich habe noch nie so sehr an mir gezweifelt wie jetzt.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag