Bindungstrauma und mehr...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Scout
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 21:47

Henryette hat geschrieben: Mo., 12.02.2018, 21:27 Diesem Wunsch jetzt ausgesprochen zu haben und damit zurückgewiesen worden zu sein hinterlässt irgendwie so ein Gefühl von: wofür das alles?! Als wäre es umsonst gewesen mich dahin zu quälen das zu sagen. Auch wenn ich natürlich weiß, dass es nicht so ist.
Ich glaube das ist das Schwierige in der Therapie. Ich bin da selbst noch am gleichen Punkt wie du. Es geht ja nicht darum, dass man Wünsche äußert und die dann erfüllt werden. Wie Solage schon weiter oben geschrieben hat, es geht nicht um Bedürfnisbefriedigung. Sonst geht man ja nur noch hin um sich das abzuholen, was man braucht, aber außerhalb der Stunden bleibt das Problem bestehen, verschlimmert sich womöglich noch.
Wie genau dieser Prozess des Besser und erträglicher werdens abläuft kann ich aber auch nicht sagen. Ich habe zumindest das Gefühl, dass ich jetzt, viele Monate nachdem das Thema in meiner Therapie das letzte Mal auf dem Tisch war etwas abgerückt bin von dem Wunsch. Klar hab ich diese Sehnsucht immernoch. Aber es beschäftigt mich nicht mehr so sehr, und ich zerfalle nicht bei dem Gedanken, dass es diesen Kontakt, den ich so gern haben würde nicht gibt (da gehört ja noch mehr dazu als reiner Körperkontakt). Aber auch das schwankt.
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CrazyChild
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 21:47

Vielleicht hat er nicht auf die Nachricht geantwortet um Dich mit diesem Thema nicht noch weiter anzuheizen.
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mio
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 21:49

Kannst Du Dich denn nicht von Deinem Mann trösten lassen? Also kann er nicht Deine Hand halten oder Dich einfach nur tröstend berühren? Oder ist Dir das bei ihm unangenehm derart "zu fordern" ohne sozusagen "zu geben"?

Vielleicht hilft es auch ein warmes Bad zu nehmen? Deinen Körper mit was schön duftendem, pflegendem sanft einzureiben? Oder eine kuschelige Decke in die Du Dich einhüllst? Eine Wärmflasche? Dich selbst umarmen?

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CrazyChild
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 21:58

mio hat geschrieben: Mo., 12.02.2018, 21:49 Dich selbst umarmen?
Ich habe bis heute nicht kapiert wie das gehen soll, sich selbst umarmen. Wie geht das ? Meine Thera sagt das auch oft, ich soll das machen. Hä ?? Ich habs probiert, die Arme um mich selbst geschlagen und kam mir extrem doof vor dabei. Und gebracht hat es nix. Gar nix. Oder hab ich da was falsch verstanden ?
LG, CrazyChild

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Krümmelmonster
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 22:03

Hallo CrazyChild, Sorry musste ich lachen. Stellte es mir Bildlich vor.
Zuletzt geändert von Krümmelmonster am Mo., 12.02.2018, 22:07, insgesamt 1-mal geändert.

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Scout
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 22:06

Mir hat in diesen akuten Sehnsuchtsphasen sehr oft geholfen alles aufzuschreiben. Immer wieder und immer die gleichen Dinge. Was ich mir wünsche, wie meine Idealvorstellung aussieht. Einige Male hat sich dabei tatsächlich so eine angenehme innere Wärme entwickelt, die ein bisschen geholfen hat.
Das für sich selbst sorgen und gut zu sich sein kam dann eher etwas verzögert, wenn der Wunsch nach Nähe nicht mehr ganz so stark ausgeprägt war. Und mir hat tatsächlich auch geholfen mir das Kind bildlich vorzustellen, das diese Wärme und diesen Kontakt braucht, den ich so sehr spüre und möchte. Vielleicht kannst du ja ebenfalls nach und nach "Ersatzrituale" finden, die dir dabei helfen?
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mio
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 22:09

CrazyChild hat geschrieben: Mo., 12.02.2018, 21:58 Ich habe bis heute nicht kapiert wie das gehen soll, sich selbst umarmen. Wie geht das ? Meine Thera sagt das auch oft, ich soll das machen. Hä ?? Ich habs probiert, die Arme um mich selbst geschlagen und kam mir extrem doof vor dabei. Und gebracht hat es nix. Gar nix. Oder hab ich da was falsch verstanden ?
Hast Du Dich dabei auch wirklich berührt? Also wirklich gespürt? (Sozusagen den "Druck/Halt" von außen der in Kontakt mit dem Druck von innen geht? Sorry, ich weiss nicht, wie ich das beschreiben soll, aber eben so, als ob Dich wer anders berühren würde, nur dass Du es eben selbst tust.)

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CrazyChild
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 22:14

Krümmelmonster hat geschrieben: Mo., 12.02.2018, 22:03 Hallo CrazyChild, Sorry musste ich lachen. Stellte es mir Bildlich vor.
Genauso hab ich mich auch gefühlt :lol: als ich das gemacht habe
mio hat geschrieben: Mo., 12.02.2018, 22:09 Hast Du Dich dabei auch wirklich berührt? Also wirklich gespürt? (Sozusagen den "Druck/Halt" von außen der in Kontakt mit dem Druck von innen geht? Sorry, ich weiss nicht, wie ich das beschreiben soll, aber eben so, als ob Dich wer anders berühren würde, nur dass Du es eben selbst tust.)
Ja. Also, ich habe mich halt selbst umarmt. Arme um sich selbst gelegt. Aber ganz ehrlich, es hat mir nix gebracht. Ich dachte auch ne zeitlang, das wäre im übertragenen Sinn gemeint. Aber offensichtlich ist es tatsächlich nicht im übertragenen Sinn gemeint. Ich kann damit nix anfangen. Schade eigentlich.
LG, CrazyChild

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mio
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 22:20

Vielleicht geht es einfacher, wenn Du mal ganz bewusst Deine Hand irgendwo auf Deinen Körper legst (also zB. auf den Bauch, Arm geht aber auch), am Besten wirklich Haut an Haut, und schaust, was körperlich passiert? Du wirst merken, wenn Du Dich wirklich nur auf die Berührung einlässt und alles ander mal "ausschaltest" DAS da was passiert. Das ist ne Ebene die eher energetisch (aber absolut nicht esoterisch) funktioniert. Es entsteht zB. Wärme, es kribbelt vielleicht, etc. pp. Entscheidend ist es wohl den "tatsächlichen Kontakt" wahrzunehmen. Wenn Du Dir ne Wärmflasche auf den Bauch legst dann merkst Du da ja auch was, warum also nicht bei Deinem eigenen Körper der sich sozusagen mit Deinem eigenen Körper kontaktiert? Deine Hand ist auch warm, Deine Arme haben Kraft. Und Dein Körper spürt das, wenn Dein Kopf ihm das nicht ausredet. Dem ist es nämlich wumpe woher der Reiz kommt....

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Scout
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 22:20

Das was du dazu geschrieben hast mio klingt nach "den Körper richtig spüren", wie z.b. beim autogenen Training, also sich voll darauf konzentrieren wie sich was anfühlt, wie z.b. der harte Boden, nur eben mit dem Druck, den man durch die eigene Umarmung spürt. Quasi so eine Art intensiveres Körper-spüren?
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mio
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 22:28

Scout hat geschrieben: Mo., 12.02.2018, 22:20 Das was du dazu geschrieben hast mio klingt nach "den Körper richtig spüren", wie z.b. beim autogenen Training, also sich voll darauf konzentrieren wie sich was anfühlt, wie z.b. der harte Boden, nur eben mit dem Druck, den man durch die eigene Umarmung spürt. Quasi so eine Art intensiveres Körper-spüren?
Ich hab nie autogenes Training gemacht, aber so wie Du es beschreibst meine ich es. Nur dass es eben "zweiseitig" ist. Also wenn ich mich selbst umarme, dann fühlen sowohl die "Arme/Hände" als auch der "Rumpf" sich gegenseitig. Und das kann schon gut tun und Entlastung bringen. Denn wie gesagt: Dem Körper ist egal woher der "Berührungsreiz" kommt, der kann den nicht wirklich "verorten", das macht der Kopf. Weshalb es wohl auch nix entspannenderes gibt als von 4 Händen gleichzeitig berührt zu werden (also so Massagetechnisch), da checkt der Kopf dann nämlich einfach gar nicht mehr woher das kommt und hört wohl damit dann auch auf es sich zu fragen.

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Henryette
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 22:34

Ich musste auch eben lachen. Schön, dass mich heute noch jemand zum Lachen bringen kann. Ich hab auch schon überlegt ob ich’s mir vielleicht einfach vorstelle, dass er meine Hand hält. Mir ist irgendwie die ganze Zeit noch so in den Sinn gekommen, warum es mir vielleicht noch so wichtig sein könnte: in meiner Familie gab es nie auch nur irgend eine zärtliche Berührung oder irgendwelche Herzlichkeiten. Bei uns war’s immer einfach nur kalt und Tod. Ich kenne es gar nicht wie es ist von einer Mutter oder einem Vater umarmt zu werden. Ich kenne es eigentlich nur ständig abgelenkt zu werden, im Stich gelassen zu werden und angeschrien zu werden. Neben den einigen Malen körperlichen Züchtigungen war halt seelischer Missbrauch an der Tagesordnung. Deshalb sind dieser Nachholbedarf und diese Neugier darauf vielleicht auch so unendlich groß. Mit meinem Freund ist es sehr kompliziert ... Da gibt es ja noch mein Problem mit der Nähe. :( Ich kann im Moment kaum Berührung von seiner Seite zu lassen. Das ist jetzt irgendwie so seitdem wir angefangen haben das Thema des Missbrauchs zu bearbeiten in der Therapie. Begonnen habe ich die Therapie mit dem Wissen von einem Mann und einem Missbrauch über eine längere Zeit. Inzwischen sind wir bei drei Männern gelandet, was es nicht unbedingt einfacher macht. Aber daran arbeiten wir schon seit zwei Monaten nicht mehr, aber besser wird es nicht mit der Nähe. Wir haben jetzt heute einen Termin gehabt bei einer Paarberatung. Die meinte wir gehören weiß Gott nicht zu den Leuten wo ist schlimm steht (Klingt jetzt vielleicht blöd aber sie meinte sehr lieb). Sie merkt, dass wir uns sehr gerne mögen und dass die Basis da ist es aber halt im Moment einfach sehr schwer ist auf beiden Seiten denn auch er bringt Probleme mit.
Da das ganze Thema und mein Weinen gegen Ende der Stunde passiert ist hab ich zwar ganz kurz erwähnt, dass es sich so anfühlt als wäre es umsonst gewesen, wir konnten aber darauf gar nicht mehr wirklich eingehen, vor allem auch deshalb, weil ich auch sagte, dass ich mir jetzt so lächerlich vorkomme deswegen zu weinen. Also zu weinen weil er diesen Wunsch nicht erfüllt
Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.
Martin Johannes Walser

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CrazyChild
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 22:41

Einmal in all den Jahren hat mich meine Thera umarmt. Ich weinte die ganze Stunde und sie kam noch mit runter. Ich war schon fast draussen ausm Treppenhaus, weinte immer noch. Da rief sie mir hinterher, Frau CC, würde es Ihnen helfen wenn ich Sie umarme? Ich hielt inne. Überlegte. Vielleicht, sagte ich. Ging zurück und sie umarmte mich. Ich heulte wie verrückt. Das alles passierte im Treppenhaus. Wenn das jemand gesehen hätte, der hätte sich wahrscheinlich gefragt, was denn da abgeht. Es hat mir in dem Moment geholfen. Wobei es auch ganz komisch war meiner Thera so nahe wie noch nie zuvor zu sein. Ich konnte das deshalb auch gar nicht richtig "geniessen", denn es war mir irgendwie auch peinlich. Na ja, nach ein paar Sekunden wars eh vorbei. Ich schaute sie an, sagte danke und bin gegangen. Das war das allereinzigste Mal in fadt 10 Jahren, dass sie das gemacht hat. Ich glaube, es wird auch nicht nochmal passieren. Es war tröstend und ich muss oft daran denken. So wie jetzt grade. Ob es mir helfen würde, wenn sie es wieder machen würde, ich weiss nicht. Vielleicht ist es genau diese Einzigartigkeit dieser Aktion, die mir im Nachhinein viel mehr geholfen hat, als wenn sie das jedes Mal machen würde.
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 22:42

Henryette, ich finde nicht, dass das lächerlich ist. Ganz und gar nicht. Jeder Mensch hat ein Bedürfnis berührt zu werden, auch körperlich. Ohne dass da gleich "ein Zweck" im Spiel ist.

Kennst Du dieses einfach die Hände aneinanderlegen und ansonsten nur still sein? Also man legt die Handflächen (Hände im rechten Winkel vor dem Körper nach oben zeigend) einfach nur gegeneinander, sonst nix. Und bleibt einfach so. Vielleicht wäre das was für Dich und Deinen Mann zum "ausprobieren"?


mio
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Beitrag Mo., 12.02.2018, 22:56

Und ich finde die Idee es Dir vorzustellen gut. Ich (bzw. die kleinen Teile) stehen total auf mit dem Kopf auf dem Schoss von jemandem liegen und ab und an kam das auch bei Frau Thera auf. Ich hab mir das dann auch einfach vorgestellt, gemacht oder wirklich gewollt hätte ich es nie, aber die Vorstellung war schon manchmal beruhigend. Und vor allem bist Du dann in direktem Kontakt mit Dir und Deinem Inneren. Und der andere bleibt so eine Art "imaginärer Helfer" den Du Dir jederzeit herbeiholen kannst.

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