Therapie unschön zu Ende - sehe ich was falsch?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Krümmelmonster
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Beitrag So., 16.07.2017, 16:29

Ist es so wichtig welche diagnose man hat?

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stern
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Beitrag So., 16.07.2017, 16:34

Marla256 hat geschrieben: Sa., 15.07.2017, 22:23Die Sache ist die, sie hat mir den Ablauf der Therapie nie wirklich erklärt. Auch warum sie tiefenpsychologisch fundiert vorgeht.
Den Eindruck hatte ich auch, also dass du gar nicht so recht wusstest, was dich erwartet. Eigentlich gibt es eine Aufklärungspflicht... aber die ist im Zweifel eh relativ grob. Daher habe ich möglichst genau in den Probesitzungen geschaut... und auch manches erfragt. Besonders bitter ist, das du schon manche nicht gute Erfahrungen hast.
Ich habe JETZT das Problem mit SvV und suchte dafür JETZT Hilfe und nicht erst in einem Jahr.
Das ist verständlich. Vielleicht hat sie deswegen Skills aufgegriffen, weil sie etwas präsentieren wollte, dass evtl. einen schnellen Effekt hat? Das lässt sich halt von außen nicht so ersehen... also möglich wäre auch, dass ein Therapeut nicht so viel Erfahrung mit borderline hat... und sich dann lieber auf solche "einfachen" Lösungen (wie Chili kauen) stützt. Also zumindest folgendes wirkt auf mich etwas "dünn":
Es ist nicht die erste schlechte Therapieerfahrung, die ich habe. Ich habe langsam überhaupt kein Vertrauen mehr in Therapeuten generell und denke ich werde Hilfe wohl nicht erhalten und bin auf mich alleine gestellt.
Einmal war ich bei einem Therapeuten wegen Depressionen, der schlug mir dann vor Sport zu machen und mir ein Hobby zu suchen. beides hatte ich umgesetzt, es hatte mir aber nicht geholfen aus dem Tief zu kommen. Da meinte er nach 4 Sitzungen, dass ihm dann auch nichts mehr einfiele. Was man gegen das selbstverletzen machen kann, davon wurde nie gesprochen.
Einmal saß ich bei einer Therapeutin und sie meinte ich sei ein Wolf im Schafspelz. Sie saß mir in den 2 Sitzungen bei ihr immer nur schweigend gegenüber und ich musste mit ihr darüber sprechen, warum ich absichtlich hätte stören wollen, da ich im Winter bei Kälte 3 Minuten zu früh bei ihr geklingelt hatte.
Und noch ein paar mehr. Ich habe also entsprechend viele Versuche immer wieder wegen solcher Sachen abgebrochen.

Keine Ahnung, was ich an mir habe, dass mir sowas immer wieder passiert?
Aber ich weiß nicht, was sonst noch besprochen wurde. 2 Sitzungen darüber zu reden, warum man im Winter früher klingelte, finde ich seltsam bzw. etwas übertrieben. Dass sollte eigentlich damit erledigt sein, dass man anerkennt, dass das stören kann (du aber folgenden Grund hattest)... insbes. wenn es sich dann auch nicht mehr wiederholte. Hier hatte ich auch den Eindruck, dass du dich evtl. deinerseits nicht ausreichend abgrenzen kannst.

noch nicht alles gelesen
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candle.
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Beitrag So., 16.07.2017, 16:35

Krümmelmonster hat geschrieben: So., 16.07.2017, 16:29 Ist es so wichtig welche diagnose man hat?
Du hast mir doch auch eine verpaßt. :lol:

Aber Borderline muß ja nicht zwingend in Wort und Schrift erkennbar sein bzw. es geht um das was sich in einem drin abspielt. Ich denke, dass man das alles gut in einschlägiger Literatur nachlesen kann.

candle
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stern
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Beitrag So., 16.07.2017, 16:47

Nachtrag:

Für künftige Sitzungen, was ich schon als sinnvoll ansehen würde, wäre es vllt. eine Möglichkeit, dass du grob mitteilst, wie du das bisher erlebt hast... und das dir daher umso wichtiger ist, vorher abzuklären, wie du dir eine Therapie vorstellen kannst. Welche evtl. Einschränkungen es bei dir wegen der Schichten geben kann. Und dass du vielleicht sogar ein paar Vorstellungen entwickelst, was dir wichtig wäre (bzgl. der Therapie). Also dass du das bereits im Vorfeld abgeklärt wird. Und dass du auch darauf achtest, wie nützlich die Antworten findest bzw. etwas dabei ist, dass hilfreich erscheint.
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Krümmelmonster
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Beitrag So., 16.07.2017, 16:53

Candle,
bei dir war ja dass was anderes. Die Diagnose hat auch zu dir gepasst. ;)

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sandrin
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Beitrag So., 16.07.2017, 16:58

@ Krümmelmonster
Ich finde es eigentlich nicht wichtig, welche Diagnose man hat. Aber offensichtlich ist das ein Auswahlkriterium mancher Therapeuten, so dass man vielleicht sogar gut daran tut, die Diagnose zunächst zu verheimlichen???

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stern
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Beitrag So., 16.07.2017, 17:07

Nun, ich denke es ist kein Geheimnis, dass es auch Therapeuten gibt, die bestimmte Diagnosen (z.B. Borderline) ablehnen - was aber definitiv besser ist als einen Patienten anzunehmen, bei dem man wegen der Behandlung Zweifel hat. Wenn Borderline-Tendenzen vorhanden sind oder anerkannt werden: Warum dann nicht ansprechen? Derjenige, der borderline behandelt, nimmt das vielleicht sogar eher positiv auf bzw. den schreckt das nicht ab. Und derjenige, der das nicht behandelt oder nicht behandeln kann, soll auch ablehnen. Wenn jedoch die Diagnose unsicher ist, würde ich evtl. Diagnosen außen vor lassen. Über die Diagnose an sich besteht auch eine Aufklärungspflicht.
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sandrin
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Beitrag So., 16.07.2017, 17:18

Das sehe ich so nicht, stern. Alleine schon deshalb nicht, weil die Diagnose von A noch lange nicht von Therapeut B gestellt werden muss. Diagnosen sind oft rein subjektiv. Ich habe da viele verschiedene auf meinen Überweisungen und anderen Formularen gelesen. Ich finde, der neue Therapeut sollte sich sein eigenes Bild machen. Und eine Pflicht gibt es schon alleine deshalb nicht, weil nicht jeder mit einem Therapeuten gesegnet ist, der einem eine Diagnose nennt.

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stern
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Beitrag So., 16.07.2017, 17:26

Formal muss eh jeder ein eigene Stellen und kann nicht einfach übernehmen. Wenn aber eine Diagnose recht unstreitig ist, sehe ich keinen Grund, warum man das nicht mitteilen sollte. Bei mir kamen Therapeuten unabhängig voneinander tatsächlich zu gleichen Schlüssen (nicht bl). Bei Unsicherheit würde ich auch nichts mitteilen, um nicht eine Voreingenommenheit zu schaffen. Um nochmals eine Einschätzung zu haben, habe ich mir die Freiheit genommen, die Diagnose nicht mitzuteilen... aber wie gesagt: Die war dann auch nicht wirklich abweichend.

Formal ist es mittlerweile verpflichtend... dass sich anscheinend nicht jeder daran hält, steht auf einem anderen Blatt. Aber bereits vor der Regelung hat bei mir bisher kein Therapeut eine Veranlassung gesehen, ein Geheimnis daraus zu machen. Wenn etwas einen Namen hat, kann das auch entlastend sein (je nach Patient natürlich).
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sandrin
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Beitrag So., 16.07.2017, 17:33

Dass der Therapeut dir eine nennt, ist theoretisch verpflichtend ja, gerade in psychodynamischen Therapien wird das aber ungern gemacht, da die eh ein Problem mit Diagnosen haben.
Du als Patient bist aber nicht verpflichtet, einem neuen Therapeuten eine Diagnose zu liefern.


mio
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Beitrag So., 16.07.2017, 17:42

sandrin hat geschrieben: So., 16.07.2017, 16:58 Ich finde es eigentlich nicht wichtig, welche Diagnose man hat. Aber offensichtlich ist das ein Auswahlkriterium mancher Therapeuten, so dass man vielleicht sogar gut daran tut, die Diagnose zunächst zu verheimlichen???
Eine Diagnose zu verheimlichen halte ich nicht gerade für klug. In einer Therapie geht es ja in einem hohen Masse auch um offene und ehrliche Kommunikation, wenn man dann gleich so einsteigt, ich weiss nicht? Ich würde die Diagnose dann wohl schon nennen, aber dazu sagen, dass ich nicht das Gefühl habe, dass diese wirklich zutrifft. Darüber kann dann ja gesprochen werden.

Und wenn ein Therapeut bestimmte Diagnosen nicht behandeln möchte, dann macht es ja auch wenig Sinn, diese dann zu verschweigen. Da hat man doch dann am Ende selbst den Schaden.

Entweder weil man an jemanden gerät, der gar nicht kompetent für die Störung ist oder aber, weil es einfach kein besonders guter Einstieg ist, sich etwas sozusagen zu "erschleichen".

Ein guter Therapeut wird sich eh selbst ein Bild machen und die Diagnose des Kollegen überprüfen. Schon um passend therapieren zu können. Alles andere bringt ja auch nix.

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stern
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Beitrag So., 16.07.2017, 17:48

ja, das war etwas irreführend formuliert. Der Patient ist natürlich nicht verpflichtet, die Diagnose mitzuteilen (aber ich finde, unter bestimmten Umständen kann das durchaus Sinn machen). Der Therapeut ist hingegen dazu verpflichtet.

Mir persönlich ist tatsächlich auch Kompetenz/Erfahrung in Bezug auf die Störung wichtig... daher habe ich darauf geachtet. Manchmal geht ja auch etwas bereits aus Homepages hervor. Es bringt ja nichts, wenn man weiß, dass man borderline hat (ob das hier so ist, ist unklar... also ob Konsens bzgl. der Diagnose besteht)... und ein Therapeut, der damit nicht sonderlich erfahren ist, den Patienten "einfach" nimmt. Und wenn dann wieder Tipps kommen, wie kauen sie eine Chili... also der Therapeut wieder nicht passt. Es zeichnen sich auch nicht alle Symptome in den ersten Sitzungen ab. Je mehr Transparenz, desto besser kann das für beide sein. Wenn die Borderline-Diagnose passt wäre es eine Alternative, dass man gleich von Anfang an durchkaut, dass es schon ungute Erfahrungen gab und man genau abstimmen möchte, ob es passt und anders laufen könnte. Weil es ja schon Frusterfahrungen gab. Das war der Hintergrund meiner Überlegungen.
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stern
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Beitrag So., 16.07.2017, 18:19

Das ist zwar nicht 1:1 vergleichbar. Aber ich habe die eine ungute (Teil-)Erfahrung durchaus angesprochen. Nicht aus genau geplanten Erwägungen heraus, sondern weil es ein Teil war, der dazu gehört und weil es mir (unvermeidlich) noch recht nahe ging. Das brachte mir ein paar Erkenntnis (die Resonanz von Probetherapeuten war überwiegend positiv, aber bei einer erkannte ich auch am Umgang damit, dass diese Dame für mich nicht hilfreich ist). Und ein Therapeut kann daraus Schlüsse ziehen, worauf u.U. zu achten ist bzw. ob er nicht doch besser ablehnt. Verallgemeinerbar ist das u.U. nicht. Aber ich kann sagen: Tendenziell habe ich damit gute Erfahrungen gemacht. Und ich habe es so wahrgenommen, dass es beidseitig Erkenntnosgewinne verschaffte.

DBT wird auch in Kliniken mitunter angeboten. M.W. aber auch üblicherweise in Gruppen. Aber da Einzel- und Gruppentherapie in Kliniken etwas "vernetzter" sind (im Sinne, dass es auch eine internen Austausch gibt) ist es dann auch eher möglich, dass der Patient etwas aus der Gruppe noch in der Einzelsitzung vertieft. Ich glaube, Jenny führte es bereits aus. Auch eine TFP kann bei borderline in Betracht kommen oder auch eine PA, Aber ich denke, insbes. bei borderline hängt auch viel vom Therapeuten ab (es behandelt ja nicht einmal jeder).
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sandrin
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Beitrag So., 16.07.2017, 19:19

Wie gesagt, es wäre wichtig zu wissen, ob die Diagnose gesichert ist.
Nebenbei bemerkt finde ich, dass diese Diagnose viel zu oft gestellt wird - gerade, wenn Patienten schwierig sind, ist das oft eine bequeme Erklärung. Was aber nicht heißt, dass es auch viele Fälle gibt, wo die Diagnose stimmt. Kann nur Marla wirklich beantworten.


Jenny Doe
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Beitrag So., 16.07.2017, 19:40

Hallo Sandrin,
Wie gesagt, es wäre wichtig zu wissen, ob die Diagnose gesichert ist.
  • Marla schrieb: Ich füllte auch einen Fragebogen aus zu Persönlichkeitsstörungen. Als ich direkt fragte was dabei als Ergebnis heraus kam, denn von ihr selbst kam das nicht zu Sprache, hatte ich auch das Gefühl ihr die Antworten mehr aus der Nase ziehen zu müssen. Denn diese waren nur kurz angebunden, in der Form, dass sie meinte, dass sich ihr Verdacht einer emotionalen Instabilität bestätigt hätte.
  • Marla schrieb:Ich hatte sie direkt gefragt was bei der Auswertung heraus kam. Daraufhin meinte sie es hätte ihren Verdacht der emotionalen Instabilität bestätigt. Und weiter hätte ich eine abhängige Persönlichkeitsstruktur. Als ich sie weiter fragte was das bedeutet, hatte sie geantwortet, dass das bedeutet, dass ich Probleme in den Emotionen hätte und zugleich ein eher unterwürfiger mensch sei.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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