Unbewußte Manipulation

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MariJane
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 14:12

Ok, ich probier mich mal an einem Beispiel, was ich mit sozialkompetenten Manipulieren meine- ich weiß nicht, ob ich den Nagel auf den Kopf treffe, aber soweit ich das verstanden habe, sind Schmeicheleien schon Manipulation.

Also: Chef vergisst was, Deadline ist morgen und der Mitarbeiter soll gefälligst machen. Jetzt kann Chef sagen: Mach gefälligst. Oder er sagt: Ich habs vergessen, bin aber auch manchmal vergesslich und hab auch noch das und das vergessen, was dringend erledigt werden muss (ergo ich bin blöde), aber ich bin mir sicher, du schaffst das bestimmt bis morgen, weil du so toll blahblahblah... (Schleimschleim).

Soweit ich das verstehe, ist letzteres schon manipulativ- wenn ich meine Link richtig einordne/ verstanden habe. Und ich würde eher motiviert arbeiten, wenn man so mit mir umgeht. Im ersten Fall wär ich sauer und auch demotiviert, da frustriert. Ich mein damit also nicht mal, dass man jemanden dazu nötigt etwas zu tun, was nicht in seinen Kompetenzbereich fällt, sondern einfach jemanden dazu bringt motiviert zu arbeiten, selbst wenn der nen Grund hätte, das nicht zu tun.

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candle.
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 14:17

Ja, da ist wieder die Problematik drin, dass überall im Leben ein Stück weit Manipulation drin steckt.

Die Frage ist, was sich jetzt für dich ändern würde? Machst du es denn lieber oder besser und schneller, wenn du eingeseift wirst? Ich bräuchte das jetzt nicht so und mag lieber klare Ansagen. Das ein Chef auch kein Gott ist und alles korrekt macht, weiß ich ja.

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mio
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 14:18

MariJane hat geschrieben:Oder er sagt: Ich habs vergessen, bin aber auch manchmal vergesslich und hab auch noch das und das vergessen, was dringend erledigt werden muss (ergo ich bin blöde), aber ich bin mir sicher, du schaffst das bestimmt bis morgen, weil du so toll blahblahblah... (Schleimschleim).
Der erste Teil fällt unter "ehrliche Selbstoffenbarung" und ist deshalb nicht manipulativ (denn der Chef hat es ja vergessen). Der markierte Teil ist für meine Begriffe überflüssig und basiert wohl auf der Angst, dass die ehrliche Selbstoffenbarung nicht ausreichen könnte um den anderen zu der gewünschten Unterstützung und Mehrarbeit zu bewegen.

Das ist übrigens sehr oft der Grund warum Menschen manipulativ vorgehen, weil sie glauben, dass der andere sie nicht unterstützen wird, wenn sie es direkt erbitten.


MariJane
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 14:26

@candle
Nee, ich war nen abgewandeltes Beispiel aus eigener Erfahrung und ich hab echt nen Hals gehabt, als ich den Fehler meiner damaligen Chefin ausbügeln sollte, totale Demotivation bei mir, weil ich wusste, ich sitz bis in die Nacht und das muss wirklich erledigt werden. Ich musste und hab versucht mein Bestes zu geben, aber weil ich frustriert war, war mein Bestes wirklich nicht so gut. Der Ärger nahm einfach sehr viel Platz ein. Das Geschleime brauch ich auch nicht unbedingt, das wird mir eher unangnehm, aber lieber so als anders. Ganz ehrlich, da hab ich lieber nen manipulativen Chef als so ein autoritäres Wrack, was meint, ich muss, weil ich ja Angestellte bin und komm ganz ohne ne implizite Entschuldigung dafür aus, dass ich mir die Nacht um die Ohren schlagen darf. Deshalb find ich, sowie ich Manipulation im Alltag verstehe, schon, dass die sinnvoll ist. Auch für mich, weil mein Ärger abgeschwächt wird.

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candle.
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 14:33

MariJane hat geschrieben:@candle
Nee, ich war nen abgewandeltes Beispiel aus eigener Erfahrung und ich hab echt nen Hals gehabt, als ich den Fehler meiner damaligen Chefin ausbügeln sollte, totale Demotivation bei mir, weil ich wusste, ich sitz bis in die Nacht und das muss wirklich erledigt werden. Ich musste und hab versucht mein Bestes zu geben, aber weil ich frustriert war, war mein Bestes wirklich nicht so gut. Der Ärger nahm einfach sehr viel Platz ein. Das Geschleime brauch ich auch nicht unbedingt, das wird mir eher unangnehm, aber lieber so als anders. Ganz ehrlich, da hab ich lieber nen manipulativen Chef als so ein autoritäres Wrack, was meint, ich muss, weil ich ja Angestellte bin und komm ganz ohne ne implizite Entschuldigung dafür aus, dass ich mir die Nacht um die Ohren schlagen darf. Deshalb find ich, sowie ich Manipulation im Alltag verstehe, schon, dass die sinnvoll ist. Auch für mich, weil mein Ärger abgeschwächt wird.
Was ich vergessen habe: Welcher Chef gibt eigentlich Fehler zu? Kann natürlich zur Manipulation dazu gehören oder sie hat eben auch ihre "Ängste". Hoffentlich gab es dafür auch extra schön Kohle.
Im Grunde könnte ein Chef ja auch einfach sagen: Mach! Und die Frage ist dann inwieweit deine Chefin auch von dir "abhängig" ist.

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MariJane
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 14:49

@ mio, so kann man das auch betrachten: Ehrliche Selbstoffenbarung. Allerdings auch nur, wenn der Chef das wirklich so sieht und ehrlich kommuniziert. Ich kann mir aber vorstellen, dass Menschen auch sehr strategisch mit sowas arbeiten. Trotzdem ist das ein freundlicherer Umgangston als dieses autoritäre Gebrabbel.

@ Candle, mein letzter Chef hat Fehler eingeräumt. Der war allerdings krasser Stratege und als Chef wahnsinnig gut in der Motivation.

PS: Ich ergänze, ein fairer und kollegialer Umgang ist mir am liebsten. Nur das hier keine Missverständisse entstehen. Ich hab einfach verschiedene Erfahrungen gemacht und komm aus ner Branche, wo die Chefs nicht gerade eine Ausgeburt an Fairness und Kollegialität sind. Und dann halt lieber den, der manipuliert. Tausendmal besser als dauerhafter Frust.
Zuletzt geändert von MariJane am Fr., 10.02.2017, 15:04, insgesamt 1-mal geändert.


mio
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 15:04

MariJane hat geschrieben:Allerdings auch nur, wenn der Chef das wirklich so sieht und ehrlich kommuniziert. Ich kann mir aber vorstellen, dass Menschen auch sehr strategisch mit sowas arbeiten.
Sicher ist das auch oft der Fall, also dass das instrumentalisiert wird. Aber das kannst Du ja "überprüfen".

Wenn der Chef beispielsweise ständig was "vergisst", dann zieht die "Masche" irgendwann nicht mehr so es eine ist. Und selbst wenn es keine ist wird es dann selbst dem geduldigsten Mitarbeiter irgendwann reichen und er wird sagen: "Dann vergiss es in Zukunft gefälligst nicht. Jetzt musst Du zusehen, wie Du es alleine hinbekommst. Ich mache deshalb nicht schon wieder Überstunden."

Wenn es Dir lieber ist manipuliert zu werden als eine klare Ansage zu bekommen (die kannst Du ja im Zweifel genauso zurückweisen wie die manipulative Strategie, so Du das "Recht" dazu hast) dann ist halt die Frage weshalb Dir das lieber ist und weshalb es sich für Dich "besser" anfühlt getäuscht zu werden als einfach gesagt zu bekommen, was Du tun sollst. Denn ob Du dem "Auftrag" nachkommen musst oder nicht steht ja auf einem anderen Blatt Papier, hat also nichts damit zu tun wie er an Dich herangetragen wird. Allerdings ist es in der Tat so, dass Manipulation zu einer höheren Arbeitsleistung beim Mitarbeiter führt. Das dient allerdings nicht Dir sondern nur dem Unternehmen für das Du tätig bist.

So ist beispielsweise erwiesen, dass Mitarbeiter die in Bezug auf ihre Arbeitszeiten selbst bestimmen können häufig dazu neigen mehr zu arbeiten als Mitarbeiter die vorgegebene Arbeitszeiten haben. Der Mitarbeiter fühlt sich in der Tat "subjektiv" auch zufriedener damit. Nur dass er sich faktisch ausbeuten lässt, wenn er freiwillig mehr arbeitet als er es per Vertrag müsste. Und dafür dann auch nicht entlohnt wird. Und das dahinter eine "Unternehmensstrategie" steckt die dem Unternehmen dienlich ist, nicht dem Mitarbeiter. Denn EIGENTLICH lautet der Deal: Zeit gegen Geld.


MariJane
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 16:11

Mio, ja, da ist man aber gleich bei der Debatte um Selbstausbeutung, die durch den Kapitalismus begünstigt wird. Du bist dein Job und bist auf die Anerkennung im Job angewiesen. Inwieweit ist Kapitalismus dann manipulierend?

Wenn du aber Kapitalismus und damit einhergehende Sozialisation als gegeben nimmst, wollen Menschen im Job Anerkennung. Und ich glaub, ein manipulativer Chef bekommt das besser hin als ein autoritärer, der einfach davon ausgeht, dass du deinen Job zu machen hast, weil du Angestellte bist. Ich nehm mich da auch nicht raus. Ich finds gut, wenn jemand Danke sagen kann, auch und gerade im Job. Allerdings verdeckt ja das eigentlich schon, was Sache ist: Ein Tauschhandel zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und Danke muss da niemand sagen.

Naja, ich glaub, ich bin gerade mit meinen Gedanken ziemlich weit vom Thema abgewichen. Aber warum ich persönlich so ticke, wie ich ticke kann ich mir halt auf diese Art ganz gut erklären. Vielleicht ist das nachvollziehbar. Wenn nicht, kann ich es leider nicht besser erklären.


mio
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 16:51

MariJane hat geschrieben:Wenn du aber Kapitalismus und damit einhergehende Sozialisation als gegeben nimmst, wollen Menschen im Job Anerkennung. Und ich glaub, ein manipulativer Chef bekommt das besser hin als ein autoritärer, der einfach davon ausgeht, dass du deinen Job zu machen hast, weil du Angestellte bist. Ich nehm mich da auch nicht raus. Ich finds gut, wenn jemand Danke sagen kann, auch und gerade im Job.
Es ist eine "moderne Verdrehung" dass Anerkennung nicht mehr in Form von Bezahlung erfolgen muss, sondern dass bereits die "allgemeine/verbale Anerkennung einer Leistung oder eines Leistungserbringers" einen "Lohn" im klassischen Sinne darstellt.

Wenn Dir ein warmer Händedruck und ein freundliches Danke als Lohn für Deine (außervertraglichen) Leistungen reicht, nun gut, dann bist Du der "perfekte Mitarbeiter" im Sinne eines Unternehmens.

Natürlich ist es schöner, wenn man auch auf der menschlichen Ebene Anerkennung erfährt, das streite ich nicht ab. Aber es ist eben nicht der eigentliche Sinn von Arbeit. Das wird uns nur heutzutage gerne so suggeriert. Dh. der "feuchte Händedruck" und das "freundliche Danke" füllt nicht meinen Kühlschrank und um den geht es am Ende des Tages.

Diese "Einstellung" dass der Arbeit als solcher bereits ein "Mehrwert" beizumessen sei vom Arbeitnehmer ist für den Arbeitnehmer ökonomisch absurd. Sie macht nur Sinn für den Unternehmer.

Manipuliere ich nun meinen Arbeitnehmer soweit, dass er das nicht mehr merkt, dann erreiche ich mein unternehmerisches Ziel: Ich habe einen willig mehr arbeitenden Mitarbeiter als nötig (und vertraglich vereinbart) und spare so Geld. Von dem der manipulative Vorgesetzte ein bisschen was sieht, damit er sich auch brav weiterhin manipulativ verhält im Sinne des Unternehmens. Ist der Chef selbst der Unternehmer dann erfolgt dies direkt.

Gegen ein Danke ist also an sich nichts einzuwenden, wenn aber das Danke an die Stelle der Bezahlung tritt, dann läuft was verkehrt. Und dann ist es nichts als reine "Augenwischerei" um den Mitarbeiter "ruhig" zu stellen in Bezug auf monetäre Forderungen.

Und mir ist schleierhaft, wie man das als Arbeitnehmer gut heißen kann wenn es verstanden und gesehen wird.


MariJane
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 17:36

@ mio: Zu deinem letzten Satz: Das ist ne persönliche Entscheidung. Ich heiße gar nichts gut, vielmehr arrangiere ich mich damit, weil ich das biografisch muss.

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Möbius
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 18:18

Ich gestatte mir mal den durchaus polemischen Zwischenruf, daß es - rein ökonomisch gesehen - totaler Schwachsinn ist, Arbeitnehmer zu sein, solange das Jahresnettoeinkommen nicht wenigstens sexstellig ist. Daß trotzdem so viele Leute diese Daseinsform nicht nur nicht vermeiden, sondern vielmehr anstreben, sich sogar ohne Arbeit nur als "halber Mensch" vorkommen - das könnte doch vielleicht das Ergebnis einer Manipulation auf einer höheren sozialen Ebene sein ?

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Tristezza
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 18:28

Waren es nicht kürzlich noch 2000-3000 Euro netto im Monat, Möbius? Manipulation? Ich denke, Arbeiten gehört einfach zur menschlichen Existenz dazu - zumindest nach der Vertreibung aus dem Paradies, die ja bekanntlich sehr früh stattgefunden hat. Und bevor es die sogenannten sozialen Netze gab, ist wohl kaum jemand auf die Idee gekommen, auf Kosten seiner Umwelt zu leben - das hätte diese nämlich direkt mitbekommen und nicht mitgemacht.

Edit: Jetzt erst habe ich deinen genialen Freudschen "Verschreiber" entdeckt. Oh weh ...


mio
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 18:34

Möbius hat geschrieben:das könnte doch vielleicht das Ergebnis einer Manipulation auf einer höheren sozialen Ebene sein ?
Wenn Du den Gedanken zu Ende denkst, dann funktioniert der nur in einem Sozialstaat heutzutage noch. (Mal von den Menschengruppen auf dieser Erde die wirklich noch autark leben abgesehen, aber so viele gibt es da ja nicht mehr.)

Meint: Die grundsätzliche Idee für sein "Auskommen" selbst sorgen zu müssen hat nichts manipulatives sondern ist eigentlich normaler Fakt. Schon die Jäger und Sammler mussten jagen und sammeln. Ob sie wollten oder nicht.

"Absurd" wird es, wenn die einen jagen und sammeln und die anderen ihnen ganz selbstverständlich davon was "wegnehmen", weil sie behaupten, dass sie das sozusagen per "Geburtsrecht" dürfen. Und in der Lage sind Gewalt auszuüben. Was jetzt aber auch nicht wirklich neu ist - zumindest hierzulande nicht.

So gesehen kann ich hierzulande heutzutage zwar ganz gut auf mein unter sechsstelliges Einkommen verzichten und statt dessen den Staat bemühen, würden es allerdings alle tun, dann sähe es auch für mich schlecht aus im Zweifel. Allerdings sähe es dann auch sehr schlecht aus für die Unternehmer in diesem Staat. Nur dass die dann wohl woanders hingehen würden. Und ich hier sitzen bleiben müsste oder allenfalls zurück zur Natur könnte.

Aber ich nehme an Du denkst dabei an eine kulturgeschichtlich jüngere Manipulation als ich?

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Möbius
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 18:35

@ Tristezza

Streue A r s c h e auf Dein Haupt !



Gruß
Möbius

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Tristezza
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Beitrag Fr., 10.02.2017, 18:41

So eine Undankbarkeit. Ich dachte, du freudst dich über meinen Hinweis.

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