Autonomie fördern (bei Langzeittherapien)?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag So., 08.01.2017, 16:11

Ophelia12 hat geschrieben:Ich dachte halt, es gibt das und das und das kann Patienten abhängig machen. , aber das hat wahrscheinlich eher etwas mit mir als mit ihr zu tun.
Ich denke schon, dass es "Hinweise" gibt auf die sich achten lässt. ZB. wer bestimmt über den Ablauf der Therapie? Ihr gemeinsam, Du allein, nur der Therapeut? Im Idealfalle bestimmt ihr beide und Konflikte in Bezug darauf lassen sich im Gespräch klären. Kritisch wird es, wenn nur der Therapeut bestimmt. Oder der Therapeut Dich zu sehr bestimmen lässt ohne auch mal "einzugreifen". Also wenn ein "Machtgefälle" (was auch umgekehrt sein kann) entsteht.

Oder eben auch, wenn Du zu sehr "beim Therapeuten" bist und nicht mehr bei Dir, wie ja schon erwähnt. Das wäre dann auch etwas, was auf alle Fälle angesprochen werden sollte, denn das sollte der Therapeut wissen um entsprechend intervenieren zu können.

Das sind zB. zwei Hinweise darauf, dass was schief läuft im therapeutischen Prozess. Es gibt sicher noch mehr, google mal. Ein gutes Zeichen ist es immer, wenn der oder die Therapeutin transparent und verständlich arbeitet und auch Gesprächsbereit ist, wenn es zu Fragen oder Konflikten kommt.

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Ophelia12
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Beitrag So., 08.01.2017, 16:16

Vielen lieben dank mio .
Werde jetzt dann mal googlen.


MariJane
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Beitrag So., 08.01.2017, 16:20

@ mio: Du meinst jetzt aber die negative Abhängigkeit, oder?


mio
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Beitrag So., 08.01.2017, 16:22

Ich meine die "ungesunde" Abhängigkeit.

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isabe
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Beitrag So., 08.01.2017, 16:34

Ophelia:
Aber wenn du eine Analyse machst (war das nicht so?), dann läuft das ganz anders ab, denn dort soll ja gerade die Regression gefördert werden, und das geschieht z.B., indem ein mehr oder weniger dezentes Gefälle aufgebaut wird: Einer spricht viel, der Andere wenig. Einer offenbart sich; der Andere hält sich weitgehend raus. Einer gibt den Rahmen und die Regeln vor; der Andere nimmt das so an. Und vieles, vieles mehr. Dadurch werden genau diese kindlichen Gefühle reaktiviert - und das MUSS dort so sein.

Ich selbst merke den Unterschied zwischen "der will mich nur abhängig machen bzw. er kann nicht anders" und "der will mir Freiheit ermöglichen" daran, dass der Therapeut Ruhe ausstrahlt und nicht "zickig" wird. Und daran, dass er sein eigenes Leben lebt und sein eigenes "Ding" macht und dass er es ausdrücklich gut findet, wenn ich selbst etwas ausprobiere. Und dass er nicht bewertet, ob ich etwas "richtig" oder "gut" mache, sondern dass er mich machen lässt. Und mir nicht reinquatscht (von wegen: "Sie sollten vielleicht..."). Er sagt, es ist seine Aufgabe, mir bei der Selbsterkenntnis zu helfen, und nicht mehr. Und das geht auch - und nur - in der Abhängigkeit.

Ach, nee, stimmt nicht: Manchmal lobt er mich auch, meist wegen meiner Schlagfertigkeit, die er lustig findet. Das ist übrigens eine Qualität, die ich mir leider in meiner Jugend abgewöhnt hatte. Aber jetzt trau ich mich wieder


mio
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Beitrag So., 08.01.2017, 16:42

isabe hat geschrieben:Und das geht auch - und nur - in der Abhängigkeit.
Das halte ich für einen Denkfehler. Bzw. für zu symbiotisches Denken, dass noch den "Abgleich" braucht, dass Beziehungen IMMER von beiden Partnern bestimmt werden.

Wenn ich mir zB. nur dann ehrlich nahe kommen kann, wenn der andere möglichst "unbeteiligt" ist, dann liegt eine zu hohe Beeinflussbarkeit vor, die darüber außer Kraft gesetzt wird. Der Therapeut nimmt seine (vom Patienten angenommene) Macht "raus" und lässt dem Patienten so "eigenen Raum". Gleichzeitig begrenzt er diesen aber auch über "klare (starre)" Rahmenbedingungen (macht klar, dass auch er seinen Raum - außerhalb des Patienten - hat).

Das passt so nicht für alle Therapiepatienten und ist auch nicht für alle Therapiepatienten sinnvoll und gut.


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isabe
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Beitrag So., 08.01.2017, 16:44

Das passt so nicht für alle Therapiepatienten und ist auch nicht für alle Therapiepatienten sinnvoll und gut. -- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=38345&start=105&p=909860&view=show#p909860
Hat jetzt, glaub ich, auch niemand behauptet.

Ich halte mich beim Verständnis von "Abhängigkeit" an Sunna; ich denke, es bringt nichts, das miteinander zu vermischen, sodass man am Ende zwingend zu dem Schluss kommen muss, dass Abhängigkeit etwas Falsches ist.


mio
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Beitrag So., 08.01.2017, 16:46

mio hat geschrieben:
isabe hat geschrieben:Und das geht auch - und nur - in der Abhängigkeit.

Das passt so nicht für alle Therapiepatienten und ist auch nicht für alle Therapiepatienten sinnvoll und gut.


MariJane
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Beitrag So., 08.01.2017, 16:47

Ophelia, am Ende geht's doch nicht darum, ob der Therapeut dich abhängig machen will oder nicht, sondern darum, ob du ihm ggf. zutraust damit professionell und wohlwollend umzugehen. Ich hab meinem damaligen Therapeuten genau an diesem Punkt nicht vertrauen können. Das Thema will ich aber nicht weiter vertiefen.


mio
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Beitrag So., 08.01.2017, 16:52

MariJane hat geschrieben:ob der Therapeut dich abhängig machen will oder nicht, sondern darum, ob du ihm ggf. zutraust damit professionell und wohlwollend umzugehen.
Ich könnte niemandem vertrauen, der mich bewusst (von sich) abhängig macht. Ist es ein ungewolltes "Nebenprodukt" dann lässt es sich auflösen indem man darüber spricht und das sollte möglich sein, ist also die beste "Überprüfung".


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isabe
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Beitrag So., 08.01.2017, 16:53

Mio:
Gut, das kommt dann darauf an, was man unter "Selbsterkenntnis" versteht: Ich verstehe darunter, sich z.B. auch einzugestehen, wie einsam, dunkel und furchterregend es ist, niemanden zu haben, dem man ganz vertraut. Selbsterkenntnis wäre nach meiner Definition nicht so etwas wie: "Ich komme auch ganz gut alleine klar und möchte mich gar nicht erst jemandem so hingeben, dass da etwas ins Wanken geraten könnte". Tut mir leid, aber das hat für mich etwas von Sich-selbst-etwas-Vormachen. Und das ist nun mal was anderes als Selbsterkenntnis.


MariJane
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Beitrag So., 08.01.2017, 17:01

mio hat geschrieben:
MariJane hat geschrieben:ob der Therapeut dich abhängig machen will oder nicht, sondern darum, ob du ihm ggf. zutraust damit professionell und wohlwollend umzugehen.
Ich könnte niemandem vertrauen, der mich bewusst (von sich) abhängig macht. Ist es ein ungewolltes "Nebenprodukt" dann lässt es sich auflösen indem man darüber spricht und das sollte möglich sein, ist also die beste "Überprüfung".
Ok, aber ich glaube, dass ist eine Frage der Therapieschule. Zumindest meinte mein jetziger Therapeut mal, dass es in mancher Therapieschule gewünscht ist. Er hält davon glücklicherweise genauso viel wie ich.


Speechless
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Beitrag So., 08.01.2017, 17:03

Ok Mio, ich kann nicht so ganz folgen, weil es bei mir eh nie um ein gewolltes abhängig machen ging, da VT, das ist eher automatisch passiert und automatisch wieder weggegangen. Was du beschrieben hast wäre für mich eh schon keine gesunde Abhängigkeit.


Speechless
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Beitrag So., 08.01.2017, 17:05

Aber wenn es in manchen Therapieschulen eben so gewollt ist kann es auch kein Behandlungsfehler sein, PA ist ja genauso anerkannt.

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Ophelia12
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Beitrag So., 08.01.2017, 17:12

Isabe, ja sie ist Analytikerin, aber sie arbeitet mit mir eher Traumatherapeutsch. Hat dazu auch einige Fortbildungen etc gehabt. Danke dir.

Danke auch Dir für die Antwort, MariJane, ich habe ein gutes Gefühl bei ihr auch wenn ich immer mal wieder Zweifel an allen hab.

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