Regelung Terminabsage Therapeut - wie ist es bei euch?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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peppermint patty
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 17:53

anna1979 hat geschrieben: An Alle: Was denkt ihr darüber? Muss ein PA sehr erfahren sein, um erfolgreich helfen zu können?
Nun, dass kann gut sein, muss aber nicht.

Meine war so Mitte 50 hatte also auch viel Erfahrung. Zudem war sie Mitglied im Lehrinstitut und dennoch fachlich und menschlich inkompetent. Das schlimme war sie klebte so an ihrer Methode und sah mich als Person überhaupt nicht... Sie war sie sehr unflxibel und vermutlich von ihrer Methode überzeugt. Absolut betriebsblind.

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anna1979
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 17:56

peppermint patty hat geschrieben:
anna1979 hat geschrieben: An Alle: Was denkt ihr darüber? Muss ein PA sehr erfahren sein, um erfolgreich helfen zu können?
Nun, dass kann gut sein, muss aber nicht.

Meine war so Mitte 50 hatte also auch viel Erfahrung. Zudem war sie Mitglied im Lehrinstitut und dennoch fachlich und menschlich inkompetent. Das schlimme war sie klebte so an ihrer Methode und sah mich als Person überhaupt nicht... Sie war sie sehr unflxibel und vermutlich von ihrer Methode überzeugt. Absolut betriebsblind.
Genau so ist das bei meiner auch. Sie ist auch Vorsitzende im Lehrinstitut und es kommt mir ähnlich vor, wie du es beschreibst...

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 18:05

anna1979 hat geschrieben:[
Peppermint patty, das mit der Augenhöhe gibt mir zu bedenken. Hatte das nämlich noch nie gehört. Warum ist das in einer PA so geregelt? Eine nicht gleiche Augenhöhe hat für mich auch immer was mit fehlendem Respekt zu tun.

Das Instrument in der Analyse ist die Übertragung. Du überträgst also deine Erfahrungen die du in deiner Kindheit gemacht hast auf deine Thera. Dabei regrediert die Klientin oft auf ein kindliches Entwicklungsniveau (viele werden dabei sehr abhängig von ihrer Thera) und der Analytiker deutet die entsprechenden Assoziationen. Er hat also die Deutungshoheit. Die "Therapieparteien" sind also im Ungleichgewicht.
Meine Analytikerin wollte mir damals immer wieder ihre Deutungen aufdrücken,welche schlicht weg falsch waren. Da sie aber die Analytikerin war meinte sie im Recht zu sein. Das habe ich mir über Jahre angetan bis ich endlich gegangen bin (da war es dann aber schon viel zu spät). Ich dachte damals noch - ich wäre falsch oder schuld. Aber es war ganz klarer Machtmissbrauch ihrerseits.

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stern
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 18:11

anna1979 hat geschrieben:Ich hatte mit ihr bereits in der besagten Sitzung mit ihr darüber gesprochen. Ich habe ihr gleich ganz ehrlich gesagt, dass ich nur wenig Geld im Monat zur Verfügung habe. Ich habe auch nochmal nachgehakt, was die Absagefrist angeht... ob sie zb. bestimmte Gründe, wie Krankheit oder Unfall, akzeptieren würde... aber sie zeigte sich da nicht kompromissbereit, sondern sehr streng.
Dass Therapeuten den Rahmen bzw. ihre Konditionen klar vertreten, finde ich vollkommen normal. Ich meine, was wäre das für eine Therapeut, der hier nicht klar ist und dem Patienten auf der Nase herum tanzen können. Nach Ausnahmen zu fragen, ist aber vollkommen legitim. Und die Antwort von ihr ist auch o.k., denn das Ausfallhonorar üblicherweise grundunabhängig bzw. verschuldensunabhängig zu entrichten. Der Punkt, an dem man Nachhaken könnte, ist also eher die Länge der Frist. Im Internet wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Empfehlung der Psychotherapeutenkammer deines Bundeslandes finden, welche Fristen als angemessen angesehen werden. Allerdings weiß ich nicht, ob das eine Basis für eine Therapie ist, wenn man als Patient so agieren muss.

Die andere Seite ist die, dass man ein Verhandeln um das Honorar tatsächlich so verstehen könnte, dass ein Patient darauf hinarbeitet öfters ausfallen zu können bzw. schon vorher davon ausgeht, öfters auszufallen. Und hier hat ein Therapeut dann auch nicht so ganz unrecht, wenn er unsicher ist, ob der Patient eine passende Therapieeinstellung hat. Allerdings ist es in deinem Fall so, dass es ja auch angemessen ist, wenn du wegen des Honorars Bedenken anmeldest. Deswegen fände ich es tatsächlich nicht so fair, dem Patienten daraus einen Strick zu drehen.

Du kannst auch die letzte Sitzung durchaus noch nehmen... sie erwartet sicher auch nicht, dass du jetzt schon einwilligst bevor du die Vertrags-Konditionen kennst. Dann könntest du das Honorarthema ja nochmals aufgreifen.

Nun, ob du mit ihr persönlich kannst, das kannst eh nur du entscheiden. Das ist nicht unwichtig. Aber bei der Honorarfrage lässt sich vielleicht doch noch eine tragbare Lösung finden.
Ich denke, das Thema ist durch und würde ich da nochmals nachfragen, würde sie mir sagen, ich solle mich anderweitig umgucken, was sie ja sowieso schon angeboten hatte.. sie meinte, dass ich ja nochmal andere Theras fragen könne, wie die das handhaben. Naja.
Das ist üblich... ein Therapeut wird nicht sagen, machen sie unbedingt bei mir Therapie. Und ein Therapeut wird nicht den Rahmen komplett nach dem Willen des Patienten gestalten... sondern auch für ihn soll manches passen. Der einzige Ansatzpunkt ist die Länge der Frist (auch Urlaubsbindungen werden als unzulässig angesehen)... aus therapeutischen Gründen scheinen manche Therapeuten auch manchmal fragwürdige Regeln zu haben. Aber wenn es hier Empfehlungen gibt, so gibt es die nicht zum Spaß, sondern sind eigentlich auch beachtlich. Die andere Seite ist die, dass sie ihrerseits natürlich auch entscheiden kann, wenn sie in Therapie nimmt. Aber wenn du eh bereits abgeneigt bist, warum gleich die Flinte ins Korn werfen. Zu verlieren gibt es dann nichts mehr.
Zuletzt geändert von stern am Mo., 16.05.2016, 18:58, insgesamt 2-mal geändert.
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stern
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 18:23

anna1979 hat geschrieben:An Alle: Was denkt ihr darüber? Muss ein PA sehr erfahren sein, um erfolgreich helfen zu können? Das ist meine jetzige nämlich, da sie auch andere Theras ausbildet und schon lange dabei ist. Meine Alternative wäre etwas jünger und sie hat noch nicht so viel Erfahrung in der PA. Aber erstmal sehen, ob sie überhaupt Termine frei hat usw.
Meine ist auch jünger... und ich finde nicht, dass es an Erfahrenheit fehlt. Kommt aber auf den Therapeuten an, würde ich sagen.

Und fehlende Augenhöhe kann ich auch nicht bestätigen. Strikt klassisch-deutend wird doch heute auch kaum mehr bearbeitet... es wird vllt. noch ein paar Vertreter geben. Von sowas würde ich mich jetzt schon gar nicht beeinflussen lassen, was man so über PAen im allgemeinen sagt. Das wirkt jetzt ein bisschen so als suchst du Gründen. Sondern entscheide besser danach, wie du die Probesitzungen bisher erlebt hast.
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stern
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 18:37

peppermint patty hat geschrieben:Das Instrument in der Analyse ist die Übertragung. Du überträgst also deine Erfahrungen die du in deiner Kindheit gemacht hast auf deine Thera. Dabei regrediert die Klientin oft auf ein kindliches Entwicklungsniveau (viele werden dabei sehr abhängig von ihrer Thera) und der Analytiker deutet die entsprechenden Assoziationen. Er hat also die Deutungshoheit. Die "Therapieparteien" sind also im Ungleichgewicht.
So wird aber heute nicht mehr unbedingt gearbeitet. Das sollte man besser mit dem Therapeuten besprechen, was das vorgesehene Setting ist und nicht automatisch von klassischer Analyse ausgehen, dass evtl. sogar kontraindiziert wäre. Dazu sind ja auch die Probesitzungen da. Auch finden heute auch häufiger Analysen im Sitzen statt... sieht man ja auch im Forum.

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Wenn ein Therapeut nicht Eindrücke zurückmelden können dürfte, würde sich Therapie erübrigen. Diese haben aber nicht den Charakter allgemeingültiger Wahrheiten. Man muss wie gesagt da ja auch nicht annehmen, wenn es nicht stimmig erscheint. Wenn ich natürlich den Eindruck habe, das zu viel irgendwie nicht mir entspricht, würde ich es auch lassen (bzw. habe das auch schon).
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Broken Wing
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 18:49

Also wenn die Therapeutin bei jmd. der beim Ausfallhonorar nicht eben 50 Euro entbehren kann, auf diese 50 Euro besteht, frage ich mich, wie gut ihre Praxis läuft.

Bei mir war es so, dass die Absageregelung nebensächlich war. Ich suchte keine Analytikerin auf, wenn sich das nicht zeitlich ausginge. Es war also schon von anfang an klar, dass ich die Termine wahrnehmen würde. Dann ging es nicht darum, um zu verschieben, das wurde eigens geregelt. Es ging wirklich um eine ausgefallene Stunde.
Man müsste sich überlegen, was denn das Ausfallhonorar regeln will. Eigentlich nur, wer im kurzfristigen Ausfall für den entstandenen Schaden aufkommt. D.h. bei Stau, Erkrankung über Nacht entkommt man der Ausfallzahlung ohnehin nicht. Da ist auch die rsp eindeutig.
Alle anderen Konstruktionen wären in meinem Fall so selten, dass ein längeres warten für mich finanziell sicher schädlicher gewesen wäre.
Bei einer Wald- und Wiesenerkrankung kann man nach 1-2 Tagen hingehen oder müsste eben kurz davor bezahlen. Die 14 Tage mögen dem Therapeuten ein Sicherheitsgefühl geben, haben sich bei mir aber nicht in der Praxis ausgewirkt.

Bei Krankenhausaufenthalten muss ich nicht bezahlen, was bei langwierigen Krankheiten wohl der Fall sein würde.
Da sind viele Parameter, die nur du kennst und zudem kommen noch deine Vorstellungen von der Fairness dazu, die sich auch bei jedem unterscheiden.


Nur hat bei mir sonst alles gepasst. Sie ist sehr zuverlässig, pünktlich und kompetent. Verhandeln war ebenso kein Problem. Wenn ich was nicht ausstehen kann, dann sind es Menschen, die nicht zwischen Ernst und Spaß unterscheiden können, schludrig sind etc. Das ist mir mehr wert als das Risiko, evtl. mal Ausfallshonorar zahlen zu müssen.

Übrigens stehe ich nicht so auf Vertrauensvorschuss, da es wieder von zu vielen Parametern abhängen würde, wann man den verwirkt. Verträge können nicht alles regeln, aber sie sind gute Instrumente zur Konfliktprävention und -schlichtung.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Broken Wing
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 19:12

Zur Erfahrenheit: Die ist mir wichtig. Sie hängt aber nicht allein davon ab, wo deine Therapeutin Vorsitzende ist oder wie alt sie ist. Erst mal zählt die innere Bereitschaft, dazuzulernen, sich weiterzubilden u.u. Bei uns in Ö ist Postenschacher und Vetternwirtschaft sehr verbreitet, sodass mich ein Vorsitz erst mal nicht beeindruckt. Und dann ist es hier ja nicht wie in Amerika. Den Posten hat man hier ein Leben lang und kann sich aufführen.

Kann durchaus sein, dass die jüngere daher mehr drauf hat als die ältere Therapeutin. Sorry, das kann dir leider keiner sagen.

Hast du auch geklärt, wie du den Vertrag kündigen kannst, falls du eine Therapie bei ihr anfängst? Wäre auch wichtig. Und Urlaube kann man auch regeln. Du kennst deine Urlaubsgewohnheiten, denke ich.

Das größte Problem wird sicher das Unbehagen sein, dort nicht gut aufgehoben zu sein.
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Lockenkopf
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 20:52

anna1979 hat geschrieben:
peppermint patty hat geschrieben: Übrigens all das was du mit deiner Analytikerin erlebst gehört für mich nach meiner Erfahrung zur Analyse hinzu. Da gibt es keine Augenhöhe, es ist ein Verfahren "von oben herab" und manche Analytiker übertreiben noch mehr.
Peppermint patty, das mit der Augenhöhe gibt mir zu bedenken. Hatte das nämlich noch nie gehört. Warum ist das in einer PA so geregelt? Eine nicht gleiche Augenhöhe hat für mich auch immer was mit fehlendem Respekt zu tun.
Du sollst Gefühle die den Eltern, Mutter, Vater gelten auf deinen Analytiker übertragen. Es soll sich eine Übertragungsneurose ausbilden, welche dann bearbeitet werden kann. Elternübertragungen bilden sich nur, wenn die Beziehung nicht auf Augenhöhe stattfindet.
Liebe Grüße
Lockenkopf


mio
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 21:04

Lockenkopf hat geschrieben:Elternübertragungen bilden sich nur, wenn die Beziehung nicht auf Augenhöhe stattfindet.
Ist das so? Ich kenn ein paar Leute im RL die ganz klasse darin sind, solche "Übertragungen" auch dann anzubringen wenn alles auf Augenhöhe ist. Und wiederum andere, die selbst bei größter "Ungleichheit" ihre Augenhöhe mühelos aufrechterhalten. Ich denke mal, das ist eher "Störungsspezifisch".

Für meine Begriffe funktionieren Übertragungen umso besser je weniger "greifbar" der andere ist. Weshalb Analytiker wohl auch so "distanziert" und "abstinent" sind. Dh. ich würde den Zusammenhang da eigentlich eher in der "weissen Fläche" sehen, nicht so sehr in der "Beziehung". In der Beziehung wird das dann ausagiert, aber die Entstehung wird meiner Meinung nach begünstigt dadurch, dass der andere Mensch wenig als "eigene Person" wahrgenommen werden kann. Übertragungen sind ja Phantasien.

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Solage
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 21:08

Ich bin in Analyse, mein Therapeut ist Lehranalytiker und auch Vorsitzender im Institut etc.
Doch, der ist sehr modern und ihm ist Augenhöhe sehr wichtig. Wirkt uneitel. Auf Übertragungsneurose angesprochen, hat er sehr humorvoll geantwortet.: "Was ist denn das"? Nö, der ist persönlich sehr präsent. Nix glatte Spiegelfläche und so. Er hält davon auch nichts, das war einmal.

Es gibt für mich nicht ein: "Du sollst"! Sondern ein: "Ich darf so sein wie ich bin, ohne mich dafür schlecht zu fühlen."

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 21:12

Ich würde sagen Übertragungen passieren auch im real live WEIl die Beziehung IN DEM MOMENT nicht auf Augenhöhe stattfindet. So überträgt oder projiziert ja jeder Mensch auf andere Menschen seine eigene Geschichte oder besser Auszüge daraus. Das sind jedoch alte Kindheitsgeschichten - somit kann der Augenblick dann auch nicht auf Augenhöhe sein.

Augenhöhe hat für mich somit zunächst nichts mit Störungen zu tun. Nur wenn man sie dauerhaft verliert oder nicht darum weiß (möglich ist es auch im Nachhinein zu reflektieren) sich im Kindermodus zu befinden dann wird's zum Defizit.

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Lockenkopf
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 21:17

mio hat geschrieben:
Ist das so? Ich kenn ein paar Leute im RL die ganz klasse darin sind, solche "Übertragungen" auch dann anzubringen wenn alles auf Augenhöhe ist. Und wiederum andere, die selbst bei größter "Ungleichheit" ihre Augenhöhe mühelos aufrechterhalten. Ich denke mal, das ist eher "Störungsspezifisch".

Für meine Begriffe funktionieren Übertragungen umso besser je weniger "greifbar" der andere ist. Weshalb Analytiker wohl auch so "distanziert" und "abstinent" sind. Dh. ich würde den Zusammenhang da eigentlich eher in der "weissen Fläche" sehen, nicht so sehr in der "Beziehung". In der Beziehung wird das dann ausagiert, aber die Entstehung wird meiner Meinung nach begünstigt dadurch, dass der andere Mensch wenig als "eigene Person" wahrgenommen werden kann. Übertragungen sind ja Phantasien.
Ja, die weiße Fläche fördert die Übertragungen natürlich auch.

Auf mein ehemaliger VT-Psychotherapeutin habe ich rein garnichts übertragen. Auf den tiefenpsychologisch arbeiten Analytiker sehr wohl.

Nach alterhergebrachter Überzeugung sind Menschen welche keine Übertragungen in der Analyse ausbilden, nicht therapierbar. Narzissten wurden damals in diese Kategorie eingeordnet.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Mo., 16.05.2016, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Beitrag Mo., 16.05.2016, 21:17

Ich stimme solage zu, dass man heute nicht mehr unbedingt in der Übertragungsbeziehung arbeitet... das wäre sogar für manche Störungen/Patienten kontraindiziert. Und das Bild vom distanzierten und abstinenten Analytiker, der Patienten von oben herab behandelt, ist auch manchmal mehr Fantasie als Realität. Vielleicht gibt es solche Gestalten, aber so ein Therapeut hätte seinen Job verfehlt.
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Beitrag Mo., 16.05.2016, 21:18

Solage hat geschrieben:Es gibt für mich nicht ein: "Du sollst"! Sondern ein: "Ich darf so sein wie ich bin, ohne mich dafür schlecht zu fühlen."
Was aber auch zum Problemerhalt führen kann in Einzelfällen. Wenn ich nem Menschen mit unkontrollierten Wutanfällen der aufgrund sozialer Schwierigkeiten zur Therapie kommt beispielsweise nur sage: Seien sie wie sie sind! dann wird das gar nichts verändern. Dann muss ich mir die Wut schon anschauen. Auch woher sie kommt. Sonst löst derjenige seine sozialen Schwierigkeiten nie.

Ein "Du bist ok so wie Du bist" funktioniert wenn ich in erster Linie ein Problem mit mir selbst habe. Habe ich aber Probleme im Umgang mit anderen, dann dürfte das allein so nicht ausreichen.

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