Diagnosen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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leberblümchen
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:44

Vom Wunsch, ein Traumapatient zu sein
Seite 15, da stehen die Vorteile dieser Diagnose, aus Patientensicht

scheint nicht zu funktionieren: http://www.lptw.de/archiv/vortrag/2012/sachsse_sack.pdf

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Hope°
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:46

Kein Ding Candy, ich kenne 'euch' ja langsam und nehme das nicht persönlich


Speechless
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:46

leberblümchen hat geschrieben:speechless und Entknoten, ich weiß nicht, ob ich es hinkriege, euch zeitnah die Quellen zu suchen, aber es gibt wirklich viele Fachleute, die beides gleichsetzen. Die Schnittmenge zwischen beiden ist allerdings sowieso unstrittig. Aber vielleicht nicht uninteressant, dass das nicht so gerne gelesen wird...
Ich habe gerade selbst mal ein bisschen nachgelesen und es stimmt tatsächlich vieles überein. Ich lasse mich da gerne belehren, aber wenn ich mir die ICD 10 Kriterien anschaue oder Selbsttests mache liegt das für mich und für meine "Störung" sehr weit auseinander. Ist scheinbar doch nicht so. Ich bin weder so noch so diagnostiziert, aber ich weiß durchaus welche Symptome ich habe..und wenn das eine passt und das andere nicht bin ich zunächst mal davon ausgegangen, dass die beiden nicht viel miteinander zu tun haben

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friedie
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:47

leberblümchen hat geschrieben:Friedie: Solange man IN der Therapie ist, ist das erst mal nur ein Thema zwischen zwei Leuten. Aber dabei bleibt es ja nicht immer. Und dann ist es fast schon klar, dass die Diagnose früher oder später als Waffe missbraucht werden kann. Natürlich nicht alle Diagnosen, sondern eben die, bei denen es um Manipulation und Lügen geht (und das ist ja nicht nur Borderline). Und auch da wieder: Wieso ist das möglich, dass Diagnosen zu Waffen werden können?
Ja genau das wollte ich sagen. Zwischen zwei Leuten ist so eine ggf. stigmatisierende Diagnose erst mal in Ordnung, nur wenn sie dokumentiert wird, wird sie auch nach außen gelangen und kann dann ggf. gefährlich werden. Muss nicht aber kann.
Wieso Diagnosen zu Waffen werden können? Ich weiß es auch nicht, vielleicht weil Symptome hier mit Persönlichkeitseigenschaften gleichgesetzt sind und diese Eigenschaften sind nun mal in der Außenwelt entsprechend postitiv oder negativ besetzt?

Borderline "kennt" heutzutage zum Beispiel fast jeder, aber eben nur eingeschränkt bzw. eben nicht mehr als den Begriff, der dann schon mal als Beleidigung herhalten kann. Allgemein"wissen" scheint nach meiner Beobachtung nicht viel mehr als: Borderliner sind pathologische Lügner. Und wenn deinem Gegenüber zu einer Diagnose vor allem Lügner einfällt, wird er dir gegenüber sicher voreingenommen sein.

Und wer dir nichts gutes will, kann dieses Halbwissen und die damit verbundene Voreingenommenheit natürlich gegen dich einsetzen. Er muss nur eine Diagnose nennen und hat dir damit zumindest gegenüber Nichtfachleuten gleich ganz subtil eine Menge negativer und abschreckender Eigenschaften angehangen gegen die du nur schwer ankommen wirst - leugnen bestätigt ja die Diagnose...

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Entknoten
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:48

Hope° hat geschrieben:Ähm.....
Kptsd und borderline haben unendlich viele gemeinsame Schnittstellen...Die Übergänge sind fließend. Was früher borderline war ist nun Trauma. Ptbs ist derzeit auch in Mode.
Hab ich kürzlich erst hitzig mit meinem Thera diskutiert. Da sind wir d'accord.
Nun, vielleicht MUSSTE auch eine Unterscheidung gefunden werden, damit die Menschen mit dem komplexen PTBS eben nicht mit "Borderline" in einen Topf geworfen werden.

Ob nicht doch auch jede psychische Diagnose irgendwann mal eine "Modeerscheinung" war lasse ich mal dahingestellt.

Fakt ist dass sich beide Diagnosen deutlich unterscheiden.
Ganz einfach gesprochen- der eine richtet vieles nach außen, der andere nach innen.

Überschneidungen mag es vielleicht im Bereich der mangelnden Impulskontrolle geben, aber fließend sind die Übergänge mit Sicherheit nicht!
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero


pandas
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:49

ziegenkind hat geschrieben:Pandas, hat dir das der irre analytiker so erklärt, dem du dann entsprungen bist?
So einen irren "Trost" hab ich noch nie gehört
Neeein, das war / ist eine Beobachtung, die ich gemacht habe in Bezug auf andere Patient_innen und dies wiederum in Bezug auf die vorab hier im Thread aufgeworfene Frage, warum es so sein zu scheint, dass Patient_innen oft kPtbs als Diagnose annehmen, währenddessen Borderline Abwehr hervorruft ... Hope° hat verstanden, wie ich das gemeint habe.

Ich selbst glaube nicht an die Diagnosen, die Therapeut_innen und Psychiater_innen über mich erstellen könnten und ab und an auch tun.

Der irre Analytiker hielt mich aber auch nicht für Borderline. Wir hatten genug andere Themen zum Streiten. Dies ist aber eine andere Geschichte und hat wenig mit Diagnostik zu tun.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


ziegenkind
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:53

Ja, das es den Wunsch gibt, ein Trauma vorweisen zu könne. Hab ich auch schon gelesen, auch hier, aber nicht von betroffenen.
Zuletzt geändert von ziegenkind am Mo., 05.10.2015, 20:59, insgesamt 1-mal geändert.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


Speechless
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:53

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich fühle mich als Traumapatient hier inzwischen angegriffen und stigmatisiert..es ist "in", es sei Wunschvorstellung. Als hätte ich nicht gelitten oder so. Als wären es nicht mitunter die schlimmsten Erlebnisse meines Lebens gewesen, nicht mehr schlafen zu können, Flashbacks zu haben und Herzrasen, sobald es an der Tür klingelt.

Ich ziehe mich hier zurück, weil es mir nicht mehr gut tut.


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leberblümchen
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:55

Friedie bzw. Broken, das ist eben das Problem, wenn bestimmte Diagnosen mit bestimmten Verhaltensweisen so eng verbunden sind, dass sie fast wie "natürlich" mitgedacht werden. Bei den körperlichen Erkrankungen ist das seltsamerweise weniger der Fall: Da sagt ja auch kein Arzt: "Sie haben Diagnose xy, also müssten Sie auch Symptom yz haben". Bei den psychischen Störungen wird das mitgedacht - wenn man Pech hat. Entweder der Diagnostizierende denkt es mit oder der Dritte - oder aber der Patient selbst, und zwar, ohne dass es nötig wäre.

Schade, dass es hier so wenig um mein eigentliches Anliegen, die Frage nach dem "warum?", geht. Aber vielleicht ist das auch zu offensichtlich.

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Candykills
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:55

Naja, ich bin raus aus dem Thread jetzt.

Nur zum Abschluss:
Ich glaube nach wie vor, dass die Mehrheit der Menschen oder von mir aus auch nur Betroffenen, denen ihre Diagnose wichtig ist - diese nicht in gut und schlecht einteilt, sondern in erster Linie eine Therapie macht, um sich besser zu fühlen - völlig gleich, ob die Diagnose genetischen oder traumatischen Ursprungs ist. Und ich glaube auch, dass professionelle und seriöse Therapeuten in erster Linie daran interessiert sind dem Klienten zu helfen und nicht zwischen guter und schlechter Diagnose unterscheiden, sondern danach wie stark derjenige betroffen ist.

Vielleicht lieg ich falsch, aber dann irre ich mich lieber, als mich mit denen, die irgendwelche Stigmata in die Welt setzen oder aufrechterhalten in einem Boot zu sitzen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


pandas
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:58

Es geht doch um Diagnosen, nicht um Inhalte.
D.h. es bestreitet wohl keiner die Existenz von Trauma,
es geht aber darum, was dann wie da herum produziert wird in Form von Diagnosen.
Ein daraus hervorgehendes Problem ist, dass dann im Umkehrschluss von ausgegangen wird, dass bestimmte Ereignisse IMMER psychische Symptome hervorrufen, die behandelt werden müssen.
Das kann für Überlebende von Katastrophen, die sich NICHT als psychisch gestört fühlen, durchaus ein Problem darstellen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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stern
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 20:59

leberblümchen hat geschrieben:Naja, so ungefähr, jenny. Ich bin gar nicht mal von einem Wunsch nach Opfersein ausgegangen. Ich hatte mehr so die Panik mancher Leute im Kopf, die mit schwierigen Diagnosen konfrontiert sind bzw. waren.
Für meinen Teil: Ich war latent panisch wegen eine eher schwerwiegenden FALSCHdiagnose, was sich ja auch superschnell aufklären lies, dass sich ein Textbaustein eingeschlichen hat, der da nichts zu suchen hatte. Das macht schon einen Unterschied. So ungefähr wie man mit Magenschmerzen zum Arzt geht und ihm Arztbrief dann eine Gehirnerschütterung diagnostiziert ist, weil der Arzthelferin bei der Verschlüsselung ein Zahlendreher unterläuft. Er hat zusätzlich zu meiner gesicherten Diagnose zwar noch eine weitere diagnostische Überlegung, die er aber nicht seriöserweise überprüfen kann... was aber nochmals transparent machte (schon zu einem früheren Zeitpunkt von sich aus).
Und dann die sich anschließende Frage: Warum ist das so, dass einige Diagnosen als Stigma empfunden werden und andere nicht?
Nun, das was ich im Netz dazu gefunden habe, war nicht sonderlich "freundlich"... so dass ich mich zusätzlich aufregte. Das hat mit meinen Empfindungen zu tun, die sich ja niemand anziehen muss.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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Tilda
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 21:00

@Speechless & Candykills

Danke für eure Worte... Ich muss mich auch schützen, denn die Behauptungen hier finde ich zum Teil schlichtweg ungeheuerlich. Auch deswegen, weil sie von Laien stammen und so achtlos in den Raum geworfen werden. (Ich empfinde es so.)

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Entknoten
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 21:02

leberblümchen hat geschrieben:speechless und Entknoten, ich weiß nicht, ob ich es hinkriege, euch zeitnah die Quellen zu suchen, aber es gibt wirklich viele Fachleute, die beides gleichsetzen. Die Schnittmenge zwischen beiden ist allerdings sowieso unstrittig. Aber vielleicht nicht uninteressant, dass das nicht so gerne gelesen wird...
Es ist eher so dass viele Therapeuten eher den Begriff Komplexes PTBS verwenden statt Borderline, da Borderline sehr stigmatisiert ist.(Wobei es DEN Begriff doch so auch nicht mehr gibt, oder?)

Es geht hier auch gar nicht darum die eine gehen die andere Diagnose "aufzuwiegen", nicht mal darum ob die eine Störung mit Hirnveränderungen einher geht oder nicht.

Mir ist die Diagnose als solche egal, aber zu wissen dass ich ÜBERHAUPT eine (oder mehrere) Folgestörungen haben DARF und dass mir mal endlich jemand sagt "Ja, sie haben es eben NICHT folgenlos verpackt. Und NEIN, es ist nicht gut für sie. Und JA - SIE haben Einfluß, SIE können etwas dagegen machen. Die Folgen, die Veränderungen, die müssen nicht für immer bleiben!" - das war mir wichtig!
Das ist das, was mir nun die Kraft gibt dagegen etwas zu tun.

Und auch zu KÖNNEN, jeden Tag.

Die Diagnose-Findung, die sollte man aber den Fachleuten überlassen.
Egal ob man beide Diagnosen gleichstellen ist unterscheiden möchte - man findet für jede Seite gleichviele Studien, Behauptungen und Aussagen.

Aber ich für meinen Teil bleibe dabei - sie unterscheiden sich. Deutlich.
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero


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leberblümchen
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 21:08

Es ist eher so dass viele Therapeuten eher den Begriff Komplexes PTBS verwenden statt Borderline, da Borderline sehr stigmatisiert ist
Äh, ja, eben. Darum geht es.

Mir ist die Diagnose als solche egal, aber zu wissen dass ich ÜBERHAUPT eine (oder mehrere) Folgestörungen haben DARF und dass mir mal endlich jemand sagt "Ja, sie haben es eben NICHT folgenlos verpackt. Und NEIN, es ist nicht gut für sie. Und JA - SIE haben Einfluß, SIE können etwas dagegen machen. Die Folgen, die Veränderungen, die müssen nicht für immer bleiben!" - das war mir wichtig!
Das ist das, was mir nun die Kraft gibt dagegen etwas zu tun.
Weiß nicht, ob ich dich jetzt falsch verstanden habe, aber es darf doch JEDER Therapiepatient seine Störung haben - insofern als er damit angenommen wird. Letztlich hat auch der übelste Schurke einen Grund für sein So-Sein. Und sollte ein solcher eine Therapie machen, wäre es wichtig, dass auch ihm mit Wohlwollen begegnet wird. Ansonsten wäre man wieder im Modus "gute Störung - schlechte Störung". Mag sein, dass das in bestimmten Bereichen tatsächlich relevant ist - für einen Friedensnobelpreis taugt ein Psychopath eher nicht... Aber in der Therapie-Praxis spielt die ethische weiße Weste zunächst keine Rolle. Was meiner Meinung nach gelegentlich vergessen wird...

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