Analytische Psychotherapie ??

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Broken Wing
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 00:56

@ Leberblümchen: Analyse heißt eben nicht zerlegen. Das Wort hat den Stamm Anal und die Nachsilbe -yse. Genauer gesagt handelte es sich ursprüngliches Verb (analisieren) und müsste korrekt substantiviert natürlich das Analisieren lauten. Aber die deutsche Sprache ist eben nicht immer so logisch, wie viele Lehrer gerne behaupten.
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pandas
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 01:51

Bekannterweise schützt die etymologische Bedeutung eines Wortes selbiges Wort nicht davor, in der Praxis dafür eingesetzt zu werden, etwas Ganz anderes zu bezeichnen.

Das nennt man die Differenz zwischen Signifikanten und Signifiziertem.

Nachzulesen bei Lacan.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Mr Mindconrtrol
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 11:01

Tristezza hat geschrieben:Schon mal auf die Idee gekommen, dass sich die PA nach Freud weiterentwickelt hat, Mr. Mindcontrol? Abstinenz wird von vielen PAs heute ganz anders definiert, nämlich als Verzicht des Therapeuten, nicht des Patienten, auf eigene Bedürfnisbefriedigung.

Nein, egal ob Freudianer, Jungianier, Kleinianer: Genau dieses ist zentraler Bestandteil jeder PA/AT, ich hatte auch keine Freudianer und das am eig. Leib erlebt. Dieses Manual kann man auch bei heutigen PA einsehen, wie gesagt noch mal den link in SGIPT lesen, dort steht dass die ganze "Übertragung" etc. nur damitv funltioniert. PAler kommen mir vor wie die Zeugen Jehovas mit der Bluttransfusion, die lassen Leute auch eher verrecken als damit zu helfen, genauso die Verweigerung von direktiver Hilfe bei den PA. Ich habe von PAs Texte gelesen die besagen man dürfe auf keinen Fall Patienten gegen ihre Symptome helfen, das würde ihren Antrieb nehmen sich tiefgreifend zu verändern. Das war in den 1990ern. Ich kenn auch Texte, wo die PAs helfende Therapien aus politischen Gründen ablehnen, damit würden Sie nur eine kranke Gesellschaft stabilisieren, deshalb wäre VT unmoralisch.
Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält --- Karl Kraus

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Mr Mindconrtrol
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 11:06

leberblümchen hat geschrieben:Ich denke, es ist beides.

Heute war wieder so eine Situation, in der ich mich gefragt habe, ob es womöglich helfen würde, wenn mich tatsächlich noch mal jemand an die Hand nimmt. Ich glaube, es geht einfach nicht. So, wie ein amputiertes Bein auch nicht wieder angenäht werden kann - und wie auch nicht das Bein eines anderen Menschen helfen kann. Wir haben nur uns selbst. Und wenn der Patient immer wieder versucht, 'es' zu bekommen, ohne dass sich im Inneren etwas grundsätzlich ändert und ohne dass er versteht, dass es sich nicht fundamental ändern kann, dann wird er es womöglich immer weiter versuchen.

Warum stehen denn Traumatherapeuten in der der Tradition der Schamanen und suchen die verlorene Seele ( ich kenne das auch meine Seele verloren zu haben )? Also muss wenn man die Seele mit dem Bein vergleicht es doch irgend wie gehen. Wie soll ich mich im inneren stark verändern wenn das nicht belohnt wird?
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Tristezza
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 11:24

Mr Mindconrtrol hat geschrieben:
Tristezza hat geschrieben:Schon mal auf die Idee gekommen, dass sich die PA nach Freud weiterentwickelt hat, Mr. Mindcontrol? Abstinenz wird von vielen PAs heute ganz anders definiert, nämlich als Verzicht des Therapeuten, nicht des Patienten, auf eigene Bedürfnisbefriedigung.

Nein, egal ob Freudianer, Jungianier, Kleinianer: Genau dieses ist zentraler Bestandteil jeder PA/AT, ich hatte auch keine Freudianer und das am eig. Leib erlebt.
Also ich mache seit drei Jahren PA und ganz wenig, was du darüber schreibst, trifft auf meine Therapie zu. Den Abstinenzbegriff hat mir meine Analytikerin nun mal anders erklärt, als er bei Freud definiert ist. Es geht nicht darum, die Patienten zu frustrieren, sondern darum, dass die Analytiker nicht ihre Patienten benutzen, um ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Seitdem du deine Analysen gemacht hast, hat sich in der PA einiges verändert, auch wenn das an vielem, was in den Büchern und im Internet steht, nicht ohne weiteres zu erkennen ist.

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stern
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 11:37

Ich denke, dem Thread wäre vielleicht zuträglich in klassischere und modifiziertere Formen der PA zu unterscheiden. ?
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 11:41

solage hat geschrieben:Die anderen Therapeuten und Therapeutinnen waren so facettenreich, dass mir klar wurde, dass der Therapieverlauf tatsächlich von der Person und dem Arbeitsstil des jeweiligen Therapeuten abhängt.
Das würde ich dick unterschreiben... insofern finde ich die Streiterei irgendwo seltsam. Mr M. hat eben die beschriebenen Erfahrungen gemacht bzw. seine eigenen Hintergründen... andere user andere Erfahrungen.
Liebe Grüße
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Tristezza
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 11:52

stern hat geschrieben:Das würde ich dick unterschreiben... insofern finde ich die Streiterei irgendwo seltsam. Mr M. hat eben die beschriebenen Erfahrungen gemacht bzw. seine eigenen Hintergründen... andere user andere Erfahrungen.
Naja, Streiterei ... Das Problem ist eben, dass Mr. Mindcontrol seine persönlichen Erfahrungen von Anno dazumal verallgemeinert. Es gibt tatsächlich nicht die Psychoanalyse.


chaosfee
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 11:59

Man muss da schon das eine oder andere auch kritisch lesen.

Das, was Mr. Mindcontrol da von dem Herrn Schlagmann über beispielsweise Kernberg verlinkt hat, habe ich mir zum Beginn meiner Therapie zu Gemüte geführt (mein letzter Therapeut arbeitete nach Kernberg). Nun ja, mich hat es nicht abgeschreckt, weil es mir doch recht unseriös klang (auch wenn - oder auch weil - der Herr Schlagmann da einen großen Aufwand betreibt), aber man hätte nach der Lektüre doch meinen können, ich würde mit einer solchen Therapie direkt ins Schlachthaus gehen. Tatsächlich war dieser Therapeut jedoch der menschlichste Behandler, den ich je hatte. Wie einen "Täter" hat er mich nie behandelt, aber eben auch nicht wie ein "Opfer".
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno


pandas
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 12:18

Tristezza hat geschrieben:
stern hat geschrieben:Das würde ich dick unterschreiben... insofern finde ich die Streiterei irgendwo seltsam. Mr M. hat eben die beschriebenen Erfahrungen gemacht bzw. seine eigenen Hintergründen... andere user andere Erfahrungen.
Naja, Streiterei ... Das Problem ist eben, dass Mr. Mindcontrol seine persönlichen Erfahrungen von Anno dazumal verallgemeinert. Es gibt tatsächlich nicht die Psychoanalyse.

Wenn das so wäre, müsste man die KK-Verfahren auflösen. Demnach wäre es nicht mehr zulässig, Therapien in der Verhaltenstherapie, der Tiefenpsychologischen Therapie oder der Verhaltenstherapie zu bewilligen, da Bewilligungen in diesen drei Verfahren in sich vergleichbar sein sollen.

Man könnte dann vielmehr nur noch Psychotherapie bewilligen, bei Psychologen, die eine mehrjährige Weiterbildung in einem beliebigen Verfahren absolviert haben.
Diese Psychotherapie wäre in allen Therapieverfahren gleich zu kontentigisieren, beispielsweise Höchstzahl 100 Stunden, denn wenn es die Psychoanalyse nicht gibt, so gibt es auch nicht die Gründe, warum hier die Kontigentzahl höher sein sollte als in anderen Verfahren.
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chaosfee
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 12:23

Dass nicht alle Psychoanalysen gleich sind, heißt doch nicht, dass sie gar keine gemeinsamen Unterscheidungsmerkmale zu anderen Therapieformen haben...

(Edit: Wieso wird hier im Vergleich PA - VT eigentlich immer erwähnt, dass die Stundenkontingente der PA zu hoch seien und nicht die Kontingente der VT zu niedrig? Würde man das mal anders angehen, würde das hier, denke ich, eine Menge Streit verhindern. So hat das immer so einen Beigeschmack von Missgunst - ich möchte nicht, dass der andere etwas hat, was ich nicht habe.)
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pandas
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 12:34

Das reicht dann aber nicht mehr.

Für die Haltbarkeit als EINE Heilbehandlung im KK-Katalog müssen sie vergleichbar sein.

Nunja, u.a. deswegen ist ja auch schon im Entwurf zum Psychotherapiegesetz das Vorhaben enthalten, Psychotherapie-Bewilligungen von den drei bevorteilten Therapie"verfahren" zu entheben und vielmehr in der Approbation die gesamte Aus- und Weiterbildung des Kanditaten als auch die persönliche Eignung einzubeziehen und anschließend allen approbierten Psychologen die Möglichkeit zu erlauben, Psychotherapie an sich zu beantragen, im selben Kontigentrahmen - unter Abschaffung der Voranstellung der drei privilegierten Verfahren.
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hopelife
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 12:39

Ich denke, dass es keinen großen Unterschied gibt, ob die Form modifiziert ist oder klassisch.
Letztendlich unterscheidet sich nur die Intensität und das Ansehen können zur klassischen Analyse.
Modifiziert ist immer 1-2 mal.

Mr.. ich kenne diese Einrichtung noch und um stern und tröte nicht so zu verschrecken, schreibe ich das jetzt mal so, weil das Vergangenheit ist.

Das ist über zehn Jahre her und ja ich unterstütze dich darin, dass es dort oftmals heftig war, dass ich nach über zehn Jahren immer noch Heidenangst vor analytikerkreisen hatte, aber das so gibt nicht mehr und wenn nur vereinzelt.
Die Therapie dort bestand aus Gruppentherapie und nur vereinzelt Einzelgesprächen, aber der Schwerpunkt war die analytische Gruppentherapie und vor allem war es eine Kinder und Jugendeinrichtung, eine stationäre Tagesklinik.
Ja, ich weiß was da abging und welcher Übermacht du da ausgeliefert warst.
Nur ein Beispiel aus dem Alltag dieser Klinik(habe ich gerade aus dem Tagebuch gekramt)

Herr Analytiker sagt zu einer Magersüchtigen beim Essen am Tisch:
"Du siehst jetzt gut aus, Du musst jetzt keine weiten Sachen mehr anziehen, kannst du dir nicht mal eine enge Jeans kaufen, dein Anblick ist auch für andere am Tisch nicht so nett anzusehen und iß mal noch einen Löffelche mehr, damit du nicht wieder so knabenhaft aussiehst.
Weisst Du eigentlich, dass Du damit aussiehst wie deine Frau Mutter?

Ich weiß, deiner Frau Mutter gefällt es nicht,
dass ihr Kind ihr Konkurrenz macht und es wird ein schwerer Prozess für dich zu einer Weiblichkeit zu werden, denn deine Mutter, die will ja das du krank und abhängig bleibst, sie erträgt dich schön nicht, deswegen bist du ja auch so mager geworden und musst's krank werden, um die Liebe deiner Mutter nicht zu verlieren.
Kauf dir doch mal eine enge Jeans und zeig dich morgen der Gruppe.
Die Gruppe stärkt dich, dass du dich gegen deine Frau Mutter behaupten kannst, sonst bleibst du immer krank und abhängig."

Aber das ist Vergangenheit und hat mit den Einzelsitzungen von heute nichts mehr zu tun, du vermischt deine Erlebnisse dort. Ich würde dir raten einfach mal mit einem AnalytikerIN über das was du damals dort erlebt hast, zu sprechen.
Zuletzt geändert von hopelife am Fr., 19.12.2014, 12:46, insgesamt 2-mal geändert.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!


pandas
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 12:40

chaosfee hat geschrieben: Wieso wird hier im Vergleich PA - VT eigentlich immer erwähnt, dass die Stundenkontingente der PA zu hoch seien und nicht die Kontingente der VT zu niedrig?
Ich habe den Eindruck, es geht stets darum, dass sie (in der jetztigen Lage) stark unterschiedlich sind.

Der Gesetzgeber sieht wohl eine Durchschnittsbildung vor, da es weder die Begründbarkeit gibt, dass die PA ein sehr hohes Kontigent hat noch dass die VT ein ziemlich niedriges Kontigent hat. Deswegen wird die Torte nunmehr in gleiche Stücke geschnitten.

Es geht weniger um Neid und Mißgunst, sondern um die Findung von gerechten Lösungen - sind solche gefunden, gibt es auch keinen Neid und Mißgunst mehr.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


chaosfee
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 12:47

Natürlich sind sie unterschiedlich, das ist ein Fakt. Dem kann man zweierlei Forderungen entgegenseitzen: Man erhöht das eine oder verringert das Andere. Hier ist aber stets von der Verringerung der PA-Kontingente die Rede. warum eigentlich?

Was der Gesetzgeber macht, ist doch wieder ein ganz anderer Schuh. Ich rede von dem, was sich hier im Forum abspielt.

OT-Edit: Was ist denn eine objektive Gerechtigkeit?
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