Definitionsmacht und Psychotherapie / @EinTherapeut

[hope_81]

Das stimmt,
im Studium habe ich gelernt, dass ein Psychotherapeut sogar in Teufelsküche kommen
kann, wenn er privat psychologische Tipps gibt und eine Person dadurch geschädigt wird.
Schon abgefahren eigentlich, aber scheint so zu sein

@Sunny75,
ich bezog mich auf Lonely, was den Therapeut anbelangt, so gebe ich Dir da recht, ich habe
bis jetzt noch nicht soooo genau verstanden, was er eigentlich zu bezwecken versucht, aber gut...

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[(e)]

Rechtspsychologie ist ein sehr spannendes Gebiet, aber davon habe ich kaum eine Ahnung.
Allerdings könnte ich es nicht mit mir vereinbaren Täter zu therapieren, geht einfach nicht.
Geschweige denn ein Gutachten für solche, dass sie nicht mehr gefährlich sind oder so...
Nee, dass wäre nicht meins.

Ah, stimmt, ich würde solche Täter für immer in die Verwahrung schicken!

Ich hab mehr mit Jugendstrafrecht zu tun in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Da macht es schon noch Sinn, die Delikte sind noch nicht so gravierend und die Jugendlichen noch beeinflussbar. Dazu muss ich sagen, dass in der Schweiz ein ganz spezielles Jugendstrafrecht herrscht. In Deutschland würde man dazu wohl Kuscheljustiz sagen, aber es funktioniert in den meisten Fällen und kann eine kriminelle Laufbahn von Jugendlichen oftmals verhindern. Natürlich gibt es auch Intensivtäter, wo es schwieriger wird. Da bin ich auch nicht dafür, dass sie bald freikommen oder zu weich mit ihnen umgegangen wird, gerade wenn es um Gewaltdelikte geht. Doch auch da ist es besser, die gewalttätigen Jugendlichen therapeutisch auf einen guten Weg hinzulenken, so weit irgendwie möglich. In Österreich orientiert man sich zunehmend an diesem Schweizer Modell.

Ich finde es spannend, mit den Zuständigen in Kontakt zu bleiben und als Team mit den Jugendlichen zu arbeiten. Die Gutachten sind auch viel länger als z. B. bei der IV-Rentenversicherung, weil eben noch dieser rechtspsychologisch-wissenschaftliche Aspekt dazukommt. Das letzte Gutachten war über 80 Seiten lang, ich brauchte über 2 Stunden, um mir das reinzuziehen, war aber schon interessant, wenn auch etwas theoretisch. Interessant sind auch die Fachleute, die man dabei kennenlernt, ich lese auch deren Publikationen usw. So lerne ich laufend auf diesem Gebiet dazu.

@EinTherapeut: Wenn Du wirklich eine psychologische Ausbildung vorweisen kannst, wäre das ein interessantes Gebiet, wo oft alternativ gearbeitet wird.

[Tigerkind]

Tigerkind schrieb:
Gegen diesen Wunsch ist ja auch nichs einzuwenden, wer es tun will soll es tun.


Es vorzugeben, ohne es wirklich zu sein, ist jedoch strafbar.

Verstehe jetzt allerdings den Zusammenhang nicht, was hat das eine mit dem anderen zu tun?

enn er privat psychologische Tipps gibt

Was genau sind denn psychologische Tipps? Ich dachte ein Psychotherapeut darf privat nur nicht therapieren?

Mein Thera nervt sich manchmal, weil ich so wenig Interesse für seinen Beruf habe und ständig über die Rechtswissenschaften spreche.

Verstehe ich nicht, wieso ist ihm das wichtig? Ist doch eigentlich so das in der Therapie über das gesprochen wird, was der Patient will?

[hawi]

e,

nur kurz, weil es weiteres dann doch nicht reinpasst, ich selber zu mehr auch grad keine Lust habe: eine Berufsbezeichnung ist kein Titel wie z.B. Dr.
Zumindest in Deutschland ist das so. und dass etwas privatrechtlich geschützt ist, heißt erst mal nur, dass Privatrecht anzuwenden ist, wenn es Verstöße gibt. Entweder allein, oder neben Strafrecht und/oder Verwaltungsrecht. Dass es den umgangssprachlich so genannten privaten Bereich regelt, heißt es nicht, nicht ohne weiteres. Privatrecht gilt auch in beruflichen, geschäftlichen Lebensbereichen.

Ich meine weiterhin, ich könnte mich selber z.b. Pilot auch ohne Pilotenschein nennen. Nur ein Flugzeug dürfte ich nicht fliegen. Und auch sonst keine Stellen annehmen, die einen formellen Pilotenabschluss erfordern.
Um das hier mit 100%iger Sicherheit zu schreiben, müsste ich zuviel nachsehen.
Du magst also Recht haben. Aber jetzt grad glaub ich es nicht.

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[(e)]

@hawi: Also eigentlich steht das alles auch schon im Link, den ich gegeben habe. Es muss eidgenössisch anerkannt werden in der Schweiz. Aber auch sonstige Ausweise sind in der Schweiz staatlich reglementiert und werden polizeilich sanktioniert. Das ist in der Schweiz sehr streng geregelt. Du kannst mir also glauben, dass Berufstitel in der Schweiz streng geschützt sind und eine Zuwiderhandlung auch gesetzlich bestraft wird. Im Link steht auch, dass man Verstöße melden kann.

[leberblümchen]

Nein, 'ein Therapeut' ist sicher kein Titel im juristischen Sinne. Aber es ist halt interessant, dass mit der Verwendung dieses Titels ja nun mal offensichtlich etwas bezweckt wird (und nein, es ist sicher nicht die Kritik an der Psychiatrie!). Ich kannte mal eine Ärztin, die einen fehlenden Doktor-Titel dadurch kompensiert hat, dass sie das Glück hatte, einen 'passenden' Vornamen zu haben: Die hat sich dann einfach aufs Praxisschild gedruckt: "Do. Müller". Hört sich doch besser an, als wenn die Dorothea nun als 'Hilde' ein 'Hi. Müller' hätte schreiben müssen.

[hope_81]

enn er privat psychologische Tipps gibt

Was genau sind denn psychologische Tipps? Ich dachte ein Psychotherapeut darf privat nur nicht therapieren?
[/quote]
Puhh, ich will mich da jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, die VL ist schon eine ganze Weile her,
ich meine mich noch daran zu erinnern, dass der Prof. davor warnte Ratschläge a la trenne Dich doch vom Mann,
such Dir einen anderen Job, dieser Passt nicht zu Deiner Persönlichkeit und solche Dinge.
Aber wie gesagt, ich erinnere mich nur noch äußerst Dunkel.

Aber ich meine auch, dass es in einer anderen VL kontrovers diskutiert wurde, weil alle Studenten doch relativ
entsetzt waren und plötzlich Angst bekamen

Privat therapieren darf er ganz sicher nicht.

[Jenny Doe]

@ Ein Therapeut

Ich habe nicht alle Antworten an dich gelesen, möchte nur dazu etwas sagen bzw. dir eine Geschichte erzählen, die mich einerseits fassungslos macht, mich anderseits herzhaft zum Lachen bringt.
Eine Freundin von mir, die vor Kurzem ihr Psychologiestudium absolviert hat, arbeitet jetzt als Psychotherapeutin in einer Klinik, ohne eine Psychotherapieausbildung gemacht zu haben. Direkt in der ersten Arbeitswoche wurde sie aufgefordert, Einzeltherapien und Gruppentherapien durchzuführen. Mein Freundin ist völlig verzweifelt und überfordert, da sie nicht dir geringste Ahnung hat, wie man Psychotherapie durchführt. Mich macht das fassungslos, dass in Deutschland sowas möglich ist. Doch in dieser Klinik scheint das üblich zu sein. Mir verschlägt das die Sprache.
Zum Weglachen ist: Meine Freundin meinte, die Klienten wären zufrieden mit diesem Klinikkonzept, die würden immer wieder kommen Also, wenn man das "Therapieerfolg" nennt, wenn Klienten immer wieder kommen, dann sag ich nur "armes Deutschland".

Ich zumindest bin froh, dass meine Frauenärztin nach ihrem Medizinstudium nicht ohne spezifische Qualifikation in mir rumwühlen darf. Dasselbe erwarte ich von meinen Therapeuten, nämlich, dass sie nicht nur Ratschläge erteilen, wie es auch User hier tun können, sondern Methoden beherrscht, die man nur in einer Therapeutenausbildung lernt.
Hätten mir Therapeuten nur irgendwelche Ratschläge gegegeben, dann wäre ich heute noch eine "zufriedene" Klientin, die immer wieder kommt.

[Tigerkind]

@hopeless: Ja, das ist natürlich schwierig, man möchte Freunden oder Bekannten ja sicher auch privat helfen, ist vermutlich eine Gratwanderung, naja so Ratschläge wie trenn Dich oder such Dir einen neuen Job sind ja von prof. Seite wie auch von privat echt sehr schwierig.

[candle.]

Ich zumindest bin froh, dass sich meine Zahnärztin nach ihrem Medizinstudium auf den Zahnbereich spezialisieren musste

Da muß ich jetzt aber lachen, weil Zahnmedizin ein eigener Studiengang ist!

candle

[Jenny Doe]

Da muß ich jetzt aber lachen, weil Zahnmedizin ein eigener Studiengang ist!

Stimmt, hast Recht.
Sie hat mehrere Ausbildungen, das habe ich gerade etwas durcheinander geworfen.

[hawi]

Elana,

du hast (wohl) Recht, ich Unrecht. Mein Fehler!

Jedenfalls gilt in Deutschland:http://dejure.org/gesetze/StGB/132a.html

[hopelife]

Jenny Doe
witzige story, genau das kannte ich auch so in der klinik.

[ziegenkind]

also wenn es eintherapeut mit dem nick wirklich um die erschleichung von anerkennung und bewunderung, gar um die generierung von neid gegangen wäre, denn hätte er ja davon ausgehen müssen, dass die mehrheit gleichungen a la "therapeut=jaguarfahrer=will ich auch" aufstellen. kann man so dusselig sein?

[leberblümchen]

Ach, ziegenkind, meinst du ernsthaft, diese Dinge laufen nur bewusst ab?

Meinst du, als er sich hier angemeldet hat, hat er sich gedacht: "Boah, geil, ich nenne mich 'ein Therapeut' und bau mir einen Thron!"?

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