Umgang mit Beleidigungen

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yamaha1234
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 18:09

titus2 hat geschrieben: Ich bin schon der Meinung, dass es 'objektiv' nicht angemessen ist, so heftig auf einen blöden Spruch zu reagieren.
nu ja, Menschen wurden schon wegen weniger ermordet....nicht, dass ich mir jetzt rühmlich auf die Schulter klopfen möchte und damit angeben, dass der Opa ja noch lebt.....es ist mehr so, dass da jeder Mensch wohl unterschiedliche Grenzen hat. Ich glaub' ich bin sensibel, hinzu kommt irgendein Trigger, da muss ich nochmals genau hinsehen. Ansonsten teile ich deine Einsicht, warum nicht auch mal "bücken"......

Ich erinnere mich da an eine Situation: in jungen Jahren lebte ich mal in einer WG und in dieser WG lebte ein Paar. Sie waren viele Jahre zusammen, irgendwann stellte sich heraus, dass der Mann die Frau betrogen hatte. Sie wollte sich von dem Mann nicht trennen und so kam es, dass sie ihn auch betrog. Ich war sehr verwundert über dieses Verhalten, aber sie meinte, sie hätten nicht mehr "auf einer Ebene" sein können, wenn sie ihm nur "verziehen" hätte. Sie meinte, dass hätte sie nie gekonnt, deshalb brauchte sie dieses "Ausgleich"....gut, paar Jahre später haben sich dann doch getrennt, sind aber bis heute gut befreundet. Die Mitbewohnerin meinte, dass Partner und Freunde immer auf einer Ebene stehen müssen, da es sonst nicht "funktioniert". Ist vielleicht auch in Ansätzen übertragbar auf meine SItuation, vielleicht musste ich ihn heute zurück beschimpfen und ihm den Mittelfinger zeigen um einen "Ausgleich" herzustellen....

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yamaha1234
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 18:12

stern hat geschrieben: es geht mir auch nicht um den formalen Aspekt. Sondern darum, dass yamaha vielleicht "nur" wütend ist... und irgendwann unverhofft eine Anzeige zugestellt wird (möglich ist das... Anzeigen wegen Beleidigungen gibt es nicht nur auf dem Papier):
ehrlich gesagt würde ich mich auf dieses Verfahren freuen......Angst vor einer Anzeige habe ich nicht. Wer ja noch schöner, dass er mich Drecksau nennen darf und ich für meinen Mittelfinger belangt werde....im Übrigen glaube ich, dass diese Mittelfingersache nicht so streng geahndhabt wird, außer wenn man sie bei Beamten "anwendet".

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 18:14

wenn du den Ausgleich hergestellt hast damit...
hast du?

Ansonsten denke ich nicht
dass sich wehren unbedingt mit den gleichen Mitteln erfolgen muss
mit denen die Beleidigung erfolgt ist.

Und ich muss mich echt nicht auf gewisse Ebenen herablassen
oder heraufsetzen
nur um damit auf einer gleichen Ebene zu sein.

Ausgleich um jeden Preis.
Das nenne ich eher angepasst.

Das ist doch Kindergarten: er betrügt mich also betrüge ich auch um auf einer Ebene zu sein.
Komisch.
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yamaha1234
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 18:25

**AufdemWeg** hat geschrieben:
Das ist doch Kindergarten: er betrügt mich also betrüge ich auch um auf einer Ebene zu sein.
Komisch.

Ich weiß nicht, im Falle von diesem Paar wohl eher gesund, danach konnten sie sich wieder in die Augen schauen...ich weiß nicht ob das generell so ist, aber zumindest hat mich diese Sichtweise beeindruckt.

Ob ich durch mein verhalten heute einen Ausgleich geschaffen habe? Nee, aber zumindest habe ich etwas gesagt und so rückgemeldet, dass ich dazu auch was "schreien" kann....mal sehen wie es sich in Zukunft entwickelt...

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 18:27

und wenn es dir damit nun gut geht, dann ist es doch auch gut.

Wenn es dich befreit hat gut.

Aber irgendwie wirkte es eher so als hätte es dich nicht wirklich befreit.

War dann aber falsch von mir aufgefasst.

LG ADW
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stern
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 18:29

yamaha1234 hat geschrieben:Wer ja noch schöner, dass er mich Drecksau nennen darf und ich für meinen Mittelfinger belangt werde....
natürlich DARF er das nicht . Aber genauso wenig sind Mittelfinger vorgesehen (sondern die zählen als Beleidugung und sind somit Straftatbestand).

Und wenn es blöd läuft, lässt dich jemand dafür bluten. Wenn dir die Drecksau nicht passt, müsstest du dich zur Wehr setzen (stünde dir genauso frei).

Läuft eben nicht so, dass man sagt: Na klar, wenn sie jemand Drecks** nennt, dürfen sie sich zu Straftatbeständen hinreißen lassen. Haben wir volles Verständnis.

Sondern es geht wohl auch darum, dass man nicht jedes Gefühl in eine Handlung umsetzen muss (wer dazu nicht in der Lage ist, kommt wohl auch häufiger mit dem Gesetz in Konflikt).
im Übrigen glaube ich, dass diese Mittelfingersache nicht so streng geahndhabt wird, außer wenn man sie bei Beamten "anwendet".
Genauso könnte der Aggressor sagen: "Drecksau" zu sagen ist eigentlich nicht so schlimm, solange man nicht über schmutzige Polizeiautos und deren Fahrer schimpft. Ist für mich also kein Argument. Zumindest finde ich schenken sich Drecks** und Mittelfinger nicht so viel. Wenn man dann dafür auf die Stufe geht, wer angefangen hat, a la: Aber er hat ja als erstes Drecksau gesagt, dann war ich so wütend, dass ich den Mittelfinger zeigte. Aber er hat ja auch angefangen, indem er mich demütigen wollte. Und dann habe ich es ihm heimgezahlt, um wieder einen Ausgleich herzustellen: Hmm. Ist das wirklich das, was dir als Umgang vorschwebt? Ich glaube eher nicht, oder?
Zuletzt geändert von stern am Mo., 29.07.2013, 18:39, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)


montagne
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 18:30

Ich sehe das ähnlich wie adw..
Ich glaube nämlich, mit dem verbal zuschlagen ist es, wie mit dem körperlichen zuschlagen:
Das tut IMMER beiden weh. Nur der, der geschlagen wird erfährt die Demütigung, da es mit ihm gemacht wird, wärend der andere macht. Und der, der macht ist mental natürlich vorbereitet und kann den Schmerz daher anders verarbeiten. Und vllt. ist ihm das zurücksschlagen so wichtig, dass er den Schmerz darüber negiert. Was nichts daran ändert, dass der eigene Köper auch Schaden nehmen kann und nimmt.

Deshalb halte ich persönlich eben von Zurückschlagen wenig. Eher blocke ich gleich ab und lasse mich gar nicht erst treffen. Zurückschlagen ist für mich kein Ziel, was nicht heißt, dass es nicht auch mal passiert (verbal).

Ein bewusstes Auge um Auge, Zahn um Zahn, ist schon eine verdammt archaische Moral.
amor fati

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 18:32

Ich weiss nicht, ob mein Beitrag dir nutzt, yamaha, aber:

Was mir bei Beleidigungen hilft, ist eigentlich recht simpel: Einer vertrauten Person mitteilen, wie man mich behandelt hat, tüchtig darüber lästern, was das für'n Idiot war (und damit der eigenen Wut Raum geben und sich die Bestätigung holen, dass man selbst keinen Fehler gemacht hat), danach mit dem Erlebnis abschliessen.

Das hat bisher noch immer geholfen. Damit spare ich mir auch Gewissensbisse (schliesslich weiss ich nicht sicher, weshalb der Andere getan hat, was er getan hat ... Mitunter deshalb hüte ich persönlich mich vor Vergeltungsmassnahmen.)

Mich kann man eigentlich auch nur beleidigen, wenn man meine wunden Punkte kennt und mein Selbstvertrauen gerade angeknackst ist. Beides zusammen kommt erstaunlich selten vor.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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yamaha1234
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 18:37

montagne hat geschrieben: Ein bewusstes Auge um Auge, Zahn um Zahn, ist schon eine verdammt archaische Moral.
Ja,das stimmt, deshalb suche ich ja nach einer anderen Strategie.....bisher ist es so, dass wenn ich nichts sage, ich mich schlecht fühle, weil ich dann das Gefühl habe nicht für mich "eingetreten" zu sein. Wenn ich etwas sage, habe ich zwar nicht das Gefühl von "Schwäche", aber Aggression+Aggression=2mal Aggression und irgendwann mal vielleicht Eskalation....
Meine traumlösung wäre einfach in solchen Situationen nichts mehr oder weniger fühlen zu müssen, aber ich weiß nicht wie....


leberblümchen
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 18:55

Wieso 'archaische Moral'? Sollte es tatsächlich doch darum gehen, sich moralisch erhaben zu fühlen? Das wiederum fände ich zwar nicht archaisch, aber unaufrichtig, wenn es nicht dem eigenen Erleben entspricht. Wenn ich wütend bin, bin ich wütend. Ist natürlich kein 'moralisch wertvolles' Gefühl, aber ich frag mich, wie man auf diesen Anspruch kommt?

Übrigens hab ich neulich gelesen, dass es häufig vorkommt, dass jemand seinen Partner betrügt, nachdem er selbst betrogen wurde. Auch da wieder: Wenn es dem inneren Erleben entspricht, frag ich mich, was dagegen sprechen würde?

Mich würde interessieren, woher dieser moralische Anspruch kommt und was WIRKLICH dagegen spricht, sich zu wehren? Wenn ich gar nicht erst das Gefühl hätte, mich wehren zu wollen, dann müsste ich mir doch über die Moral gar keine Gedanken machen, oder?

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Tristezza
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 19:02

titus2 hat geschrieben:Mich würde interessieren, woher dieser moralische Anspruch kommt und was WIRKLICH dagegen spricht, sich zu wehren?
Für die Christen hier im Thread: siehe Bergpredigt ...


pandas
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 19:05

Dagegen spricht, dass (nicht unbedingt bezogen auf die Beispiele hier) Rachekreisläufe in Gang gesetzt werden, und so dieses archaische Denken zurück in die Steinzeit führt, wo die eine Urhorde der anderen Urhorde ständig eins mit dem Knüppel über die Rübe zog ...

.... wobei ich auch dafür bin, ein gesundes Mass zu finden. Keinesfalls Bashen einfach so einstecken.
Aber, man muss z.b. nicht gleichermassen zurückrüpeln, vielleicht findet sich ein geschickteres Kontra z.b.

So dieses christliche "Wenn Dich jemand schlägt, halte die andere Wange hin", davon würde ich auch nichts halten. das ist ja geradezu eine Auffoderung, sich unterdrücken zu lassen.

PS: doppelung nicht beabsichtigt, wurde wohl zeitgleich getippselt.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Beitrag Mo., 29.07.2013, 19:11

.... wobei ich auch dafür bin, ein gesundes Mass zu finden. Keinesfalls Bashen einfach so einstecken.
Aber, man muss z.b. nicht gleichermassen zurückrüpeln, vielleicht findet sich ein geschickteres Kontra z.b.
dem ist nichts hinzuzufügen
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yamaha1234
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 19:26

biber hat geschrieben:Dagegen spricht, dass (nicht unbedingt bezogen auf die Beispiele hier) Rachekreisläufe in Gang gesetzt werden, und so dieses archaische Denken zurück in die Steinzeit führt, wo die eine Urhorde der anderen Urhorde ständig eins mit dem Knüppel über die Rübe zog ...
richtig, und eingangs habe ich ja bedauert nicht mehr in der Steinzeit zu leben , mein Gefühl sagte mir heute "Opa vom Rad ziehen, Knüppel über Birne hauen und gut", aber natürlich wurde ich sozialisiert, lebe 2013, und dann gibt es auch noch sowas wie Mitgefühl in mir, welches aber, wenn die Wut kocht, nicht gerade sehr spürbar ist....
Fakt ist, durch solche Ereignisse wird in mir sehr viel Adrenalin ausgeschüttet....ja wohin damit??? Und lässt sich die Adrenalinproduktion gar stoppen/verhindern??

Und was ist ein "gesundes Maß"? Wo beginnt ein "Wange hinhalten, und wo beginnt ein zurückhauen"??? Sorry, gar nichts sagen und umdrehen und dabei meine Gefühle "nicht in einem gewissen Rahmen ausagieren" und mir sagen "nee, da lasse ich mich jetzt nicht zu runter", fühlt sich für mich nicht authentisch sondern ängstlich und schwach an....klar wenn man gar keine Wut im Vorfeld spürt (aber die spüre ich!) ist das etwas anderes, aber in meinem Fall wäre das wie ein "Schwächeeingeständnis"....

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 19:29

aber da hast du doch einen guten Ansatz gefunden
das in deiner Therapie mal anzuschauen
warum die Gefühle dermaßen stark werden.
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