Erfahrungen Arbeit mit inneren Anteilen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lockenkopf
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Beitrag Di., 08.03.2016, 23:28

Igelkind hat geschrieben: Jetzt würde es aus meiner Sicht vom Lesen, Denken und darüber Sprechen zum Fühlen weiter gehen (wozu Bilder eben auch gehören, sehen, riechen, hören, empfinden...), und von dort dann wieder über das darüber Sprechen, (Nach)-denken wieder zurück...
Das Fühlen braucht viel Geduld und Zeit.
Bei Überforderung zurück auf Feld 1.
Das ist auch dein Schutz, das ist ganz in Ordnung.
Ja, genau. Und dabei mit weniger belastenden Ereignissen anfangen, ist auch richtig.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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lisbeth
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Beitrag Mi., 09.03.2016, 07:26

Speechless hat geschrieben: Und doch, immer wenn sie da ran gehen will und sagt, ich soll mir mich als Kind vorstellen, kommt sofort ganz viel Wut hoch und mir wird unglaublich schlecht. So schlecht, dass wir auch nicht weitermachen können.

Hat jemand von euch da anderen Zugang zu gefunden, vllt nicht über innere Bilder sondern auf anderem Wege? Ich hab das Gefühl, bei mir wird es so nicht funktionieren.
Hallo Speechless,

ich wäre vor ca. 1,5 oder 2 Jahren aus dem Raum geflüchtet, hätte meine Therapeutin mit "inneren Kindern" oder sowas angefangen. Will sagen: Ich war gegenüber dieser Methode/Annäherung absolut nicht offen und auch nicht bereit, damit zu arbeiten. Heute sehe ich das komplett anders, und ich finde diese Vorstellungen für mich und meine Arbeit an mir sehr hilfreich. Was hat sich geändert?

Immer wenn ich mit sehr intensiven Gefühlen konfrontiert war, die eigentlich gar nicht zur auslösenden Situation passten, weil viel zu stark und der Auslöser eigentlich marginal, wies meine Therapeutin darauf hin, dass ich gerade in einem emotionalen Flashback bin, die Echos der Vergangenheit höre und stellte die Frage in den Raum, an welche (früheren) Situationen mich der Auslöser denn erinnert. Da tauchten ganz schnell Parallelen auf. Und irgendwie kam bei mir die Realisierung, dass diese intensiven Gefühle meine Gefühle von früher sind bzw diese Gefühle spiegeln, und ich in den Situationen komplett allein und überfordert gewesen sein muss, weil das alles so frei herumschwirrt. Das hat meine ablehnende Haltung gegenüber mir selbst als Kind sehr abgeschwächt und auch soetwas wie Mitgefühl fing an zu wachsen.

Ich mache parallel eine Maltherapie. Und in einer Stunde als es um sehr widersprüchliche Gefühle ging und es einfach darum ging, das mal aufs Papier zu bringen, tauchte auf einmal - oh Wunder - ein erwachsener Mensch und ein sehr kleines Kind auf... Seitdem geht es auch immer wieder darum, dass die besser miteinander in Kontakt kommen. Wo bei mir auch eine Sperre ist, und ich manchmal "meinem Kind" sehr ablehnend gegenüberstehe. Was da hilft ist der Hinweis, dass das die verinnerlichte Ablehnung ist, die ich als Kind erfahren habe. Eine Art Selbstschutz sozusagen. Ich bestrafe mich selbst, bevor es die Erwachsenen tun....
Da lässt sich nix forcieren. Wir schauen immer wieder mal hin, wenn es hochkommt, und es bewegt sich jedesmal ein wenig, aber es braucht einfach Zeit. Und Geduld.

Ich bin letztes Jahr mehr oder weniger zufällig in einem Kurs für "Mindful Self Compassion" (MSC) gelandet. Wollte eigentlich MBSR machen, aber der hatte schon angefangen. MSC ist achtsamkeitsbasiert wie MBSR aber es geht viel mehr um Gefühle und wie wir mit uns selbst umgehen und begegnen. Und wie man sich selbst mit mehr Mitgefühl begegnet. Und ein Ansatz ist: Der Umweg über andere. Ich kann viel leichter einem Menschen der mir nahesteht mit Mitgefühl usw. begegnen als mir selbst. Also stelle ich mir diesen Menschen in *meiner* Situation vor. Und über diesen Umweg schaffe ich es besser, auch mal nachsichtig und liebevoll zu mir selbst zu sein. Ist jetzt sehr verkürzt, wenn du mehr dazu erfahren willst >> google einfach mal.

Vielleicht hilft es auch, wenn du dich selbst als Kind erstmal in Situationen vorstellst, an die du dich gerne erinnerst, falls es solche gibt? Also quasi "ungefährliche" Ereignisse. Und darüber eine Annäherung schaffst?

**Oder wenn du dir vorstellst, wie du anderen Kindern begegnen würdest, die sich in "deinen" Situationen befinden? Ich würde fast vermuten, dass da sehr viel Beschützerinstinkt bei dir auftaucht, und Mitgefühl...

Eine andere Frage, die glaubich auch schon jemand anders gestellt hat: Worauf richtet sich die Wut, die du dann spürst? Gegen dich selbst? Gegen jemand anderes? Vielleicht ist es auch eine Möglichkeit, mal zu schauen, was dieses wütende Kind braucht? Will es einfach gesehen und wahrgenommen werden, will es hören "ich kann verstehen, dass du so wütend bist" oder möchte es die Wut irgendwie abreagieren oder ... es gibt bestimmt 1001 und eine Möglichkeit, was dahinter steht...***

Ich glaube aber auch, das alles geht nicht auf Knopfdruck und Kommando. Das muss wachsen und reifen und jeder muss da seinen eigenen Weg finden. Und für manche passt es gar nicht wie bei Lockenkopf und dafür funktioniert etwas anderes. Auch wenn du diesem Inneren-Kind-Ansatz gegenüber offen bist, vielleicht ist erst noch etwas anderes vorher dran...

Wünsche Dir alles Gute.
Lisbeth

[eta: Text in den Sternchen, da kamen noch ein paar Gedanken dazu und ich wollte sie in den Kontext stellen]
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Speechless
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Beiträge: 992

Beitrag Mi., 09.03.2016, 08:41

Vielen Dank für eure vielen Gedanken und Anregungen.

Ich kann nicht gut malen, aber vllt versuche ich das mal.

Meine Wut richtet sich gegen mich selbst als Kind, da ich jetzt zum Bsp tough bin und mich niemand mehr verletzen kann. Wäre ich das damals auch gewesen würden mir diese ganzen Dinge nicht so nachhängen.

Wenn ich mir andere Kinder vorstelle, habe ich Mitgefühl und will sie trösten und beschützen, bei mir selbst empfinde ich Hass und Ekel und denke ich bin genauso wie meine Eltern gesagt haben: schwach, hässlich, eine Versagerin.
Das Ding ist, dass ich mich heute nicht mehr so sehe und im Kopf weiß, dass die Schuld nicht bei mir zu suchen ist, aber das dazu passende Gefühl kommt einfach nicht nach.

Vllt müssen wir es auch lassen, aber meine Thera sieht das als den Weg an. Klar zwingt sie mich niczt dazu, auf diese Art und Weise zu arbeiten, aber da ich die Logik dahinter verstehe, würde ich es schon gerne tun; es funktioniert nur einfach nicht.

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Luxbordie
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Beitrag Mi., 09.03.2016, 08:44

Vielleicht mit Gefühlskarten?
LG
Luxbordie
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Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

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lisbeth
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Beiträge: 4023

Beitrag Mi., 09.03.2016, 10:57

Speechless hat geschrieben:Ich kann nicht gut malen, aber vllt versuche ich das mal.
Geht auch nicht um Schönheit oder darum besonders kreativ zu sein. Bin jetzt selbst auch nicht so der Kreativling... Sondern einfach darum, eine Ausdrucksform für das zu finden, was gefühlsmäßig passiert. Das kann dann auch mal bedeuten, dass das Blatt einfach schwarz oder rot wird, wenn dir danach ist, oder dass du es in Stücke zerreißt um damit dann etwas neues zu gestalten.

Und das was auftaucht dann erstmal nur auf der Bildebene zu verändern. Dh in das Bild das reinzumalen, was die Spannungen für mich reduziert. Und komischerweise koppelt sich das dann irgendwann auch mit der "realen" Ebene zurück. Dh die Änderungen auf der bildlichen Ebene auf dem Papier finden dann auch einen Ausdruck im "echten Leben". Das fasziniert mich immer wieder neu, keine Ahnung wieso und warum das bei mir funktioniert...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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