Erwarte ich zuviel von meiner Thera?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 02.08.2012, 11:31

das Prinzip dahinter mag so sein
aber die Formulierung "ich hab dich lieb"
ist die dazu wirklich geeignet?
Ist die nicht too much und am Ziel völlig vorbei?
Auf diesem Hintergrund: wie ist diese Aussage zu verstehen? Ironisch? als Hilfsmittel verwendet? Überzeichnet?
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yamaha1234
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Beitrag Do., 02.08.2012, 11:32

Widow hat geschrieben:Okay, ein Versuch noch:
Ich finde, ähnlich wie Draußen, dass Deine Therapeutin - gleichgültig ob intuitiv oder intentional - ein zentrales Problem, das Du zu haben scheinst (jedenfalls nach Deiner hiesigen Art des Schreibens zu schließen, die elana und candle auf den Punkt gebracht haben), für Dich wahrnehmbar gemacht hat: Dein "Sicherheitsbedürfnis" im Kontakt mit anderen, Deinen Kampf um Distanz und "geordnete" Beziehungen (bloß alles hübsch in die passende Schublade stecken können an Emotionen - die eigenen und fremde -, nur keine Verwischungen und Vermischungen!).
Mit jenem ehemaligen Mutterersatz (!), nunmehr Angestellter klappt das mit den Gefühlen ja leider auch nicht so, wie Du es Dir wünschst, nämlich gleichsam "quadratisch - praktisch - gut" ...

(Um eine Redewendung handelt es sich bei dem Auspuff mit den Dezibel übrigens noch nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden; mich hat jedenfalls Dein Nick dazu inspiriert.)

Gruß an die toughe yamaha
Widow
witzig, bei Yamaha dachte ich an mein harmloses Musikinstrument und nicht an die toughe motorradfahrende Butch-Lesbe (was ich mit tough und Motorraffahren irgendwie immer assoziiere )

Ich kann ehrlich nachvollziehen was du meinst, und dies wäre unter anderen Umständen sicher eine Interpretationsmöglichkeit. Jedoch trifft es auf meine Situation nicht zu, da ich keine Analyse mache, sondern eine Verhaltenstherapie. Der Kontakt zwischen mir und meiner Thera findet eigentlich auf einer paritären aber vor allem transparenten Ebene statt. Sie würde also Dinge nicht indirekt verdeutlichen oder versuchen mir klar zu machen, sondern direkt ansprechen. Zumindest ist es in den letzten 4 Jahren so gewesen und deshalb kann ich momentan von nichts anderem ausgehen. Sollte sich ihre Vorgehensweise dahingehend verändert haben, hoffe ich, dass sie mir das morgen mitteilt.

Beste Grüße an die wortgewitze Widow deren Beiträge ich mindestens immer 2mal durchlesen muss, weil Germanistik nicht so meins ist (no offense)

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yamaha1234
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Beitrag Do., 02.08.2012, 11:34

*elana* hat geschrieben: unsere Sprache ist enorm gewalttätig irgendwie.
Oh ja, das empfinde ich genauso.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 02.08.2012, 11:36

okay, mit yamahas letztem Beitrag an widow sind meine Fragen hinfällig

LG ADW
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(e)
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Beitrag Do., 02.08.2012, 11:36

@Yamaha: Was ich vielleicht noch ergänzen wollte: Auch wenn die Thera sich grenzwertig ausdrückte, war ihre Motivation ja nicht unbedingt negativ. Es sei denn, sie nimmt Dich wirklich nicht so ernst. Wenn Du das spürst, wär es natürlich eher ganz anders gemeint. - Aber wenn sie es wirklich so gemeint hat und auf diese Weise ihre Sympathie zum Ausdruck bringen wollte, dann hat sie Dir eine Resonanz gegeben, die in der modernen Psychologie durchaus als Mittel eingesetzt wird, wenn es sinnvoll erscheint für die Therapie, was in Deinem Fall durchaus sein könnte (siehe die Argumente von Draußen, Widow und candle), die natürlich als Grenzüberschreitung empfunden wird. Es könnte auch eine heilsame sein. Oder wenn nicht: Die Frage ist, ob ein Thera wirklich immer perfekt professionell handeln kann oder der Patient gewisse kleine Fehler wie diesen verzeihen sollte. Sie hat Dir ja keine Liebeserklärung gemacht.
Lieben Gruß
elana

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yamaha1234
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Beitrag Do., 02.08.2012, 11:38

**AufdemWeg** hat geschrieben: Auf diesem Hintergrund: wie ist diese Aussage zu verstehen? Ironisch? als Hilfsmittel verwendet? Überzeichnet?
Das ist ja gerade das was mich am meisten irritiert. Bisher war alles so wie Sie es gesagt hat. Wir pflegen einen sehr direkten und offenen Kontakt, ohne Raum für Interpretationen. Also kann ich heute nur davon ausgehen, dass sie mich wirklich "lieb hat" und es ihr nicht um das Thema (Problem mit Angestellten) ging. Und das finde ich nicht so toll, da sie dadurch meinen Wunsch nach professioneller Distanz untergräbt. Ich finde derartige Bekundungen gehören in einen privaten Rahmen, da kann ich das dann auch erwidern. Aber was erwartet sie nun von mir? Dass ich ihr auch sage "ja, danke ich hab' sie auch lieb" ?

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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 02.08.2012, 11:41

ich weiss es nicht yamaha
ich kann so etwas auch nicht einordnen, andere haben andere Gedanken dazu
aber die Antwort wirst du morgen wissen
von der Person die im Grunde als Einzige eine Antwort darauf geben kann.
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yamaha1234
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Beitrag Do., 02.08.2012, 11:43

*elana* hat geschrieben:. Oder wenn nicht: Die Frage ist, ob ein Thera wirklich immer perfekt professionell handeln kann oder der Patient gewisse kleine Fehler wie diesen verzeihen sollte. Sie hat Dir ja keine Liebeserklärung gemacht.
Naja, eine kleine Liebeserklärung hat sie mir schon gemacht, ich sage das nach Jahren vielleicht zu meinen besten Freunden, und oft zu meiner Partnerin, aber das sind alles private Kontakte, daher die Irritation. Mit dem Fehler machen und verzeihen hast Du aber sicher recht, ich sag jetzt ja auch nicht "nee, da geh' ich nie wieder hin, die ist per se unprofessionell". Ich wertschätze ihre Arbeit mit mir ansonsten sehr und ich vertraue ihr tief. Wäre schade, wenn der Kontakt dadurch Schaden nehmen würde.


Widow
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Beitrag Do., 02.08.2012, 11:46

Liebe yamaha,

danke: Hier die Musik, dort Auspuff-Geknatter - was ein einziges Wort doch an unterschiedlichen Vorstellungswelten zu eröffnen vermag!
(Das ist übrigens vielleicht auch auf Dein aktuelles Therapie-Problem anzuwenden.)
Dass Deine Thera nun ihr Verfahren geändert hat und nunmehr indirekt verdeutlichen will, was aus ihrer Sicht eins Deiner Probleme ist, davon gehe ich nicht unbedingt aus (ich schrieb ja auch, dass sie da den Nagel vielleicht ganz "intuitiv" auf den Kopf getroffen haben könnte - Intuition haben wohl auch VTler? ; mein Analytiker wiederum ist immer sehr direkt, sofern er nicht gerade seine Muttersprache Gemini52 spricht).

Naja, den Rest meiner Vermutungen (von wegen Emotionen und so ...) hast Du nicht aufgegriffen. Da bohre ich jetzt nicht nach.

Alles Gute für alle Klärungen (auch die des Sachverhalts, dass nicht alles zu klären bzw. klarsortiert zu kriegen ist),
Widow

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yamaha1234
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Beitrag Do., 02.08.2012, 12:05

Widow hat geschrieben:
Naja, den Rest meiner Vermutungen (von wegen Emotionen und so ...) hast Du nicht aufgegriffen. Da bohre ich jetzt nicht nach.

Alles Gute für alle Klärungen (auch die des Sachverhalts, dass nicht alles zu klären bzw. klarsortiert zu kriegen ist),
Widow
Ich brauch's strukturiert, oder wie Du es nanntest: quadratisch, praktisch,....im Prinzip aber "klar". Mit dem Vermischen habe ich es nicht so, ich wünsche mir Grenzen (die manchmal auch geöffnet werden), aber nicht in der Therapie. Wenn Grenzen überschritten werden, löst das in mir Irritationen aus. Natürlich habe ich meine Thera "auch lieb", wie auch nicht. Schließlich ist sie der Mensch dem ich am meisten auf diesem Planeten anvertraut habe, aber ich wünsche mir von ihr keine "erwiderte Liebe", sondern Achtsamkeit und im Prinzip Souveränität im Umgang mit ihren Gefühlen. Ich wünsche mir keine freundschaftliche Illusion, unsere Beziehung ist professionell und wir werden sicher niemals zusammen in Urlaub fahren, ins Kino, Theater gehen an einer Musikveranstaltung teilnehmen etc. Aber das sind alles DInge die ich gerne tun würde mit Menschen die ich lieb habe. Sicher gibt es auch andere Formen von "Liebe", aber so stark bin ich nicht, dass ich meine Therapeutin offiziell "lieb haben" kann und dafür 80 Euro die Stunde bezahle. Ich hätte Angst, dass "lieb haben" dann zur einzigen Basis zwischen uns mutiert, und das wäre dann wirklich richtig schlimm, denn dann würde mein Selbstwertgefühl mir mächtig in den hintern treten und ich müsste mich der Frage stellen: " Yamaha, hast du es wirklich nötig 80 Euro pro Woche zu bezahlen um dich mit einem Menschen treffen zu können, der dich lieb hat?" Die Thera hat sowieso schon eine Art Sonderstellung in meinem Leben, wegen der Vertrautheit, Stabilität etc. aber nun möchte ich nicht auch noch die "Liebe" in solch einer Konstellation wissen. Das würde mich einfach ängstigen!

Super, jetzt habe ich auch schon die Rohfassung von dem Geschrieben, was ich morgen meiner Thera morgen sagen werde! Merci

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Draußen
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Beitrag Do., 02.08.2012, 12:57

yamaha1234 hat geschrieben:PS: Doch ein Beitrag fällt mir doch ein mit dem ich absolut konform gehe. "Auf dem Weg" schrieb, dass sie dieses Verhalten auch irritieren würde, und dem kann ich mich absolut anschließen.
Klar doch, AdW betrachtet ihre Therapeutin ja auch als Kühlschrank. In dieser Hinsicht seid ihr beide euch ähnlich: den Therapeuten Instrumentalisieren, sich auf keinen ECHTEN (nämlich gefühlshaltigen)
Kontakt mit dem anderen einlassen. Nach Nähe suchen und dabei lautstark Distanz fordern.... das ist nicht meins.

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(e)
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Beitrag Do., 02.08.2012, 13:27

Liebe Yamaha

Es kommt doch eher darauf an, was die Thera mit dem "lieb haben" selbst assoziiert und weshalb sie es Dir in dieser Situation schrieb. Offenbar hatte sie den Eindruck, Du würdest Dich zu wenig geliebt fühlen und wollte das ausgleichen und betonen, dass sie Dich eben lieb habe. Das ist natürlich eine sehr gefühlsmäßige Formulierung, die Dich als Rationalistin verständlicherweise erstmal irritiert. Warum magst Du sie eigentlich, wenn sie so gar nicht rational spricht. Du wirst das doch sicher nicht das erste Mal mit ihr erlebt haben, denke ich.
Zuletzt geändert von (e) am Do., 02.08.2012, 13:30, insgesamt 2-mal geändert.
Lieben Gruß
elana

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Waldschratin
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Beitrag Do., 02.08.2012, 13:28

Draußen hat geschrieben:In dieser Hinsicht seid ihr beide euch ähnlich: den Therapeuten Instrumentalisieren, sich auf keinen ECHTEN (nämlich gefühlshaltigen)
Kontakt mit dem anderen einlassen.
Seh ich anders.
Ich kann mich auf nen anderen Menschen sehr wohl "gefühlshaltig" einlassen,also ihn "lieb haben",und trotzdem geht ne "gelungene" Arbeitsbeziehung.
Ich hatte so manche/n Kollegen/Kollegin und auch hin und wieder mal nen Vorgesetzten,den ich "lieb hatte",der mich emotional berührt hat,mit dem ich gute Stunden,nahe Stunden verbracht hab - auf der Arbeit.Und dann ging jeder zu sich nach Hause in sein Privatleben und gut war,bis auf ein paar "Arbeitsfeiern" und sowas.

Warum sollte das mit nem Thera nicht auch gehen?Das ist zwar noch ne "besonderere" Beziehung,aber die muß nicht zwangsläufig in ne Abhängigkeit münden.

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yamaha1234
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Beitrag Do., 02.08.2012, 13:30

Draußen hat geschrieben: das ist nicht meins.
meins auch nicht. Ich denke nicht, dass du verstanden hast, worum es mir geht. Aber wir können das gerne so stehen lassen.

Beste Grüße

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yamaha1234
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Beitrag Do., 02.08.2012, 13:35

Waldschratin hat geschrieben:
Warum sollte das mit nem Thera nicht auch gehen?Das ist zwar noch ne "besonderere" Beziehung,aber die muß nicht zwangsläufig in ne Abhängigkeit münden.
Weil die Gefahr sehr viel größer ist als in anderen Arbeitsbeziehungen. Da wäre zum Einen die Nähe, die Vertrautheit die ein Therapeut innerhalb des therapeutischen Settings genießt und dann ist da noch die exklusive Stellung des Therapeuten. Er ist schließlich ein Mensch der eine Art "Gebrauchsanweisung" von Dir hat, deine Schwächen/Stärken etc. kennt.
In solch einem Kontakt geht ein ausgesprochenes "liebhaben" für mich nicht. Da müssen Grenzen sein, denn sonst ist es nur eine Frage der Zeit bis der Klient abhängig wird.

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