Wo sind die ruhigen/eigenbrötlerischen Leute hin?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.

Eremit
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Beitrag Fr., 20.07.2012, 19:12

Eigentlich habe ich Angst vor Masse, denn Masse bedeutet Gravitation, und Gravitation zieht mich nur noch mehr runter.

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Apfelriss
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Beitrag Sa., 28.07.2012, 20:11

Da hier ja scheinbar viele über die Existenz vs. Nichtexistenz einer allgemeinen *Masse/Mehrheit* streiten:

Wie wäre es denn eigentlich damit wenn man mal ganz konkret versuchen würde die Vorstellungen wie eine solche Masse bzw. davon scheinbar Außenstehende die sich davon abgrenzen funktioniert in klare Worte zu fassen?

Ich persönlich glaube nicht, dass eine solche wie hier vielbeschriebene "Masse" nur im Kopf Jedermanns existiert oder es sich um ausschließliche Projektionen handelt. Dass jeder Mensch individualistische Züge hat ist klar, ich denke allerdings auch das ist hier garnicht gemeint.

Letztendlich lässt sich das bestimmt ganz klar anhand konkreter Beispiele / Statistiken be und widerlegen oder?
Zuletzt geändert von Apfelriss am Sa., 28.07.2012, 20:40, insgesamt 3-mal geändert.

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Apfelriss
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Beitrag Sa., 28.07.2012, 20:32

Andi H. hat geschrieben: Ich persönlich arbeite gerade an einem Projekt, dass dieses Problem zumindest im Bereich von Singlebörsen zu lösen versucht, aber ob es erfolgreich wird... wir werden sehen, ob es tiefsinnigere Leute zu schätzen und nutzen wissen
nur falls es kein Betriebsgeheimnis ist...
aber könntest du mehr über dieses Projekt verraten?


Eremit
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Beitrag So., 29.07.2012, 09:54

Ein Betriebsgeheimnis wird's ja wohl nicht sein, wenn's im Internet landen wird, frei verfügbar...

Ich bin aber auch gespannt, inwiefern sich diese Börse von den Akademiker-/-MENSA-Börsen unterscheiden wird, und wie es funktionieren soll, die "Normalos" außen vor zu lassen. Vielleicht durch einen Test?

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Andi H.
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Beitrag So., 05.08.2012, 23:04

Lange hats gedauert und es könnte eigentlich noch viel länger dauern, aber ich habe beschlossen, dass das Untenstehende heute endlich gepostet werden muss.


Vorwort

Nachdem oftmals gerne ohne ausreichendem Kontext geurteilt wird und jedes Wort für bare Münze genommen wird, wenn es zur eigenen Argumentation passt und dann interpretiert wird, wenn es das nicht tut, werde ich hier zu aller erst klarstellen, wie zumindest manche des Folgenden zu verstehen ist. Denn aufgrund der Natur dieser Abhandlung werde ich natürlich Dinge über "die Masse" sagen. Was aber nicht bedeutet, dass die Masse eine klar absteckbare, zählbare Sammlung an Individuen wäre oder das alles, was ich über sie sagen werde, automatisch auf alle ihrer "Mitglieder" zutrifft. Aufgrund der Komplexität des Lebens wären Diskussionen wohl nahezu unmöglich, wenn man nicht Dinge teilweise vereinfacht oder aus Erfahrungen extrapoliert. Und wenn man es ganz genau nimmt, wäre dann Leben grundsätzlich unmöglich. Aber DARÜBER werde ich mich jetzt nicht weiter auslassen.

Außerdem ist das Folgende großteils bloß eine Sammlung an Gedanken zur "Masse" und diversen Kommentaren. Um daraus ein durchgängiges, stimmiges Konzept zu basteln, würde es wohl noch so einige Wochen mehr dauern. Aber ich muss mich bedanken, denn hiermit wurde eine weitere Idee geboren, über die ich unter Umständen irgendwann mal mehr schreiben könnte. Immerhin gibt es mehr als genug Leute, die Anleitungen zu unreflektierter Anpassung veröffentlichen. Irgendjemand sollte versuchen dagegen anzukommen - ob das erfolgreich sein würde oder nicht. Barbara Ehrenreich hat ja schonmal einen positiven Schritt getan.


Die Masse

Normalerweise würde ich es ja als herablassend einstufen, wenn mir jemand zu erklären versuchen würde, was "die Masse" ist. Aber nachdem hier doch möglicherweise ernsthafte Fragen darüber aufgetaucht sind, werde ich also darauf eingehen.
1% einer Bevölkerung - keine Masse. 1% einer Bevölkerung konzentriert auf einen Raum, wo sie 90% der Leute ausmachen - Masse. Es ist im Grunde kein schwieriges Konzept.
Und für jene, die meinen, dass ihnen das wohl bewusst ist und sie möglicherweise bloß sarkastisch kritisieren wollten: Ändert dennoch wenig daran. Klar kann man darüber diskutieren, wie es nicht mit Konformismus in diversen Subkulturen aussieht. Aber wenn man es global betrachtet, sind es trotzdem Subkulturen. In der Minderheit. Personen mögen in ihrer Gruppe konform sein, aber sie sind nichtsdestotrotz nonkonform, was die Gesellschaft im Ganzen anbelangt. Sagt man "sind ja doch alles auch Konformisten", macht man sich es also etwas leicht. Wie kommt man überhaupt auf die Idee? Denn naheliegend ist dieser Schluss nicht und dennoch ist er einigermaßen beliebt. Delegitmieren unliebsamer Lebensstile? Aber O.K., das wäre wohl auch ein längeres Thema für einen anderen Tag.
Und der Bedeutung von Individualismus mit der Argumentation zu begegnen, dass doch ohnehin jeder Mensch individuell wäre, ist praktisch gesehen in etwa so sinnvoll, wie zu sagen, man könne doch ohnehin nichts über die Welt wissen, außer, dass man selber ist. Theoretisch gesehen äußerst interessant, praktisch allerdings recht irrelevant. Außer vielleicht man möchte gerne einen ganzen Haufen Leute töten und versucht das moralisch vor sich selbst rechtzufertigen. Oder auch wenn man ein Wissenschaftler ist, der Experimente an Menschen höchst interessant findet, aber die legalen Einschränkungen nicht mag. Bei solch fragwürdigen Geisteshaltungen zahlt es sich in der Tat aus, die praktischen Vernunft beiseite zu lassen und auf der Basis reiner Theorie zu handeln.
Ich allerdings finde das - wie bereits soeben erwähnt - fragwürdig und mache daher auch einen Unterschied zwischen verschiedenen Graden von Individualismus und ziehe eine Grenze, ab der Individualismus so gering ist, dass er vernachlässigbar ist. Vor allem weil er ab jenem Punkt meiner Auffassung nach oft nichts mehr ist, dass von einem selber, aus eigenem Wunsch vorangetrieben wird, sondern etwas, dass einem als Mensch schlichtweg mitgegeben ist. Und vielleicht gar als nervig empfunden wird - denn wie gerne wäre man lieber doch einfach wie "alle anderen".
Geradezu hanebüchen wird das Argument, dass auch jene, die sich nicht zur Masse zugehörig fühlen, ja bloß eine Masse bilden würden, dann, wenn man nicht nur Leute, die sich in irgendwelche "alternativen" Gruppen integrieren und sich irgendwie äußerlich oder in ihrem Habitus anpassen, um akzeptiert zu werden, betrachtet, sondern eben auch jene, die sich weder nach den Idealen der Gesellschaft im Allgemeinen, noch derer irgendwelcher Subkulturen, orientieren. Und allem prinzipiell kritisch gegenüber stehen und dann das machen, was ihnen vernünftig erscheint.

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Andi H.
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Beitrag So., 05.08.2012, 23:11

Wo genau derartige Personen "mitlaufen" sollten, müsste mir mal jemand erklären. Denn bloß weil es natürlich eine Überlappung dessen gibt, was man z.B. konsumiert und was die Masse (oder "irgendeine Masse", wenn man auf das Deklarieren von Minderheiten als Massen bestehen würde) konsumiert, so bedeutet das noch lange nicht, dass sie vorhanden ist, weil man sich integrieren möchte. Man könnte sogar im Gegenteil argumentieren - wenn man stets versucht NICHT das zu tun, was die Masse tut, unabhängig davon, ob es sich vielleicht in diesem Bereich mit den eigenen Wünschen deckt, dass man ein "Mitläufer" im Sinn von trotzigem Nonkonformismus wäre (eine Richtung, in die Manche hier argumentiert haben - allerdings ohne großartige Grundlage oder Differenzierung, was die Komplexität des Ganzen angebelangt). Ich persönlich finde das üblicherweise geradezu kindisch - aber je nachdem, was die Motivation dafür ist, kann es durchaus akzeptabel sein. Denn man kann natürlich strikt nonkonform sein, weil man sich im nonkonformen Kreis integrieren möchte. Oder aber man tut es aus Prinzip, für einen selber. Letzeres ist natürlich die Variante, die ich akzeptabel (wenn auch nicht allzu vernünftig) finde.
Dann wiederum... die Gesellschaft nötigt einen hie und da geradezu Dinge zu tun, die man eigentlich nicht tun möchte und nicht tun würde, wenn man einen wärmeren Empfang bekommen würde. Das erinnert mich gerade an gewissermaßen einen Makrokosmos dieser Dynamik, der finde ich das Problem gut illustriert:
"[...] if you are an Adivasi living in a village in a dense forest in Chhattisgarh, and that village is surrounded by eight hundred Central Reserve Police Force who have started to burn down the houses and rape the women, what are people supposed to do? Are they supposed to go on a hunger strike? They can't. They are already hungry, they are already starving. Are they supposed to boycott goods? They can't because they don't have the money to buy goods. And if they go on a fast or a dharna, who is looking, who is watching? So, my position is just that it would be immoral of me to preach violence to anybody unless I’m prepared to pick up arms myself. But I think it is equally immoral for me to preach nonviolence when I'm not bearing the brunt of the attack." - Arundhati Roy


Was aber macht nun die Masse konkret aus?

Oberflächlichkeit (hier möchte ich explizit betonen: Wichtigkeit von Statussymbolen und Ablehnung von Nachdenklichkeit)
Ignoranz
Konformismus
Hedonismus
Egoismus
Habgier
Selbstüberschätzung
Prinzipienlosigkeit

Wie bereits in der Einleitung erwähnt: natürlich hat die Masse keinen exklusiven Anspruch auf diese Dinge. Und nicht jeder, der Teil von ihr ist, muss unbedingt all diese Eigenschaften besitzen.
Wenig überraschend sind es üblicherweise jene Personen, die sich kaum für Weltgeschehnisse interessieren und die in ihrem Leben kaum auf Personen außerhalb ihres eigenen "intellektuellen Ghettos" getroffen sind, für die so eine Beschreibung (nämlich dem Großteil der Bevölkerung obenstehende Attribute zuzuschreiben) völlig befremdlich wirkt. Für die wäre es wirklich empfehlenswert, zu betrachten/überlegen, wie/warum z.B. Werbung funktioniert. Wie/warum unser politisches System funktioniert. Wie/warum wir Kriege führen. Auch mal aufpassen, was Leute der Arbeiterklasse zu diversen Problemen zu sagen haben. Oder was durchschnittliche Leser von Seiten wie derstandard.at zu sagen haben.
Natürlich... Punkt 1 der soeben präsentierten Liste untersagt das einem brav angepassten Mitglied der Gesellschaft. Und sollten sie doch in die Verlegenheit geraten, sorgen Punkt 2 & 3 dafür, dass alles im Sinne der vorgeschriebenen Wertvorstellungen gesehen wird und schon in Ordnung ist.
"Vorgeschrieben" - das mag schon fast verschwörungstheoretisch klingen, ist aber nicht so zu verstehen. Die Masse schreibt sich diese Dinge quasi selber vor. Als Vergleich: Sollte sich noch jemand an den Film "The Matrix" erinnern - da gab es jene berühmte Szene, in der Cypher sagt "Ignorance is bliss".
Natürlich werden viele dieser Werte kräftig in den Medien gepusht (zur Zeit insbesondere die Selbstüberschätzung - jeder ist einfach unpackbar toll), aber das Problem ist: wer konzipiert denn die Werbungen? Irgendein fieses, intrigantes Geschöpf? Nun ja... Ja. Aber das ist der springende Punkt - Propaganda von der Masse für die Masse.
Zuletzt geändert von Andi H. am Mo., 06.08.2012, 00:08, insgesamt 2-mal geändert.

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Andi H.
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Beitrag So., 05.08.2012, 23:20

Alles verkehrt

Natürlich kann ich die Welt allein nicht "retten", aber ich kann Missstände zumindest als nicht gut befinden und mein Bestes tun, um gegen sie anzukämpfen.
Und eigentlich zeigt der Fakt, dass die meisten Leute nichtmal das tun, was ich tue, dass sie die wahren Misanthropen sind.
"Die wahren Misanthropen" sage ich deshalb, weil all die Dinge, die ich oben erwähnt habe und die den Großteil der Gesellschaft ausmachen, mich durchaus zum Misanthropen gemacht haben. Wobei ich mich zugleich auch als Humanist identifiziere. Wie der Spruch halt geht - Zyniker sind enttäuschte Idealisten. Und Misanthropen enttäuschte Humanisten.
Aber um wieder auf das Verhalten der Masse und ihrer eigentlich menschenverachtenden Natur zurückzukommen: Wenn man sich dann auch noch über die Grenzen, ab wann etwas als "psychisch krank" gilt Gedanken macht... und das kombiniert mit Dingen wie "sich oder andere zu gefährden"... so sieht es für die Masse garnicht gut aus. Denn die lehnt vernunftbasiertes Verhalten oft ab und nimmt, wie vorhin kurz angedeutet, am Mord vieler Menschen teil - und das oft mit einer geradezu psychopathischen Kälte. Wenn es ums Töten Anderer für den eigenen Luxus geht, funktioniert die Vernunft scheinbar wieder.


Individualismus vs. Konformismus II

Um noch einmal auf die Unterstellung zurückzukommen, dass doch jeder Mensch irgendwie individuell wäre und damit verwandt auch der oftmals gegebene Ratschlag (wenn auch nicht unbedingt hier), dass man doch jedem eine Chance geben sollte.
Es ist in vielerlei Hinsicht eine simple Sache von Empirie. Natürlich ist Empirie nicht immer angebracht, ansonsten müsste ich z.B. Rassist sein, da es bestimmte Kulturen gibt, bei denen ich vor allem negativen Vertretern begegnet bin. Man muss halt seinen Verstand auch dazu verwenden, um zu unterscheiden, in welcher Situation welche Herangehensweise ratsamer ist. Schon wenn man sich einmal an einer Herdplatte verbrennt, wird man ein Angreifen in Zukunft vermeiden. Aber wenn man von einem gewissen Typ Menschen (und dieser "Typ" ermittelt sich natürlich durch wichtige Eigenschaften, die diese Personen gemein haben) stets sehr negativ behandelt wird, so soll man daraus nicht lernen? Ich bin nicht sicher, ob man hier von Naivität oder einfach nur Dummheit sprechen sollte.
"Es ist eine Klugheitsregel, niemals denen volles Vertrauen zu schenken, die uns auch nur ein einziges Mal getäuscht haben." - Rene Descartes


Dominanz vs. Toleranz

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Masse ist das Assimilieren oder die Zerstörung von allem Andersartigen. Wobei es dabei sehr wichtig ist (wie Noam Chomsky mal über Massenmedien sagte), dass es den Anschein hat, als hätte jeder unglaubliche Freiheit. Insgeheim weiß allerdings jeder was "angemessen" ist und welche Denkmuster als inakzeptabel gelten. In den Medien werden kritische Personen dann halt belächelt, ihre Glaubwürdigkeit auf primitive Art und Weise untergraben (oder es wird zumindest versucht) und wenn es wirklich gefährlich wird, werden sie nicht mehr zu Diskussionen eingeladen. Die Parallelen zum alltäglichen Leben liegen hier ja wohl auf der Hand, zumal sie in diesem Thread teilweise vorexerziert wurden.
Wenn sich jemand hier an meinen Aussagen über Dinge stößt, ist das lediglich seine/ihre Sache. Wie ich selber ja zig Male erwähnt habe, wollte ich nie jemanden von etwas überzeugen und ich denke meine recht toleranten, wenig auffordernden Argumentationen unterstützen das. Dass ich mich hier nun umfassend und aufs Schärfste über die Masse auslasse, ist alleine jenen zuzuschreiben, die meine Hinweise diesbezüglich (nämlich, dass ich nicht über die Daseinsberechtigung bestimmter Existenzformen diskutieren möchte) ignoriert haben.
Bloß weil ich z.B. Optimismus nicht schätze, suche ich auch nicht Threads oder gar aktiv Foren/Websites auf, die mit "Positive Thinking"-Propaganda gefüllt sind und verkünde, für wie naiv ich die Leute nicht halten würde. Denn im Gegensatz zu vielen Mitgliedern der Masse besitze ich Anstand und respektiere den Freiraum Anderer. Und dazu gehört es auch, sich mit Gleichgesinnten in Ruhe austauschen zu können.
"Think for yourselves and let others enjoy the privilege to do so too." - Voltaire
Zuletzt geändert von Andi H. am Mo., 06.08.2012, 00:19, insgesamt 5-mal geändert.

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Andi H.
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Beitrag So., 05.08.2012, 23:49

Apfelriss hat geschrieben:Ich persönlich glaube nicht, dass eine solche wie hier vielbeschriebene "Masse" nur im Kopf Jedermanns existiert oder es sich um ausschließliche Projektionen handelt. Dass jeder Mensch individualistische Züge hat ist klar, ich denke allerdings auch das ist hier garnicht gemeint.
Natürlich nicht. Das sind doch oft nur jämmerliche (wenn auch wohl leider oft erfolgreiche) Diskreditierungsversuche. Ähnlich wie manche Leute Personen, die für offenere Immigrationspolitik argumentieren, Dinge entgegenwerfen wie: "Du findest es also gut, wenn Ausländer nach Österreich/Deutschland/... kommen und Drogen an unsere Kinder verkaufen?"
Apfelriss hat geschrieben:Letztendlich lässt sich das bestimmt ganz klar anhand konkreter Beispiele / Statistiken be und widerlegen oder?
Das würde schwierig sein, weil es relativ ist, woran man die "Masse" festmacht. Meine Schilderungen entsprechen auch nur meinen Erfahrungen und Beobachtungen. Das Ganze ist eher ein philosophisches als ein klar absteckbares, soziologisches Problem.
Wobei... Studien zu Gruppenzwang gibt es ja sicher zuhauf. Und nichts anderes tut sich in einer Gesellschaft insgesamt. Schlicht größerer Maßstab.
Die Frage ist da halt dann nach dem Sinn, sich das überhaupt anzusehen. Das Konzept der "Masse" macht ja nämlich eigentlich nur dann Sinn, wenn es einem selber auffällt. Wenn man Teil der Masse ist und eine Ausführung wie die meine darüber liest, wird man sich maximal selber darin erkennen und sich bloß darüber aufregen (was unter Umständen hier des öfteren passiert ist). Aber wenn es einem an Anderen auffällt, so hat man ja selber "Testdaten". Und bei den Hunderten Menschen, denen man im Leben mindestens persönlich begegnet und den zig tausenden, die durch Medien hinzukommen, hat man einen riesigen Haufen an Individuen, deren Verhalten man beobachten kann (und das nichtmal mit zusätzlichem Aufwand - man tut das ja ohnehin automatisch im alltäglichen Leben...) und aus dem man Schlüsse ziehen kann.

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Andi H.
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Beitrag Mo., 06.08.2012, 00:21

Das man Postings hier nach bereits relativ kurzer Zeit nicht mehr editieren kann, ist wirklich, wirklich toll...

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* LinDa *
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Beitrag Mo., 06.08.2012, 00:32

:D vielen, lieben Dank

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MissX
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Beitrag Mo., 06.08.2012, 01:12

Andi H. hat geschrieben:Alles verkehrt

Natürlich kann ich die Welt allein nicht "retten", aber ich kann Missstände zumindest als nicht gut befinden und mein Bestes tun, um gegen sie anzukämpfen.
Ja, nur verstehe ich nicht ganz, warum du die Bezugsgröße Masse dann überhaupt notwendig ist in dem Fall.
Denn Missstände gegen die man etwas tun kann, sind der Sache entsprechend immer konkret und beziehen sich niemals auf die Masse an sich. Wozu dann dieser Umweg?
Wenn man jetzt zum Beispiel behauptet oder erkennt: Die Masse ist egoistisch, bringt das je letztendlich überhaupt nichts. Ich finde das auch irgendwie alles nicht "tief" genug. Jeder Mensch handelt zu 100% ausschießlich aus rein egoistischen Gründen. Was ist also genau der Egoismus den du meinst? Usw. Was ist genau Habgier? Also da es sich auf die Masse bezieht bleibt es schwammig und ohne viel Aussagekraft.
Wenn man erkennt, Herr X hat egoistisch gehandelt und damit Personen A, B und C geschadet (oder eben eine größeren Gruppe) zum Beispiel Belegschaft einer Firma, dann kann man konkret dagegen vorgehen. Also nur als Beispiel.
Mich würde es absolut nicht weiter bringen, wenn ich eine gesichtslose Masse irgendwelche Eigenschaften/Verhaltensweisen zuschreibe. Also in keiner Hinsicht. Wo soll man denn deiner Meinung nach ansetzen, wenn
sich Kritik nicht auf konkrete einzelne Personen bezieht, eben auf Individuen oder konkrete Gruppen?
Ich verstehe nicht wozu dieses Konstukt "Masse" nützlich sein soll. Zumindest nicht wozu jetzt hier in deinem konkreten Fall nützlich sein soll.
Andi H. hat geschrieben:Vor allem weil er ab jenem Punkt meiner Auffassung nach oft nichts mehr ist, dass von einem selber, aus eigenem Wunsch vorangetrieben wird, sondern etwas, dass einem als Mensch schlichtweg mitgegeben ist. Und vielleicht gar als nervig empfunden wird - denn wie gerne wäre man lieber doch einfach wie "alle anderen".
Also wozu braucht dieses Individuum das so individuell ist, dass es darunter leidet, die Bezugröße "die Masse"?
Wäre die Bezugsgröße Person X, Y, Z; oder Gruppe mit den Mitgliedern a, b, c, d, e ... also eine Konkretisierung der Masse, ein Herunterbrechen auf kleine Einheiten im Nahraum des Individuums für dieses so individuelle Individuum nicht einfach sehr viel sinnvoller?
An wen soll sich dieses Indivduum wenden, wo soll es denn konkret ansetzen um etwas an seiner oder an der Situation zu ändern?

Klar so wie du die Masse beschreibst, so kommt einem das wirklich manchmal vor. Auch die Eigenschaften und all das. Ob es wirklich so ist, kann nur eine repräsentative Studie zeigen. Aber selbst, wenn die Masse genauso wäre wie du sie beschreibst... Ja und nun? So what. Bringt trotzdem nichts, müsste man trotzdem konkreter werden. Außer es geht einem nur darum die Oberfläche zu beschreiben und mehr nicht.
Wäre mir aber zu langweilig.
Das echte Leben besteht nun mal aus Individuen und die Masse bleibt gesichtslos. Oder ist dein Nachbar eine Masse? Naja, gibts auch bei überhöhter Nahrungsaufnahme

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candle.
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Beitrag Mo., 06.08.2012, 01:20

Andi H. hat geschrieben:
Natürlich kann ich die Welt allein nicht "retten", aber ich kann Missstände zumindest als nicht gut befinden und mein Bestes tun, um gegen sie anzukämpfen.
Und eigentlich zeigt der Fakt, dass die meisten Leute nichtmal das tun, was ich tue, dass sie die wahren Misanthropen sind.
Aha, Andi was tust du denn? Das würde mich ehrlich interessieren, denn das wäre vielleicht ein Kriterium was dich etwas abhebt von deiner "Masse".

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Eremit
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Beitrag Mo., 06.08.2012, 04:05

Von Bequemlichkeit oder ganz einfach Unfähigkeit unmittelbar auf Misanthropie zu schließen - ist das nicht ein wenig vorschnell?

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Rezna
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Beitrag Mo., 06.08.2012, 14:26

Dir ist aber bewusst, dass sich das Individuum in der Masse immer anders verhält als wenn es alleine ist? Es gibt viele Studien, da beschäftigen sich viele Wissenschaftler seit Jahrzehnten (wenn nicht gar Jahrhunderten) damit. Und es gibt Menschen, die sich die "Psychologie der Masse" zunutze machen. Die Masse als Masse entwickelt eine eigene Psychologie und folgt einer eigenen Logik. Und ja, man kann sagen, sie ist einerseits dümmer, andererseits aber verfügt sie über so etwas wie ein "Schwambewusstsein". Wenn man weiß wie, kann man sie lenken, es gibt da recht einfach Anweisungen dazu die immer wieder benutzt werden.
Insofern habe auch ich vor der Masse Angst.

Und was Individualität betrifft: Da gibt es wohl verschiedene Abstufungen und Betrachtungsweisen. Ich denke, als Individuum, individuell "fühlt" sich jeder. Kenne zumindest niemanden, der von sich behauptet, ein tröges Massentier zu sein. Insofern streben viele "Mitläufer" auch Interessen Jenseits des Mainstreams an, tun Dinge, die sie von allen die sie kennen abheben. Ich denke, das ist ein Bedürfnis jedes Menschen: "Was macht mich einzigartig. Wodurch werde ich nicht auswechselbar."
Indivuduell SEIN, also auch in der Aussenwahrnehmung und durch einen ausgeprägt anderen Lebensstil und völlig anderen Gedankenstrukturen, Lebensauffassungen, Wertesystemen, ist noch einmal was anderes. Ich gehe davon aus, Menschen die sich durch "aktives Anderssein" oder "massive Individualität" auszeichnen, würden selbiges wiederum nicht als Etikett vor sich her tragen. Mitunter sehen sie darin Nachteile, sie haben dadurch sicher viele Verluste erlitten, aber sie können nicht anders. Sie sind zudem zu beschäftigt mit ihren "ganz anderen" Interessen, dass sie wenig Sinn darin sehen, sich zusätzlich noch als Individualisten zu präsentieren. Sie sind das einfach.

Du sagst, du möchtest die Welt verbessern. Würde mich wirklich interessieren wie. Dort wo ich Menschen kenne, die die Welt verbessern möchten, erkenne ich eine aufgeregte Zugewandtheit zur Masse, da sie es doch ist, mit der man etwas bewegen kann. Die Masse wird nicht abgelehnt, sondern als Potential verstanden. Tier oder Umweltschützer würden wenig reissen, wenn sie sich als elitäre Klasse empfinden, die durch ihre Erkenntnisse und Ideale totale Individualisten sind, und sich von der Masse pikiert abwenden. Eher beobachte ich, ist es zielführender, sich da als "der Mensch nebenan" zu zeigen, der "Alltag" leben kann indem er eben Tierschutz und Umweltschutz lebt. Aus der Individualität wird Masse geboren, quasi, um die Welt zu retten.

Wie ich gelesen habe, neigst du eher dazu, Menschen in die Flucht zu schlagen. Mitunter aus purer Absicht. Inwiefern das Weltrettungsabsichten zugute kommt, sei dahingestellt, ausser, es geht darum, den Planeten durch Massensuizid zu erlösen.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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Rezna
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Beitrag Mo., 06.08.2012, 14:30

Hinzufügen möchte ich: Es ist faszinierend, wie du mich dazu bringst, hier fast schon als Individualismusgegner aufzutreten, obgleich ich eigentlich die Erste bin, die sofort "pro Individualismus" schreit. Die das Schulsystem katastrophal findet, weil es die individuellen Fähigkeiten und Neigungen glattbügelt. Die generell bei jeder sich bietenden Gelegenheit kritisiert, dass Individualismus heutzutage nur noch ein Konsumgut ist, wahrer Individualismus aber als Terrorgefahr unter Beobachtung steht. Jemand, der in der Verneinung der Individualität die Brutstätte vieler (psychischer) Krankheiten sieht...

Ich vermute, das was du hier als Individualismus vertrittst, kann ich als solches nicht akzeptieren. Ich hätte da eher den Begriff A..och verwendet.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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