Unterschied zwischen Burnout und Depression

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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leserin
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Beitrag So., 08.07.2012, 18:24

Och, ich denke wir könnten locker ein Szenario für dich finden in dem auch du einen Burn Out bekommen könntest Sagen wir mal du bist alleinerziehend mit 3 Kindern von denen eins oder zwei in der Schule Probleme haben, dein Ex zahlt keinen Cent Unterhalt und du musst arbeiten gehen um irgendwie das Geld heranzuschaffen um die zu ernähren, aber es langt trotzdem hinten und vorne nicht da du halt leider Einzelhandelskaufmann bist und sämtliche Freizeit geht mit Haushalt und Kindererziehung drauf..
SUPER Beispiel für ein Burnout! Man ignoriere 3-fach alleinerziehend, Schulprobleme der Kinder, Ex-Arschloch, keine Kohle, Haushaltspflichten und sagt: aufgrund meines Jobs im Einzelhandel hab ich ein Burnout. Genau so gehts!

Ich muß hier dringend raus, sonst krieg ich ein Psychotherapieforumsburnout. *wink*

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leberblümchen
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Beitrag So., 08.07.2012, 18:29

Ich will dich nicht aufhalten...

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münchnerkindl
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Beitrag So., 08.07.2012, 18:34

leserin hat geschrieben:
Och, ich denke wir könnten locker ein Szenario für dich finden in dem auch du einen Burn Out bekommen könntest Sagen wir mal du bist alleinerziehend mit 3 Kindern von denen eins oder zwei in der Schule Probleme haben, dein Ex zahlt keinen Cent Unterhalt und du musst arbeiten gehen um irgendwie das Geld heranzuschaffen um die zu ernähren, aber es langt trotzdem hinten und vorne nicht da du halt leider Einzelhandelskaufmann bist und sämtliche Freizeit geht mit Haushalt und Kindererziehung drauf..
SUPER Beispiel für ein Burnout! Man ignoriere 3-fach alleinerziehend, Schulprobleme der Kinder, Ex-Arschloch, keine Kohle, Haushaltspflichten und sagt: aufgrund meines Jobs im Einzelhandel hab ich ein Burnout. Genau so gehts!
Mein Gott sind deine Antworten billig Ja, sogar Hausfrauen können an einem Burn Out leiden. Also woher leitest du ab daß man einen Burn Out nur durch Überlastung in einer bezahlten Tätigkeit bekommen kann.

Nein, ich halte dich auch nicht auf. Tschüss.

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Sunny75
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Beitrag So., 08.07.2012, 18:42

Ja, aber bei Hausfrauen nennt man die exakt gleichen Symptome dann plötzlich wieder Deppressionen!!!
Das ist ja grad der Witz, an der gesamten Diskussion

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Danica
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Beitrag So., 08.07.2012, 18:45

sunny75 hat geschrieben:Deppressionen
Das finde ich nun aber aus verschiedenen Gründen diskriminierend

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Nico
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Beitrag So., 08.07.2012, 18:48

münchnerkindl hat geschrieben:Ja, sogar Hausfrauen können an einem Burn Out leiden. Also woher leitest du ab daß man einen Burn Out nur durch Überlastung in einer bezahlten Tätigkeit bekommen kann.
Wie gesagt, ich sah einmal eine Reportage ueber eine aeltere alleinstehende Dame die fuer irgendein Benefizprojekt gestrickt hat und sich einen derartigen Leistungsstress auferlegt hat, dass sie ein gewaltiges Burnout bekam. Ich glaub manche Menschen koennte es glatt beim Strandliegen auch erwischen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)


Widow
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Beitrag So., 08.07.2012, 18:49

Früher nannte man Burnout wohl Neurasthenie oder Erschöpfungssyndrom.

Dass man(n) spätestens im 21. Jahrhundert dafür den Terminus technicus (!) "burn out" setzte, sich also begrifflich bei Raumfahrt und übrigens auch Kernphysik (! Schmelze von Brennelementen) bediente, erscheint mir insofern folgerichtig, als die Technizifizierung von Mensch und anthropomorpher Metaphorik sich besinnungslos weiterentwickelt und Burn Out-Leidende sich überdies ja gerne als menschliche Rakete gerieren, die um des lieben (ökonomischen) Fortschritts willen heroisch dem Rest der schlaffen Menschheit voran düst und neue Welten urbar macht, dabei der Selbstverzehrung im Treibstoffbrand nicht achtend ...
(jetzt bräuchte ich eigentlich einen Raketen-Smiley!)
Zuletzt geändert von Widow am So., 08.07.2012, 18:55, insgesamt 1-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 08.07.2012, 18:55

Widow hat geschrieben:Früher nannte man Burnout wohl Neurasthenie oder Erschöpfungssyndrom.
Naja, heutzutage muss es halt immer ein Anglizismus sein. Mir wäre Erschöpfungssyndrom für Beschwerden wegen Arbeitsüberlastung auch recht.

Aber der Begriff ist schon für eine andere Erkrankung belegt
http://de.wikipedia.org/wiki/Chronische ... ngssyndrom

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Thread-EröffnerIn
debussy
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Beitrag So., 08.07.2012, 18:57

münchnerkindl hat geschrieben:Och, ich denke wir könnten locker ein Szenario für dich finden in dem auch du einen Burn Out bekommen könntest
nein. du könntest aber sicher szenarien finden, die mich psychisch krank machen könnten. und dann würde ich mich auch genau auf diese erkrankung "scharf machen".
depri
panik
etc.
aber mit burnout würde mich der herr doktor eher zum schmunzeln bringen, wenn mir dann noch dazu ist.

hast du es jetzt verstanden? nö.

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Tante Käthe
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Beitrag So., 08.07.2012, 19:03

Ein Thread in dem es nur so zu brodeln scheint.... Bitte versucht mal, weniger impulsiv, weniger Anderen gegenüber verletzend bzw. total abwertend bzw. teils beleidigend zu reagieren - alles immer unter Berücksichtigung der Forenregeln.

Allerdings spiegelt es wohl auch die Brisanz des Themas wieder....
dennoch bitte den Ton wahren


Gruss Käthe
Es ist schwieriger eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom
(Albert Einstein)

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Sunny75
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Beitrag So., 08.07.2012, 19:18

Danica hat geschrieben:
sunny75 hat geschrieben:Deppressionen
Das finde ich nun aber aus verschiedenen Gründen diskriminierend
ein Freudscher

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Rezna
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Beitrag So., 08.07.2012, 19:45

Nagut.

Ich kenne Burnout und ich kenne Depression. Meiner Erfahrung nach ist es nicht das selbe.
Ich finde zudem sowohl Burnout als auch Depression als stigmatisierend. Burnout, weil es fast überall als Luxusproblemchen hingestellt wird - man wird als Simulant abgestempelt. Von "Imageaufschwung" zu faseln, wie hier, ist völlig idiotisch. Auch auf der Reha erlebte ich es von den Anderen so: Burnout wollte keiner Wahr haben. Man hat sich gewehrt, mitunter bis man im Krankenhaus lag. Man traute es sich kaum sagen, weil man deswegen sofort von "Normalsterblichen" als Simulant der sich mit einer Modeerscheinung eine Auszeit erschleichen will,... abgestempelt wird. Lieber hielten sich die Leute an den physischen Symptomen fest, angefangen bei Rückenschmerzen bis Hörsturz. Burnout bietet ja eine ganze Menge Symptome, viele davon körperlich, da kann man ja gut auswählen. Vor sich her getragen als Trophäe hat das keiner. Und dass Ärzte oft Anpassungsstörung und Depression schreiben, liegt, oh Wunder, daran, dass es die Diagnose Burnout offiziell anerkannt noch nicht gibt.

Aber auch Schnupfen ist nur die Bezeichung für das Symptom der laufenden Nase. Hätte man auch sagen können: Schnupfen gibt es nicht.

Was war nun der Unterschied?
Im Unterschied zur Depression empfand ich bei Burnout zunächst nicht diese Traurigkeit und in Folge die immer mehr domminierende Abstumpfung. Eher war es so, dass ich unter dem unglaublichen Zwang stand, funktionieren zu müssen bis zuletzt. Meine Hände zitterten, ich stand bis um fünf in der Früh im Bett, den Kopf voller Probleme in der Arbeit, nach und nach wurde jeder Impuls von Aussen zu einer Zumutung. Jedes Email, jedes Telefonat... wurde immer unüberwindlicher, weil die Gewissheit da war, dass JEDER Impuls der von Aussen kommt nur noch mehr Eindrücke, mehr Arbeit bedeutet - und man einfach nicht mehr MEHR kann. Burnoutlern gemein ist eben die Begeisterung, das Hineinsteigern in die Arbeit ohne ihre Grenzen wahrzunehmen und für Ausgleich zu sorgen. Das ist Teil der Symptome. So wie Fieber Teil der Grippe ist, ist eben die Unfähigkeit, noch für sich selber senisbel zu sein, Symptom des Burnouts. Und nach und nach hat man "keine Zeit" für Privatkram. Anders als bei der Depression zieht man sich nicht zurück - das wäre ja gesund - sondern nimmt sich immer weniger Zeit, prescht immer weiter vor. Es entsteht das Empfinden, selbst Arzttermine sind nicht einzuhalten, unnötiger Luxus den man sich nicht leisten kann - die Zeit hat man gar nicht. Hinzu kommt die Uneinsicht. Die meisten Burnoutler berichten, dass sie bereits Wochen vor ihrem Zusammenbruch darauf angesprochen wurden, aber es ignoriert haben. Völlig unempfänglich für den Rat, die Warnung waren, und alles herunterspielten. Ich erinnere mich noch, als ich da saß, meine Hände zitterten so sehr, dass ich kaum das Besteck halten konnte, bei jedem Geräusch war ich in Alarmbereitschaft. Als die Leute meinten, mir ginge es nicht gut, ich sollte vielleicht zum Arzt, in Krankenstand gehen, war ich fast beleidigt. Wie könne man mir sowas vorschlagen, ich wäre doch nicht krank, zudem müsse das und das und das gemacht werden, wenn ich auch nur einen Tag fehle müsste ich am nächsten Tag das alles aufholen, das doppelte arbeiten, das geht sich zeitlich nicht aus, abgesehen von Lieferterminen die einzuhalten sind. Die berufliche Verpflichtung stand meilenweit über meinen Bedürfnissen. Das ist auch ein Symptom. Habe ich nur Depressionen, sind mir solche Verpflichtungen zwar auch zuviel aber sie verlieren sich aus meiner Wahrnemung für Dringlichkeit. Die Welt verliert gleichsam mit mir an Bedeutung, währen bei Burnout alles "weltliche" völlig überbewertet wird, wähend das ich sich immer mehr auflöst.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Rezna
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Beitrag So., 08.07.2012, 19:47

Ausgebremst wird man so gut wie nie durch die psychischen Symptome, sondern die körperlichen Konsequenzen. Irgendwann nämlich geht nichts mehr, und das endet nicht selten mit dem Notarzt. Die Leute kippen einfach um. Bisher war bei mir auch noch keine Depression damit begleitet, etwa Tinnitus zu haben, einen Hörsturz. Ich hatte unsägliche Schmerzen in Händen und Füßen - konnte nicht mehr schreiben, konnte keinen Stift halten. Bereits der Weg aufs Klo war ein Wandertag, eine Herausforderung. Generell verbrachte ich in der Arbeit irgendwann vier von acht Stunden heulend am Klo, weil mich jeder Impuls von Aussen völlig aus der Fassung brachte. Wenn ich depressiv bin, dann heule ich zwar auch, aber Impulse von Aussen sind das nie, sondern immer die Konsequenz innerer Gedanken, innerer Gefühle. Das Aussen dagegen berührt mich kaum. Das erste mal nach dem Zusammenbruch wieder in den Supermarkt gehen können beschreiben die meisten wie Weihnachten und Ostern zusammen. Denn: Der Burnoutler will in der Regel weiter aktiv, funktionstüchtig sein. Er will die körperliche Bremse nicht. Wohingegen die Depression eher mächtiger als der Körper ist. Man will nicht mal mehr, auch wenn man vielleicht körperlich noch in der Lage wäre.
Freilich, früher oder später kommt dann oft die Depression. Eben weil man irgendwann gezwungen ist, eine Auszeit zu haben, nicht mehr funktioniert, das Vacuum saugt.

Wie Münchnerkindl sagte: Wenn ich wegen Depression in Behandlung war, galt Arbeit als eine der wichtigen Säulen, die für eine Genesung aufrechtzuerhalten war. Sich zwingen. Trotz allem raus, etwas schaffen, wenn es auch wenig ist. Dafür sorgen, dass Impulse herein kommen die die Lebensgeister wieder wecken.
Bei Burnout war es genau andersrum. Weg von allen Stressoren. Und zwar ehestmöglich! Und einem Burnoutler das zu sagen, von ihm das zu fordern, ist, als würde man einem Elefanten sagen, er solle einen Wal durch den Rüssel ziehen. Während der Depressive quasi immer wieder ermuntert wird, mal hier was zu tun, da was zu tun, ist es beim Burnoutler zunächst andersrum: Dies lassen, das lassen, Ruhe geben. Denn trotz aller Schmerzen, macht der Burnoutler weiter... weil er sich nicht mehr spürt. Um eben trotz aller Symptpome weiter zu machen, dopt er sich. Tablettenmissbrauch, zuviel Alkohol, zuviel Essen sind meist die Folge. Auch hier werden keine Grenzen mehr gespürt.

Natürlich kann hinter dem Komplex Burnout auch eine agitierte Depression als Grunderkrankung stehen. Zwangsläufig aber muss keine psychische Erkrankung am Anfang stehen. In vielen Fällen fängt es eher mit Enthusiasmus an - "brennen" für eine Sache, woher wohl der Name auch kommt. Und dass nicht jeder, der für eine Sache brennt, Burnout bekommt ist in etwa so wie: Warum wird nicht jeder nach einer Trennung klinisch Depressiv? NATÜRLICH spielt die Vielfalt der Menschen und die Vorgeschichte eine Rolle. Aber tut es das nicht überall? Auch bei Krebs gehört zu genetischen Disposition auch ein passender Lebenswandel - andererseits kann es auch Leute treffen, die sich selber gut behandeln, gesund leben. So wie Depressionen den einen einfach so befallen, den anderen nach einer Krise und einen anderen trotz Krise nicht.
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Rezna
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Beitrag So., 08.07.2012, 19:49

Natürlich ist einer der Gründe, Burnout zu bekommen, keinen Ausgleich zu etablieren. Aber das ist gleichermaßen Ursache wie Symptom. Meist existiert am Anfang sehr wohl noch ein Gefühl für sich, Ausgleich... aber "das Projekt" nimmt überhand, gewinnt an Priorität. Nach und nach wird der Waldlauf reduziert und abgeschafft, da "faul" mit der Familie im Zoo herumlatschen, was man sich vor kurzem noch nie hätte nehmen lassen, während man produktiv sein könnte, geht nicht... Die Freunde, die Kollegen, mit denen man einst feiern und blödeln könnten werden zu Bremsklötzen im Funktionieren. Man vergrault sie eher, schiebt sie weg, wird aggressiv und extrem zynisch. Mit einem Burnoutler Freizeit verbringebn wollen wird bald ebenso ungut, wie mit ihm arbeiten. Er fordert maximales, und fühlt sich schnell durch diesen sozialen Müll ausgebremst - der davor jedoch Lebensqualität, Entspannung brachte. Wie gesagt, nach und nach werden die Säulen der Resilienz abgetragen, die vorher durchaus da gewesen sein können. Wer dabei bleibt und seine Pausen ernst nimmt, wird auch eher nicht an Burnout erkranken. Daher wird auch genau das Trainiert: Sich wieder spüren. Und: Pausen machen!
Viele Menschen mit Burnout fallen oft nach dem ersten Zusammenbruch bald in einen zweiten. Ihrer Struktur gemäß erwarten sie auch von der Heilung Hochdruck. Sie wollen sie in der maximal kürzesten Zeit. Sobald sich die erste Verbesserung des Zustandes einstellt, rennen sie wieder los. Sie mögen sich die erste Zeit noch widerwillig an Pausen halten, aber bald ist das vergessen und der alte Rhytmus drin. Die meisten Patienten die ich kennen lernte, hatten zumindest einen Rückfall - der aber dann weit heftiger als der Erste ist. Ich persönlich sehe es eher so, dass die nie gesund waren, insofern auch der zweite Burnout noch der erste ist.

Freilich ist Burnout ein Überbegriff. Das trifft aber auf eine ganze Menge Krankheiten zu, für die man trotz einer Menge Symptome nur einen klaren Überbegriff hat. Liest man sich etwa Infos zu diversen Erkrankungen durch, wird man immer eine ganze Liste an Symptomen finden, wovon nie alle zutreffen müssen. Oft aus einer Liste von zehn Symptomen nur drei oder vier. Nur wurde da der Überbegriff irgendwo in ein Buch geschrieben und als Diagnose gefestigt. Man könnte aber ebenso sagen, Depression gibt es nicht, oder sämtliche Persönlichkeitsstörungen gibt es nicht. Denn das sind ja auch nur zusammengetragene Symptome. So könnte man sagen, Depression ist ja nur ein bisschen Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder Faulheit, haben ja alle mal. Was viele Depressive auch zu hören bekommen. So wie eben Burnoutlern unterstellt wird, sich eine schicke Modekrankheit auszudenken, um ein paar Wochen Urlaub feiern zu können.

Und: Burnoutler empfinden die Diagnose sehr wohl als persönliches Versagen. Ich war in einem Forum für Burnoutler unterwegs. Jeder wurde von seiner Diagnose überrumpelt und wollte sie nicht wahr haben - schimpfte oft sogar den Arzt für seine Anmaßung, dachten an Fehldiagnosen, sie wollten ja nur Schmerzmittel haben, Schlaftabletten, weils halt grad keine Ruhe finden, ihnen alles weh tut, sie körperlich grad einen Aussetzer nach dem anderen haben. Reichen da nicht Antibiotika? Ist doch sicher nur ne verschleppte Grippe. Oft vergehen Wochen, die Symptome werden schlimmer - ja - und der Notarzt ist oft das notwendige Ende. Und. Sie lügen meistens ihr Umfeld und Arbeitgeber ob ihrer Diagnose an, aus Angst vor blöder Nachrede, aus Angst, unterstellt zu bekommen, dass sie nicht Leistungsfähig sind... viele wollen nach drei Monaten wieder voll durchstarten... und müssen durch Scheitern erkennen: Was nicht geht, das geht halt nicht. Neuankömmlinge mit der frischen Diagnose fragen meist, wie man so schnell wie möglich wieder fit ist, denn es ist viel zu tun. Selbst wenn sie von drei Wochen Auszeit hören, fassen sie nicht, so lange ruhig gestellt sein zu sollen... Auch meine erste Frage an die Therapeutin war: Wann bin ich wieder fit? Ich erwartete, in allerallerspätestens zwei Monaten wieder völlig her gestellt zu sein. Und das war ein Zeitraum den ich für unfassbar großzügig hielt... gönnerhaft regelrecht. Innerlich dachte ich, zwei, maximal fünf Sitzungen werden reichen, in spätestens drei Wochen bin ich wieder fit wie ein Turnschuh. So habe ich allerdinsg nie bei einer Depression gedacht. Da war das "nicht können und in Folge das nicht mehr wollen" im Vordergrund.
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Rezna
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Beitrag So., 08.07.2012, 19:53

Sunny75 hat geschrieben:Da müsste ich mich aber als allererstes fragen, wieso ich 3(!) Kinder mit einem gewissenlosen Versager zeugen musste.....?
Der Partner könnte auch verstorben sein. Dann kommt noch die Last hinzu, diese "Todesdinge" abzuwickeln.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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