Alles nur künstliche Therapeuten-Symphatie-Getue

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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sandrin
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:11

münchnerkindl hat geschrieben: Dann nenn es in so einem Fall, wo jemand ohne gravierenden Leidensdruck die Hilfe einer Fachperson in Anspruch nimmt um sein Leben zu verbessern Coaching und du bist wieder TOTAL im Trend
Wenn ein Therapeut bei einen potentiellen Klienten keinen Leidensdruck finden kann und damit keine Indikation für eine PT bekommt derjenige doch eh von der Krankenkasse keine genehmigt (ausser der Therapeut saugt sich für den Antrag irgenwelche Märchen aus den Fingern was ja wohl nicht legal ist)
Tja, erstens kann man so einen Leidensdruck auch kreieren. Das heißt, wenn ich eine Therapie will, dann werd ich das schon so darstellen. Und zweitens glaube ich (und weiß es von einigen Fällen her auch) schon, dass in den Anträgen da schon mal was überdramatisiert wird. Teilweise wird einem dann ja sogar gesagt, man könne auch gleich stationär gehen, weil es dann vielleicht intensiver ist. In keinem anderen Bereich der Medizin würde man so vorgehen. Das ist schon ein Privileg der Psychotherapie.
Wobei ich wirklich sagen muss, dass jeder, der sie wirklich braucht, auch Therapie bekommen sollte! Das versteht sich von selbst. Aber so manches vorgehen mutet doch etwas seltsam an...

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:12

sandrin hat geschrieben: Ihr tut ja gerade so aus, als wäre es ein Unding und absolut Außergewöhnlich, mit Freunden und Familie über Probleme zu reden.

Im Gegenteil. Aber es gibt Themen die würde ich nicht gerne mit Freunden besprechen. Weil mir zB klar ist daß diese Menschen mit gewissen, etwas extremeren Themen ganz einfach nichts anfangen können.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:15

sandrin hat geschrieben: Tja, erstens kann man so einen Leidensdruck auch kreieren. Das heißt, wenn ich eine Therapie will, dann werd ich das schon so darstellen.

Naja, ich denke darüber daß jemand lügt um sich eine Leistung zu erschleichen die ihm nicht zusteht brauchen wir hier nicht zu diskutieren, oder

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sandrin
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:21

Es geht ja gar nicht um Lügen. Es geht darum, dass man vielleicht auch unbewusst eine Therapie will, weil man sich scheut, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Oder weil man echt auch schon abhängig ist. Das muss mit einem abgebrühten Vorgehen nichts zu tun haben.

Im Übrigen, und da kann ich jetzt nur von mir sprechen, tu ich mich schwer, mich mit mir und meinen Problemen ernst zu nehmen, wenn ich mir nicht sicher sein kann, dass da wirklich etwas Ernsthaftes vorliegt, das man mit fachkundiger Hilfe angehen sollte. Bei mir ist dann immer im Hinterstübchen präsent, dass ich gerade ein eventuelles Wellnessproblem bzw. einen Spleen austherapiere, der aber nicht unbedingt was mit einer Störung zu tun hat. Da sind wir dann schnell so weit, dass man eine echte Depression dann wirklich nicht mehr von einer Stimmungsschwankung abgrenzen kann und der Einwurf "Haben wir das nicht alle" wirklich berechtigt ist.

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leberblümchen
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:25

sandrin, aber wer sollte das denn tun? Ich kenne kaum jemanden in meinem Umfeld, der offen zugibt, eine Therapie zu machen. Ich habe 20 Jahre gebraucht, bis ich so weit war, überhaupt mal anzufangen. Und ein Spaziergang ist eine Therapie nun wirklich nicht. Gibt es Therapeuten, die es nicht bemerken, wenn man ihnen nur Small Talk vorsetzt?

Äh, sandrin, wenn man sein Leben nicht in die Hand nimmt, dann IST das bereits eine Indikation.

Du spielst das immer so runter - bei dir und auch bei anderen, und das finde ich echt schlimm.

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sandrin
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:34

Nein, ich will da auch gar nichts runter spielen. Und schon gar nicht bei anderen, weil mir das auch gar nicht zusteht. Ich glaube aber, und da kann ich jetzt wirklich auch von mir selber sprechen, dass es das Wachstum auch behindern kann, wenn man eine Therapie nach der anderen macht (und diese Karrieren gibt es!). Da geht es auch gar nicht ums Zugeben nach außen, sondern darum, dass es eben eine Konstante im Leben ist, wenn man einmal die Woche irgendwo hingeht. Und das kann es nicht sein. Dass man sein Leben nicht in die Hand nehmen möchte, weil man sich fürchtet, kann vielleicht die Indikation für eine Therapie sein, aber irgendwann muss man sich einfach auf die Hinterfüße stellen und die Verantwortung übernehmen. Das hat auch nicht immer was mit Krankheit zu tun.

Und doch, es gibt Therapeuten, die das entweder nicht merken oder das billigend in Kauf nehmen. Wenn ich alleine schon dran denke, wie viele Stunden verplaudert werden. Mit sinnvoller Nutzung hat das nichts mehr zu tun. Sind Erfahrungswerte, und nicht nur meine

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:35

sandrin hat geschrieben:Es geht ja gar nicht um Lügen. Es geht darum, dass man vielleicht auch unbewusst eine Therapie will, weil man sich scheut, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. .
Also eine milde Form von Sozialphobie. Wenn man mit dieser alleine nicht klarkommt, sie alleine nicht überwinden kann, evtl auch nicth weiss wie man es angehen soll das zu überwinden und sie das eigene Leben einschränkt ist doch eine legitime Begründung für die Beantragung einer Therapie.

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sandrin
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:38

Warum Sozialphobie? Vielleicht auch, und jetzt werde ich echt provokant, aber das ist durchaus möglich: Bequemlichkeit? Weil es sich so kuschelig beim Thera anfühlt?

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:38

sandrin hat geschrieben:Nein, ich will da auch gar nichts runter spielen. Und schon gar nicht bei anderen, weil mir das auch gar nicht zusteht. Ich glaube aber, und da kann ich jetzt wirklich auch von mir selber sprechen, dass es das Wachstum auch behindern kann, wenn man eine Therapie nach der anderen macht (und diese Karrieren gibt es!).
Äh, und DESHALB sollte man keine Therapie machen, weil es auch solche Leute gibt? Das wäre ungefähr so wie zu sage, trink bloss kein Glas Wein, Wein ist ganz gefährlich, da wird man fast unweigerlich zum Alkoholiker davon.

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sandrin
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:39

Hey, stop. Hab ich irgendetwas davon gesagt, dass "man" keine Therapie machen soll? Es gibt solche und solche Fälle. So ist das im Leben. Ich glaub, du nimmst das gerade zu persönlich.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:41

sandrin hat geschrieben:Warum Sozialphobie? Vielleicht auch, und jetzt werde ich echt provokant, aber das ist durchaus möglich: Bequemlichkeit? Weil es sich so kuschelig beim Thera anfühlt?
Ja, solche Leute soll es geben. Aber dann ist es der Job des Therapeuten dafür zu sorgen daß die bequeme Kuschelecke in der man sich so schön ausjammern kann ohne was an seinem Leben zu verändern irgendwann mal geschlossen wird.

Eine echte Therapie ist keine Kuschelecke. Und es ist der Job des Therapeuten dafür zu sorgen daß die Therapie nicht in eine solche ausartet.

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sandrin
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:42

Und jetzt stellt sich halt die Frage, ob das im Therapiealltag tatsächlich immer so stattfindet. Und das bezweifle ich.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:43

sandrin hat geschrieben:Hey, stop. Hab ich irgendetwas davon gesagt, dass "man" keine Therapie machen soll? .

Du sagst doch daß dabei offenbar eine grosse Gefahr besteht daß man sich sich da nur in einer bequemen Kuschelecke rumfläzt

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sandrin
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:44

münchnerkindl hat geschrieben: Du sagst doch daß dabei offenbar eine grosse Gefahr besteht daß man sich sich da nur in einer bequemen Kuschelecke rumfläzt
Ja, für VIELE tut es das, wenn auch nicht für alle. Man muss halt den Absprung schaffen. Und eine Therapie nur bei entsprechender Indikation beginnen, denn dann hat man die richtige Motivation.


leberblümchen
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Beitrag Do., 07.06.2012, 19:45

Eine Therapie, die nur kuschelig ist, ist doch keine Therapie.

Damit redest du das schon wieder runter, als ob so ein Therapeut sich nur über europäische Königshäuser mit seinen Patienten unterhält.

Ganz ehrlich (und nicht böse gemeint!): Ich glaube, du suchst mehr oder weniger krampfhaft nach Gründen, dich nicht mehr mit deiner eigenen Bedürftigkeit beschäftigen zu müssen - und mit der bangen Frage: "Wird mir ein dritter (?) Anlauf mehr helfen als die anderen beiden?". Kann das sein?
sandrin hat geschrieben:Und jetzt stellt sich halt die Frage, ob das im Therapiealltag tatsächlich immer so stattfindet. Und das bezweifle ich.
Wieso?

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