Fallstricke der 'gewaltfreien' Kommunikation

[Tigerkind]

Nur ganz kurz:

Aber wenn man sagt: "Gibst du mir bitte noch Kekse?", dann setzt das doch voraus, dass man der Meinung ist, diese Kekse mehr verdient zu haben als das Gegenüber.

Wieso,das denn? Auf so eine Idee würde ich gar nicht kommen,ich weiß nicht,ich glaube unser Menschen-und Weltbild ist so unterschiedlich,wie werden wohl nicht auf einen Nenner kommen.

Es ist etwas nicht wertvoll nur weil es verschenkt wird? Nein, also ich kann dieses Denken überhaupt nicht nachvollziehen.

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[freeway]

kommt darauf an, warum es verschenkt wird...

[leberblümchen]

Tigerkind: Egal, ob wir denselben Nenner haben oder nicht: Wenn es sich mal so ergeben sollte, dass wir gemeinsam an einem Tisch zum Kekseessen verabredet sind, dann fände ich das absolut unpassend und anmaßend, wenn du mich fragst, ob ich dir mehr Kekse gebe. Ich würde denken: "Was ist denn das für eine?" - und damit hättest du das Ziel, das du ja mit der gewaltfreien Kommunikation erreichen wolltest, verfehlt. Vielleicht hab ich, die ich mir zwei Kekse mehr genommen habe, das gar nicht mitbekommen, weil ich nicht so sehr darauf achte. Oder ich hab tatsächlich Hunger, aus den o.g. Gründen. Wenn du aber gewaltfrei unterwegs sein möchtest, dann dürftest du nicht sagen, dass du mehr von den Keksen haben willst - und mir damit Kekse wegnehmen.

ICH bin ja niemand, der die Gewaltfreiheit propagiert; insofern darf ich nach meiner Definition auch mal so brutal sein und mir einen Keks, der mir nicht zusteht, schnappen. Du aber möchtest die Kommunikation aber friedlicher machen und somit musst du auch bei dir selbst anfangen.

Wenn du aber sagen würdest (wie ich das - ganz ohne Kurs hab ich das hinbekommen... - formuliert habe): "Mann, du musst ja einen ordentlichen Hunger haben!" - dann könnte ich relativ unbeschämt darauf eingehen, indem ich dir erkläre, warum ich heute zwei Kekse mehr essen möchte. Oder du hättest mich damit auf eine humorvolle Weise darauf aufmerksam gemacht, dass du auch noch einen Keks haben möchtest, ohne das von mir zu fordern. Wenn du aber sagst: "Gibst du mir bitte zwei Kekse von deinen ab?", dann hast du mich damit beschämt - und das ist nicht gewaltfrei.

[debussy]

ich möchte das beispiel mit den keksen noch einmal strapazieren:

muss man zu allem seinen senf geben? kann man den anderen nicht einfach lassen? soll er sich die 2 keks zuätzlich nehmen. ich werde schon nicht verhungern....

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[stilleswasser]

hallo tigerkind, welches buch von m. rosenberg hast du denn? ich habe "was deine wut dir sagen will: überraschende einsichten. das verborgende geschenk unseres ärgers entdecken" ist jedoch schon eine weile her, dass ich es gelesen habe und das meiste hab ich auch schon wieder vergessen. ich bin zurzeit mit anderen themen beschäftigt. aber da ich das buch hab (oder ein ähnliches) und unterschwellig doch irgendwie interessiert bin, hab ich in den thread mal rein gelinst.

liebe grüße,
stilleswasser.

[hawi]

Aber wenn man sagt: "Gibst du mir bitte noch Kekse?", dann setzt das doch voraus, dass man der Meinung ist, diese Kekse mehr verdient zu haben als das Gegenüber.

Wenn ich das sage, dann meist deshalb, weil ich die Kekse lecker finde.
Und viele, wenn sicher auch nicht alle, denen ich es sage, verstehen diese Botschaft.

LG hawi

[leberblümchen]

Aber hier ging es ja darum, dass der Eine sich mehr Kekse aufgetan hat, dass die Kekse also knapp sind und die Bedürfnisse der beiden Kommunikations- und Kekspartner gegeneinander abgewogen werden müssen (erinnert mich gerade sehr an die Missfits im Rettungsboot - falls das jemand kennt? - auch sehr kommunikativ ).

Wenn natürlich auf dem Tisch eine LKW-Ladung Kekse ausgekippt wurde, erübrigt sich das.

[hawi]

@titus
Die Missfits sind immer klasse, nicht nur im Rettungsboot! Schade dass es sie zu zweit nicht mehr gibt.

Wieder zu den Keksen zurück:
Klar hab nicht nur ich recht, du hast genauso Recht.
Um das aber hier möglichst klar zu schreiben: Wenn ich wirklich so wie im Ausgangsbeispiel intervenieren würde, ginge es - wie ich finde - gar nicht mehr um Kekse. Ich wäre genervt, weil sie jemand vor meiner Nase futtert ohne mich einigermaßen gleichwertig zu behandeln.
Üblicherweise ist mir ziemlich egal, wer wie viele Kekse bekommt.
Reagiere ich dennoch wie geschrieben, dann ist das Kritik am gegenüber, an seinem Verhalten. Im Ergebnis hast du dann Recht. Mein gegenüber hat so viel mehr Kekse nicht verdient. Ergo verdiene ich, dass diese „Schieflage“ bei der Keksverteilung durch mehr Kekse für mich beseitigt wird und zukünftig gleich vermieden wird

Trotzdem, wenn die Kekse eher nicht lecker sind, soll sie der andere doch ruhig essen. Kaum gute Kommunikation, aber genervt von solch mich ignorierender Futterei, würde ich wohl selbst den Mund halten und hoffen, er verdirbt sich den Magen an den vielen Keksen
LG hawi

[Tigerkind]

Wieder nur ganz kurz,muß immer mal wieder reingucken, weil diese Kekse einfach zu interessant sind: Ich bitte mein Gegenüber nicht darum das ich mehr Kekse haben kann als er, sondern ob ich noch Kekse haben kann:Kann ich bitte noch Kekse haben,sollte mein Gegenüber dies ablehnen so wende ich mein Keksbedürfnis an eine andere Person oder gehe mir Kekse kaufen,ich nehme es meinem Gegenüber nicht übel,das er meine Bitte nach Keksen abgeschlagen hat, ich gehe davon aus das er gute Gründe gehabt hat und wende mein Keksbedürfnis woanders hin,vielleicht habe ich auch Glück und mein Gegenüber mag mir mein Keksbedürfnis gerne erfüllen!

[hawi]

@Tigerkind
So verhalten könnte ich mich nur, wenn ich eine Menge von meinen Überzeugungen, auch Erwartungen anderen gegenüber wenn nicht ganz über Bord werfen, so doch arg reduzieren, ändern würde!
Könnte ich denke ich nicht und ich bezweifle auch ob ich es will.

Denn im Ausgangsbeispiel? Egal ob nun Wolf, Giraffe oder oder oder, der Ärger, Frust über den andern ist ja bereits da. Ungleichverteilung von Keksen zu meinen Lasten und zu Gunsten des gegenüber. Wenn mir dies auffällt, dann geht es - wie ich schon schrieb - für mich nicht mehr um Befriedigung meiner Keksbedürfnisse, es geht zum einen um Befriedigung meines Bedürfnisses, meinem Ärger Luft zu machen und zum anderen um mein Bedürfnis klar zu machen, ggf. zu diskutieren, dass jemand mein Keksbedürfnis und mein Bedürfnis als halbwegs gleichberechtigt wahrgenommen, behandelt zu werden, nicht ausreichend berücksichtigt hat.

All diese Bedürfnisse kriege ich nicht befriedigt, wenn ich mir wo anders die Kekse hole oder auch nur noch einfach so einen Keks kriege, weil ich jetzt selbst aktiv dafür sorge, dass ich ihn bekomme.

LG hawi

[Tigerkind]

O.k. Hawi, es muß ja auch niemand GFK betreiben, es ist doch vollkommen in Ordnung es nicht zu wollen.
Mit Erwartungen hat GFK auch nichts zu tun,es geht um Bitten.

meines Bedürfnisses, meinem Ärger Luft zu machen

Dies ist kein Bedürfnis,welches Bedürfnis steht hinter Deinem Ärger?

nd mein Bedürfnis als halbwegs gleichberechtigt wahrgenommen, behandelt zu werden, nicht ausreichend berücksichtigt hat.

Ja,das ist ja was ganz anderes als ein Keksbedürfnis, das kann ich gut nachvollziehen, das Bedürfnis nach gleichberechtigter Behandlung wäre mir auch wichtig, dann würde ich Dir empfehlen dieses Deinem Kekspartner mittzueilen, vielleicht ist er dann bereit, Kekse zu teilen, sollte dies immer noch nicht der Fall sein, so würde ich mir einen neuen Kekspartner suchen,

[hawi]

hawi schrieb:meines Bedürfnisses, meinem Ärger Luft zu machen
Dies ist kein Bedürfnis,welches Bedürfnis steht hinter Deinem Ärger?

Vielleicht habe ich die Botschaft nicht richtig rübergebracht.
Doch, was ich damit meinte, ist schon eins meiner Bedürfnisse. Emotionen ausreichend zu zeigen, zu kommunizieren. Darin war ich zwischenzeitlich gar nicht gut und im direkten An- und Ausprechen ist weiter so manches noch verbesserungsbedürftig.
Vielleicht ist Ärger ja aus einer fachlichen Sicht keine Emotion, irgendwann wurde mir das hier schon mal erklärt, habs aber wieder vergessen.
Wenn ich mich ärgere, was hinter dem Ärger genau steckt, das genau benennen, ich kann es meist nicht. Jedenfalls nicht, wenn der Ärger grad da ist. Ich weiß nur, dass es für mich wichtig ist, den zum einen überhaupt raus zu lassen und zum anderen möglichst so, dass das vor allem der Ärgerverursacher auch mitbekommt.

Ansonsten geb ich dir Recht. Will jemand, kann jemand nicht mit mir Kekse teilen, auch nicht, wenn ich klar mache, dass mir das Teilen wichtig ist, dann hilft es nichts, dann ist dieser jemand als Kekspartner für mich ungeeignet.

LG hawi

[Tigerkind]

@montagne:Ich habe mittlerweile eine Einstellung entwickelt, bei der ich es wünschenswert finden würde, wenn auch Schulen, Arbeitgeber usw. weg von den Forderungen kommen würden und hin zu den Bitten.Das würde erstmal Arbeit und viel Umdenken erfordern, aber ich würde es gut und richtig finden.

Ich sage jetzt aber gleich dazu, das ich hier an dieser Stelle nicht zu einer politischen Diskussion bereit bin, aber vielleicht mag jemand einen Thread dazu eröffnen, vielleicht mache ich es auch.

[Tigerkind]

Ja, man kann ja seinem Ärger (unerfülltes Bedürfnis,das Gefühl welches dahinter steht) auch zum Ausdruck bringen.

Natürlich auch mit allen Emotionen die dazu gehören, nur ich finde es gut, wenn man seinem Gegenüber trotzdem keine Vorwürfe macht.

[ENA]

Oh, hier geht es mittlerweile um Kekse!

ist jedoch schon eine weile her, dass ich es gelesen habe und das meiste hab ich auch schon wieder vergessen.

Das geht mir auch oft so! ..und trotzdem mag ich Bücher nur äußerst ungerne zweimal lesen!

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