Wie 'sitzt' ihr, damit ihr euch wohlfühlt?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Sirius
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 89

Beitrag Mi., 29.05.2013, 13:33

titus hat geschrieben:Komischerweise habe ich eher im Privatleben das Sitzproblem, wenn ich z.B. ein Buch lesen möchte. Da weiß ich nie, wie ich sitzen soll. Zu entspannt macht mich irgendwie müde. Zu angespannt macht keinen Spaß.

Wenn ich in der Therapie bin, ist das Sitzen überhaupt kein Problem: Ich passe sozusagen genau in den Stuhl und habe nicht das Gefühl, dass Arme oder Beine nicht wissen, wohin sie sollen. Mich irritiert eher die Frage, wohin ich gucken soll. Ich weiß, dass 'man' den Gesprächspartner ansehen soll. Also bemühe ich mich. Aber lieber würde ich woanders hingucken. Aber weil ich weiß, dass das dann irgendwie als unsicher oder sonstwie interpretiert wird.

Was ich sagen will: Ich kenne das Gefühl, dass man nicht richtig weiß, wie man sich verhalten soll, wenn man beobachtet wird. Da verkrampft man dann noch mehr.

Lustig, der erste Abschnitt, das könnten meine Worte sein. Ich weiß auch nie, wie oder ob ich sitzen, liegen oder sonst was soll, wenn ich lese und finde das total anstrengend.
In der Thera habe ich eigentlich auch kein Problem. Meine Beine sind immer übereinandergeschlagen und bin gar nicht so sehr auf meinen Körper fokussiert. Wenn ich rede schaue ich ganz oft aus dem Fenster. Ist das bei euch nicht so? Ich schaue den Thera höchstens zu Beginn oder zum Ende der Redesequenz an. Übrigens macht er das auch so.

LG Sirius
LG Sirius

Werbung

Benutzeravatar

Luxbordie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 40
Beiträge: 871

Beitrag Mi., 29.05.2013, 14:44

Ich sehe in meistens auch nicht an. Gestern ist mir aufgefallen dass wir uns beide schräg Richtung Fenster drehen. Ich habe aber den Eindruck dass er mich öfters beobachtet. Muss er wohl auch da bei mir sehr viel Körpersprache mitspielt. Ich werfe im hin und wieder einen Blick zu, teilweise auch wenn ich Sicherheit brauche.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

Benutzeravatar

(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag Mi., 29.05.2013, 20:43

Wir sitzen uns gegenüber und schauen uns so an, wie ich das bei jedem anderen auch tun würde bei einem Face-to-Face-Gespräch, also ganz normal. Ich beobachte ihn auch genau, denn ich habe eine minimale Mimik und deshalb finde ich seine Mimik interessant und lehrreich. Es ist sogar so, dass mir seine Mimik dadurch so vertraut ist, dass ich schon jetzt sagen kann, wie er was und auf welche Weise ausdrücken wird, wie sein Blick, seine Gestik und Mimik sein wird, wenn ich dies und das mit ihm berede. Ich kenne genau seine Körperhaltung und wie er sich bewegt. Er ist berechenbar und das gefällt mir.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

Benutzeravatar

Luxbordie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 40
Beiträge: 871

Beitrag Mi., 29.05.2013, 20:45

elana hat geschrieben:Es ist sogar so, dass mir seine Mimik dadurch so vertraut ist, dass ich schon jetzt sagen kann, wie er was und auf welche Weise ausdrücken wird, wie sein Blick, seine Gestik und Mimik sein wird, wenn ich dies und das mit ihm berede. Ich kenne genau seine Körperhaltung und wie er sich bewegt.
Finde ich interessant. Aber ist es nicht unangenehm wenn man sich die ganze Zeit anschaut? Ich wäre da inhibiert und würde wohl noch weniger reden...
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

Werbung

Benutzeravatar

(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag Mi., 29.05.2013, 20:52

Nein, ich starre ihm ja nicht in die Augen, sondern sehe das ganze Gesicht bzw. den ganzen Oberkörper über dem Tisch. Außerdem bin ich kurzsichtig, da ist sowieso alles etwas verschwommen, d. h. nichts wirklich bedrohlich scharf im Auge.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

Benutzeravatar

Marzipanschnute
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 26
Beiträge: 729

Beitrag Mi., 29.05.2013, 21:18

@ titus und Sirius: Ich fahre beim Lesen oft auf meinem Hometrainer. Oder ich sitze am Schreibtisch. Im Bett oder auf dem Sofa lese ich selten, nur wenn ich richtig entspannt bin (also fast nie), da schlafe ich dann auch schon mal ein.

Zum Thema Augenkontakt. Nee, kann ich nicht, da werde ich dann noch hampeliger und meine Gedanke gehen ganz flöten. Ich starre oft auf das hässliche Bild hinter ihm. Oder auf den Kran im Hintergrund. Irgendetwas gibt es immer zu gucken.

Ich mag auch keine Berührung und entgehe deswegen seit Monaten dem Begrüßungs- und Verabschiedungshandschlag, mein Therapeut weiß das aber und lässt mich auch. Dafür schaue ich ihm dann zur Begrüßung in die Augen. Die übrigens sehr intensiv blau sind und sehr aufmerksam gucken können... zum Glück kriege ich das während der Sitzung nur so selten mit, das würde mich vermutlich noch mehr aus dem Konzept bringen.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

Benutzeravatar

Luxbordie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 40
Beiträge: 871

Beitrag Mi., 29.05.2013, 21:20

@Elana
Ah ja. Ok. Ich beobachte auch manchmal seine Hände. Wenn er das dann bemerkt ist es mir aber peinlich und dann schau ich schnell weg.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

Benutzeravatar

(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag Mi., 29.05.2013, 21:30

Bei meinem Hausarzt, der mich in der Therapie begleitet, war es beim letzten Termin das erste Mal so, dass ich ihn nicht anschauen konnte, sondern an meinem Rucksack rumfummelte. Aber das lag am Thema, worüber ich nur verkniffen sprechen konnte (war zu intim), sonst schau ich auch ihn direkt an und beobachte auch ihn in Gestik, Mimik und Haltung, finde das allgemein sehr interessant. Auch er verhält sich berechenbar auf seine Weise.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

Benutzeravatar

Sirius
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 89

Beitrag Do., 30.05.2013, 10:09

Marzipanschnute hat geschrieben:@ titus und Sirius: Ich fahre beim Lesen oft auf meinem Hometrainer. Oder ich sitze am Schreibtisch. Im Bett oder auf dem Sofa lese ich selten, nur wenn ich richtig entspannt bin (also fast nie), da schlafe ich dann auch schon mal ein.

Zum Thema Augenkontakt. Nee, kann ich nicht, da werde ich dann noch hampeliger und meine Gedanke gehen ganz flöten. Ich starre oft auf das hässliche Bild hinter ihm. Oder auf den Kran im Hintergrund. Irgendetwas gibt es immer zu gucken.

Ich mag auch keine Berührung und entgehe deswegen seit Monaten dem Begrüßungs- und Verabschiedungshandschlag, mein Therapeut weiß das aber und lässt mich auch. Dafür schaue ich ihm dann zur Begrüßung in die Augen. Die übrigens sehr intensiv blau sind und sehr aufmerksam gucken können... zum Glück kriege ich das während der Sitzung nur so selten mit, das würde mich vermutlich noch mehr aus dem Konzept bringen.

Hallo Marzipanschnute,

schade, dass ich keinen Hometrainer habe. Da hätte man ja zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen
Übrigens musste ich gerade lächeln, man könnte vermuten, wir hätten den selben Therapeuten. Auch meiner hat unglaublich (schöne) blaue Augen. Eine Wonne
LG Sirius

Benutzeravatar

Pantoffeltierchen
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 325

Beitrag Fr., 02.08.2013, 18:30

Hi zusammen!

Ich hänge meine Frage mal hier an, ich denke, da passt sie halbwegs hin, sonst bitte verschieben...

Ich bin jemand, der in der Therapie nicht/kaum weint, mich dafür aber irrsinnig schnell verkrampfe. Ich drehe meinen Sessel ohnehin bereits zur Beginn der Stunde immer etwas weg und verschränke meine Beine, aber wenn wir ein sensibles Thema besprechen beginne ich meine Hände massiv zu bearbeiten und drehe meinen gesamten Körper weg, zum Teil habe ich meinen Kopf 90° weggedreht und schaue ihn nicht an, manchmal zittere ich auch. Das ist für mich eine ganz natürliche, auomatische Reaktion, gegen die jedoch sowohl mein alter als auch mein neuer Therapeut angeht. Letzte Stunde ging der neue exakt so vor, wie es mein alter oft getan hat, diese Übereinstimmung irritierte mich. Er begann mit „so, das ist jetzt zu viel“ (oder so ähnlich), forderte mich auf, meine Beine parallel auf den Boden zu stellen, mich zu ihm zu drehen, die Hände auf die Schoß zu legen und ihn anzuschauen. Vor allem letzteres („Können Sie mich dabei ansehen?“) fiel mir wahnsinnig schwer und ich brauchte mehrere Anläufe bis er zufrieden war und ich den Blick länger als ein paar Sekunden halten konnte.

Nun meine Frage an euch: Kennt ihr das auch aus euren Stunden? Ist das eine unegwöhnliche Reaktion von mir, oder passiert das bei euch auch so? Und wie reagieren eure Theras?

Danke schon mal an alle,
gglg,
Pantoffeltierchen
Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten.

Benutzeravatar

Marzipanschnute
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 26
Beiträge: 729

Beitrag Fr., 02.08.2013, 18:42

Die Momente in denen ich meinen Therapeuten anschaue sind wirklich ganz selten, ihm in die Augen gucken kann ich kaum.

Meistens gucke ich an ihm vorbei, aus dem Fenster, an die Wand, auf den Tisch, auf meine Hände (mit denen ich ständig irgendetwas zerpflücke), bin sowieso die ganze Zeit in "Alarmbereitschaft" und auf "Flucht" eingestellt (obwohl ich inzwischen schon kapiert habe, dass der mir nichts tut, dass mir da nichts passieren kann).

Manchmal versucht er auch dagegen zu lenken, ganz ähnlich wie dein Therapeut. Dann soll ich still sitzen und versuchen ihn anzuschauen, aber das fällt mir, so wie dir, sehr, sehr schwer, ist manchmal einfach nicht denkbar.

Einmal hat er mich damit so sehr gestresst, dass ich totale Panik bekommen habe, ein anderes Mal, da war er dann sanfter und vorsichtiger, bin ich abgedriftet und, für meine Verhältnisse, sehr stark dissoziiert.

Ich weiß ja nicht weswegen du Therapie machst, aber generell ist wohl für die meisten sehr unangenehm und das man da nicht total entspannt rumsitzt ist dann wohl auch klar. Dass Therapeuten versuchen einen da irgendwie "rauszuholen" ist für mich auch verständlich.

Ist das denn immer so? Oder nur wenn es ans "Eingemachte" geht?
Was könnte an der Situation so verändert werden, dass es dir vielleicht leichter fallen würde mit ihm zu sprechen?
Habt ihr mal darüber gesprochen und versucht herauszufinden, warum du so reagierst (Angst, Scham,...?) ?
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

Benutzeravatar

Luxbordie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 40
Beiträge: 871

Beitrag Fr., 02.08.2013, 18:46

Hm. Bei mir ist es so dass ich mich komplett verkrampfe wenn ich mich in ein schwieriges Thema reinsteigere. Thera weiss allerdings dass ich dann anfange zu dissoziieren. Er geht dann eher gegen die Dissoziation vor, also gegen das was in meinem Kopf passiert. Meine Körperstellung korrigiert er nur selten. Wenn, dann sagt er mir meistens ich soll mich gerader setzen. Das dient aber dann auch mehr dazu mich durch die aufrechtere Position wieder näher an die Realität zu bringen. Er hat mir allerdings noch nie gesagt dass ich ihn anschauen muss. Das wäre mir auch unangenehm. Manchmal schaue ich ihn an, aber meistens fällt es mir leichter zu reden wenn ich irgendwas im Raum fixiere.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

Benutzeravatar

Marzipanschnute
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 26
Beiträge: 729

Beitrag Fr., 02.08.2013, 18:52

Ich denke, spreche da jetzt für meine Therapie, dass das anschauen auch eher dazu dienen soll, dass ich mich mehr auf ihn konzentriere, wieder mehr "zurück" komme und mich auf die Realität besinne.

Er macht das auch bei unseren Expositionen, das ich mal versuchen soll ihn anzuschauen, er fragt dann auch ob er meine Hand nehmen soll oder so, weil ich in so Paniksituationen auch ganz oft abdrifte.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

Benutzeravatar

Luxbordie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 40
Beiträge: 871

Beitrag Fr., 02.08.2013, 18:56

Marzipanschnute hat geschrieben:Ich denke, spreche da jetzt für meine Therapie, dass das anschauen auch eher dazu dienen soll, dass ich mich mehr auf ihn konzentriere, wieder mehr "zurück" komme und mich auf die Realität besinne.
Meiner macht dazu Reorientierungsübungen. Da muss ich dann Gegenstände oder Farben oder Formen im Raum suchen oder Geräusche wahrnehmen. So Sachen. Eigentlich anschauen soll ich ihn wirklich selten. Manchmal macht er auf sich aufmerksam...
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

Benutzeravatar

hopelife
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1430

Beitrag Fr., 02.08.2013, 19:16

also ich finde die Methode echt hart, denn
wenn ich nicht weiß wohin mit meinem inneren Stress, dann könnte ich auch im therapiezimmer im Kreis hin und her laufen, das würde ihr gar nichts ausmachen, könnte mich auch auf den Boden legen.

alles andere ist wohl eher erzieherisch und weniger therapeutisch sinnvoll.
Gruß hopelife
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag