Gedankenschleife: BDSM = SSV ?!

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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naja
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Beitrag Sa., 25.06.2011, 17:35

euphoria hat geschrieben:
Kelpie hat geschrieben:Jetzt kann ich es nachvollziehen. Du hast es oben sehr unklar formuliert.

Weil viele therapeuten mit SM nichts anfangen können. Sie können es NICHT nachvollziehen und haben eine Einstellung wie einige User hier im Thread.
Was glaubst du, warum es Ärzte-Listen gibt? Wenn man mit Fragen zum Thema SM eh überall super betreut würde, dann bräuchte es sie nicht geben.
Für mich klingt das im Grunde so, als würdest du dich nicht mit dem Hintergrund von BDSM auseinandersetzen wollen. Wahrscheinlich ist dir die Wahrheit zu unangenehm.
Meine Einstellung dazu ist ja aus der Praxis sozusagen "gewachsen" und nicht einfach von irgendwo "hergeflogen". Ich halte nichts mehr davon, Mißbrauchserfahrungen zu wiederholen und durch Erotisierung aufzuladen. Die wahre Herausforderung ist es heil zu werden und glücklich zu sein, ganz ohne Grenz- und Selbstverletzungen. Das Glück, dass du dann erfährst, fühlt sich komplett anders an, als die Auslieferung während einer Session inklusive Orgasmus. Und ich spreche da aus Erfahrung, das sind keine leeren Phrasen.
Es ist okay, BDSM eine zeitlang gelebt zu haben, aber nur, um ihn danach hinter sich zu lassen. Darin "stecken bleiben" erachte ich keinesfalls für gut.

meinst du mich(mit "ist dir die Wahrheit zu unangenehm")?

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Seanna
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Beitrag Di., 28.06.2011, 21:47

Ich habe mal kurz über die ganzen Beiträge drüber gelesen, aber irgendwie scheint es hier nur darum zu gehen, was nun BDSM ist und irgendwelche Diskussionen rund um die Szene usw. da möchte ich mich eigentlich raushalten, da ich keine Erfahrungen mit der "Szene" habe. Ich beziehe mich deshalb nur auf den Eingangspost.

Ich habe nur wenige Erfahrungen in dem Bereich, dafür aber viele Fantasien, die deutlich in diese Richtung gehen. Allerdings mehr DS als SM und SVV ist bei mir schon einige Jahre Vergangenheit. Dennoch mache ich mir Gedanken, ob ich diese Neigungen ausleben soll oder nicht. Auf der einen Seite ist da ganz klar ein Reiz, den es (in abgemilderter Form) schon seit meiner Kindheit gibt, auf der anderen Seite habe ich ein verdammt ungutes Gefühl.

Trauma ist mir keins bekannt - dafür eine Borderline-Persönlichkeitsstörung. Und die hat man ja auch nicht ohne Grund. Allerdings bin ich mir unsicher, ob es nicht doch ein Trauma gab. Das ein oder andere könnte darauf hindeuten. Deshalb eben das ungute Gefühl. Einer Reinszenierung oder gar einem (ggf) erneuten Trauma und/oder Flashbacks uÄ möchte ich mich natürlich NICHT aussetzen. Hat schon seinen Sinn, falls da was verdrängt ist.

Würden sich meine Neigungen eher auf SM beziehen, würde ich mir weniger Gedanken machen, aber wenn es wirklich sexuelle Übergriffe gab, wäre das, was ich mir so vorstelle quasi Reinszenierung in Reinform.

Was meint ihr - ist hier Vorsicht angebracht oder habe ich einfach nur Angst, meine Neigungen auszuleben?
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

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naja
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Beitrag Do., 30.06.2011, 18:58

Ich habe ja, wie erwähnt, keinen sexuellen Missbrauch erlebt, aber Mobbing, bei dem ich von 2 Frauen gedemütigt wurde.
Nun erregt es mich sexuell, mit Worten oder in Machtspielen gedemütigt zu werden, fühle mich zu älteren Frauen hingezogen, wo ja auch ein gewisses machtgefälle besteht, wenn ich 26 bin und meine (fiktive) partnerin über 40 oder älter.
Daher besteht bei mir die vermutung, dass ich das Mobbing reinszeniere und sexualisiere.
Und daher zögere ich, meine Phantasien auszuleben, weil ich nicht will, dass dadurch Angst oder Dissoziationen in mir ausgelöst werden.

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*candle*
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Beitrag Do., 30.06.2011, 19:01

naja hat geschrieben:Und daher zögere ich, meine Phantasien auszuleben, weil ich nicht will, dass dadurch Angst oder Dissoziationen in mir ausgelöst werden.
Das trifft ja nun auch irgendwo das Thema Selbstverletzung.

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Kelpie
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Beitrag So., 07.08.2011, 08:05

Ich musste gestern einem Gespräch zuhören, wo es darum ging, was alles ein Kick sein kann. Und ja, da war das Verletzten anderer Personen dabei und auch Selbstverletzung. Das kam mit solcher Selbstverständlichkeit....
Ich bin dann gegangen (was unhöflich war), aber ich kaue jetzt noch an dem Schock, den mir das versetzt hat, als ich mir nur in Gedanken vorgestellt habe, ich würde mit jemandem spielen, der .... Verletzungen, reale Folter und sogar Mord als Täter oder Opfer in Gedanken erregend findet und bloß nach einer Möglichkeit sucht, diesem Kick legal möglichst nahe zu kommen.
Ich glaube, ich würde in gefühlter Notwehr durchdrehen, wenn ich auf der passiven Seite draufkäme, dass mein Gegenüber so gelagert ist.

Für mich ist Schmerz unerotisch und ein Stoppsignal. Bei manchen Empfindungen habe ich eine hohe Toleranzgrenze, mit diesen kann ich erotisch etwas anfangen. Aber eben nur mit diesen.
Eine Verletzung, die über einen oberflächlichen blauen Fleck hinausgeht, wäre ein Grund für die sofortige Beendigung der Spielbeziehung.
Body Modification finde ich unglaublich widerwärtig, bitte wie kann man so KRANK sein und sich Löcher und Narben in den gesunden Körper machen lassen? Ich habe mich als Kind mit Händen und Füßen und Beißen und aller verfügbaren Brüllkraft (erfolgreich) dagegen gewehrt, gestochene Ohrringe zu tragen wie ein "richtiges" Mädchen.
Und in psychischer Hinsicht ist es für mich vorbei, sowie ich in Gedanken zu nahe bei der Realität bin. Eine Verschleppung des Burgfräuleins durch den Schwarzen Ritter ist lustig, das Nachspielen eines SS-Verhörs ist absolut nicht lustig. Nicht für mich.

Ich finde immer noch, dass ein erotisches SPIEL(!!!) und Verletzen-wollen/Verletzt-werden-wollen zwei ganz verschiedene Paar Schuhe sind. Ein ritualisiertes Kampfspiel im Judoverein zu mögen ist in Ordnung, vom realen Zusammenschlagen eines anderen Menschen zu träumen ist nicht in Ordnung.

Wenn man mit seinen Fantasien so nahe bei echter Gewalt liegt, gegen andere oder gegen sich selbst, sollte man sich eine Behandlung suchen, denke ich.

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wing
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Beitrag Di., 16.08.2011, 12:40

Habe hier kaum Beiträge gelesen hier. Mich hat der Titel angesprochen.

Ich finde nicht, das BDSM SSV ist. Habe selber Borderline Tendenzen. Verletzte mich zum Glück selten selber, kommt aber doch hin und wieder vor. Mit meinem neuen Partner habe ich meine Neigung Richtung BDSM entdeckt. Ich übernehme meist die dominante Rolle, aber ein Wechsel in die devote finde ich auch sehr spannend. So habe ich das Schlagen mit einem Stück Leder entdeckt. Ich finde es jetzt viel besser ich schlag mich selber, als dass ich mich schneide. Denn beim Schneiden bleiben Narben, die blauen Flecken vom Schlagen sind bald wieder weg.
Nicht ausserhalb, nur in sich selbst soll man den Frieden suchen.
Wer die innere Stille gefunden hat, der greift nach nichts, und er verwirft auch nichts.
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siegfried13
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Beitrag Di., 16.08.2011, 20:27

Ich denke, dass Bdsm nicht ungebedingt mit Missbrauch zu tun hat. Kann aber sicher natürlich auch eine Folge davon sein. Bin kein experte.

Gemeinsamkeiten gibt es hier schon. Wenn man bedenkt, dass die Strenge, die Aggressivität bzw. die Erniedrigung auch bei bdsm eine große Rolle spielt. Oder auch Beschimpfungen wenn etwas nicht klappt.

Spielst du die Ereignisse mit bdsm durch? Wenn ja gelingt es dir? Ist dir das real genug? Absprachen vorhanden? Gehst du Risiken mit fremden Leuten ein? Wie heftig praktizierst du es? Möchtest du dich dabei wirklich quälen lassen oder als Rollenspiel? Lassen sich die Phantasien wirklich umsetzen oder geht sich das altersmäßig nicht mehr aus ? Geht es dir nur um das sexuelle oder auch das außersexuelle z.B. Abhängigkeit. Stellst du dir manchmal die Frage was du da eigentlich willst? Ich denke, dass hier die Unterschiede liegen zwischen normal und indiziert durch Erfahrungen liegen. Bin aber kein Arzt.

Ist ein sehr schwieriges Thema. Da wird dir niemand die Antwort geben können. Menschen sind viel zu individuell.

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siegfried13
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Beitrag Mi., 17.08.2011, 22:21

Ich würde gerne ganz schnell eine zwischenfrage stellen.

Denkt ihr, dass es konsequenzen hat, wenn man sich als Kind im Volksschulalter freiwillig von einem Erwachsenen am Geschlechtsteil angreifen lässt und dabei leicht erregt ist.
kann mich noch erinnern dass ich danach ziemlich verwirrt war, ein richtiges Gefühlschaos. Ein echt komisches Gefühl

Kann das Konsequenzen haben? Ist es normal als Kind sich von einem Erwachsenen ausgreifen lassen zu wollen?

Sorry für den kurzen Einschub. Ist mir sehr wichtig.

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Sylphe11
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Beitrag Do., 18.08.2011, 10:57

Maximilian1 hat geschrieben:Ich würde gerne ganz schnell eine zwischenfrage stellen.

Denkt ihr, dass es konsequenzen hat, wenn man sich als Kind im Volksschulalter freiwillig von einem Erwachsenen am Geschlechtsteil angreifen lässt und dabei leicht erregt ist.
kann mich noch erinnern dass ich danach ziemlich verwirrt war, ein richtiges Gefühlschaos. Ein echt komisches Gefühl

Kann das Konsequenzen haben? Ist es normal als Kind sich von einem Erwachsenen ausgreifen lassen zu wollen?

Sorry für den kurzen Einschub. Ist mir sehr wichtig.
Hallo Maximilian1!

Ich kann nur von mir persönlich reden, aber ich hatte schon als kleines Kind hin und wieder mal sexuelle Erregung verspürt. Natürlich wusste ich nicht, WAS ich da fühlte, aber es war angenehm und konnte durch verschiedenste Dinge ausgelöst werden. Erst in der Pubertät konnte ich diese Gefühle zuordnen und meine Sexualität bewusst entdecken.

Was ich damit sagen will: Es kann schon vorkommen, dass du auch als Volksschulkind schon Gefühle in dieser Richtung hattest, aber für den Auslöser konntest DU gar nichts. Wie du schon geschrieben hast, es war ein richtiges Gefühlschaos für dich, weil du nicht wusstest, wie dir passiert. Die Verantwortung trägt der Erwachsene, der ein kleines Kind nicht an seinem Geschlechtsteil anzugreifen hat!!!

was für Konsequenzen hast du denn angesprochen?

LG

Sylphe11

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siegfried13
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Beitrag Fr., 19.08.2011, 14:06

Die Konsequenzen sind enorme Entführungsphantasien seit meiner Kindheit und Gewaltphantasien. Wäre mit etwas 14 bis 15 Jahren freiwillig mit jemanden mitgegangen obwohl ich wusste was er von mir will. Wie er gemerkt hat, dass ich Interesse habe hat er mir sogar erzählt, dass er mich fesselt und ich nicht erschrecken soll. Gott sei Dank hat er sich dann gegen mich entschieden, weil ich zu dick war. Sonst wäre ich wahrscheinlich mitgegangen und nicht mehr da. Meine Sehnsucht ist noch immer da

Konsequenz: auf sexuelle Selbstschädigung aus und möchte gefügig für jemanden sein der mir Schmerzen zufügt. Ich fürchte mich davor, dass ich es umsetze. Jemand hat mal gemeint, dass ich eventuell so ein Stockholm Syndrom hätte, weil einfach zu wenig passiert ist (kein Orgasmus, nur Erregung und ein stechender Schmerz wegen langen Fingernägeln, Verwirrung danach). Ich hab Anst durchzudrehen.

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euphoria
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Beitrag Fr., 19.08.2011, 18:35

ich glaube, man kann nicht alles eindeutig auf ein bestimmtes erlebnis zurückführen, zumal es ja auch viele verschiedene formen von mißbrauch gibt. man muss ja auch nicht alle seiner phantasien ausleben, aber du kannst dich ja mal spielerisch ein wenig versuchen, auch um deine grenzen kennenzulernen, das könnte eventuell sogar heilsam für dich sein, wenn du bemerkst, dass du real gar nicht so weit gehen würdest, wie es dir dein kopfkino derzeit suggeriert. aber es würde wohl all das wenig sinn machen, wenn du dich dabei schlecht fühlst, oder überfordert bist und dir vorwürfe machst, versuche dich mal von der negativen bewertung zu lösen und beginne mit einer niedrigen dosis (fesseln/überwältigen lasssen z.b.). wähle die spielpartner mit bedacht.
und versuche vorher mal für dich einen zugang zu der thematik zu finden, die nicht belastet ist, wenn das so überfrachtet ist, wie es sich hier liest, wäre eventuell auch mal eine therapie der bessere weg, aber nicht um die phantasien wegzubekommen, sondern um einen gesunden umgang mit ihnen zu erwerben. alles gute
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Kelpie
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Beitrag Sa., 27.08.2011, 11:32

auf sexuelle Selbstschädigung aus und möchte gefügig für jemanden sein der mir Schmerzen zufügt. Ich fürchte mich davor, dass ich es umsetze.
Vernünftige Furcht.

euphoria, Bondage lebt von der ehrlichen Kommunikation der Partner.
Das ist keine niederschwellige, harmlose Einstiegs-Spielform für jemanden, der u.U. nicht den Mund aufbringt um RECHTZEITIG zu sagen: "Mein rechter Arm wird taub - mach mich los!"

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Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 29.08.2011, 23:01

Was noch in Ordnung ist und was nicht mehr in Ordnung ist, das läßt das Gesetz sehr schwammig bleiben: "§ 228
Einwilligung - Wer eine Körperverletzung mit Einwilligung der verletzten Person vornimmt, handelt nur dann rechtswidrig, wenn die Tat trotz der Einwilligung gegen die guten Sitten verstößt."
- Ob Berliner Richter die guten Sitten weniger streng auslegen als bayerische?

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