Dissoziation während der Therapiestunde

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Landkärtchen
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 09:24

Liebe Forumleserinnen, die etwas zu meinen Texten geschrieben haben. Ich habe alles gelesen. Vielen, vielen Dank euch allen. Ich würde auch gerne antworten, aber ich kann gerade nicht. Mein Körper tut mir so weh, dass ich täglich nur kurze Momente aufrecht sein kann. Und was meine Seele betrifft: da geht es mir auch nicht gut. Insbesondere nachts habe ich flashbacks vom Unfall, Zitteranfälle und Angstzustände. Normalerweise hift da bei mir Bewegung, doch die ist momentan nur arg eingeschränkt möglich.
Ich melde mich wieder, sobald es mir besser geht.
LG-Landkärtchen
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

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Disso
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 11:34

Landkärtchen hat geschrieben:Ja, und vor allem: was passiert wenn es mir nicht gelingt? Ich saß da schon mal 20 Minuten einer schweigenden Therapeutin gegenüber und musste selber dafür sorgen irgendwie aus diesem Zustand wieder raus zu kommen. Es ist mir gelungen, aber es war eine der schlimmsten Stunden die ich je in meinem Leben hatte.
Die Therapeutin ist der Auffassung, dass Dissoziationen immer pathologisch sind. Aus diesem Grund lehnt sie eine Therapie, die mit diesen arbeitet, ab.
Ich selber kann meine Dissoziationen nicht immer kontrollieren und nun bekomme ich richtig Angst, wie die Therapie nach so einer Aussage weiter laufen kann. ???? Mein Versagen ist vorprogrammiert.
Hallo Landkärtchen,

zunächst vor Jahren habe ich bei einem PA mal fast 1 h lang gar nichts gesagt (wußte auch nicht was Dissoziationen sind) bis er mir völlig genervt eine Zigarette angeboten hat. So kann man einen Patienten auch helfen, daraus zu kommen.

Prinzipiell sind Dissoziationen ganz und gar nicht pathologisch, da jeder Mensch im Alltag ganz normal in solche Zustände rutschen kann. Meist sind es hochkonzentrierte, die Umwelt absorbierende Situationen oder solche in den Automatismen ablaufen. Sie wirken extrem schmerzlindernd und werden in dieser Form ganz bewusst eingesetzt.

Bei unsereins bestand die Notwendigkeit uns in traumatischen Situationen mittels Dissoziationen abzuschotten, weil es überlebensnotwendig war. Das hatte mal was echt Gutes und hat sich sozusagen im Laufe des Lebens verselbstständigt, sodass es uns heute noch am laufenden Band in Stresssituationen passiert - man kann ja nicht abstreiten, dass es mitunter auch sehr angenehm sein kann, im Nirwana zu verschwinden - mit dem Unterschied, dass wir Bedrohungen unbewusst wahrnehmen, wo es keine aktuellen gibt. Nur diese Wahrnehmung ist pathologisch!!!

Aus dem Grund kommt man aus so einem Zustand nur heraus, wenn man sich wieder in der Realität orientiert und überprüft, ob es überhaupt was Bedrohliches gibt.

Mir hilft es, bevor ich völlig abzurutschen drohe, sofort aufzustehen, kaltes Wasser in jeglicher Verfügbarkeit anzuwenden, frische Luft einzuatmen und mich zu bewegen, um aus der Erstarrung heraus zu kommen. Wenn Dir das in der Therapie zu peinlich ist - schiebe es Dir über die Schulter. Scham ist ein Gefühl, was in den Therapieraum gehört! Und wer sieht Dich schon außer Deiner Therapeutin, was kann Dir passieren? Was sie wirklich über Dich denkt, wirst Du unter Garantie nur im Ansatz jemals erfahren. Hauptsache Du kommst daraus und kannst die Therapiestunde für wichtige Themen verwenden.

Ein wichtiges Thema scheint mir im Moment das Einfordern Ihrer Hilfe. Sag ich, was Du bisher mit Bezug aufs Händeln der Dissoziationen kannst, was Du lernen möchtest, wo Du Hilfe brauchst und welche Hilfe Du Dir von ihr konkret wünschst. Und wenn notwendig, er"streite" sie Dir.

Das liegt in Deiner Verantwortung - wenn Du das noch nicht kannst, sollte Dir meines Erachtens schon Deine Therapeutin helfend zur Seite stehen.

LG Disso

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doppelgängerin
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 13:22

Ja, Mio, ich bleibe auch handlungsfähig. Das ist wohl das Problem. Ich kann noch brav tschüß sagen, meine sachen packen und die richtige Tür finden zum Verlassen der Praxis. Den Schaden hab ich dann erst hinterher. Ich erinnere nur schleierhaft, was sie sagte aber kaum mehr. Wenn ich draußen bin, laufe ich verwirrt durch die Gegend, oder komme irgendwo "halbwegs" zu mir, wo ich nicht hinwollte.

Ich kann leider nicht so "automatisch umschalten". Ich habe immer das Gefühl, dass sich der Nebel nur langsam lichtet, Stück für Stück. Und dann kann es eben passieren, dass ich schnell wieder zurückrutsche ins Nichts.
Zeitweise hänge ich dann noch Stunden halb in diesem Zustand fest - mit Auf u Abs . Das fühlt sich ekelhaft an, weil ich die ganze Zeit dagegen ankämpfe, es aber nichts bringt.

Tjaa, ich bin da ratlos.

Ja, liebe Disso, danke für die Tipps. Die Scham ist eben da. Da kann der Verstand auf und nieder hüpfen, wie er will, mir ist das peinlich - gerade vor ihr. Bisher haben wir immer darüber gesprochen, wenn es schon passiert war. Und dann konnte ich nicht viel dazu sagen. Nicht so sinvoll. Wir sollten das mal am Anfang der Stunde thematisieren....
Vor allen Dingen brauche ich, glaube ich eine Pause vom Thema. Bisher hat sie immer nur gesagt: "Bleiben Sie mal bitte bei mir! Wo sind Sie gerade?" und dann direkt weiter gemacht. Wahrscheinlich wäre es sinnvoller, 2-3 Minuten wirklich dem Zurückkommen zu widmen und dann weiter zu machen. Sonst ists eh alles für die Katz...
Ach, ich finde es ätzend!

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Disso
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 14:24

Hallo doppelgängerin,

stimmt schon, das ist ätzend, vorallem bei Therapeuten, Psychiatern oder anderen Helfer, die entweder keine Ahnung von der Diagnose haben, sich mit Dissoziationen nicht auskennen und am aller schlimmsten diejenigen, die bezweifeln und ignorieren, das es so etwas wirklich gibt. Da kommt man sich erst recht als Lügnerin vor.
Nichtdestotrotz kann man lernen, besser mit solchen Situationen umzugehen. Ich bezweifele, dass ich es jemals so hinkriege, dass es gar nicht mehr passiert. Schon bei dem Gedanke, dass man im fortgeschrittenem Alter immer mehr nur Erinnerungen aus dem Langzeitgedächnis produziert, wird mir Himmel, Angst und Bange , dass dann noch mehr an die Oberfläche gespült wird, was man nicht verarbeiten kann. Da kann man nur hoffen, dass die Erinnerung daran, dass man DIS hat, nicht parallel abrufbar sind.

Wenn Du das in der Therapiestunde nicht thematisieren kannst, schreibe es Dir auf und nimm es in die Therapie mit. Geht es dann immer noch nicht, drücke ihr den Zettel in die Hand. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht, allerdings erst nachdem meine Therapeutin verstanden hat, dass Nicht-reden-können nicht immer bedeutet, nicht reden zu wollen. Dafür bin ich ihr sehr dankbar, dass sie auf uns zugegangen ist. Die Therapie lief dann viel, viel besser, sie konnte uns sofort helfen und nach und nach, ging es mit dem reorientieren einfacher.

Gruß Disso

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Darksheep
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 15:31

Och man es tut mir leid wenn ich hier so eineiges lese, das manche Theras damit nicht umgehen können. :/ jeder hat es verdient dabei hilfe zu bekommen. Es ist so schlimm wenn man erstarrt und weiß, man kommt nicht mehr raus und es gibt keine richtige hilfe.
Gleichzeitig kann ich so froh sein, dass meine Analytikerin damit so einen guten Umgang hat. Sie lässt mich nur dann gehen wenn sie ein gute Gefühl hat/ wenn ich wieder bei mir bin,sonst nicht! Sie ist so warm zu mir und lässt mich nicht alleine. Es ist wirklich schade dass es nicht allen so ergehen kann...
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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Disso
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 16:28

doppelgängerin hat geschrieben:aber: was tun, wenn nichts von dem mehr geht, kein Reden, kein Aufstehen? Ich reagiere bisher auch leider imer zu spät, weil ich noch denke, ich schaffe das nicht ganz weg zu gehen gleich kann ich mich wieder konzentrieren. Ich will ja auch nicht ständig aufspringen, mir ist das eh soooooo furchtbar peinlich!!!

Einmal reicht völlig aus, bleib stehen, suche Dir eine Wand zum Anlehenen und weiter geht's

Auch wenn es peinlich sein mag, probiere es wenigstens aus, erst dann weißt Du, ob es hilft und ob Du vor lauter Scham wirklich im Boden versunken bist.

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doppelgängerin
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 20:30

Das heißt, Disso, Du bleibst dann einfach stehen?

Darksheep hat geschrieben: Sie lässt mich nur dann gehen wenn sie ein gute Gefühl hat/ wenn ich wieder bei mir bin,sonst nicht!
was macht sie denn, wenn die Stunde um ist, und Du bist nicht gut bei Dir? Überzieht sie dann tatsächlich?
Irgendwie ist meiner das Beenden der Stunde auf den Punkt genau schon recht heilig (es sei denn, wir haben später begonnen)


Ja, Darksheep, ideal ist das nicht. Aber bei mir ist es nicht so, wie bei Landkärtchen, dass ich da so auf Ablehnung stoße. Sie scheint sich einfach nicht so richtig damit auszukennen, ist aber schon sehr offen und verständnisvoll.

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Disso
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 21:17

Hallo doppelgängerin,

genau. An und für sich verliere ich das Körpergefühl (sozusagen den Boden unter den Füßen spüre ich nicht mehr) - deshalb brauche ich die Wand, wenn mir die Knie noch zu weich sind. Das mache ich solange bis ich wieder eine "festen Standpunkt" habe, den muss ich dann natürlich auch bei der Therapeutin "verteidigen", damit sie das versteht. Ich rede dann halt im Stehen weiter, bis ich merke, jetzt habe ich wieder die Kontrolle.
Um so mehr ich das geübt habe, desto seltener ist das, weil ich es eher wahrnehme und dann auch im Sitzen gegensteuern kann.

Wenn es am Stundenende mal nicht so gut geht, hängt sie, wenn sie danach Mittagpause hat oder ich abends der letzte Kunde bin, noch ein paar Minuten dran.
Falls ein anderer Patient seinen Termin pünktlich wahrnimmt bzw. sie keine Zeit hat, dann klatsche ich mir kaltes Wasser in Gesicht und bleibe solange im Warteraum, bis es wieder geht und ich im Hier und Jetzt bin. Komischerweise klappt das besser, wenn ich anschließend einen festen Termin habe bzw. nicht sofort nach Hause fahre.

LG Disso

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Solage
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 21:34

Interessant finde ich, dass Landkärtchens Therapeutin sagt: " Das Dissoziieren lassen sie jetzt mal lieber sein" oder so ähnlich und es funktioniert wohl.
Und bei Disso funktioniert es, wenn sie anschließend einen festen Termin hat (und funktionieren muss? Meine Interpretation). Dann genügt kaltes Wasser und gut ist.
Also scheint das nach meinem Empfinden kein völlig unkontrolliertes Verhalten zu sein, dem nicht auszuweichen ist. Und es gibt ganz persönliche Strategien, um dies in den Griff zu bekommen, weil es gerade sein muss....?


mio
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 21:48

Solage hat geschrieben:Also scheint das nach meinem Empfinden kein völlig unkontrolliertes Verhalten zu sein, dem nicht auszuweichen ist. Und es gibt ganz persönliche Strategien, um dies in den Griff zu bekommen, weil es gerade sein muss....?
Ich kann da nur "für mich" sprechen, aber ich kenne verschiedenste "Abstufungen". Es gab Zeiten, da "ging dann gar nix mehr wirklich" in Bezug auf "Funktionieren", dann gab es Zeiten, da war es "schwierig", dass da was ging und mittlerweile ist es so, dass es "exzellent" geht, aber ich mich trotzdem hinterher frage, ob ich das wirklich gemacht habe bzw. mich extremst wundere, wenn ich feststelle, dass ich es gemacht habe.

Strategien habe ich eigentlich immer versucht anzuwenden, mit mehr oder weniger "Erfolg" und persönlicher "Qual" und ich musste auch erst lernen, welche "erfolgreicher" und welche "weniger erfolgreich" funktionieren. Grob gesagt halt "Skilltraining". Einen "Teil" davon hatte ich instinktiv schon immer so gemacht, einen anderen Teil habe ich in der Thera gelernt bzw. durch die bewusste Beschäftigung mit dem Thema.

Grob gesagt würde ich sagen dass zu unterscheiden ist zwischen "Verhalten" und "Empfinden" bzw. "emotionalem Kontakt"/"wirklich präsent sein". Das kann für meine Begriffe sehr voneinander abweichen. Aber wahrscheinlich müsste man dazu genauer klären, wie "Dissoziation" individuell er-/gelebt wird?

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Disso
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 21:55

Ich kann ja nur von mir reden, denke aber, dass es dann auf "Ansage" bei ihr scheinbar funktioniert und sie trotzdem nicht richtig anwesend ist, sonst würde sie nicht schreiben, dass sie nach der Stunde solche Schwierigkeiten hat.
So ein Termin danach findet ja in der Realität statt. Und ja, man kann lernen das Dissoziieren zu steuern. Und die Betonung liegt auf lernen.
Meiner Erfahrung nach braucht man dafür aber einen sensibilisierten TherapeutIn, der einem die Zusammenhänge erklärt und hilft, bestimmte Strategien zu entwickeln.
Was ich Dir mit Sicherheit sagen kann, dass diese dennoch in extremen Stresssituationen und bei individuellen Triggern (traumaähnliche Situationen) völlig versagen können, wenn man in keinem geschützen Raum ist und sich wieder bedroht fühlt.
Wenn ich von Dissoziationen spreche, ist nicht ein kurzes Tagträumen gemeint. Therapie wühlt nun mal genau in den alten Problemen und Erfahrungen herum, die man am liebsten nicht erinnern möchte. Da kann man durchaus die TherapeutIn als Bedrohung wahrnehmen und in solche Zustände rutschen.
Und was mir hilft, muss noch lange nicht ihr helfen, meine Traumata sind nicht ihre Traumata. Dass es jetzt bei mir besser klappt als früher, war ein hartes Training. Wenn ich danach einen Termin in der Realität habe, lässt sich der funktionale Anteil eher aktivieren, als wenn ich auf den Nachhauseweg emotional noch in der Therapiestunde hänge.

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Solage
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 21:58

mio hat geschrieben:...Grob gesagt würde ich sagen dass zu unterscheiden ist zwischen "Verhalten" und "Empfinden" bzw. "emotionalem Kontakt"/"wirklich präsent sein". Das kann für meine Begriffe sehr voneinander abweichen. Aber wahrscheinlich müsste man dazu genauer klären, wie "Dissoziation" individuell er-/gelebt wird?
Ich kenne so Momente, dass ich vor allem in der ehemaligen Therapie, völlig ausgestiegen bin, war so wie wegschweben. Da spürte ich Gefahr und ich spürte richtig.

Habe das in der jetzigen Therapie vor kurzem auch einmal gehabt und das hing dann sehr mit einem Vertrauensproblem zusammen. Da bin ich dann regelrecht weggeflüchtet, weil ich dem Therapeuten misstraute und sein Verhalten, seine Kommunikation nicht stimmig fand. Konnte das aber aufklären.

Disso noch nicht gelesen. Mach ich gleich.

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Solage
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 22:06

Disso hat geschrieben:...Was ich Dir mit Sicherheit sagen kann, dass diese dennoch in extremen Stresssituationen und bei individuellen Triggern (traumaähnliche Situationen) völlig versagen können, wenn man in keinem geschützen Raum ist und sich wieder bedroht fühlt.
Oh ja, das kann ich so bestätigen!
Wenn ich danach einen Termin in der Realität habe, lässt sich der funktionale Anteil eher aktivieren, als wenn ich auf den Nachhauseweg emotional noch in der Therapiestunde hänge.
Genau das meine ich! Du funnktionierst, weil Du funktionieren musst. Weil Du z. B. einen Termin hast.
Dann geht das! Also bist Du solchen Zuständen nicht völlig ausgeliefert, sondern es ist von der jeweiligen Situation abhängig. Das bedeutet doch auch, dass Du nicht total ohnmächtig und ausgeliefert bist, nicht völlig wegrutscht. Das ist eine Ressource!


mio
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 22:09

Solage hat geschrieben:Ich kenne so Momente, dass ich vor allem in der ehemaligen Therapie, völlig ausgestiegen bin, war so wie wegschweben. Da spürte ich Gefahr und ich spürte richtig.
Das kenne ich aus einem Therapieansatz der schon sehr lange her ist, der Typ damals hat mir das auch immer "rückgemeldet" - ich habs allerdings überhaupt nicht verstanden. Für meine Begriffe WAR ich da. War ich auch irgendwie, nur eben rein intellektuell beobachtend und ohne jeden Kontakt zu ihm. Mit meiner jetzigen Thera kenne ich es eher "Themenbezogen", da wird dann was im Gespräch für mich irgendwie "schwierig" bzw. wahrscheinlich "wechsele" ich dann (?), mit ihr hat das meist nichts zu tun, ihr vertraue ich da eigentlich vollumfänglich und sie ist da auch immer gut mit umgegangen. Da sind es eher die Themen. Wie das damals war kann ich heute nur schwer rekonstruieren, aber ich glaube es war anders.

Ich kenne es auch aus der Körperthera, da ist es eigentlich fast noch "greifbarer" für mich, weil mein Körperthera da dann auch immer ganz sanft sagt: "Hmmmm...bleib bei mir..." (Damit meint er: Bleibe im - körperlichen - Kontakt mit meinen Händen auf Deinem Körper.) und ich es da dann nur darüber gemerkt habe zu Anfang. Da ging es mir genauso wie "damals" ein Stück weit, nur dass er halt besser "interveniert" oder so? Ich bilde mir allerdings da genauso ein "da" zu sein wie damals. Da findet aber auch keine "Kommunikation" statt, früher fand die dann auch nicht mehr statt. Bei meiner jetzigen Thera "kommuniziere" ich wohl schon, bzw. bin irgendwie noch "im Gespräch". Ich kriege es nur trotzdem teils nicht mit oder zumindest nur "beobachtend". Lässt sich schwer beschreiben...

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Disso
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 22:16

Das mag auf den ersten Blick so erscheinen - wer möchte schon ein Robotor sein.
Das funktioniert besser (aber eben nicht immer, manchmal muss ich die Termine auch canceln). Da ich mich aber schon im Vorfeld der Therapiestunden damit auseinandersetzen kann, funktioniert es oft.
Mich nach einer solchen Stunde für ein spontanes Treffen, Besuch, Einkauf etc. zu entscheiden, geht gar nicht.
Der funktioniernde Teil braucht sozusagen ein Geländer

Und Du beschreibst ja selbst solche Zustände, die habe ich in unterschiedlichen Abstufen, so wie es mio beschreibt, täglich. Das behindert den Alltag in erheblichem Ausmaß. Da brauche man halt Strategien, um zu überleben (funktionieren).

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