Den Therapeuten zu etwas 'zwingen' wollen...

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Freistil
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Beitrag Do., 24.06.2010, 23:09

Abend, candle,
candle hat geschrieben: Da will ich doch nochmal schreiben, weil grad leicht depressiv und da kommt bei mir derzeit einiges anders an als sonst. Also nicht böse gemeint.

Du meinst: Es könnte anders als sonst bei mir ankommen: nämlich nicht-bösegemeint??? Das heißt, es soll böse rüberkommen????
Ist es Dir niemals peinlich Dich "zum Affen zu machen". Genau hier liegt dann eher mein Punkt, dass es mir so peinlich ist, dass ich eher gar keine Therapiesitzungen mehr machen würde.
Hm, also da bin ich ehrlich gesagt gerade sehr froh, dass ich endlich aufmache in meiner Therapie, d.h. dass ich gerade nicht mehr so lange nachdenke, wie was von mir beim Thera ankommen könnte. Das scheint mir Sinn und Zweck des "freien Assoziierens" zu sein, dass man möglichst spontan und unkontrolliert alles ausspricht, was kommt und da ist. Und ich möchte in meiner Therapie auch nicht mich selbst zensieren, sondern auch das aussprechen, was problematisch und unschön ist. Denn diese Impulse wirken auf jeden Fall irgendwie, und sie können wohl besser bearbeitet werden, wenn ich sie nicht verstecke.
Manches, was ich alles sagte, ist mir schon peinlich im Nachhinein, aber ich denke mir dann immer: Naja, ich will meinem Therapeuten gegenüber EHRLICH sein und auch die kindlichen, pubertären, gestörten usw. Teile von mir hinhalten, zeigen. Dann hilft er mir vielleicht, mich besser zu verstehen und zu ändern......

Ich wünschte mir noch viel mehr sogar, dass ich unkontrolliert rede in der Analyse. Es ist schon viel unkontrollierter geworden, aber es geht auch noch mehr.......
oder nimmst Du von ihm auch etwas an z. B. sein Bedarf auch leicht wütend auf Dich zu sein?
Das verstehe ich nicht, was du meinst.
Nein, ICH interessiere mich nur für mich selbst. Das ist leider so in einer solchen Phase.
Hm, das kann ich dir nur ganz ganz schwer glauben, candle. Du interessierst dich sicher auch in den depressiven Phasen für andere. Allein schon deine Präsenz hier im Forum und dein Eingehen auf soooo viele Threads und Beiträge. Machst du das nur, um dich abzulenken? Machst du das nicht auch, weil dich andere Menschen interessieren?
Wenn ich bedenke wieviele liebe Menschen Du wohl um Dich hast. Wie gut kennst Du diese so INTENSIV wie Deinen Therapeuten gerade?
Hm, aber diese anderen Menschen sind nicht ausgebildet darin, mir zu helfen in psychischen Problemen. Und einfach nur ein bisschen liebhaben reicht eben auch nicht.
Wir begegnen uns mit Liebe.
Das verneine ich mal ganz kathegorisch! Möglicherweise Deine Wunschvorstellung oder Dein "Problem" und birgt ja eine fette Falle für die, die damit nicht umgehen können.
Tja, deine kategorische Verneinung möchte ich hier doch abprallen lassen von mir. Die Verwendung des Worts LIEBE stammt in meiner Therapie tatsächlich von meinem Analytiker. Er redet davon, dass "WIR uns lieben, Frau X". Am Anfang hat mich das umgehauen und ich wehrte mich sehr gegen diese Ausdrücke. Inzwischen spüre ich eher, was er damit meinen könnte.
Ich sehe Liebe als weiten Begriff, den ich nicht nur für Partnerschaften gebrauche. Vielleicht hast du ein eher engeres Verständnis von Liebe...
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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Freistil
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Beitrag Do., 24.06.2010, 23:23

candle hat geschrieben: Ist es nicht MIT Alltag, wenn fast tagtäglich zur Analyse geht?
Hm, so weit würde ich nicht gehen, weil die Analyse sich einfach nicht wie Alltag anfühlt, egal wie oft ich hingehe. Es ist eine Beziehung, die sich absolut unterscheidet von allen Beziehungen, die ich sonst intensiv lebe.
Ich würde eher sagen: Die Analyse nimmt einen großen Raum in meinem Leben ein, aber sie ist ein Bonus inmitten des Alltagsgeschehens...
Also im Grunde scheinst Du mir einfach in den Analytiker verschossen zu sein, weshalb sonst jede Mimik und Gestik auf die Goldwaage legen und zicken wie....
Ja, ich bin verschossen in ihn, aber auch das auf eine seltsame (vielleicht Analyse-typische) Art und Weise. Ich fühle diese Verliebtheit z.B. fast nur, wenn ich NICHT bei ihm bin. Während der realen Sitzungen habe ich nur sehr sehr selten Schmetterlinge im Bauch.
Mein Erklärungsversuch war: Aha, ich bin also in mein "Bild von ihm " verliebt, aber nicht in die echte Realperson.
Seine Deutung: "Frau freistil, Sie ertragen die Nähe zu mir nur, wenn sie diese wiederum mit genügend Abstand zuhause wahrnehmen. Während der Stunden lassen Sie Ihre Gefühle mir gegenüber nicht zu, da die Ihnen Angst machen."
DAS ist auch etwas, was Du nicht bekommen wirst: Die Liebe dieses Mannes!
Tja, da bin ich anderer Ansicht: Ich HABE seine Liebe schon, zumindest wenn ich meinem Gespür und seinen Worten traue. Aber es ist eine spezielle Liebe beim "analytischen Paar".
Was ich nicht bekommen werde, aber auch nicht will, ist ihn in meinem Bett, oder ihn als gleichberechtigten Lebenspartner. Aber ich möchte ihn auch tatsächlich als Analytiker haben, das ist mir wertvoll genug!
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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Beitrag Do., 24.06.2010, 23:39

Hallo Freistil,
Freistil hat geschrieben:Mein Erklärungsversuch war: Aha, ich bin also in mein "Bild von ihm " verliebt, aber nicht in die echte Realperson.
Seine Deutung: "Frau freistil, Sie ertragen die Nähe zu mir nur, wenn sie diese wiederum mit genügend Abstand zuhause wahrnehmen. Während der Stunden lassen Sie Ihre Gefühle mir gegenüber nicht zu, da die Ihnen Angst machen."
Wieder mal eine (mutige ) Interpretation.
Freistil: Ich liebe Sie nicht.
Th.: Aber sie mögen mich (zumindest). Können es aber nicht ertragen.

Bin leider in diesem Fall beeinflusst von deiner Aussage, der Th. hätte narzißtische Züge.

Gruß
Anastasius

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Freistil
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Beitrag Fr., 25.06.2010, 08:51

Lieber Anastasius,

tja, es bleibt wirklich noch ein offenes Rätsel, welche Wahrnehmungen eigentlich am nächsten an der Realität dran sind.....
Sind es meine? Und wenn ja, welche von meinen? Die zuhause im Abstand zur Couch? Die auf der Couch? Die meines Herzens? Die meines Kopfes?
Sind es seine? Was aber sind seine Wahrnehmungen wirklich? Höre ich in seine Worte nicht immer schon zu viel hinein? Ist er überhaupt narzisstisch oder wünsche ich ihn mir narzisstisch, um etwas wiederum in mir selbst damit zu "befriedigen"?

Spannend ist sie - die Beziehung im Allgemeinen und Besonderen.

Greets, f
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Beitrag Fr., 25.06.2010, 09:04

Hallo Freistil,
Freistil hat geschrieben:tja, es bleibt wirklich noch ein offenes Rätsel, welche Wahrnehmungen eigentlich am nächsten an der Realität dran sind.....
Ich finde es am besten, das Rätsel Rätsel sein zu lassen, sich von der Realität zu verabschieden und sich mit der Realitäts-Kompatibilität zu begnügen.

Und ganz pragmatisch, für`s erste seiner Wahrnehmung vertrauen.
Freistil hat geschrieben: Sind es meine?
(. . . )
Sind es seine?
Mir gefällt das chinesische (?) Sprichwort: Jedes Ding hat drei Seiten. Eine, die ich sehe. Eine, die du siehst. Und eine, die wir beide nicht sehen.

Gruß
Anastasius

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Beitrag Fr., 25.06.2010, 09:21

Hallo liebe Freistil,

ich finde es sehr nett, wie du allen hier noch ausführlich zurückschreibst, obwohl sich dein tatsächliches Problem ja schon gelöst hat, wie es aussieht.

Am Anfang deines Threads gab es einige Ähnlichkeiten zum Verhalten meines Psychoanalytikers, deshalb wollte ich dir meine Erfahrungen zur Verfügung stellen.

Du hast aber in deinen Antwortposts jetzt Einiges mehr erläutert - sodass auch Unterschiede zwischen den beiden Psychoanalytikern deutlich wurden.
Es war auch nachvollziehbar argumentiert, warum du glaubst, dass es gut so für dich ist und so denke ich beruhigt:
Gut, dann wird das auch so sein..

Alles Liebe,

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 25.06.2010, 09:37

Freistil hat geschrieben: Mein Erklärungsversuch war: Aha, ich bin also in mein "Bild von ihm " verliebt, aber nicht in die echte Realperson.
Seine Deutung: "Frau freistil, Sie ertragen die Nähe zu mir nur, wenn sie diese wiederum mit genügend Abstand zuhause wahrnehmen. Während der Stunden lassen Sie Ihre Gefühle mir gegenüber nicht zu, da die Ihnen Angst machen."
Ich finde solche Aussagen auch etwas grenzwertig. Hat er das als Deutungsangebot in den Raum zur Diskussion in den Raum gestellt oder "als Fakt hingestellt"?
Und auch, daß er deine Deutung des Geschehens, die ich sehr intelligent und fein nachgespürt finde und die, da du die Situation ja selbst erlebst ja aus erster Hand nennen kannst damit einfach entwertet.

Weil ich finde es völlig normal, daß wenn man sagen wir mal eine gewisse Hingezogenheit zu jemandem/etwas empfindet, in dem Moment, wo man damit zusammen ist dieses Kribbeln eher in den Hintergrund tritt. So wie wenn du dich die ganze Woche hibblig auf den Ausflug am Wochenende freust, und die freudige Aufregung dann wenn du im Zug sitzt und am Fenster die ersten Berge zu sehen sind sich in zufriedenes Geniessen verwandelt.

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Freistil
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Beitrag Fr., 25.06.2010, 09:41

Anastasius hat geschrieben: Und ganz pragmatisch, für`s erste seiner Wahrnehmung vertrauen.
Du meinst der meines Analytikers?
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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Beitrag Fr., 25.06.2010, 09:44

Hallo Freistil,
Freistil hat geschrieben:Du meinst der meines Analytikers?
Genau!

Wenn du in der Therapie auch so bist, kann ich mir vorstellen, dass dein Therapeut an dir seine wahre Freude hat.

Gruß
Anastasius

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carö
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Beitrag Fr., 25.06.2010, 10:38

Freistil hat geschrieben:
Anastasius hat geschrieben: Und ganz pragmatisch, für`s erste seiner Wahrnehmung vertrauen.
Du meinst der meines Analytikers?
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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candle
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Beitrag Fr., 25.06.2010, 21:18

Freistil hat geschrieben:
Du meinst: Es könnte anders als sonst bei mir ankommen: nämlich nicht-bösegemeint??? Das heißt, es soll böse rüberkommen????
Nee, aber Tatsache ist wohl, dass ich etwas rabiater klinge, kommt sonst gut, aber in Wort und Schrift eher nicht.
d.h. dass ich gerade nicht mehr so lange nachdenke
Das heißt Du hast vorher gar nicht reagiert? Also Bocken nd Anzicken find ich schon sehr peinlich. Für mich ist es dann seltsam das andere das normal finden. Hatte dazu heute auch ein tolles Gespräch mit jemanden.
ich möchte in meiner Therapie auch nicht mich selbst zensieren,
Widerspricht dem was Du erreichen willst: Zuwendung.

In der einen Frage ging es mir darum, ob Du akzeptieren kannst, wenn der Therapeut berechtigt sauer auf Dich ist. Oder nimmst Du das nicht wahr?
Machst du das nicht auch, weil dich andere Menschen interessieren?
Ja, Du hast Recht! Ich interessiere mich sehr für Menschen, die Hintergründe und die Auflösung oder Integration von "Altproblemen". Dieses Interesse wuchs wohl aus meiner Kindheit heraus, wenn Du schon vorher wissen mußt was passiert um mich zu schützen wie diese Schnüffelhunde, die merken wenn ein Absinken des Blutzuckerspiegels in Anmarsch ist. Hier im Forum ist mein Interesse sehr unbeliebt, dabei führe ich nichts Böses im Schilde. Aber es scheint dann wie in Therapie zu sein....
Und einfach nur ein bisschen liebhaben reicht eben auch nicht.
Och doch. Wäre für mich eine andere Distanz noch da, wäre ich sicher nicht in Therapie gelandet. Mir ist ein seeeeehhhhrrrr wichtiger Mensch weggebrochen. Das läßt sich gut feststellen im nachhinein.

Heutzutage fehlt doch einfach der Zusammenhalt und wenn nur einer zu Dir hält.
Inzwischen spüre ich eher, was er damit meinen könnte.
Und was meint er?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
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candle
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Beitrag Fr., 25.06.2010, 21:23

Freistil hat geschrieben: Es ist eine Beziehung, die sich absolut unterscheidet von allen Beziehungen, die ich sonst intensiv lebe.
Das ist aber Schade und hoffe, dass Du das irgendwann in Deinem Leben so richtig nachholen kannst.
"Frau freistil, Sie ertragen die Nähe zu mir nur, wenn sie diese wiederum mit genügend Abstand zuhause wahrnehmen. Während der Stunden lassen Sie Ihre Gefühle mir gegenüber nicht zu, da die Ihnen Angst machen."
Ja, wie in der Pubertät als ich mir Poster angeheftet habe. Lieben aus der Ferne....

candle
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Freistil
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Beitrag Sa., 26.06.2010, 16:51

Hallo Münchnerkindl,
münchnerkindl hat geschrieben: Hat er das als Deutungsangebot in den Raum zur Diskussion in den Raum gestellt oder "als Fakt hingestellt"?
Tatsächlich stellt er eigentlich alles, was er deutet oder sagt als Angebot oder Idee in den Raum. Oft finde ich seine Deutungen ziemlich kreativ und weiterführend, aber nie dogmatisch. Manchmal ist es so kreativ, dass ich die Deutung als haarsträubend zurückweise. Manchmal finde ich die Deutung langweilig und nichtssagend. Aber alles in allem hat er ein ziemlich gutes Gespür für meine wahren Befindlichkeiten, und er wird da zunehmend besser...

Ich selbst weiß aber eben, dass meine eigenen Realitätsdeutungen sehr anfällig sind für Fehldeutung. Ich verstricke mich ja eben deswegen in meinen Beziehungen oft unsagbar, komme aus meiner Haut nicht raus. Und manchmal weiß mein Verstand, dass meine Ängste mir gerade völlig falsche Tatsachen bis hin zu paranoiden Verzerrungen vorspiegeln. Das hat sicher seine Schutzfunktion, die irgendwo herkommt. Aber es hilft eben nicht sehr, enge Beziehungen zu führen, wenn die eigene Wahrnehmung stark von den uneingestandenen Ängsten getrübt wird. Und da bin auf die Ergänzungen und anderen Deutungsangebote meines Therapeuten eben angewiesen.
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Beitrag Sa., 26.06.2010, 16:52

Anastasius hat geschrieben: Wenn du in der Therapie auch so bist, kann ich mir vorstellen, dass dein Therapeut an dir seine wahre Freude hat.
Naja, ich kann ihn ebenso gut zum Schmunzeln wie zur Weißglut bringen... Wie die meisten Menschen...
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Freistil
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Beitrag Sa., 26.06.2010, 17:15

Hallo candle,

Das heißt Du hast vorher gar nicht reagiert? Also Bocken nd Anzicken find ich schon sehr peinlich. Für mich ist es dann seltsam das andere das normal finden.
Na klar habe ich immer schon in der Therapie irgendwie reagiert, aber eben mich selbst zensiert, viel zu lange überlegt, was ich jetzt sagen darf/soll/will und manche spontanen Impulse eben versteckt. Vor allem alles, was mir über die Beziehung zwischen ihm und mir durch den Kopf schoss, habe ich gleich wieder in die Tiefen meiner Verdrängung gepackt, wenn ein Gedanke kam. Aber das ist einfach nicht hilfreich in der Analyse, denn all diese spontanen Impulse wirken ja eh durch Kanäle, die wir nicht zensieren und steuern können - ganz subtil. Und ich denke, da hilft es, all das mal - ob peinlich oder nicht - aufs Tableau der Analyse zu bringen. Die ganze eigene Wahrheit eben, so weit man das beeinflussen kann. Und ich mache gute Erfahrungen damit. Ich verstehe mich besser. Er kann direkter auch auf die eher unbewussten Vorgänge meiner Psyche zugreifen, und es hat auch noch den netten Nebeneffekt, dass ich die Erfahrung mache, dass zumindest mein Analytiker mich trotz all dem annimmt.
Widerspricht dem was Du erreichen willst: Zuwendung.
Da sind aber verschiedene Ebenen zu Gange in mir. Eigentlich alle in mir wollen Zuwendung und Gemochtwerden, aber die eine versucht das zu "erzwingen", indem sie die peinlichen Anteile verstecken möchte, und die andere hofft, dass sie eine noch viel schönere Zuwendung fühlt, wenn er immer noch da bleibt, obwohl auch die nicht so vorzeigbaren Charakteranteile von mir an die Oberfläche gebracht wurden... Letzteres ist mir lieber.
In der einen Frage ging es mir darum, ob Du akzeptieren kannst, wenn der Therapeut berechtigt sauer auf Dich ist. Oder nimmst Du das nicht wahr?
Doch, das nehme ich durchaus wahr. Ich habe mir schon öfter von ihm Sätze direkt ins Gesicht sagen lassen müssen wie "Sie benehmen sich gerade ziemlich pubertär, Frau X." / "Sie wollen mich gerade zur Weißglut bringen, Frau X." / "Weshalb treten Sie mir eigentlich gerade die ganze Zeit ans Schienbein, Frau X?" / "Sie motzen hier seit mehreren Minuten nur rum, Frau X."
Wenn ich denke, naja, er hat ja Recht, gebe ich in der Regel auch nach und wir schauen dann nach den Gründen, weshalb ich mich so oder so benommen habe. Das ist sehr aufschlussreich!
Wäre für mich eine andere Distanz noch da, wäre ich sicher nicht in Therapie gelandet. Mir ist ein seeeeehhhhrrrr wichtiger Mensch weggebrochen.
Da haben wir beiden eine andere Geschichte, die wir mit uns herumtragen, candle. Und so suchen wir beiden wahrscheinlich an anderen Stellen in unseren Leben...

Du fragst, was mein Analytiker wohl meint, wenn er von "Liebe" in unserer Therapie spricht...... Ich kann das schwer in Worte fassen, verstehe das eher auf einer Bauchebene. Möchte da in diesem Thread jetzt eigentlich nicht mehr ins Detail gehen, da ich da erst selbst noch mehr drüber klar werden will. Fakt ist, dass er die Qualität unserer "Beziehung" Liebe nennt, das ganze aber wirklich gar keinen anrüchigen oder unter Druck setzenden Charakter hat, wenn er es sagt. Es klingt einfach warm, zärtlich, natürlich, vorsichtig. Und ich glaube es ihm, da ich ihn ja auch auf irgendeine seltsame Weise, die ich nicht genau fassen kann, "liebe". Aber ich werd da mal selbst noch ein bisschen mit mir zu Rate gehen... Danke für den Denkanstoß!
... hoffe, dass Du das irgendwann in Deinem Leben so richtig nachholen kannst.
Ja, das hoffe ich auch, candle. Aber es wird anders werden als mit dem Therapeuten. Klar. Gleichzeitig hoffe ich wirklich, dass ich eben genau durch die Beziehungserfahrung (!) mit meinem Therapeuten beziehungsfähiger werde für das, was danach kommen wird. Er sagte ein zweimal zu mir: "Sie müssen da noch ein bisschen Geduld mit sich haben, Frau X..."
Ja, wie in der Pubertät als ich mir Poster angeheftet habe. Lieben aus der Ferne....
Nee, da meinte ich was anderes. Aber das ging wohl, denke ich, aus dem, was ich alles schon geschrieben habe, irgendwie hervor.

LG freistil
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