Burkaverbot

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Nurse_with_wound
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Beitrag Di., 04.05.2010, 01:07

darf ich als Nichtmuslima eine Burka tragen? Ich ueberlege gerade, was fuer Moeglichkeiten sich da eroeffnen
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Schneekugel
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Beitrag Di., 04.05.2010, 09:33

Noch sind wir ein freies Land, also wenn du Lust dazu hast, warum nicht? Finde ich zwar etwas strange, da es meist eher aus Gewohnheit getragen wird, von daher bei dir von manchen vermutlich eher als Provokation gedeutet werden könnte, aber die haben auch die gleichen Rechte.
Ich erfinde keine Deutung, sondern Deine Worte kamen bei mir so an.
Ist schon praktisch wenn man Worte immer grade rein zufällig so versteht wie mans grade braucht.
Laut Deiner Auffassung nach hat hier also jemand der Burka Superkräfte unterstellt. Das ist Deine Deutung.
Wo bitte?
Es ist dies eine Bekleidungskonvention, die Frauen (und nur Frauen) de facto von der gleichberechtigten Teilhabe am Arbeitsleben und sonstigen Bereichen des öffentlichen Lebens ausschließt.
Ist schon dolle was das Ding alles kann, mein Pulli-Bekleidungskonvention ist nur in der Lage durch einfachste physikalische Gesetze Körperwärme zu speichern, da find ich das obige schon super.

Die Definition von Kaffeesud ist bei uns eigentlich recht geläufig: Erfundenes. Hast du dein Wissen von denjenigen die betroffen sind oder einfach mal "gedeutet" wie du es gebraucht hast, so wie du ganz nachvollziehbar deutest, dass jemand der nicht über Micky Maus und Pluto diskutieren will, kein Interesse haben kann an einer Diskussion über ein real existierendes Thema.
Aber war es nicht so, dass Dich die Art und Weise,
wie wir diskutiert haben stört?
Ja, klar. Ständig: "Ich habe gelesen, meine Nachbarin hat gesagt und ich glaube..." da kann man auch gleich Bildzeitung lesen. Du knallst einfach irgendeinen Satz hin, knallst ihn als 100% Überwahrheit hin ohne dir überhaupt die Mühe zu machen, welche Begründungen du für deine Sicht hast, wie du zu diesen Schlüssen gekommen bist. Als Vergleich ist das, als wenn ich in einer Diskussion über Autos einfach hinknalle: "Das Auto dient nur dazu die Luft zu verschmutzen und es gibt niemanden der ein Auto aus einem anderem Grund fährt, als dem seine geringe Potenz zu kompensieren." und das dann als Bestätigung meiner eigenen Überlegung und Widerlegung anderer benutze.

Das Satzdeuten überlass ich dann doch gerne dir, du kannst ja gerne weiter über irgendwelche Gliederungsfehler mosern, nachdem dies in den meisten Foren allgemein ein anerkanntes Zeichen ist für: "Ich hab keine Argumente, aber ich möcht dem einfach irgendwie eins reinwürgen, egal wie peinlich ich mich dabei mache." wünsch ich dir viel Spaß.
Die Gründe für die Verhüllung mögen tausende sein, das Ergebnis ist aber immer dasselbe.
Nämlich das, welches dir als Argument grade am nützlichsten ist.
Die verhüllte Frau grenzt sich aus und ab oder wird ausgegrenzt.
Also fürs Ausgrenzen sind wir immer noch selber zuständig, ich mein das ist die Ausrede von Gewalttätern: "Derjenige hat dies und das getan, also musste ich ihn/sie dafür verprügeln." - "Sie hat einen Quihab getragen, damit war ich doch gezwungen sie auszugrenzen, nein, ich bin nicht schuld, sie ist schuld!" Häufig ist das eine Form des Unterbewusstseins mit in sich vorhandenen Schuldgefühlen fertig zu werden.

Mag ja sein, dass manche der Frauen sich tatsächlich bewusst ausgrenzen. Und dafür muss man sie bestrafen? Ist das jetzt nicht mehr erlaubt? Muss ich als Asperger mich jetzt von der Gesellschaft zwangsbelustigen lassen und mich bestrafen lassen, wenn ich die soziale Knödelei nicht im entsprechendem Maß mitmache? Welches Recht sollte deiner Meinung nach mir weggenommen, nur weil ich mich weigere mich ständig sozial an unsere bestehende alpenländische Gesellschaft anzupassen und mich öfter mal absondere? Und wie genau soll die Strafe ausfallen dafür, dass ich sozialen Absonderlichkeiten wie Vorurteilen nicht im ausreichendem Maß folgen kann, sondern für mich Fakten einen höheren Wert haben als "Aber die anderen haben gesagt..."

Jede Frau, die sozial genötigt wird etwas gegen ihren Willen zu tun, soll die Möglichkeit haben um Hilfe anzusuchen, um ihr Recht ihr eigenes Leben zu bestimmen wahrzunehmen. Nur jede Frau heisst jede Frau. Die die sich nicht verhüllen, die die sich verhüllen wollen und genauso diejenigen die sich nicht verhüllen wollen, aber dazu genötigt werden. Und nicht: Jede Frau die sich so verhält wie ich es möchte... die anderen haben ihr Recht verwirkt.

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Schneekugel
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Beitrag Di., 04.05.2010, 09:34

Was mich an dieser ganzen Deuterei so stört, ist eben, dass einfach Argumente erfunden werden, weil sie grade praktisch sind. Ich habe als ich auf Arbeitssuche war sowohl einige Monate bei McDonalds gearbeitet, wo fast ausschließlich türkische, einige kurdische und auch eine iranische Kollegin gearbeitet haben. Später auch in einem Callcenter in der Nähe der Station Längenfeldgasse, wo sehr viele muslimische Frauen gearbeitet haben (die es genossen in aller Ruhe ihr Kopftuch, ..., in der Arbeit zu tragen ohne deswegen die übliche Diskriminierung erdulden zu müssen, bzw. in die üblichen Klischees gestopft zu werden). Das waren keine kleinen Duckmäuseriche usw... das waren stinknormale Frauen und so unterschiedlich wie du und ich, die hier aufgewachsen sind. Einige von denen haben das als Nebenjob gemacht während ihres Studiums, beim McDonalds wurde in der Zeit gerade eine ausgebildet als Fillialleitertrainee. Die sind genauso selbstbewusst wie du oder ich und als ich durch diverse Vorurteile verunsichert bei einigen nachfragte, bekam ich alles mögliche zu hören, nur "Um sich freiwillig vom Arbeitsleben auszuschliessen." oder "Um sich auszugrenzen." war der Grund keiner einzigen.

Das sie ausgegrenzt werden im Arbeitsleben war für diese Frauen zwar Fakt, nur geschieht das nicht nach ihrem Willen und auch nicht durch Druck deren Familienmitglieder sondern durch unsere Gesellschaft. Wo sie im Callcenter ganz normal freundlich angesprochen werden, werden sie im öffentlichen Leben von vielen auf ihr Kopftuch/Verhüllung reduziert und das was manche gerne eben aus ihrem Kaffeesud heraus reininterpretieren. Und das schliesst sie aus, nicht das Kopftuch usw... Das ist keine Freiheit, das ist soziale Erpressung: "Assimiliere dich oder lebe damit von uns sozial herabgesetzt zu werden."

Was meinen Wutausbruch anbelangt, die meisten Asperger haben mit Lügen ihre Probleme und es tut mir leid, komplett unmotiviert irgendwas weltfremdes "zwischen meinen Zeilen rauszulesen" gilt für mich persönlich als solches. Ich würde dich bitten, bei deiner weiteren Beurteilung von dem was ich laut dir denke und meine, dich an das zu halten, was ich von mir gebe und nicht an das was du zwischendurch reinfantasierst oder dir grade entgegenkäme. Genauso wie ich mich, wenn es um die Bedeutung von Kopftuch und Quihab für die Trägerinen geht mich lieber an das halte, was eben jene Trägerinnen von sich geben und nicht das was andere glauben 100% zu wissen.

Das es Musliminnen, so wie auch andere Frauen gibt, denen ihre Grundrechte vorenthalten werden ist schlecht und dagegen sollte definitiv angegangen werden. Aber Leute denen man ihre Rechte vorenthält hilft man nicht indem man anderen Leuten ihre Rechte wegnimmt. Da gibts einige radikale Prediger denen der typische Muslime genauso kritisch gegenübersteht wie unsereins katholischen Fanatikern, nur die dürfen weiter ihre Angel auswerfen und aufgrund Gesetze bei denen man sich aufs Hirn haut ihren Müll verbreiten, während wir uns stolz einbilden dagegen aktiv zu werden, indem wir komplett anderen Leuten ihre Rechte entziehen.

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Una
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Beitrag Di., 04.05.2010, 09:55

Hallo Nurse,

ich bin zwar nicht Jesusechse, aber mir fällt darauf auch eine Antwort ein.
Nurse_with_wound hat geschrieben:Jesusechse , wie kann man (sogar im selben Beitrag) so tun als ob man die armen unterdrueckten Frauen bemitleiden wuerde, obwohl man in wirklichkeit Angst vor der Entfremdung hat?
Wo drueckt nun der Schuh?
Es ist beides gleichzeitig möglich. Man kann die Stellung der Frau nicht gut heißen und Angst vor der Überfremdung haben. Das schließt sich doch nicht gegenseitig aus, sondern ergänzt sich sogar.
Denn würde deren Gesellschaftsordnung die Oberhand gewinnen, würde die untergeordnete Stellung der Frauen ebenfalls zemetiert. So jedenfalls würde ich das empfinden, hätte ich diese Angst.

Ich persönlich fühle mich durch andere Kulturen bereichert, wie arm wäre unsere Küche beispielsweise ohne orientalische oder asiatische Zutaten. Und man darf sich auch manche Gedanken über das Zusammenleben machen. In unserer Welt gibt es immer mehr Individualismus, was aber auch ein Zusammenleben offenbar immer schwieriger macht.
Dafür sind wir freier in der Lebensgestaltung.

Eine Freundin von mir lebte für einige Zeit mit ihrem Mann im Jemen und erzählte, dass die Frauen uns westliche Frauen belächeln, weil wir viel mehr Stress haben.
Die Frauen dort leben getrennt von den Männern in ihrer Welt, der Mann hat hohe Verpfichtungen gegenüber seinen Frauen, er muß allen dasselbe bieten, sonst darf er nicht mehrere haben.
Die Frauen leben in einer "FrauenWG" und sind damit sozial gut eingebunden.
Die Männer müssen das Geld verdienen und mehr im alltäglichen helfen als im Westen, weil alles was draußen stattfindet Männerarbeit ist, einkaufen zu gehen, beispielsweise.
Kindererziehung und Kinder bekommen findet in einer größeren Gemeinschaft statt als bei uns. Familienbande sind stärker ausgeprägt als bei uns.
Sie sind damit auch "erfolgreicher" als wir, bekommen viel mehr Nachwuchs, haben jüngere Gesellschaften, während bei uns demnächst mehr alte als junge Menschen leben.

Schlechte Karten haben natürlich freigeistige Menschen oder Menschen mit psychischen Problemen in solch restrikiven Gesellschaftsordungen.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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miss
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Beitrag Di., 04.05.2010, 10:01

@ Una: Tolle Info, hast du davon mehr? Wir tappen ziemlich im Dunkeln, was die Hintergründe dieser Gesellschaftsformen betrifft.

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Una
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Beitrag Di., 04.05.2010, 10:13

@ Schneekugel,

weißt Du was, es ist ganz einfach: Du magst mich nicht und ich mag Dich nicht.
Was sollen wir uns nun lange miteinander streiten?
Du wirst, egal was ich sage, immer etwas entwertendes dagegenhalten und meine Art wie ich etwas begründe und erzähle nicht gut heißen. Deine Meinung enthält viel von dem, was ich auch so sehe,
aber Deine Antipathie mir gegenüber ist so groß, dass Du es gar nicht wissen willst.
Du suchst den Streit.
Wenn meine Nachbarin aus einem afrikanischen und muslimischen Land kommt und ich mich mit ihr und ihrem Land befasse, also keineswegs "nur" ihre Erzählungen berücksichtige, sondern auch, dann muß ich mich von Dir dafür nicht als Bildzeitungsleserin beschimpfen lassen.


Gegen Kopftücher ist hier beispielsweise nirgends etwas gesagt worden, es ging um die Burka und ihre Entsprechungen.

@ miss

Ich glaube die Dunkelheit kann sich jeder selber erhellen, wenn er möchte.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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miss
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Beitrag Di., 04.05.2010, 10:18

Schade, ich kenne leider niemanden aus dieser Gegend. Wollte dir nicht zu nahe treten.

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Una
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Beitrag Di., 04.05.2010, 10:36

@ miss

Du bist mir nicht zu nahe getreten.

Ich habe hier etwas weitergegeben, was meine Freundin in einigen Monaten Aufenthalt dort erfahren und erlebt hat, weil ich es mal als andere Perspektive erwähnenswert fand.
Sie besuchte oft monatelang ihren heutigen Mann, der dort an einem Forschungprojekt gearbeitet hat und insgesamt über 4 Jahre dort war. Er schrieb seine Doktorarbeit über eine mikroskopisch kleine Fliege, die als natürliches Insektizid die Ernte bedrohenden Schädlinge fraß. Ich habe damals die Doktorarbeit mit den Fliegen illustriert, das war ein Forschungsprojekt der Uni Hohenheim. Auf die Art haben wir viel darüber gesprochen wie die Menschen dort leben. Es würde hier also etwas den Rahmen sprengen.
Denn es ist ja nur ein einzelnes Land, die meisten Migranten in Europa stammen aus anderen Ländern.

Ganz allgemein über den Jemen kann man einiges hier lesen:

http://liportal.inwent.org/jemen/gesellschaft.html
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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Schneekugel
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Beitrag Di., 04.05.2010, 11:12

@Una Ich kenn dich nicht mal, ich kann dich weder nicht mögen noch mögen. Aber was ich als Sache definitiv nicht mag, ist Worte in den Mund gelegt zu bekommen, die ich nicht gesagt habe. Dies ist nicht generell gegen dich bezogen, aber wenn man manche sozialen Aspekte nicht immer sofort nachverfolgen kann, nervt es einen mit der Zeit gewaltig immer gesagt zu bekommen, man hätte durch seine Gestik usw... gerade dies oder das ausgedrückt und daher... Ich akzeptiere, dass dir das nicht bewusst war bzw. du nicht verantwortlich bist für meine gewachsene Antipathie gegen diese Art der Deutungen, welche leider ständig passieren, aber halt als Aussenstehender ein fürchterlicher Krampf sind und möchte mich dafür entschuldigen, dass du Frust zu spüren bekamst, der auch aus anderen ähnlichen Begebenheiten stammte. Das Zurückgreifen auf Rechtschreibflames war da auch nicht wirklich hilfreich, eine entspanntere Meinung zu bekommen.

Ich suche nicht den Streit mit dir, ich wüsste gerne einige Meinungen zu Themen auf die du bislang nicht eingegangen bist. Zum Beispiel ob die Ausgrenzung der Burka/Quihab tatsächlich in deinen Augen nur durch die Trägerin stattfindet oder durch ihr Umfeld? (Alleine durch das Tragen eines solchen Kleidungsstück scheint es mir, wird einer vollkommen unbekannten Frau eine Ladung an Eindrücken aufgehalst.) Bzw. auch wenn es natürlich nicht sozial ist und ein Bruck mit den gängigen gesellschaftlichen Konventionen, sollte jemand dieses Kleidungsstück wirklich tragen wollen um sich abzugrenzen, worin würde die Gefahr bestehen diesem Wunsch zu entsprechen? Ich bin absolut dagegen, dass jemand abgegrenzt wird bzw. dazu gezwungen wird sich abzugrenzen, aber wenn jemand dies warum auch immer wirklich von sich aus machen möchte?

Da als Argument für das Burkaverbot die Rechte der Frauen angeführt werden, worin soll der errungene Erfolg liegen gegen die Gemeinschaften die Frauen ihre Rechte vorenthalten? Diese sind ja davon nicht mal betroffen, die machen exakt das gleiche wie vorher. Ca. 200 Frauen dürfen dieses Kleidungsstück nicht mehr tragen, nur ich sehe nicht wie das der Radikalisierung und den Plänen mancher Gruppen, die ja das wirkliche Problem sind, jetzt entgegengewirkt wurde? Von daher wirkt es auf mich halt wie eine hilflose Politikeraktion. "Seht wir tun ja eh was." (Nur leider halt nichts sinnvolles in meinen Augen, ich fühle mich durch ein Stück Baumwolle einfach nicht bedroht.)

Deine Eindrücke über den Stellenwert des Familienlebens kann ich absolut bestätigen, als Westeuropäerin und gerade auch jemand der mal seine Ruhe braucht von anderen kann einen das schon mal als fürchterlich einengend wirken, im Gegenzug habe ich von Kolleginnen und Kollegen schon gelegentlich Verwunderung darüber bekommen wie unsozial unsere Familien sein müssten, da mein seit 8 Jahren bestehender Partner und ich ja, da er noch studiert, immer noch keine Kinder haben bzw. geheiratet haben. Also im Sinn von ich "muss" arbeiten und "darf" keine Kinder bekommen, da unsere Familien uns nicht unterstützen wie sie es gefälligst sollten. Es war durchaus freundlich gemeint und beruhte eben auf dem Missverständnis, dass ich eben gezwungen wäre so zu leben und es selbstvesrtändlich meinem Wunsch entspreche schon Kinder zu haben, was ja auch stimmt aber nichts daran ändert, dass ich auszucken würde, wäre ich vollkommen von meiner Familie abhängig. ^^

Was Literatur angeht, fand ich folgende Bücher sehr gut: "Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen: Die Geschichte der Shirin-Gol von Siba Shakib", das Buch hat mich sehr betroffen gemacht.

Alternativ fand ich auch "Küsse in der Moschee: Meine Reise durch den Iran" gut: Die Autorin hat den Iran zweimal besucht, einmal vor etwa 15 Jahren, einmal vor relativ kurzer Zeit (aber noch vor Ausbruch der aktuellen Demonstrationen), interessant fand ich daher ihre Vergleichsmöglichkeiten zum Wandel der hinter den Fassaden stattfindet bzw. wie wenig der staatliche, öffentliche Iran wirklich viele seiner Bürger wiederspiegelt.

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miss
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Beitrag Di., 04.05.2010, 11:18

Da leben wir alle gemeinsam auf unserem winzigen Erdball und sind uns so fremd ...
OT
Danke Una, bei den Gesprächen wäre ich gerne dabei gewesen bin halt mal sehr neu-gierig. Und die von dir angesprochene Dissertation interessiert mich mindestens genau so - berufsbedingt. Aber ich frage eh nicht weiter!

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Nurse_with_wound
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Beitrag Di., 04.05.2010, 11:26

@Una, auch wenn ich lieber eine Antwort vor den Menschen haette , die Angst vor Entfremdung haben:
was ist die Angst vor Entfremdung? Dass man sich im eigenen Land nicht mehr wohl fuehlt? Dass man Aengste bekommt, dass diese Leute eigene Freiheit im eigenen Land in Frage stellen und verurteilen?
Ich denke bei den meisten drueckt der Schuh gerade da.
Ich frage mich gerade wie geht das, wenn so viele Leute noch nie, oder vielleicht ein mal eine komplett verhuellte Frau gesehen haben.

Und ich kann es beim Besten willen nicht verstehen, wie man etwas verteidigt wovor man eigentlich Angst hat.
@Una
ich habe bei dir das Gefuehl, dass bei dir die Schwerpunkte wo anders liegen, dass du eher auf jede Unterdrueckung empfindlich reagierst, weil du vielleicht aehnliches erlebt hast, weil du Frauenrechtlerin bist.
Ich verstehe das, man kriegt als Frau von den Herrschaften eine Bestimmte Haltung vorgefuehrt, dass Frauen, also Menschen wie wir in diesen Kreisen so gut wie keine Rechte haben.
Das macht Angst, oder?
Was aengstigt dich genau daran?
Mich wundert es, dass es hier einige erzaehlten, dass sie noch nie eine komplett verhuellte Frau gesehen haben. Ich sehe sie verhaeltnismaessig oft. Bzw zu tun hatte ich mit Kopftuchtraegerinnen.
Und ich habe erlebt, dass Frauen hinter islamischen Werten voll und ganz stehen.

Als damals Kopftuchverbot zur Debatte stand, haben viele musliminen aus Trotz Kopftuch angezogen, und bekannten sich oeffentlich zu ihrem Kopftuch und ihren islamischen Werten. Ich hatte das Gefuehl es entstand regelrecht ein Kopftuchboom, Kopftuchmode, Kopftuecher in allen Formen, Kopftuchmodeschauen, man sah ploetzlich auf der Strasse viele modische junge Musliminnen in passenden Kopftuechern.
Klar es gibt auch unterdrueckung.
Ich denke auch die komplett verhuellte Frauen stehen hinter ihren Religion.
Man weiss es einfach nicht, wieviele und wie sehr unterdrueckt werden wieviele es gerne machen.
Sie melden sich nicht zu Wort. Bzw man fragt sie nicht mal, hat die Regierung von Belgien die Frauen ueberhaupt gefragt?
Hat man ihnen die Chance dazu gegeben?
Nein. Und worin unterscheidet sich die belgische Regierung von den unterdrueckenden Vaetern, Ehemaennern?
Naemlich gar nicht.
Die einen sagen sie muss sich komplett verhuellen die Maenner in der Regierung sagen sie darf sich nicht verhuellen.
Wo bleibt die FRAU bitteschoen?
Also wenn ich die Frau waere und nur die zwei Wahlen hatte, wuerde ich von zwei Uebeln mich fuer eigenen Vater oder Ehemann entscheiden. Mit Politikern muss ich schliesslich nicht leben.

Hehe uebrigens Kaffeesatz lesen ist uebrigens in islamischen Laendern verbreitet. Bleibt uns wohl nichts anderes uebrig.
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Nurse_with_wound
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Beitrag Di., 04.05.2010, 11:51

Sie sind damit auch "erfolgreicher" als wir, bekommen viel mehr Nachwuchs, haben jüngere Gesellschaften, während bei uns demnächst mehr alte als junge Menschen leben.
Was natuerlich nicht an der Harembildung liegt.
Bei uns ist halt das Wert FAMILIE verlorengegangen.
Ungebunden eigenstaendig flexibel ist momentan angesagt. Heiraten, Kinder kriegen, macht eher Angst weil man da auf eigene Freiheit und persoenlichen Luxus verzichten muss. Die Freiheit und Selbstbestimmung wird grossgeschrieben, und meiner Meinung nach missinterpretiert.Solche Freiheit fuehrt zur Einsamkeit.
und die Werte werden von den Arbeitgebern unterstuetzt, wer will sich schon mit unflexiblen FAmilienvaettern und Muettern herumschlagen.
Ein guter alter Freund von mir hat naemlich das Problem. Bei den besten Jobs muesste er seine Familie komplett vernachlaessigen.

Ich glaube das die Familienwerte verlorengehen ist ein europaeisches Phaenomen.
In Amerika sind Kinder und Familie unheimlich wichtig, naemlich das wichtigste In jedem Mall gibts so vieles fuer Kinder, extra Kinderboutiquen, etc tp.
In Europa, speziell Deutschland und einigen anderen Laendern ist hingegen cooles Singledasein Lebensabschnittspartnerschaft eher angesagt. Man legt sich eher Hund oder Katze zu, als eine Familie.
Warum ist das so? Vielleicht weil man immer noch gegen konservative Werte, oder gegen die Kirche rebeliert?
Vielleicht ist die Demokratie bei uns in der spaeten Phase der Pubertaet angekommen, vielleicht in den Anfangzwanzigern wo man sich selbst behaupten muss ,eigenen Platz im Leben sucht und findet, waehrend bei den Amis das alles vorueber ist?
Die Nachahmerphase ist vorueber, die hat gerade in Russland begonnen. Wo man die Stars aus dem Fernsehn nachahmt. (Ich sehe immer Russinnen an der Kasse im Supermarkt , die wie Models und Schauspielerinnen gestylet sind, und ueberhaupt fuer Russen kann Prunk und Protz momentan nicht genug sein, Nachholbeduerfnis ist gross ich sage dazu pubertierende Freiheit)

Um an Thema anzuknuepfen. Ich sehe dass Islam in der Zukunft zulauf haben wird, von westlichen Menschen, die ihre Werte verloren haben, und sich nach Geborgenheit, Familie sehnen, und die Kirche das ihnen nicht mehr geben kann.
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MrN
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Beitrag Di., 04.05.2010, 17:01

Nurse_with_wound hat geschrieben: Um an Thema anzuknuepfen. Ich sehe dass Islam in der Zukunft zulauf haben wird, von westlichen Menschen, die ihre Werte verloren haben, und sich nach Geborgenheit, Familie sehnen, und die Kirche das ihnen nicht mehr geben kann.
Autsch, da hast Du ja schön kurz und knapp den "wunden Punkt" erwischt.
Genau dieser Gedanke kam mir auch in den Sinn, als ich von gompert gelesen habe, daß die meisten Burka-Trägerinnnen in Holland Konvertiten sind. Und das ist dann in der Tat ein europäisches Problem, welches Maßnahmen erfordert.

Aber gerade für diesen Bevölkerungsanteil halte ich ein "Burka-Verbot" für extrem kontraproduktiv, weil damit zwar vielleicht erreicht werden kann, daß unser Stadtbild "sauber" bleibt. Das ändert aber nichts an den Gründen, weshalb sich diese Frauen von unserer Lebensart abwenden.

Kriminalisierung von politischen Gegnern - das kennen wir ja bereits zur Genüge aus unserer eigenen hübshcen Geschichte...

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Entwurf
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Beitrag Di., 04.05.2010, 17:58

MrN hat geschrieben:und das wird doch nicht etwa unser Entwurf gewesen sein???:
wer weiß...
miss hat geschrieben:ich frag vorher Entwurf, vllt borgt er mir seine
wenn ich sie gewaschen und gebügelt zurückkriege...


die saudis verstehen jedenfalls bei schleiern keinen spaß:

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Nurse_with_wound
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Beitrag Mi., 05.05.2010, 02:52

Aber gerade für diesen Bevölkerungsanteil halte ich ein "Burka-Verbot" für extrem kontraproduktiv, weil damit zwar vielleicht erreicht werden kann, daß unser Stadtbild "sauber" bleibt.
Ja genau. Ich hasse diese Politik. In meiner Stadt haben sie rumsitzen auf dem Gras in einer Gruenanlage verboten, weil das irgendein kulturelles Gut ist bla und blub ganz komische Argumente.
Die Drogensuechtigen duerfen schon seit langem in der Innenstadt nicht rumhaengen.
Diese Politik ist so oberfaelchlich und dumm.
Kriminalisierung von politischen Gegnern - das kennen wir ja bereits zur Genüge aus unserer eigenen hübshcen Geschichte...
Ich kann echt die Gruende nachvollziehen, warum Burkaverbot hier befuerwortet wird.
Ich dachte frueher auch so. Heute bin ich sehr libertaer.
Vieleicht waere ein Burkaverbot ein Denkzettel an die Unterdruecker, aber man weiss ja wie die Moslems selbst auf Humor reagieren, Karikatur.
Mir gefaellt Schneekugels Beitrag auf Seite 7 unten.
Ich glaube aber nicht dass es bei solchen Verboten um Kampf gegen Fundamentalismus oder Terrorzellen geht.
Es ist Angst vor der Entfremdung. Dass irgendwie das Europaeische Kulturgut durch islamisierung verloren geht.
Mich schreckt das inzwischen nicht ab. Inzwischen ist mir sogar Fundamentalismus egal.
Meine Guete wenn LEute damit gluecklich werden sollen sich die sogar Koeppe einschlagen.
Ich bin in der Hinsicht inzwischen ein Fan von Amerika. Libertaer, oder wie Clint Eastwood sagte liberater ist, wenn "jeder jeden in Ruhe laesst"
Ein bekannter ist ein recht umstrittener Kuenstler der in New York auftreten durfte, mit ziemlich Antiamerikanischen Slogan mit Anspielung an 11.9.
Ich fragte ihn mal ob er Probleme deswegen bekam, er sagte, in New York kann man als Taliban verkleidet rumlaufen und niemanden interessiert das.
So ist Amerika. Da kann jeder eine Kirche gurenden und Fundamentalismus verbreiten, ob christlichen, ob juedischen ob Satan ob Geld. Niemand hat Angst um eigene Freiheit oder eigene Kultur.
Aber Europaer sind paepstlicher als der Papst. Aus Angst um Demokratie , um die Kutlur duerfen wir nur Jeans tragen.
Nehmen sich die einzelnen europaeischen Nationen nicht zu wichtig?
Multikulti gabs schon immer, erst recht in Europa. Da gabs Juden, da gabs Moslems selbst in Schweden. Es wurde gehandelt, es wurde wissen ausgetauscht, es wurde gereist.
Germanische Soeldner haben fuer Moslems gearbeitet (Wikinger, vermutet man) fuer Roemer gearbeitet. Slawische Soeldner fuer Karl den Grossen um Sachsen zu schlagen.
Etc tp.

Ich denke wir haben Angst vor Entfremdung, weil wir es spueren dass die Moslems stark sind, weil bei ihnen die Familienwerte stark sind. Sie bekommen Kinder und wir nicht, weil unsere Freiheit und Selbstfindung uns wichtiger ist.
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