Atheismus - wie steht ihr dazu ?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Zwackel
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 15:02

Sir hat geschrieben:Die Atome des verwesenden oder verbrannten Körpers gehen wenigstens zu einem Teil über die Nahrungskette wieder in neue Menschen ein.
Ja, gut, das ist nichts anderes als der Energieerhaltungssatz.
Nur: Dass jedes einzelne der Atome, die momentan meinen Körper (und meine Seele ??) bilden, schon immer da waren und auch immer vorhanden sein werden, hat für mich nichts tröstliches. Es kommt eben darauf an, in welcher Kombination diese Atome sich verbinden.
Sie werden nie wieder so zusammenwirken, das ICH daraus entstehe und nichts anderes.
Dem Schwein, das ich als Schnitzel verspeist habe nutzt es wenig, dass die Energie, die in seinem Fleisch enthalten war nun in meine Zellen übergegangen ist und daraus mein Organismus erhalten bleibt.
Sir hat geschrieben:Die Gedanken des kritischen katholischen Theologen Hans Küng dazu finde ich wenigstens interessant. Ich will zwar nicht so weit gehen wie Theologen und behaupten, die Frage sei falsch gestellt und müßte richtig lauten "Wo war der Mensch in Auschwitz?". Letzteres beschäftigt mich allerdings mehr.
Die Frage ist absolut richtig gestellt: Wo war Gott ???
Ich finde es ausgesprochen seltsam, alles Schlechte und Schreckliche in die Verantwortung des Menschen zu stellen, das Gute hingegen Gott zuzuschreiben, wie das einige Gläubige durchaus immer wieder tun.
Auf meine Frage an einen überzeugten Christen unter meinen Bekannten, in welcher Situation er denn die Hilfe Gottes gespürt hat, sagte er, er habe einmal einen schlimmen Verkehrsunfall gehabt, den er durch Gottes Hilfe nahezu unverletzt überstanden habe. Ich frage mich, was Gott sich bei den Hunderten anderen Unfallopfern (unter anderem meine eigene Mutter!) wohl gedacht hat. Das war dann wohl einfach Pech und hat mit Gott nichts zu tun ? Könnte es umgekehrt nicht einfach nur ein unerhörtes Glück im Unglück gewesen sein, dass er selbst überlebt hat ?

LG, Zwackel
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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Rezna
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 15:19

Ich verstehe immer noch nicht, wozu man ein höheres Wesen braucht. Für mich hat das etwas von Elternersatz. Offen gebliebene Bedürfnisse und Forderungen an die Eltern. Man hat Angst vor der eigenen Mündigkeit und braucht jemanden, der stolz auf die Schulter klopft, wenn man "brav" war und sich "richtig" verhalten hat und wird im Gegenzug beschützt.

Mit dem richtigen Warum kann ich auch die abscheulichsten Gräueltaten begehen. So hat man sich auch gerne auf Gott berufen, um Menschen zu foltern und töten.

Das mit der Lichtnahrung wurde widerlegt - und nicht zuletzt hat die Nachahmung Todesfälle nach sich gezogen. Ich denke, es existiert genug, das wir annehmen und mit dem wir umgehen können. Vermutlich sogar zu viel. Und das bringt die Notwendigkeit mit sich, die Realität dann wieder schön zu zu decken mit irgendwelchen Glaubenskonstrukten. Was wäre, wenn wir einfach nur sind? Und wenn das was wir sind alles wäre? Und wenn wir deshalb nur das nutzen könnten, was wir sind? Wenn wir an unsere eigene Größe glauben müssten, an unsere eigene Fähigkeit des moralischen Handelns, wenn wir unseren eigenen Wertvorstellungen folgen könnten? Das wäre doch nicht das Schlimmste?

Ok. Menschen verfallen der Fiktion. Die einen brauchen StarTrek, die anderen eben Religion und die dritten TarotKarten.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]


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Beitrag Sa., 20.03.2010, 15:26

Aber was mich wirklich interessiert: Weshalb gibt es in einem Psychotherapieforum offenbar nur unterdurchschnittlich wenig Gläubige?

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Rezna
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 16:01

Sir hat geschrieben:Aber was mich wirklich interessiert: Weshalb gibt es in einem Psychotherapieforum offenbar nur unterdurchschnittlich wenig Gläubige?
Ist dem so?
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Tara
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 16:06

Viele hier glauben eher an ihre Therapeutengötter
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)


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Beitrag Sa., 20.03.2010, 16:24

@ Tara

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Eve...
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 17:34

Wie gehst du als gläubige Christin mit diesem Problem um ?
Liebe Zwackel,

da sprichst Du gleich zwei der schwierigsten Punkte auch im gläubigen Dasein an; es ist aber völlig unmöglich, in ein, zwei Sätzen das, womit Philosophen und Religionswissenschaftler, gläubige und ungläubige, ganze Bibliotheken gefüllt haben, zu beantworten, und ausgerechnet ich maße mir das sicherlich nicht an. Wir bräuchten einen ruhigen Raum, jeder ein Glas Wein, Zeit und zwei bequeme Sessel - dann würde ich aber liebend gern mit Dir darüber diskutieren.

Nur soviel: Es gibt das Böse, ebenso wie das Gute, und Gott hat seinen Gegenspieler - glaube ich an Gott, glaube ich auch daran; außerdem gibt es die in Gut und Böse zwiegespaltene menschliche Natur, die sehr häufig die Ursache für böses Geschehen ist. Fest steht, Gott hat seine eigene Gerechtigkeit, die wir nur überblicken könnten, wären wir ebenfalls Gott - was das Böse allerdings für uns nicht erträglicher macht!

Wie ich damit umgehe? Sehr kurz gesagt: Indem ich ebenso unglücklich bin wie Du über das Schlimme, was geschieht, aber es auch - bei Gott - loslassen kann. Wir leben noch nicht im Paradies, sondern in einer dualen Welt; es gibt keine andere.

Zur nächsten Frage: der Stimme Gottes. Wenn mir Menschen begegnen und ich sie als Gottes Fügung empfinde, so geschieht das wiederum aus meinem Glauben, also der Voraussetzung Gottes heraus. Niemand kommt heute in einer Wolke vom Himmel gefahren und sagt uns: "Ich bin der Engel vom Herrn" oder ähnlich. Glaube ich nicht, ist es nichts als ein simpler Zufall, wenn mir etwas zufällt - glaube ich, ist es göttliche Fügung.

Glaube ist wirklich nur ganz schlicht, im Grunde nichts Geheimnisvolles und Großes, aber er kann dennoch unendlich geheimnisvoll, groß und erschütternd sein.

LG Eve

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Tara
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 19:30

@Beazep
Es ist auch außschließlich der Glaube an religiöse Göttlichkeit schuld daran, daß es überhaupt Grausamkeiten und Unrecht gibt.
Das meinst Du wohl nicht ernst oder?
Oder welchen "Gott" glaubst Du, haben tausende skrupellose Börsenmarkler, die ohne auch nur mit der Wimper zu zucken systematisch ganze Länder in Hungersnöte stürzen, durch von Profitgeilheit geleitete, gewissenlose Spekulationen mit Nahrungsmitteln????
Welchen "Gott" haben Politiker, die wissentlich verfolgte, schwer traumatisierte Asylsuchende in die Fänge ihrer Peiniger entsenden???

Sorry, aber so einen Blödsinn hab ich schon lange nicht mehr gehört
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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schmetterling.1983
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 19:35

Eve... hat geschrieben: Nur soviel: Es gibt das Böse, ebenso wie das Gute, und Gott hat seinen Gegenspieler - glaube ich an Gott, glaube ich auch daran; außerdem gibt es die in Gut und Böse zwiegespaltene menschliche Natur, ...
Du hast das "gibt" in kursiv gesetzt, weil das deine persönliche Überzeugung ist und keine Behauptung oder?
Was meinst du mit Gut und Böse? Hast du eine Idee davon, ich würde mir gern ein Bild von dem Gedanken machen.
Das mit dem Gegenspieler habe ich nicht verstanden, du erwähnst niemanden, meinst du so etwas ähnliches wie den Teufel oder habe ich da ein zu starkes Klischeebild?

Was ich nicht gut finde ist die Aussage über die in Gut und Böse gespaltene menschliche Natur. Ich glaube es ist schon ziemlich schwierig eine Definition für Gut und Böse zu finden. In Bezug auf den Menschen davon zu sprechen, da schüttelt sich irgendwas in mir und ich habe das Gefühl das es nicht passt.
Sicher tun viele Menschen Dinge die die wir als Böse empfinden aber wer sind wir, dass wir darüber urteilen können?
Etwas als Recht oder unrecht im Sinne des Gesetzbuches oder unseres persönlichen Empfinden oder etwa als unsozial zu erklären würde mir eher liegen.
@Beazep, ich glaube auch das die Aussage von dir, die Tara zitiert hat ist eindeutig über das Ziel hinaus geschossen.
Glaube an religiöse Göttlichkeit ist mit Sicherheit nicht der einzigste Grund daran, dass es Grausamkeiten und Unrecht gibt.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Eve...
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 19:49

Hallo Schmetterling,

all das ist nur meine persönliche Überzeugung, ich erhebe keine Allgemeingültigkeit darauf. Noch kurz dazu: Die Zwiegespaltenheit der menschlichen Natur in Gut und Böse bereitet Unbehagen, ja - aber es ist doch beides in uns vorhanden; von der Gültigkeit dessen können wir uns täglich beim Blick in die Zeitung überzeugen, oder ... ? Es gibt anrührende Liebe und Güte unter uns Menschen, die bis zur Aufopferung des eigenen Lebens geht, und andererseits die schrecklichsten Verbrechen - was drückt sich darin anderes aus als diese Aufspaltung? So meinte ich es. Dabei übersehe ich natürlich nicht die Grauzonen, und ich meine auch nicht, dass bei uns allen Gut und Böse jederzeit im Extrem nebeneinander liegen. Aber Abgründe in unserer Seele können wir vermutlich auf die eine oder andere Art sogar selbst sehen.

Ich möchte jetzt hier lieber keine Diskussion über theologische Fragen weiterführen, nimms mir bitte nicht übel. Nicht dass ich mich den Fragen nicht stellen möchte, aber diese sind so umfassend kaum dazu geeignet, um hier mal eben durch zwischendurch eingeworfene Teilgedanken beantwortet zu werden; dazu ist all das doch zu komplex, und mir ist schon bewusst, dass jeder Satz neue Fragen aufwerfen kann.
Zuletzt geändert von Eve... am Sa., 20.03.2010, 20:02, insgesamt 2-mal geändert.

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Tara
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 19:53

Schade Eve, wenn Du Dich hier ausklinkst
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Eve...
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 19:56

Tara,

ich will mich gar nicht komplett ausklinken, nur fühle ich mich einfach nicht kompetent zur allgemeingültigen Beantwortung theologischer Fragen. Ich kann immer nur meine durchaus bescheidene Meinung äußern, und das mündet mit Sicherheit immer mehr in weitere Fragen und Antworten - und dann wirds hier ganz und gar off topic ...

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Tara
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 20:03

Du gibst etwas aus der subjektiven Sicht einer Christin, die ihren Glauben liebt,- wer könnte kompetenter sein, wenn es um die Frage geht, wie Gott aus dieser Perspektive heraus betrachtet wird?
das mündet mit Sicherheit immer mehr in weitere Fragen und Antworten - und dann wirds hier ganz und gar off topic ...
wir laufen hier sicher Gefahr uns in der Komplexität des Themas zu velieren, aber ich finde es sehr sehr spannend wie Menschen hier ihre Spiritualität erleben und Göttlichkeit definieren.
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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Eve...
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 20:06

Weißt Du - auf die Beantwortung der aufkommenden Fragen reduziert, fällt SO VIEL raus aus dem, was den Glauben eigentlich AUCH ausmacht, dass ich selbst ganz unzufrieden werde wegen der Unzulänglichkeit der Worte.
Aber ích finde Euer Interesse trotzdem sehr schön.

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schmetterling.1983
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 20:06

Eve... hat geschrieben:.. - was drückt sich darin anderes aus als diese Aufspaltung? So meinte ich es.
vielleicht ist es auch nur die Wortwahl die mir stört, ich denke im Prinzip gehts darum, dass es Sachen gibt die andere tun die uns falsch vorkommen/sind, soweit sind wir uns sicher einig.
Eve... hat geschrieben:Ich möchte jetzt aber hier keine Diskussion über theologische Fragen weiterführen, nimms mir bitte nicht übel. Nicht dass ich mich den Fragen nicht stellen möchte, aber diese sind so umfassend kaum dazu geeignet, um hier mal eben durch zwischendurch eingeworfene Teilgedanken beantwortet zu werden; dazu ist all das doch zu komplex, und mir ist schon bewusst, dass jeder Satz neue Fragen aufwerfen kann.
Da hast du wahrscheinlich recht, das wird wahrscheinlich zu hfetig hier mit den vielen Meinungen....... eben gerade, weil es so schwierig ist habe ich schon oft und viel gesucht jmd zu finden der das tut aber außer Pfarrer(oder wie heißen die?) die dafür ausgebildet sind das zu predigen stagniert es meist an einem gewissen Punkt.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich zu wenig darüber weiß.
Schade, weil es mich interessiert.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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