Seelenprostitution/ Seelenvermietung/ Gefühle des Thera

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Zwackel
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Beitrag So., 21.02.2010, 17:45

Rosenrot hat geschrieben:Was ist denn eingeschränkte intellektuelle Fähigkeit? Wer sagt dir (uns) denn, dass nicht unsere eingeschränkt ist und die der sogenannt eingeschränkten das erforderliche Ausmaß hat?
Demente denken (weniger?) nicht? Woher weißt du das?
Liebe Rosenrot,

es erübrigt sich einfach jede Diskussion, wenn man vorher jeden Begriff neu definieren muss. Es sollte jedem klar sein, was "denken" bedeutet ! Wenn du für dieses Wort deine Privatdefinition hast, die kein anderer kennt, dann sind Missverständnisse leider vorprogrammiert.
Dass meine Denkfähigkeit sich von der eines Dementen fundamental unterscheidet, braucht mir niemand zu sagen, das muss ich auch niemandem beweisen (auch wenn es sich über einen entsprechenden Test wohl sehr eindeutig nachweisen ließe !).
Ich möchte damit um Gottes Willen niemandem zu nahe treten, der an Demenz erkrankt ist. Im Gegenteil, was ich damit sagen wollte ist nur, dass die Fähigkeit Gefühle zu empfinden mit dem Denken oder intellektuellen Fähigkeiten nicht viel zu tun hat, was im übrigen auch nicht nur meine persönliche Meinung ist !
(Was ich unter "intellektuelle Fähigkeiten" verstehe, erläutere ich nicht weiter, da sich meine Definition mit der jedes handelsüblichen Lexikons deckt.)
LG, Zwackel
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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Moni.
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Beitrag So., 21.02.2010, 17:56

metropolis hat geschrieben: Klar, sind Theras hohen Belastungen ausgesetzt und ihr Beruf ist kein Zuckerschlecken, aber ich habe mal gelesen, dass es einer erfüllendsten Berufe ist, die es gibt.
Hier muss ich Dich leider enttäuschen. Psychotherapeuten und Ärzte haben eine überdurchschnittlich hohe Suizidrate. Ein Grund ist mangelnder Erfolg und Erfüllung im Beruf. Ebenso stehen sie an der Spitze von Suchterkrankungen (z.B. Alkoholismus). In Deutschland gibt es inzwischen spezialisierte Kliniken für diese Berufsgruppen, man behandelt diskret. Ein Tabuthema.

Ich frage mich, ob es nicht gerade diese Überhöhung und Idealisierung von Therapeuten ist, die mit dazu beiträgt.

Dunkle hat auf einen interessanten Artikel hingewiesen. Es ist dort von Hass in der Gegenübertragung die Rede. Hier fast nur von der Liebes-Gegenübertragung. Ein Therapeut hat eben auch alle Gefühle gegenüber seinen Patienten. Die Kunst besteht darin, dass er sie in verträglich verbale Form übersetzt.

Unsere Ansprüche an den Therapeuten sind manchmal riesig. Der Nachholbedarf an Liebe und Zuwendung ist groß. Ich glaube nicht, dass ein Therapeut seine Seele vermietet. Die ist hoffentlich mit seinem eigenen Leben, Wünschen und Beziehungen gefüllt.

Wir erwerben 50 Minuten mit seiner Person und seinem Fachwissen. Dabei darf Einfühlungsvermögen und respektvoller Umgang vorausgesetzt werden, auch Sympathie. Und wenn man Glück hat, mag er einen, vielleicht sogar liebevoll.

Es gibt kein Recht auf Liebe, sie ist ein Geschenk – unverkäuflich. Und wenn man diese Liebe erleben darf, dann kann sie auch heilen, selbst die tiefsten Risse in der Seele.


Gruß
Moni

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Zwackel
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Beitrag So., 21.02.2010, 18:10

Zwackel hat geschrieben:Es gibt kein Recht auf Liebe, sie ist ein Geschenk – unverkäuflich. Und wenn man diese Liebe erleben darf, dann kann sie auch heilen, selbst die tiefsten Risse in der Seele.
Das hast du wunderschön ausgedrückt !
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estelle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 06:11

Moni. hat geschrieben: Dunkle hat auf einen interessanten Artikel hingewiesen. Es ist dort von Hass in der Gegenübertragung die Rede.
In diesem Artikel steht auch:

Es wurde sogar empfohlen(dem Psychoanalytiker) den Ehering vor der Behandlung abzunehmen,
das Behandlungszimmer möglichst unpersöhnlich zu gestalten und wenn möglich immer gleiche
(graue) Anzüge zu tragen.
Es wurde auch davon abgeraten dem Patienten zu seinem Geburtstag zu gratulieren oder ihn
bei einem Todesfall in seiner Familie zu kondolieren.
Die Faustregel Freuds haben viele Analytiker verleitet,ihren Patienten gegenüber eine strenge,
distanzierte und sogar autoritäre Haltung einzunehmen.
Da braucht man sich ja nicht zu wundern,wenn man sich gedemütigt und traumatisiert fühlt.
So war das bei mir auch alles noch,wie anno dazumal,es hat sich bis heute daran nichts verändert.

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TimpeTe
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 06:20

Guten morgen moni

Danke für deinen Beitrag, es hat gutgetan diesen zu lesen......

ich wünsche dir einen schönen Tag....medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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estelle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 07:09

Violetta 2009 hat geschrieben: Moni. schrieb:
Dunkle hat auf einen interessanten Artikel hingewiesen. Es ist dort von Hass in der Gegenübertragung die Rede.
Hier steht auch:

"Eine Hauptaufgabe des Analytikers besteht bei jedem Patienten darin,in bezug auf alles was der Patient
vorbringt,Objektivität zu bewahren,eine besondere Variante davon ist der Umstand, dass der Analytiker
fähig sein muß,den Patienten objektiv zu hassen."

Man studiere also bitte Psychoanalyse,bevor man sich auf so etwas einläßt.
Kommt mir ja so vor als müßten die Patienten die Neurosen des Analytikers heilen.

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estelle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 07:23

Hiier steht weiter:

Es ist ein Teil des "hinreichend guten Analytikers",dass er genauso wie die " hinreichend gute Mutter"
auch manchmal den Säugling haßt-er auch manchmal den Patienten haßt.

Danach wird auch heute noch therapiert-ich halte das alles für überholt,da wird einem außerdem ja
auch glatt als Mutter unterstellt,dass man ab und zu seine Kinder haßt,was für ein Schwachsinn!


Gast
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 07:33

Hallo Zwackel

nach m. ehrenamtlichen, jahrelangen Arbeit mit Dementen, weiss ich, dass diese Menschen zwar nicht dem allgemeingültigen Anspruch Intellekt entsprechen (wie Menschen mit anderen.
Funktionsstörungen das Hirn betreffend), sehr wohl aber Intellekt haben. Er funktioniert nur nicht mehr wie (unserer) früher.

Einem, dem ich (du) nicht folgen kann. Weil aber dieses denken auch bei ihnen vorhanden ist, die Ausprägung nur eine andere, wird sie genauo intensiv sein, wie die von Menschen mit (noch) normal funktionierendem Hirn.

Demente haben verloren, was an Funktionalität (normal) vorhanden war, genau deshalb ist ihr Gefühlslleben für uns so befremdlich.

Die Entstehung (Konditionierung) haben sie verloren und deshalb sind sie z.B. sehr aggressiv manchmal. Eine Ausdrucksform der Wahrnehmung. Weil sie das, was sie denken, nicht (mehr) umsetzen können (wie ein Gesunder). Fördert man Demente, kommen die Konditionierungen (bis zu einem gewissen Stadium) wieder hervor. Aggressionen verringern sich auf ein sog. Normalmaß.
Demente können sehr wohl denken.
Sie wissen 'nur' nicht mehr, was gestern war, sehr wohl aber was 'früher' war.
Es gibt genügend Studien darüber.

Übrigens ein Beweis mehr, dass denken= fühlen ist. Und durch Konditionierung der Wahrnehmung entsteht. Sind diese nicht stimmig (normal), dann flippt der Mensch aus, läuft weg usw.

Rosenrot







Rosenrot

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TimpeTe
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 07:44

Guten morgen Violetta

Ja...das tönt nicht schön, ist aber das Leben....Der Mensch besteht nicht nur aus edlen Gefühlen. Mir ist ein Therapeut der sich in der Gegenübertragung seiner Abneigung bewusst ist, lieber, als einer der verdrängen muss, und dies auf subtile nicht entschlüsselbare Weise an mich zurückgibt. Und genauso ist es bei Müttern...es ist gefährlich, zu meinen, dass man Kinder immer zu lieben vermag. Solcherlei verdrängte Anteile werden dann unbewusst und auf viel schädlichere Weise ausgelebt.

ein lieber Gruss zu dir...medusa
Zuletzt geändert von TimpeTe am Mo., 22.02.2010, 08:08, insgesamt 1-mal geändert.
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estelle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 07:51

Guten morgen medusa 52,
medusa52 hat geschrieben:Und genauso ist es bei Müttern...es ist gefährlich, zu meinen, dass man Kinder immer lieben muss. Solcherlei verdrängte Anteile werden dann unbewusst und auf viel schädlichere Weise ausgelebt.
Nein,du irrst dich!

Ich denke als Mutter,dass man Kinder immer nur lieben muß.

Daraus entstehen doch die Traumatisierungen,wenn man sich als Kind gehaßt gefühlt hat,soetwas
möchte ich doch an meine Kinder nicht weitergeben.
Und ich möchte auch nicht von einem Therapeuten in dieser Beziehung retraumatisiert werden,sondern
geheilt werden.

Einen schönen Tag dir von Violetta.

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Dunkle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 08:02

@violetta:
Aha, und was machst Du mit Deinen negativen Gefühlen?
Also, ganz ehrlich, ich liebe mein Kind grundsätzlich so wie nichts auf der Welt. Aber das verhindert nicht, dass ich es punktuell hasse, wenn ich entsprechend genervt bin, ich mich ausgesaugt, benutzt und veräppelt fühle...
Es geht dann eben darum, mit diesen negativen Gefühlen umzugehen, sie nicht ins Agieren hinüber zu lassen..
Hast Du solche Gefühle gegenüber Deinen Kindern NIE, Violetta?
Violetta 2009 hat geschrieben: So war das bei mir auch alles noch,wie anno dazumal,es hat sich bis heute daran nichts verändert.
Das ist es, Violetta, Du schließt von dem, was Du als Analyse erlebt hast, auf die Gesamtheit des analytischen Geschehens. Das ist aber nicht so, Du musst nun eben auch mal anerkennen, dass viele hier gute Erfahrungen machen mit ihren analytischen Therapien. Ich finde, dass Du Deine Therapie schon noch einmal aufarbeiten solltest, denn es scheinen extreme Hassgefühle bei Dir zu bestehen...

Übrigens, es steht in dem von mir verlinkten Artikel auch: „Der Patient wirkt für den Analytiker ebenso wie der Analytiker für den Patienten als Übertragungsauslöser - (...)auch dadurch, was er gerade überträgt oder externalisiert. All das hat einen Einfluß auf die Übertragung des Analytikers." (Karl König, Gegenübertragungsanalyse, 2004)
Wenn Du einem Analytiker mit Misstrauen und negativen Gefühlen begegnest,
dann wird sich das in ihm wiederspiegelt haben...
Zuletzt geändert von Dunkle am Mo., 22.02.2010, 08:15, insgesamt 1-mal geändert.

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estelle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 08:11

Dunkle hat geschrieben:Hast Du solche Gefühle gegenüber Deinen Kindern NIE, Violetta?
Nein,nie!

Das andere lasse ich jetzt einfach mal so stehen.

Haßgefühle des Therapeuten erzeugen vielleicht auch umgekehrt Haßgefühle beim Patienten.
Wenn man ab und zu vom Therapeuten gehaßt werden muß,weil es zur Analyse dazugehört,
eine Mutter haßt ja auch ab und zu ihren Säugling(wobei man einen unschuldigen Säugling gar
nicht hassen kann),dann fängt der Patient vielleicht auch irgendwann an den Therapeuten zu
hassen!
Genauso,wie das Kind auch irgendwann anfangen wird seine Mutter oder seinen Vater zu haßen,denn diese Gefühle bekommt es unbewußt mit,auch wenn man sie nicht ausagiert.

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metropolis
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 08:51

Violetta 2009 hat geschrieben:
Ich denke als Mutter,dass man Kinder immer nur lieben muß.
Wenn du das gleiche auch von einem Therapeuten erwartest, der ja eine gewisse Mutterfunktion übernimmt, wirst du stets enttäuscht werden. Man kann nun mal NIE NUR positive Gefühle haben, den Patienten gegenüber nicht und auch den eigenen Kindern gegenüber nicht. Das heißt doch nicht, dass man diese negativen Gefühle an seinem Gegenüber auslebt. Man muss dem Kind/ dem Patienten nicht mitteilen/zeigen, dass man auch ab und zu Abneigung empfindet.
Ich denke auch Zulassen jeglicher Gefühle, ob positive oder negative ist schon mal die halbe Miete.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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estelle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 09:14

metropolis hat geschrieben:dass man auch ab und zu Abneigung empfindet.
Entweder empfindet man Zuneigung oder Abneigung,aber nicht mal so und mal so.
Bei mir ist das so,dass Gefühle auch Bestand haben und das erwarte ich von anderen Menschen
einfach auch.

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Beitrag Mo., 22.02.2010, 09:25

Die Liebe zu den Kinder HAT Bestand, komme was wolle, sie ist bedingungslos und unumstößlich. Aber Liebe schließt eventuelle Abneigung nicht aus.
Sag mal, wie hast du denn die Trotzphase oder die Pubertät mit deinen Kindern überstanden? Kamen da keine negativen Gefühle
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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