Gedichtesammlung ~ wer mag mitmachen?

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TimpeTe
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Beitrag Mi., 05.05.2010, 22:34

Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.


Joseph von Eichendorff Wünschelrute
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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Beitrag Mi., 05.05.2010, 22:50

Das Schreien

Jüngst schlich ich meinem Mädchen nach,
Und ohne Hindernis
Umfasst ich sie im Hain; sie sprach:
Lass mich, ich schrei gewiss!

Da droht' ich trotzig: Ha, ich will
Den töten, der uns stört!
Still, winkt sie lispelnd, Liebster, still,
Damit dich niemand hört!


Johann Wolfgang von Goethe

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Avalona
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Beitrag Do., 06.05.2010, 19:03

Tristesse

J'ai perdu ma force et ma vie,
Et mes amis et ma gaieté;
J'ai perdu jusqu'à la fierté
Qui faisait croire à mon génie.

Quand j'ai connu la Vérité,
J'ai cru que c'était une amie ;
Quand je l'ai comprise et sentie,
J'en étais déjà dégoûté.

Et pourtant elle est éternelle,
Et ceux qui se sont passés d'elle
Ici-bas ont tout ignoré.

Dieu parle, il faut qu'on lui réponde.
Le seul bien qui me reste au monde
Est d'avoir quelquefois pleuré.


Alfred de Musset

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TimpeTe
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Beitrag Do., 06.05.2010, 21:50

Ein Lied

Hinter meinen Augen stehen Wasser,
Die muss ich alle weinen.

Immer möcht ich auffliegen,
Mit den Zugvögeln fort;

Buntatmend mit den Winden
In der grossen Luft.

Oh ich bin so traurig-
Das Gesicht des Mondes weiss es.

Drum ist viel samtne Andacht
Und nahender Frühmorgen um
mich.

Als an deinem steinernen
Herzen
Meine Flügel brachen,

Fielen die Amseln wie
Trauerrosen vom blauen Gebüsch.

Alles verhaltene Gezwitscher
Will wieder jubeln,

Und ich möchte auffliegen
Mit den Zugvögeln fort.

Else Lasker-Schüler
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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TimpeTe
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Beitrag Di., 11.05.2010, 03:44




Was ist in deiner Seele,
Was ist in meiner Brust,
Dass ich mich dir befehle,
Dass du mich lieben musst?
Vom Haus, wo ich gewohnt
Und zart behütet bin,
Ziehst du mich, wie der Mond,
Nachtwandelnd zu dir hin.

Ricarda Huch
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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TimpeTe
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Beitrag So., 16.05.2010, 10:09

Rondel

Verflossen ist das Gold der Tage,
Des Abends braun und blaue Farben:
Des Hirten sanfte Flöten starben
Des Abends blau und braune Farben
Verflossen ist das Gold der Tage.

Georg Trakl 1887-1914
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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StefanM
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Beitrag Fr., 21.05.2010, 21:29

N Klassiker:

Der König von Thule

Es war einst ein König in Thule,
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
einen goldnen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber,
Er leert' ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
So oft trank er daraus.

Und als er kam zu sterben,
Zählt' er seine Städt' im Reich,
Gönnt' alles seinen Erben,
Den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vätersaale
Dort auf dem Schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut
Und warf den heil'gen Becher
Hinunter in die Flut.

Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief ins Meer.
Die Augen täten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.

J. W. v. Goethe
The whole man must move at once!

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Mupf
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Beitrag Fr., 21.05.2010, 21:57

Ein Mensch wähnt manchmal ohne Grund,
Der andre sei ein Schweinehund,
Und hält für seinen Lebensrest
An dieser falschen Meinung fest.

Wogegen, gleichfalls unbegründet,
Er einen Dritten reizend findet.
Und da kein Gegenteil erwiesen,
Zeitlebens ehrt und liebt er diesen.

Derselbe Mensch wird seinerseits
Und das erst gibt der Sache Reiz
Durch eines blinden Zufalls Walten
Für einen Schweinehund gehalten,
Wie immer er auch darauf zielte,
Dass man ihn nicht für einen hielte.

Und einzig jener auf der Welt,
Den selber er für einen hält,
Hält ihn wiederum für keinen.
Moral: Das Ganze ist zum Weinen.

Eugen Roth
[center]Oft führ man gern aus seiner Haut.
Doch wie man forschend um sich schaut,
erblickt man ringsum lauter Häute,
in die zu fahren auch nicht freute.[/center]

[center]Eugen Roth[/center]

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Zwackel
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Beitrag Do., 10.06.2010, 22:32

Selbstbefragung

Ich horche in mich rein
In mir muss doch was sein.
Ich hör nur "gacks" und "gicks"
In mir, da ist wohl nix !

Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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Kekskrümel
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Beiträge: 165

Beitrag Mo., 28.06.2010, 21:05

Einen brauchst Du

Einen brauchst Du auf dieser Welt,
der mit Dir weint und lacht,
einen, der unbeirrt zu Dir hält,
der Deine Probleme zu seinen macht.

Einen, der Deine Träume kennt,
Dir Deine Schwächen vergibt,
einen, der Dich beim Namen nennt,
und froh ist, dass es Dich gibt.

Einen, der Dich in die Arme nimmt,
wenn eine Hoffnung zerbricht,
einen, der Deine Saiten stimmt.
Einen brauchst Du als Licht.

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MrN
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Beitrag Mo., 28.06.2010, 21:15

Bertolt Brecht:
Legende von der Entstehung des Buches Taoteking
auf dem Weg des Laotse in die Emigration


Als er siebzig war und war gebrechlich
Drängte es den Lehrer doch zur Ruh.
Denn die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich
Und die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu
Und er gürtete den Schuh.

Und er packte ein, was er so brauchte:
Wenig. Doch es wurde dies und das.
So die Pfeife, die er immer abends rauchte
Und das Büchlein, das er immer las.
Weißbrot nach dem Augenmaß.

Freute sich des Tals noch einmal und vergaß es
Als er ins Gebirg den Weg einschlug.
Und sein Ochse freute sich des frischen Grases
Kauend, während er den Alten trug
Denn dem ging es schnell genug.

Doch am vierten Tag im Felsgesteine
Hat ein Zöllner ihm den Weg verwehrt:
„Kostbarkeiten zu verzollen?“ – „Keine.“
Und der Knabe, der den Ochsen führte
Sprach: „Er hat gelehrt.“
Und so war auch das erklärt.

Doch der Mann in einer heitren Regung
Fragte noch: „Hat er was rausgekriegt?“
Sprach der Knabe: „Daß das weiche Wasser in Bewegung
Mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt.“

Daß er nicht das letzte Tageslicht verlöre
Trieb der Knabe nun den Ochsen an.
Und die drei verschwanden schon um eine schwarze Föhre
Da kam plötzlich Fahrt in unsern Mann
Und er schrie: „He, du! Halt an!

Was ist das mit diesem Wasser, Alter?“
Hielt der Alte: „Interessiert es dich?“
Sprach der Mann: „Ich bin nur Zollverwalter
Doch wer wen besiegt, das interessiert auch mich.
Wenn du’s weißt, dann sprich!

Schreib mir’s auf! Diktier es diesem Kinde!
Sowas nimmt man doch nicht mit sich fort.
Da gibt’s doch Papier bei uns und Tinte.
Und ein Nachtmahl gibt es auch: ich wohne dort.
Nun, ist das ein Wort?“

Über seine Schulter sah der Alte
Auf den Mann. Flickjoppe. Keine Schuh.
Und die Stirne eine einzige Falte.
Ach, kein Sieger trat da auf ihn zu.
Und er murmelte: „Auch du?“

Eine höfliche Bitte abzuschlagen
War der Alte, wie es schien, zu alt.
Denn er sagte laut: „Die etwas fragen
Die verdienen Antwort.“ Sprach der Knabe: „Es wird auch schon kalt.“
„Gut, ein kleiner Aufenthalt.“

Und von seinem Ochsen stieg der Weise.
Sieben Tage schrieben sie zu zweit.
Und der Zöllner brachte Essen (und er fluchte nur noch leise
Mit den Schmugglern in der ganzen Zeit).
Und dann war’s soweit.

Und dem Zöllner händigte der Knabe
Eines Morgens einundachtzig Sprüche ein.
Und mit Dank für eine kleine Reisegabe
Bogen sie um jene Föhre ins Gestein.
Sagt jetzt: kann man höflicher sein?

Aber rühmen wir nicht nur den Weisen
Dessen Name auf dem Buche prangt!
Denn man muß dem Weisen seine Weisheit erst entreißen.
Darum sei der Zöllner auch bedankt:
Er hat sie ihm abverlangt.

(Quelle)


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Beitrag Mo., 28.06.2010, 21:19

Bertolt Brecht erinnerte sich an das Frühjahr 1933 so:

"Die ,Rote Fahne' schrieb noch, 'Der Sozialismus siegt', da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz."

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Zwackel
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Beitrag Mo., 28.06.2010, 23:05

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

Es sind die Söhne und Töchter von des Lebens Verlangen nach sich selber.
Sie kommen durch euch, doch nicht von euch;
und sind sie auch bei euch, so gehören sie euch doch nicht.

Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, doch nicht eure Gedanken
denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

Ihr dürft ihren Leib behausen, doch nicht ihre Seele,
denn ihre Seele wohnt im Hause von Morgen,
das ihr nicht zu betreten vermögt
selbst nicht in euren Träumen.

Ihr dürft euch bestreben, ihnen gleich zu werden,
doch suchet nicht sie euch gleich zu machen,
denn das Leben läuft nicht rückwärts,
noch verweilt es beim Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile entsandt werden.
Der Schütze sieht das Zeichen auf dem Pfade der Unendlichkeit
und Er biegt euch mit Seiner Macht, auf dass seine Pfeile schnell und weit fliegen.

Möge das Biegen in des Schützen Hand euch zur Freude gereichen,
denn gleich wie Er den fliegenden Pfeil liebt,
so liebt er auch den Bogen, der standhaft bleibt.

Khalil Gibran
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(John Lennon)

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Mupf
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Beitrag So., 04.07.2010, 14:58

Einsam irr ich durch die Gassen,
durch den Regen, durch die Nacht.
Warum hast du mich verlassen?
Warum hast du das gemacht?

Nichts bleibt mir, als mich zu grämen,
gestern sprang ich in den Bach.
Um das Leben mir zu nehmen,
doch der Bach war viel zu flach.

Einsam irr ich durch den Regen,
und ganz feucht ist mein Gesicht.
Nicht allein des Regens wegen,
nein, davon alleine nicht.

Wo bleibt Tod im schwarzen Kleide?
Wo bleibt Tod und tötet mich?
Oder besser noch: Uns beide.
Oder besser: Erst mal dich!

Heinz Erhardt
[center]Oft führ man gern aus seiner Haut.
Doch wie man forschend um sich schaut,
erblickt man ringsum lauter Häute,
in die zu fahren auch nicht freute.[/center]

[center]Eugen Roth[/center]

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TimpeTe
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Beitrag Mi., 21.07.2010, 23:58

Glück ist wie Blütenduft,
der dir vorüber fliegt.....
du ahnest dunkel Ungeheures,
dem keine Worte dienen-

schliesst die Augen,
wirfst das Haupt zurück-
und, ach!
vorüber ist's.

Christian Morgenstern
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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