Anderen verzeihen

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
Benutzeravatar

Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male
Beiträge: 2049

Beitrag Mo., 10.08.2009, 15:12

@ Gothika,
Gothika hat geschrieben:Und das ist ja auch einer Grundfragen des Threads: Muss man verzeihen wollen?
die ich unermüdlich mit Nein beantworte. . Meine allerdings offen zu sein, mich eines Besseren belehren zu lassen.
Ich denke, viele Wege führen nach Rom und zum inneren Frieden. Mag auch Verzeihen der Königsweg sein (was ich in der erhebenden Überordnung bezweifle), die Hauptsache ist, man kommt an.

Gruß
Anastasius

Werbung

Benutzeravatar

Laura13
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 29
Beiträge: 643

Beitrag Mo., 10.08.2009, 15:15

Anastasius hat geschrieben:@ Gothika,
Gothika hat geschrieben:Und das ist ja auch einer Grundfragen des Threads: Muss man verzeihen wollen?
die ich unermüdlich mit Nein beantworte.
.
Manchmal gibt es sicher auch Dinge, die man nicht verzeihen kann. Das ist eben so.

LG
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mo., 10.08.2009, 15:49

Ja, doch. Für mich gibt es auch genug Dinge, die ich nicht verzeihen kann, weder bei anderen Menschen, noch bei mir selbst.

Benutzeravatar

Laura13
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 29
Beiträge: 643

Beitrag Mo., 10.08.2009, 15:55

Eremit hat geschrieben:Ja, doch. Für mich gibt es auch genug Dinge, die ich nicht verzeihen kann, weder bei anderen Menschen, noch bei mir selbst.
Es hängt meiner Meinung nach auch immer mit den Folgen von Verletzungen zusammen, ob man verzeihen kann oder nicht.
Manchmal haben Verletzungen schlimme Folgen für das eigene Leben. Dann kann man auch nicht so leicht verzeihen. Oder auch, wenn es das Leben von Menschen betrifft, die man liebt....das ist für mich oft noch schlimmer, als wenn es mich selbst betrifft. Da kann ich dann schon Hass und Wut entwickeln.....
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

Werbung


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mo., 10.08.2009, 16:05

Laura13 hat geschrieben:Oder auch, wenn es das Leben von Menschen betrifft, die man liebt....das ist für mich oft noch schlimmer, als wenn es mich selbst betrifft. Da kann ich dann schon Hass und Wut entwickeln.....
Ja, auf das habe ich meinen Satz auch mehr bezogen. Seine eigene Gefühlswelt kennt man ja, aber man kann nicht in die Herzen anderer hineinsehen. Ich wundere mich immer wieder, wie manche Menschen bestimmte Dinge vergeben können...

...allerdings denken sich das auch genug Menschen bei mir...

Benutzeravatar

(V)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1894

Beitrag Mo., 10.08.2009, 17:48

Phönixia hat geschrieben:@Gothika,
Siehst du selbst irgendeinen positiven Nutzen für Dich durch Verzeihen? (ich glaube es geht um deinen Ex-Mann?)
Ja und nein. Nicht wirklich. Was ich an Nutzen sehen würde ist sehr verschwommen. Während mir der Nutzen des Nicht-Verzeihens trotz gleichzeitiger Nachteile sehr klar vor Augen schwebt. Es gibt nur ein Symptom des Nicht-Verzeihens, unter dem ich leide. Diesen möchte ich loswerden. Paradoxerweise wird er aber schlimmer, je mehr ich Punkt für Punkt "verzeihe". Das verstehe ich nicht.

Ich gehe davon aus, dass es mir besser gehen würde, wenn ich "wirklich" verzeihen würde, kann es mir aber nicht klar vorstellen. Eher fühle ich mich dabei wie ein Opfer der Gehirnwäsche, die sich hat einreden lassen, nur das könne zu Erfolg führen bzw. wie wichtig es sei. Was mich nur noch mehr dazu animiert mir bewiesen zu wollen, dass ich gar nichts muss. Das nennt man dann u.a. wohl Trotz.

So widersprüchlich das auch klingen mag: ich kann unglaublich viel verzeihen. Und genau davor, dass ich zu gutmütig bin, und genau davor versuche ich mich zu schützen. Im Sinne von ich sei es mir selbst schuldig, es sei meine moralische Pflicht mir selbst gegenüber mich vor meiner Gutmütigkeit und Ausgenutzt zu werden zu schützen. Im Moment gelingt mir dies nur über Distanz. Und Distanz baut man besten durch negativen Gefühle auf.

Ich reiche mal die Frage an die anderen weiter: Welche Vorteile hat man durch das Verzeihen? Abgesehen von solch ziemlich allgemeinen und kaum aussagekräftigtem Begriffen wie "inneren Seelenfrieden".

Benutzeravatar

Laura13
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 29
Beiträge: 643

Beitrag Mo., 10.08.2009, 17:56

Gothika hat geschrieben:
Ich reiche mal die Frage an die anderen weiter: Welche Vorteile hat man durch das Verzeihen? Abgesehen von solch ziemlich allgemeinen und kaum aussagekräftigtem Begriffen wie "inneren Seelenfrieden".
Also ich finde "Inneren Seelenfrieden" sehr aussagekräftig.
Aber gut: Meist ist es ja so, dass man negative Gefühle im Inneren aufbaut, wenn man mit jemand im Streit lebt...das ist zum einen sicher auf Dauer für die Seele eher destruktiv...weil sich solche Gefühle meist negativ irgendwo setzen...oft auch körperlich.
Zum anderen hat man ja doch auch ab und an Zweifel, ob man sich nicht doch anders verhalten sollte, die wiederum mürbe machen...dann wären da noch Wut und Hass oder zumindest Groll, den man mit sich rum schleppt...soll auch nicht so gesund sein.
Nicht zuletzt die Tatsache, dass der Umgang mit dem Menschen, mit dem man nicht "gut" ist jedes Mal wieder eine Konfrontation mit negativen Gefühlen ist, so man noch Kontakt hat, weil Arbeitskollege, Chef oder sonstwer zu dem man den Kontakt nicht gänzlich abbrechen kann...
Verzeihen hin oder her: Mann kann nicht mit jedem gut auskommen, nicht jeden mögen, dafür sind Menschen zu individuell....ich finde, man sollte eine Basis finden, auf der man zumindest auf sachlicher Ebene miteinander umgehen kann.
Das sollte ein Homo sapiens sapiens schon hinkriegen!
LG
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mo., 10.08.2009, 18:02

Gothika hat geschrieben:Ich reiche mal die Frage an die anderen weiter: Welche Vorteile hat man durch das Verzeihen? Abgesehen von solch ziemlich allgemeinen und kaum aussagekräftigtem Begriffen wie "inneren Seelenfrieden".
Daß ich mich nicht über die selbe Sch**** mein Leben lang den Kopf zerbreche, obwohl ich eh nichts dran ändern kann - brachial ausgedrückt.

Hab' mehr Platz in meinem Kopf für neue Dinge. Und auch mehr Vertrauen in Neues.

Und ich kann mehr Lachen. Über Dinge, bei denen ich früher getobt und geweint habe.

Benutzeravatar

(V)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1894

Beitrag Mo., 10.08.2009, 18:36

Laura13 hat geschrieben: Zum anderen hat man ja doch auch ab und an Zweifel, ob man sich nicht doch anders verhalten sollte, die wiederum mürbe machen...
Das finde ich sehr interessant, denn ich sehe das aktuell genau umgekehrt. Mein jetztiges Verhalten ist "vernünftig", vom Verstand abgesegnet. Würde ich jetzt - ichsagmal - einfach so verzeihen, dann würde ich mich ständig fragen, ob ich mir zu viel gefallen lasse, ob ich mich mehr durchsetzen sollte, mehr auf meine Gefühle und Bedürfnisse hören sollte, mehr Schutzmechanismen aufbauen sollte... Kurz: Ich würde MEHR an meinem Verhalten zweifeln.

dann wären da noch Wut und Hass oder zumindest Groll, den man mit sich rum schleppt...soll auch nicht so gesund sein.
Hass ist natürlich niemals zu empfehlen. Aber Wut und Aggressionen können auch positive Funktionen haben, z.B. Grenzen setzen, positive Aggression als Durchsetzungskraft etc.

Es ist weitgehenst bekannt, dass Menschen, die beispielsweise NIE Wut zulassen können, sehr krank werden...

Kurz: Die Dosis macht das Gift, bzw. die Frage ob die Wut berechtigt ist oder nicht.
Eremit hat geschrieben:Und auch mehr Vertrauen in Neues.
Verstehe ich nicht. Wo soll das MEHR Vertrauen nach einer sehr negativen Erfahrung herrühren? Oder meinst du nach dem Motto: "Was uns nicht tötet, macht uns nur um so stärker/härter?"
Und ich kann mehr Lachen. Über Dinge, bei denen ich früher getobt und geweint habe.
[/quote]

Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Das käme wohl sehr auf den Fall an, oder? Also, ich glaube nicht, dass ich das nächste Mal wenn ich nach 10 Jahren Ehe verlassen werde und in so einen Mist und Sumpf gerate, darüber lachen werde. Wohl kaum.

Benutzeravatar

Phönixia
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 36
Beiträge: 917

Beitrag Mo., 10.08.2009, 18:38

@Gothika
Ich reiche mal die Frage an die anderen weiter: Welche Vorteile hat man durch das Verzeihen?
tja, ich wo dir die Frage gestellt habe weiß es selber nicht.
Aber ich habe mich ja auch gegen das Verzeihen entschieden.
Und bin angesprungen auf den Begriff "gelassenen Nicht-Verzeihen". Ich denke das bringt mir (momentan) mehr. Nicht Verzeihen und dabei gelassen bleiben, damit es nicht allzu sehr den Seelenfrieden stört.
Für heute funktioniert es bei mir recht gut, ob dauerhaft, weiß ich nicht.

Beim Verzeihen, als bei dem Vesuch "wohlgesonnene Gedanke"n zu hegen, kommen dann um so verstärkter die negativen Gedanken. Diese "gütigen" Gedankenversuche stimmen einfach nicht mit meinen inneren Gefühlserleben überein. Das kann so nicht funktionieren, dass spüre ich genau.
Also deshalb gelassenes Nichtverzeihen, dass fühlt sich noch am stimmigsten an für mich.

Benutzeravatar

Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male
Beiträge: 2049

Beitrag Mo., 10.08.2009, 18:41

@ Gothika,
Gothika hat geschrieben:Eher fühle ich mich dabei wie ein Opfer der Gehirnwäsche, die sich hat einreden lassen, nur das könne zu Erfolg führen bzw. wie wichtig es sei. Was mich nur noch mehr dazu animiert mir bewiesen zu wollen, dass ich gar nichts muss.
In dieser Richtung kenne ich das ganz gut. Kampf gegen Internalisierungen. Es gibt zwei Gegner, und die ist man selbst. Wie ich es sehe, es wäre schön, wenn du wüsstest, dass du da gar nichts musst.

Grüße
Anastasius

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 12
Beiträge: 2989

Beitrag Mo., 10.08.2009, 18:49

Hm - welchen Vorteil hat man ... ?

Die Bibel sagt etwas nicht ganz Uninteressantes: "Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet!"
Besagt also, dass wir harte Urteile gespiegelt bekommen ...

Verzeihen heißt, ich räume etwas Belastendes aus. Ich werde frei. Ja - genau: Verzeihen macht frei. Trage ich drei Dutzend alter Kränkungen mit mir herum, bin ich alles andere als das.

Daran lässt sich recht gut ermessen, welche Last in unvergebenen Dingen liegen kann.


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mo., 10.08.2009, 19:10

@Gothika:
Gothika hat geschrieben:Verstehe ich nicht. Wo soll das MEHR Vertrauen nach einer sehr negativen Erfahrung herrühren?
Nicht mehr Vertrauen allein aufgrund einer negativen Erfahrung. Mehr Vertrauen schon allein aufgrund der Fähigkeit, zu verzeihen - und der Beliebigkeit, verzeihen zu können - oder auch nicht. Ich glaube aber langsam, daß das nicht verstanden werden kann, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Vielleicht könnte ich es noch am Besten mit "emotionaler Lösung" umschreiben.

Ein Anfang wäre vielleicht, sich erst mal selber zu verzeihen, daß man anderen nicht verzeihen kann. Sich selbst Dinge zu verzeihen ist ja auch nicht gerade leicht!

@Eve...:

Stimmt, da hat die Bibel Recht.

Benutzeravatar

Ayla
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 47
Beiträge: 841

Beitrag Mo., 10.08.2009, 19:17

@gothika

gar nicht`s müssen bzw. gar nicht`s tun ist auch eine entscheidung.

dadurch bleibt die macht über deine gefühle bei ihm. eigenverantwortung sieht anders aus.

das weißt du ja alles schon, vielleicht suchst du dir etwas anderes als verzeihen. ich hab wie schon erwähnt meinem mann alles gute gewünscht das reichte mir für den anfang er hat sich ja nicht mit absicht so verhalten, so zu bleiben wie er ist, das ist sein gutes recht. es paßt einfach nicht. ich bin jetzt auch alleinerziehend mit zwei kindern... und fühl mich besser als in der zeit der frustrierten ehefrau. im grunde ist es mir egal wie ich es geschafft habe mich zu lösen, eplizit vergeben habe ich ihm glaube ich nicht. alles gute wünsche ich ihm jetzt aber von herzen.
Das größte Problem mit der Kommunikation ist die Illusion, sie sei gelungen
Alle großen Wahrheiten waren anfangs Blasphemien

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 12
Beiträge: 2989

Beitrag Mo., 10.08.2009, 19:25

vergeben habe ich ihm glaube ich nicht. alles gute wünsche ich ihm jetzt aber von herzen.
Das scheint mir so nicht einleuchtend, Ayla.

Wer von Herzen Gutes wünscht, "müsste" vergeben haben, sonst funktioniert das nicht, meine ich.

Wessen Herz voller Ressentiments ist, kann kaum aus diesem belasteten Herzen heraus ehrlich Gutes für den anderen wollen. Könnte man nicht vielleicht eher sagen, Du kannst ihm das nicht vergessen, hast ihm aber grundsätzlich vergeben?

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag