pandas hat geschrieben: ↑So., 22.03.2020, 18:14Ich denke, dass die meisten Friseurangestellten, Pediküre- und Maniküristen, Kellner*innen eher froh sein werden, dass diese Geschäfte geschlossen werden müssen.
Wenn die eigene Existenz daran hängt, wohl in vielen Fällen nicht.
Als ich letzte Woche in einer Physiotherapiepraxis war, hatte ich den Eindruck, dass die froh waren, dass jemand mit einem neuen Rezept kommt. Ist halt alles relativ: gehe ich lieber pleite oder schlage ich mich 2 Wochen mit einem Erkältungsvirus herum?
Offiziell ist eben noch nichts...
So viel, dass man von unter 1% ausgeht, ist unter Fachleuten nicht mehr umstritten, nur noch die genaue Zahl ist unklar. Die könnte man auch nur ausrechnen, wenn man die Dunkelziffer kennen würde.
Die 20% beziehen sich m.W. auf die, die man als Erkrankte fassen kann
Genau, und deshalb ist die Zahl falsch, weil es viel mehr Erkrankte gibt.
Drosten sieht das Problem selbst auch, aber er hat eben auch keine Zahlen:
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2 ... ettansicht
"Wichtiger ist jetzt eigentlich eine andere Größe: die sogenannte Infection Fatality Rate. Sie gibt an, welcher Anteil aller Infizierten stirbt – auch von solchen, die gar keine oder nur wenige Symptome haben und deshalb nicht als Fall erfasst werden. Sie ist also auch eine Schätzung dafür, wie hoch die Dunkelziffer ist. Wie viele infizieren sich komplett still oder nur mit Halskratzen? Unter den ersten Infizierten in Deutschland, die wir für eine Studie intensiv untersucht haben, waren da ganz schön viele dabei.
Derzeit höre ich oft, 80 Prozent der Fälle verlaufen mild. Aber mein Eindruck ist: Vielleicht sind es sogar noch viel mehr. Das wäre wichtig zu wissen."
Da steht auch gleich noch was zu dem Thema drin, dass auch Jüngere erkranken können:
"Wir kennen auch von anderen Atemwegserkrankungen, dass immer wieder auch Jüngere schwer erkranken. Allerdings wissen wir über Menschen oft sehr wenig. In den Medien heißt es dann: "Da liegt ein 35-Jähriger auf Intensivstation." Aber ein 35-Jähriger kann massive Grunderkrankungen haben. Wir wissen zum Beispiel, dass ein hoher Body-Mass-Index ein großer Risikofaktor für Covid-19 ist, genauso wie die Koronare Herzerkrankung, also eine Verengung der Herzkranzgefäße durch Gefäßverkalkung. Eine Lungenentzündung belastet das Herz-Kreislauf-System massiv. Wenn es vorgeschädigt ist, dann ist es durch diese Belastung mitunter überfordert. Und es gibt viele im Alter von 35 bis 50, die mit solchen Risikofaktoren leben."
Meine Rede. In Artikeln steht immer nur, dass jüngere Leute erkranken, aber nie steht dabei, ob und welche Vorerkrankungen sie haben. Das müsste man aber eigentlich dazusagen, sonst ist es eine irreführende Information.
Die 20% der Erkrankten beziehen sich, wie oben beschrieben, auf die Anzahl der Erkrankten, die eine stationäre Therapie benötigen und haben nichts mit der Sterberate zu tun. Siehe oben.
Insofern schon: wenn die Quote der Toten falsch ist, dann ist auch die Quote der schweren Verläufe falsch, weil beide anhand der Gesamtzahl an
erfassten Infizierten berechnet wurden, und nicht anhand der Gesamtzahl aller Infizierten (die man nicht kennt und nur vermuten kann).
Man kann also feststellen: wenn man annimmt, dass sich 70% der Gesamtbevölkerung infizieren wird, dann darf man nicht hergehen und sagen, 20% davon haben einen schweren Verlauf. Tatsächlich sind es vielleicht nur 2%. Warum? Weil sich auch die Zahl der Toten von (nur grob gesagt, damit es leichter zu rechnen ist) 3% auf 0,3% verringert hat, oder von 5% auf 0,5%, das spielt am Ende keine so große Rolle, es ist jedenfalls eine geringe Quote. Wenn das für die Zahl der Toten gilt, dann natürlich auch für die Zahl der schweren Verläufe, ist ja logisch.
Und das macht die Welle, auf die man wartet, doch gleich sehr viel kleiner.
Da müssten wir jetzt einfach mal die nächsten Wochen abwarten, wie sich das entwickelt.
Aber zur Erinnerung, im Winter 2017/2018 gab es in Deutschland 25.000 Grippetote.
https://www.tagesschau.de/inland/grippe-129.html
Und es sterben täglich in Deutschland ca. 2500 Menschen allgemein, das hilft, die Relation ein bisschen besser zu verstehen.
Derzeit ist es so, dass man Maßnahmen macht, obwohl man nicht wirklich weiß, wie schlimm es werden wird, und man weiß auch nicht, welche Folgen die Maßnahmen selbst langfristig haben. Man macht diese Maßnahmen trotzdem, weil man nicht den worst case riskieren will. Aber es ist nicht etwa so, dass es ganz klar wäre, dass diese Maßnahmen notwendig sind. Ob das so ist oder nicht, wird sich erst im Nachhinein sicher beurteilen lassen. Für die Akzeptanz bei den Bürgern ist es natürlich besser, wenn man als Politiker es so darstellt, als wäre es "alternativlos".