Das Problem mit den Pornos

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Jo_Hannes
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Das Problem mit den Pornos

Beitrag So., 16.03.2025, 00:32

Seid gegrüßt,

ich bin 40 Jahre alt und "leide" an eine eriktile Dysfunktion.

Wobei es eigentlich klappt bei mir. Ich habe keine körperlichen Beschwerden (vor knapp 20 Jahren habe ich meine Vorhautverengung "wegoperiert" - mehr körperliche Probleme gab es nicht) und auch eine Freundin, die anfangs sehr offen war und mir auch helfen wollte.

Mit dieser Freundin bin ich seit 10 Jahren zusammen und wir hatten in der Zeit wenig bis sehr sehr selten Sex. Und wenn wir ihn hatten, war er nicht wirklich erfüllend.

Mein Problem ist, dass ich seit der OP damals vermehrt Pornos konsumiert habe. Es war mein Ausgleich an Sexualität.
Ich habe zwar immer behauptet, dass Sex keinen hohen Stellenwert für mich hatte und hat, aber das stimmt eigentlich nicht wirklich.
Ich verliere mich in den Pornos.

Natürlich ist das verletzend für meine Freundin, die davon weiß, aber dennoch tue ich es immer noch - im Geheimen.

Mir ist bewusst, was der Konsum für die eigene Sexualität bedeutet - ich brauche bestimmten Sex, einer der willenlos ist und wie in den Filmen abgeht. Die sind natürlich total unrealistisch.
In den letzten Tagen hatten wir beide wieder Sex, was auch schön war. Dennoch kommt immer wieder die Angst hoch, dass es nicht so funktioniert, wie es meine Freundin gerne hätte.
Ich komme zu früh beim Sex, oder brauche bestimmte Positionen, um überhaupt eine Erektion zu bekommen.

Ich weiß halt nicht, was ich nun genau machen soll.

Natürlich muss ich mit den Pornos aufhören und mit meiner Freundin viel reden (was wir auch getan haben).
Sie hatte allerdings Verständnis. Mittlerweile will sie gar nicht mehr mit mir vermehrt Sex haben - eigentlich will sie gar nicht mehr mit mir zusammen sein aufgrund dieser Problematik.
Sie hat mir jahrelang helfen wollen, was ich nie angenommen habe.

Also die Frage ist wie gesagt: Wie kommt man aus diesem Porno-Strudel wieder raus? Wie kommt man wieder an eine gesunde Sexualität? Wie haben es Betroffene aus dem Forum gemacht? Wie kann ich mit meiner Freundin umgehen?

Danke schon mal für den Input.
Meine Geschichte ist etwas durcheinander und verwirrend. Wenn gezielte Fragen kommen, werde ich sie natürlich entsprechend beantworten. :-D

Gruß Jo_Hannes

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Nili
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Beitrag So., 16.03.2025, 12:21

Hi,

Sex der "willenlos" ist, das sagt schon sooo viel. Willenlos nämlich ja sehr sicher auf Seiten der Frau. Wenn man sich über das Wort allein mal Gedanken macht, was das heißt...aber ja, du weißt es in Teilen zumindest, schon selbst. Wie viele echte und nicht vermeintlich nur gespielte Vergewaltigungen du konsumierst, vielleicht aber nicht, vielleicht macht das schon allein schon was mit dir, wenn du darüber mal nachdenkst, denn ich kann dir versichern, es ist so, auch wenn ich nicht weiß, was du genau für Filme schaust.
Also es gibt anscheinend explizit für exessiven Pornokonsum in manchen Städten Selbsthilfegruppen...und letztendlich, so wie sich das bei dir liest, wirst du eine Therapie brauchen. Explizit eine Sexualtherapie und vielleicht ja auch eine psychologische Psychotherapie. Sexualtherapie musst du selbst bezahlen, da ist es sinnvoll sich dafür schon an einen Arzt oder eine approbierte Psychotherapeutin zu wenden, diese können auch weiteren Bedarf und gegebenenfalls Störungen abschätzen. Ich versteh gut wie deine Freundin sich fühlt und es wäre sicher besser, wenn sie sich trennt, wenn sie das eigentlich will. Und bin immer wieder geschockt wie inflationär das Problem ist, wie sehr es Gewalt gegen Frauen befördert viele Pornos zu gucken ist ja wissenschaftlich auch erwiesen mittlerweile (gibt neuere Studien dazu) Dass Pornos für eine hohe Rate an Erektionsprobleme sorgen, gerade auch bei jungen Männern, ebenso.

Viele Grüße

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Jo_Hannes
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Beitrag Mo., 17.03.2025, 00:18

Hey Nili,
danke für Deine Antwort.

Tatsächlich bin ich selbst geschockt, wenn ich das so lese.
Ich möchte hier auch nichts schönreden oder besser darstellen.

Im Endeffekt ist es auch fast egal, was für Art von Pornos es sind - die Menge, die Lüge gegenüber meiner Freundin und der Konsum in dieser Art an sich ist falsch und bringt nur Probleme.

Ich bin schlicht "stupider" geworden.
Es gab immer wieder Versuche damit aufzuhören - daraus sind dann nur ein paar Monate geworden. Dann kam der Gedanke "Ach, einmal ist keinmal. Ist schon nicht so schlimm."

Dieses Problem, mal wirklich nachhaltig mit etwas aufzuhören, geht durch mein Leben wie ein roter Faden.
Es gibt noch andere Themen, wo ich nicht wirklich aufhören kann.
Es gab Phasen, wo ich täglich Schokolade gegessen oder täglich mindestens 1-2 Gläser Wein getrunken habe.

Ich weiß, dass ich damit aufhören muss... ich fühle mich nur oftmals zu schwach und inkonsequent dazu, es durchzuziehen.

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Nili
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Beitrag Mo., 17.03.2025, 07:04

Hi du,

das zeigt ja nochmal mehr, dass Selbsthilfegruppe oder/Therapie nötig und wichtig wären. Auch schauen: was für ein Bedürfnis steckt eigentlich dahinter? wie kann ich ins Spüren und zu mir kommen? wie kann ich die gedanklichen Verknüpfungen von Lust mit letztendlich Gewalt, wieder lösen?
Frage nebenbei die du natürlich nicht beantworten musst, gehst du auch zu Prostituierten um real den Sex zu kriegen, den du da siehst, oder bleibts nur bei den Filmen?
Ein umtrainieren deiner Sexualität täte Not. Hin zu langsam, achtsam, sich spüren und den anderen. Was sind dessen Bedürfnisse? Wobei man dafür schon vorher gut bei sch sein muss.
Manchen hilft Tantra, ob das für dich das Richtige ist, oder ob ich überhaupt finde, das wäre das Richtige kann ich dir nicht sagen, bin da selbst noch in der Findungsphase. Denn ich kenne auch Frauen die Tantramassagen aus innerer und finanzieller Not anbieten. Dann ist es nicht was es sein sollte.
Aber zuhause mit deiner Freundin üben. Explizit die Massagetechniken,wenn du dich schon ein bisschen mehr "hast", kann vielleicht echt helfen.
Musst du für dich schauen.

Liebe Grüße

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Jo_Hannes
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Beitrag Fr., 21.03.2025, 23:50

Moin,

nein, ich gehe nicht zu Prostituierten. Tatsächlich würde ich mir das gar nicht zutrauen.
Warum ich in diese Schiene gekommen bin und meine echte eigene Sexualität eher am Rand verlaufen ist ist, dass ich Probleme mit meiner Erektion habe.
Ich komme schwer in eine Erektion und ich kann dann auch nicht lange durchhalten beim Akt selber.

Das frustriert mich. Bis vor 10 Jahren habe ich es weggewischt. Mit meiner jetzigen Partnerin ist mir das richtig bewusst geworden, aber (wie man an der Zahl 10 Jahre sieht), habe ich nicht wirklich was daraus gemacht.
Ich bin immer geflüchtet. Da sind schnelle einfache Pornos einfacher.

Es geht mir auch gar nicht um die Gewalt in den Filmen - auch wenn das Wort "willenlos" das doch irgendwie suggeriert - darauf bin ich tatsächlich vorher nicht gestoßen.

Ich weiß, dass ich es lassen soll. Aktuell bin ich auf dem Weg, ein bißchen davon wegzukommen. Seit knapp 3 Monaten habe ich nichts mehr geguckt - bin aber natürlich erst weit am Anfang.
Ich habe mir auch eine Therapeutin rausgesucht. Hier in meinem Ort hatte ich schonmal einen - der echt gut und einfühlsam war, aber dann wurde ich zum 2. Mal Vater und es hat sich verlaufen.

Selbsthilfegruppen wären tasächlich super, aber noch habe ich nichts gefunden.

Naja, der Funke im Hirn ist da, es muss nur durchgesetzt werden - und das ist mein Problem - seit 10 Jahren.

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Nili
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Beitrag Sa., 22.03.2025, 00:04

Ok, verstehe. Ich wünsch dir alles Gute! Vielleicht gibt es online Selbsthilfegruppen? Und im Zweifel, musst du selbst eine bei dir im Ort starten...Leute mit dem selben Problem gibt's sicher einige, egal wo man wohnt. Was du auch noch machen kannst, ist bei Suchtberatungsstellen nachfragen..

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