Konsum in Therapie ansprechen

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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JaMa
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Konsum in Therapie ansprechen

Beitrag Fr., 10.07.2020, 08:59

Ich bin ganz neu hier im Forum und treibe mich mit folgendem Problem rum:
Ich war in meiner Jugend schwer an Magersucht erkrankt und hatte vor 2 Jahren einen Rückfall.
Seit Beginn diesen Jahres mache ich deshalb eine VT, die mir wahnsinnig gut tut und es geht essenstechnisch deutlich bergauf.
Allerdings habe ich mein negatives Körpergefühl wiederholt mit der Einnahme von Opioiden kompensiert. Dadurch fühle ich mich entspannter und blende meine Schwierigkeiten aus.
Das ist natürlich keine Lösung und führt direkt in die nächste Abhängigkeit. Das will ich nicht, aber ich schaffe es momentan nicht, anders mit meinen Gefühlen umzugehen.
Ich will das gerne mit ihr in der nächsten Stunde thematisieren und damit ich mich dann auch wirklich traue, habe ich ihr eine Email geschrieben, in der steht, dass ich einige Substanzen missbrauche und mit ihr darüber sprechen will, mich bisher jedoch nicht getraut habe. Ihre Antwort kam prompt. Sie sagt, wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass die nächste Stunde mutig wird.
Und jetzt habe ich Angst.
Angst, vor dem, was mich erwartet.
Angst, es wirklich auszusprechen.
Angst vor den Konsequenzen.
Was ist, wenn ich mich doch nicht traue?
War es ein Fehler, mich mit dieser Nachricht selbst zu verpflichten?
Wie wird sie reagieren?

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 10.07.2020, 09:58

dass du Angst hast ist sehr verständlich.
Aber du warst doch schon sehr mutig, hast die mail geschrieben, genau den richtigen Schritt gemacht.
Deine Therapeutin hat doch super reagiert und wird dir helfen.
Geh dahin in der nächsten Stunde, lass es auf dich zukommen, die Therapeutin kann mit so etwas umgehen und wird auch nicht sonderlich überrascht sein, das ist ja etwas was häufiger vorkommt: Anfällig für verschiedene Süchte

Und gut dass du es jetzt angesprochen hast und schon in einer Therapie bist!

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 10.07.2020, 10:35

HEy das hast du prima gemacht! Sei stolz auf dich und nun geh durch die Angst hindurch und lass dein Hirn lernen, dass es auch positive Effekte hat, dass du die nächste Stunde dafür verwenden darfst. Du bist mutig.
..:..

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Joa
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Beitrag Fr., 10.07.2020, 13:04

Hi JaMa,

ich habe noch nicht recht verstanden, was genau du befürchtest? Was für Konsequenzen meinst du z.B.?

Es war absolut richtig, es ihr zu schreiben und sie hat ja sehr gut reagiert. Lass es auf dich zukommen.

In meinem Fall war die Konsequenz nur, dass ich mir, um die Therapie machen zu können, parallel einen Psychiater suchen musste. (Bei mir geht es um Tablettenabhängigkeit.)

VG Joa

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JaMa
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Beitrag Fr., 10.07.2020, 14:20

Ich habe Angst vor der Konsequenz, dass die Therapie nur unter der Bedingung fortgesetzt wird, dass ich sofort aufhöre. Mir ging es früher ähnlich beim Unterschreiten kritischer Gewichtsgrenzen.
Was macht denn der Psychiater bei Medikamentenmissbrauch?

Und danke für die Rückmeldung, dass der Schritt es zu schreiben richtig scheint. Ich habe mich geschämt, weil ich es nicht geschafft habe, es persönlich zu erzählen.

Mutig fühle ich mich im Übrigen gerade überhaupt nicht....

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Joa
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Beitrag Sa., 11.07.2020, 04:19

Hi JaMa,
JaMa hat geschrieben: Fr., 10.07.2020, 14:20 Ich habe Angst vor der Konsequenz, dass die Therapie nur unter der Bedingung fortgesetzt wird, dass ich sofort aufhöre.
Ich sage dir einfach mal, welchen Standpunkt meine Therapeutin da vertritt. Damit würde man das Pferd von hinten aufzäumen und nicht die Ursache angehen. Denn es gibt ja Gründe für den Konsum, und der Fokus lag bei mir u.A. darauf, diese an der Wurzel zu packen. Klar, manche Substanzen darf man gar nicht schlagartig absetzen, was bei mir der Fall ist.

Es ist reine Spekulation, wie deine Therapeutin da letztendlich reagieren wird. Und du hast es ja schon auf den Tisch gebracht. D.h. es gibt ohnehin kein zurück mehr, was gut ist. Also - warte ab und zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf darüber, bald weißt du mehr.

Beim Psychiater ging es einfach darum, dass da ein Fachmann für Medikamente eingebunden wird. Im Grunde waren es immer lockere Gespräche über Dosisreduzierung, Alternativen etc. Nix Spektakuläres. Aber Psychotherapeuten sind da ja in der Regel nicht so firm, da macht es natürlich Sinn, einen Spezialisten in's Boot zu holen.

VG

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Thread-EröffnerIn
JaMa
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Beitrag Do., 16.07.2020, 08:24

So, ich habe es hinter mich gebracht. Es war ein sehr gutes und offenes Gespräch. Sie drängt mich zu nichts. Auf die Frage, ob ich aufhören will, konnte ich keine klare Antwort geben.
Ihre Reaktion: "Ich eier gerne noch ein paar Stunden mit Ihnen rum, bis sie sich sicher sind." Puh!!!
Jetzt bin ich wahnsinnig erleichtert.
Und sie fand meine Email im Übrigen auch sehr mutig. Ich bin froh, es angesprochen zu haben!!

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Thread-EröffnerIn
JaMa
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Beitrag Mo., 02.08.2021, 10:31

Ich musste gerade an den Thread hier vom letzten Sommer denken. Seitdem hat sich wahnsinnig viel getan. Seit Dezember bin ich clean. Es war und ist phasenweise immer noch wahnsinnig anstrengend und schmerzhaft, aber es scheint sich zu lohnen. Der Weg offen zu meinem Opiatmissbrauch zu stehen und mit meiner Therapeutin darüber zu sprechen war im Nachhinein richtig. Auch wenn die Angst damals unwahrscheinlich groß war!
Sie begleitet mich in meinem Tempo und hat mich nie gedrängt den Schritt in die Abstinenz sofort zu tun. Umso mehr bestätigt sie mich nun in meinem Entschluss anders leben zu wollen.

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