Hat mein Vater ein Alkoholproblem?

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Nocturne
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Hat mein Vater ein Alkoholproblem?

Beitrag Mi., 26.02.2014, 10:31

Liebe alle,

erst einmal hallo, denn ich bin erst seit heute registriert. Ich hoffe aber trotzdem, hier schnell Hilfe zu bekommen, denn ich merke einfach, dass mich diese Sache nicht so kalt lässt wie mir eigentlich lieb wäre.

Zur Vorgeschichte: meine Eltern sind geschieden seit ich ca. 7 Jahre alt war. Ich wuchs bei meiner Mutter auf, habe einen unglaublich lieben Stiefvater, habe nichts vermisst. Das Verhältnis zu meinem Vater ist... naja im besten Fall freundlich. Wir mögen uns, ich halte mich aber meistens fern, was wohl mit viel Enttäuschung zu tun hat - Motto: nix erwarten, dann kann man nicht enttäuscht werden. Wir sehen uns sporadisch, wenn dann ist es schon nett, ich merke aber dass ich mich hier eindeutig abgrenze, besonders wenn mir wieder bewusst wird dass er eigentlich nichts über mich und mein Leben weiß. Hier wurde einfach viel versäumt, das lässt sich nicht mehr nachholen und ich habe ehrlich gesagt auch keine Lust dazu.

Nur immer dann, wenn ich denke ich hab meinen Frieden damit gemacht passiert wieder etwas dass mich doch nicht kalt lässt. Zuerst wurde mein Vater vor ein paar Jahren zuckerkrank (er muss nur Diät halten aber noch nicht spritzen), dann schrammte er knapp am Herzinfarkt vorbei, vor etwas mehr als einem Jahr die Trennung von seiner zweiten Frau, die doch immer ziemlich auf ihn achtete dass er sich "zusammenreißt" und zu der ich auch eigentlich ein gutes Verhältnis hatte und habe.

Mein Dad ist Musiker. Nichts Aufregendes, er spielt in mehreren kleinen Bands, kann eigentlich nicht so wirklich davon leben (soweit ICH weiß bekommt er finanzielle Unterstützung von seiner Exfrau). Jedenfalls kein Grund, sich Gelegenheiten entgehen zu lassen. Früher war er bei der Polizei, was laut meiner Mutter ihn "ruiniert" hätte.

Und schon damals war er dem Alkohol leicht zugetan. Besonders auch, weil er ein ruhiger Typ ist und wohl anders nicht auftauen konnte. An Wochenenden wurde prinzipiell gesoffen, nach Konzerten (er hatte auch in Jugendtagen eine Band, meine Mutter spielte damals Keyboard) musste sie die ganze besoffene Partie nach Hause bringen, kein lustiges Erlebnis. Naja damals wurde nie großartig ein Thema daraus gemacht und es war auch nicht der Scheidungsgrund. Mit der Zuckerkrankheit dachte ich eigentlich das Thema wäre vom Tisch weil er dann ja eigentlich nichts mehr trinken sollte. Aber aus dem "ein Glas guten Wein zum Essen" wurde einfach dann doch immer mehr.

Nun hatte er seit einiger Zeit eine ganz nette neue Band aufgegabelt, die auch einige Auftritte hatte, meiner Meinung nach auch gut ankam, und wo es endlich mal ein gemeinsames Arbeiten als Band gab, inkl. Internetauftritt und Photoshootings, also echt einmal etwas das über Freizeit- und Garagenband hinausgeht. Diese Woche erfahre ich aber von der Sängerin der Band, dass er nicht mehr dabei ist und sie hat mich dann zögerlich gefragt ob Alkohol bei ihm ein Thema ist.

Mir ist irgendwie da leichter Unmut aufgestiegen weil ich schon ahnte, dass das evtl. der Grund für sein Ausscheiden war. Und tatsächlich berichtet sie mir nun, dass sie den Eindruck hatte dass er betrunken zu Proben auftaucht, Fehler macht die jemand mit seiner Erfahrung eigentlich nicht machen sollte und unangenehm reagiert wenn man ihn darauf anspricht. Die Sache spitzte sich dann so zu, dass er einen Wutanfall bekam, sie wüstest beschimpfte und dann alles hinschmiss. Sie meint sie wäre jetzt irgendwie erleichtert, aber die Sache wäre ihr trotzdem unangenehm und sie findet es traurig jemanden mit so viel Erfahrung zu verlieren.

Ich kenne die Dame zwar kaum, glaube ihr die Geschichte aber. Ich weiß, dass er redseliger wird, wenn er etwas trinkt und dass er Probleme oft lang runterschluckt und nicht darüber redet und defensiv wird wenn man ihn darauf anredet. Und als ich ihn einmal bei einem Konzert besuchte, hatte ich auch den Eindruck dass er leicht angetrunken war weil er so redselig war, echt untypisch für ihn.

Was meint ihr, ist das schon ein ausgewachsenes Alkoholproblem? Mein Dilemma ist auch, dass ich mich eigentlich überhaupt nicht damit beschäftigen will. Ich hab keine Lust dazu, mich da persönlich reinzuhängen, eben wegen meinem komischen Verhältnis zu ihm. Ich weiß auch, dass er überhaupt nicht darauf einsteigen wird, wenn ich was zu dem Thema sage (und ich wurde gebeten, ihm nicht zu sagen dass ich das von ihr erfahren habe). Im besten Fall ignoriert er es, im schlimmsten wird er wütend, und ich hab echt keinen Bock auf sowas. Ich hab auch genug eigene Probleme, ich bin seit meiner Jugend mit bipolarer Störung belastet und brauch sowas nicht wenn ich gerade eh auch eine etwas kritischere Zeit habe.

Kann mir jemand einen Tipp geben?

Erschöpfte Grüße,
Nocturne

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Nocturne
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Beitrag Mi., 26.02.2014, 10:34

Nachtrag:

Ich hab noch eine Halbschwester die etwas mehr Kontakt zu ihm hat, ich will ihr das aber natürlich auch nicht umhängen. Nach der Scheidung tat er mir echt leid weil ich das Gefühl hatte dass ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Aber nun hat er eigentlich eine neue Partnerin und ich dachte es ginge ihm besser. Und dann sowas :( Und jetzt kann ich wieder nicht schlafen deswegen und Appetit hab ich auch keinen. Und meiner Mutter hab ich das auch noch nicht erzählt. Ich weiß das wird sie traurig machen da sie immer noch freundschaftliche Gefühle für ihn hat und ihm das Beste wünscht und sie wird wollen dass ich mit ihm drüber rede aber ich fürchte ich pack das nicht...

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Nico
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Beitrag Mi., 26.02.2014, 10:52

Grüß dich !

Ich bin Ex - Alkoholiker und kann dir nur sagen, dass dir aufgrund deiner Beschreibung kein Mensch der Welt seriös sagen kann ob dein Vater ein Alkoholproblem hat oder nicht, wenngleich sich hier sicherlich sehr bald einige melden werden die das gaaanz genau zu wissen scheinen.

Auch wenn es mit deinem angesprochenen Problem wenig zu tun hat, fällt mir beim Lesen auf, dass dein Verhältnis zu deinem Vater sehr zwiespältig zu sein scheint.
Du schreibst einerseits sehr gefühlsbetont über ihn und andererseits versuchst du dich sehr hart abzugrenzen, wobei du doch sehr besorgt um ihn zu sein scheinst.
Aber das ist eine andere Baustelle, um die geht es hier ja nicht, oder doch ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Beitrag Mi., 26.02.2014, 11:24

Hi Nico,

danke für die Antwort. Ja, da handelt es sich um eine eigene Baustelle, die ich hier gar nicht auftun will. Mein Hauptproblem ist, wie nähere ich mich dem Thema bei ihm ohne mich dabei fertig zu machen - für etwas das vielleicht gar nicht da ist?

LG

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Nico
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Beitrag Mi., 26.02.2014, 12:30

Das ist sehr schwer.
Als erstes würde ich dir raten, Informationen dritter rigoros abzublocken da sie mit größter Wahrscheinlichkeit nicht den Tatsachen entsprechen.
Das heißt nicht, dass sie dich bewußt anlügen oder falsch informieren, aber jeder Mensch hat da seinen eigenen Zugang dazu und interpretiert daher auch ganz persönlich.
Wenn es dich wirklich interessiert und du dahinterkommen möchtest was da dran ist, müsstest du den Kontakt zu deinem Vater ziemlich vertiefen und das scheint ja nicht dein Vorhaben zu sein. Daher bleibt mir nur der Rat, dass du dich da einfach raushältst und dich diesem Thema kathegorisch verweigerst. Es ist das Leben deines Vaters und du willst ja eigentlich ohnehin so wenig wie möglich damit zu tun haben, also lass ihm auch da seinen Weg.
Ganz nebenbei: Sollte er tatsächlich ein Alkoholproblem haben, kannst du ihm ohnehin nicht helfen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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