Sohn drogensüchtig - mein Umgang damit?

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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leuchtturm
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Sohn drogensüchtig - mein Umgang damit?

Beitrag Mo., 30.08.2010, 16:29

Hallo zusammen!

Mein Problem ist mein 20 jähriger Sohn: er gerät anscheinend immer stärker in die Drogensucht.
Er lebte bis vor 9 Wochen bei seinem Vater, zusammen mit 2 Geschwistern. Als er seinen Bruder bestahl, setzte sein Vater ihn vor die Tür. Seitdem lebte er erst bei einem Kumpel (mittlerweile der "Topdealer" am Wohnort),dann zog er zu einem entfernteren Bekannten 200 km entfernt (Großstadt).Den Job, den er dort gefunden hatte, führte er nicht aus. Alle Kontaktaufnahmeversuche von seiten der Familie blockt er ab. Telephon hat er nicht. handy ist erst frisch bestellt. emails liest er nicht. Lediglich ab und an erreichen ihn seine Schwestern auf facebook u.Ä.
Besuche kündigt er an, führt sie aber nicht aus.
Die Liste könnte ich fortsetzen, doch meine Frage geht in eine bestimmnte Richtung:

Ich bräuchte Tipps, um innerlich zu mehr Gelassenheit zu gelangen, was diesen Sohn betrifft.
So, dass ich nicht mehr vor Angst erstarre, wenn die Telephonnummer meines Ex auf meinem Display erscheint -- in der Vorahnung, dass Sohn Nr.2 wieder für eine schlechte Nachricht sorgt.
So, dass die unruhigen Nächte wieder ruhiger werden.
So, dass ich gewappnet bin für den langen und üblen Weg, den mein Sohn vor sich zu haben scheint.
Zu meinem Ex habe ich ein gutes und auch recht offenes Verhältnis. Aber er macht sich selbst vor Sorgen krumm, mehr noch als ich, die ich nicht mehr vor Ort wohne.

Wer hat denn vielleicht Tipps für mich?

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anarchistin
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Beitrag Mo., 30.08.2010, 16:51

hier gleich mehrere tipps für dich:
loslassen, nicht glauben dass du ihn HEILEN kannst oder so...das geht nicht...leider
zeit für dich nehmen
auch mal das handy abdrehn
mach ne therapie
erkundige dich bei ihm oder ner drogenberatungsstelle nach den drogen die er nimmt-stell fragen, lies bücher, mach dich schlau
schliess dich einem elternkreis an (gleichgesinnte!)
setz (wenn er dich besuchen kommt) klare regeln: zb dass er nicht hackedicht kommen darf oder nur bis zu einer bestimmten uhrzeit bei dir ist
gib ihm kein geld
und lass dich nicht in eine co-abhängigkeit ziehen...

tja- mehr hab ich nicht für dich...ausser dass ich deinem sohn fest die daumen drück, dass er bald wieder aus der sucht herausfindet...
Der Weg der Extreme führt zum Palast der Weisheit!

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leuchtturm
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Beitrag Mo., 30.08.2010, 17:07

Danke schon mal !

mein Sohn wird mich nicht anrufen. Er re-agiert immer nur, seit Jahren schon. Mein Handy ist nie an. (bin ein Handymuffel)
Besuchen wird er mich wohl auch nicht kommen. So viel Initiative legt er nicht an den Tag.
Ehrlich gesagt, ich möchte ihn z.Zt. auch gar nicht hierhaben.

Unsere Tochter heiratet nächsten Monat. Ich für mein Teil hoffe, dass er nicht kommt. Er müsste dafür auch einmal längs durch die Republik reisen.Das wird er nicht organisiert bekommen. Er hatte sich außerdem bei den letzten Familientreffen heimlich abgesetzt.

Warum meinst du, ich sollte mich über seine Drogen informieren?
Ein wenig kenne ich mich mit vielen Drogen aus (theoretisch ). Ich weiß nicht, ob ich wirklich wissen will, wie weit er schon ist mit der Sucht.
Was würde es ändern?

Ich weiß, dass ich ihm nicht helfen kann. Den Anspruch habe ich auch gar nicht.Ich kann ihn nur fallenlassen. Wie gesagt, ich wohne auch nicht vor Ort.
ich will mir helfen (auch wenn landläufig das nicht sehr mütterlich klingt), weil ich mich von seiner Sucht nicht mehr unterkriegen lassen möchte als unbedingt nötig.
Man scheint immer nur dazu verdammt, auf die Hiobsbotschaften, die über ihn kommen, zu reagieren.
kann man denn auch selbst aktiv werden in der Verarbeitung?

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Minerva
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Beitrag Mo., 30.08.2010, 20:12

Hallo Leutturm,

ja das kann man! In dem man sich hilfe sucht - zb bei einer Drogenberatungsstelle oder in Selbsthilfe Gruppen.

Vllt hilft es dir wenn du dich vorab ersteinmal über das Thema CO-Abhänigkeit informierst - und für dich selbst schaust warum du wie reagierst und was du dagegen tun kannst.

vlg
M
wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpf hat schon verloren

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Tante Käthe
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Beitrag Mo., 30.08.2010, 22:32

Hallo Leuchtturm,

es ist schlimm, wenn das eigene Kind Drogen nimmt, man weiß nicht so richtig, wie man damit umgehen soll und kann... Seit 2003 (seit dem weiß ich es) lebe ich in dieser Odysee. Ich hatte viele HÖhen und Tiefen, aber muss sagen, dass ich mich nie selbst vergessen habe. Es gab schlaflose Nächte und viel Aufregung, am Besten ist Wut aufs eigene Kind Angst und Sorge sind fatal...

Anarchistin und MInerva haben Dir bereits Empfehlungen gegeben.

Mir persönlich hat Reden geholfen und auch das SChreiben im Forum, hier und in einem Forum, in dem sich mehr Eltern treffen, ein anderer Austausch stattfindet. Aus beiden Foren habe ich unheimlich viele lINformationen erhalten und das habe eben den Egoismus an den TAg gelegt und mich immer auch um mich gekümmert, bin dem nachgegangen, was mir Spass macht, habe mir Gutes gegeönnt, auch wenn ich für meinen Sohn da war und bin.

Mich hat es schon interessiert, was er konsumiert, so wie er in die Drogen gewachsen ist, so bin ich mit ihm und den Drogen gewachsen, meine NEugier war schon recht groß, auch wenn es mir nicht weiter geholfen hat. Auch habe ich alle möglichen anderen Versuche gestartet, naja, ohne ihn geht mal überhaupt nix. Fallen lassen habe ich meinen Sohn nie, los lassen, dass ja. Inzwischen ist er 24 Jahre, hat selbst Familie (was nicht heißt, dass er es geschafft hat).
Ich lerne stets mehr, zu akzeptieren, wie erleben will/muss/kann, aber er muss halt auch akzeptieren, wie wir leben.

Wenn Du magst, dann kannst Du durch meinen Thread schmökern - dieser greift eine ganze Weile zurück, einige Teile sind bereits gelöscht. Im Archiv - also im alten Forum - findest Du auch noch einiges von mir. Aber es ist mühseelig, alles zu lesen.

Mein Sohn hat viel verloren, sein KOnsum beschränkte sich fast ausschließlich auf Cannabisprodukte und Amphetamine. Kokain hat er wohl mal probiert, ist nicht sein Ding, so seine Aussage und Heroin hat er auch einmal probiert und auf meine Frage hin, wie es war, bekam ich die Antowort, dass ich nicht fragen solle, es sei der Hammer gewesen... Später sagte er mir dann, dass er Angst davor bekam und sich der Gefahr bewusst war.... Aber auch ohne diese Sachen: Führerschein weg, Ausbildung weg, Wohnung futsch... er hat immer was gemacht, aber so richtig klappt es nicht... Ja und Papa ist er nun auch.

Leuchtturm, wichtig ist, dass Du auf Dich achtest und Dir bewusst Gutes gönnst. Du kannst es nicht ändern, nur für ihn da sein, wenn er aus dem Sumpf raus will und HIlfe sucht. Mehr geht nicht.

Dir viele Grüsse

Käthe
Es ist schwieriger eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom
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Tante Käthe
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Beitrag Mo., 30.08.2010, 22:41

...ach ja, eine Therapie habe ich nicht gemacht, in einer Drogenberatungsstelle war ich mal und habe mich dort informiert, das war gleich zu Beginn und ich habe die selben HInweise/Empfehlungen bekommen, wie hier. Der Vorteil zu hier ist, ich kann schreiben, wann mir danach ist, bei den Drobs muss ich auf den Termin warten
Einen Elternkreis gibt es bei uns leider nicht, auf meine Frage hin wurde mir damals gesagt, dass das INteresse/die Notwendigkeit nicht da gewesen seien... Mmh...

Ja und Coabhängigkeit, da habe ich eine gespaltene MEinung. Sicher, als Mutter/Vater ist man irgendwo coabhängig... es sind die KInder, man hat immer Ängste und Sorgen, interessiert sich, hat besondere GEfühle...
Was nicht sein darf, die Kohlen aus dem Feuer holen oder finanzielle Unterstützung geben.... Aber: die Verantwortung übertragen komplett!

Was ich im Laufe der ZEit gelernt habe, dass etwaige Vorwürfe nix bringen oder wenn ich das Thema angeschnitten habe, oder wenn ich einfach mal mein theoretisches Nichtwissen preis gab... naja, alles Mist.

Ganz bekommt man die Sorge nicht weg, es gibt gute und schlechte ZEiten...

Lg Käthe
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Isaac
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Beitrag Di., 31.08.2010, 06:38

ich weiß nicht ob dir meine idee hilft, aber frag mal bei "narcotics anonymous" ob es dort auch meetings für angehörige gibt - analog zu den al-anon-meetings bei AA.
es ist sicher hilfreich mit anderen betroffenen in kontakt zu sein.
ansonsten würd ich hemmungslos in ein Al-Anon meeting gehen.

http://www.narcotics-anonymous.de/ hat, soweit ich sehe auch ein forum

nachtrag: info zu NA -> http://na.org/?ID=ips-ge-index
"Von all den Dingen die ich im Lauf der Zeit verloren habe vermisse ich meinen Verstand am meisten"

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leuchtturm
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Beiträge: 2003

Beitrag Di., 31.08.2010, 13:42

Vielen Dank für die vielen Tipps und dafür, dass ihr mich nicht als looser-Mutter verurteilt!
Bei der Drogenberatung war ich vor 2 Jahren. Das hat mir gutgetan; wir haben es damals beendet, weil die Situation sich zu entspannen schien und es mir besser ging mit dem Gedanken an meinen Sohn. Er schien damals die Verantwortung für sich zu übernehmen, so wie er die letzten 2 Jahre immer mal vage Versuche machte, seine Situation zu ändern. So hat er sich im Frühjahr für ein paar Wochen in die geschlossene Abteilung einer Psychiatrie einweisen lassen, weil er Angst hatte, sich etwas anzutun. Doch alle Therapiersuche scheiterten dann an seinem Drogenkonsum.

Mir selbst etwas Gutes zu tun, das führe ich oft durch. Mein Sohn ist "nur" eine Baustelle, mein schwer krebskranker Partner ist die größere. Um neben einer Vollzeitstelle dennoch bei Kräften zu bleiben, achte ich schon sehr auf mich....

ich werde mich um eine Selbsthilfegruppe o.Ä. kümmern, allein das Schreiben hier tut mir gut Käthe, dürfte ich dich nach dem anderen Forum fragen - gerne per PN ?

Vielen Dank noch mal in die Runde!

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anarchistin
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Beitrag Di., 31.08.2010, 17:11

hy du,

bzgl über drogen informieren kann oft auch helfen ängste ABzubauen. wissen ist ein starkes mittel gegen ängste. finde ich. muss aber nicht jedem helfen...weisst? ich weiss gern über dinge bescheid, dann fühl ich mich etwas sicherer.
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Minerva
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Beiträge: 389

Beitrag Di., 31.08.2010, 18:10

Von NA würde ich als Angehöriger abstand nehmen - zumindestens meiner eigenden Erfahrung nach. Es wirkt auf einen Aussenstehenden zu banal...außer die
Themenmeetings den sind oftmals interessant.

Aufgrund deiner ''doppelbelastung'' würde ich ernsthaft in Erwegung ziehn mit therapeutische Hilfe zusuchen. Ein Mensch kann nicht immer funktionieren gerade bei zwei so harten Brocken - da ist auch nicht unbedingt immer mit ablenkung getan.

vlg
M
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