Kiffen und Psychotherapie

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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SchnickSchnack
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Kiffen und Psychotherapie

Beitrag Mi., 11.08.2010, 22:54

Hallo,

Vielleicht kennt mich ja der Eine oder Andere hier noch, hatte hier vor ein paar Jahren schon mal geschrieben.

Damals war ich auf dem Sprung vom Dauerkiffer (10 Jahre täglich Bong geraucht) zur Totalabstinenz. Letzteres habe ich dann auch tatsächlich ein halbes Jahr geschafft. Vom einen Tag auf den anderen aufgehört, praktisch ein neues Leben begonnen, Euphorie ohne Ende erfahren.

Dann kam der Crash: Meine Freundin wurde Opfer eines Raubüberfalles. Ihr Leben war über 3 Wochen in der Schwebe und ich habe sie jeden Tag besucht. Um mit dem Druck irgendwie umgehen zu können, habe ich dann wieder zur Droge gegriffen. Zwar nicht soviel wie früher, aber trotzdem jeden Abend, quasi zum Runterkommen. Leider bin ich dann wieder in alte Muster verfallen und seitdem bin ich wieder dabei. Lange nicht so extrem wie früher, aber so etwa einmal in der Woche (meistens aber seltener) brauche ich meine Dosis. Ich rauche inzwischen keine Geräte mehr, nur noch Tüten.

So in den letzten 1 bis 2 Jahren bin ich wieder in eine Depression gerutscht. Die Gründe dafür sehe ich in mangelndem Selbstbewusstsein und der Unfähigkeit, mich aufzuraffen und daran zu arbeiten, dass ich für mich wieder etwas darstelle. Irgendwie ist es wie deprimiert sein über die Depression. Ich weiß auch gar nicht, was ich mit mir selbst und meinem Tag anfangen soll.

Ich kann mir nun gut vorstellen, dass das Kiffen seinen Anteil daran hat, aber sehe die Gründe für meine Probleme tiefer begründet.

Gut, inzwischen bin ich soweit, dass ich eine Psychotherapie zulassen kann. War schon bei einem Psychiater/Neurologen, mich auf organische Ursache checken lassen (negativ) und bin am 30.8. wieder da. Bei meinem letzten Treffen hat er mir gesagt, dass er eine Psychotherapie (natürlich dann bei einem anderen Therapeuten) für nicht sehr sinnvoll hält, wenn ich das Kiffen nicht komplett aufgebe.

Das traue ich mir aber im Moment nicht zu, zumindest bis ich es nicht hinkriege, meinen Tag irgendwie zu füllen. Letzteres erwarte ich mithilfe eines Therapeuten besser hinzubekommen. Das Leben ist im Moment sehr öde und frustierend für mich und irgendwie brauche ich es noch, mich ab und zu mal abschießen zu können. Ich bin schon relativ stolz auf mich, dass ich nicht komplett in alte Muster verfalle und es eben auch die Woche über sein lassen kann, aber so ganz ohne geht noch nicht.

Tja, was denkt ihr, gibt es Therapeuten, die sich auf eine Therapie mit mir einlassen? Muss ich wirklich erst komplett von der Droge lassen? Ich möchte die Therapie ja auch machen, um von der Droge komplett unabhängig zu werden.

Was wäre denn da ein gangbarer Weg? Für Meinungen und Anregungen wäre ich dankbar.

LG

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Hamna
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Beitrag Mi., 11.08.2010, 23:20

He,

ganz ehrlich - einmal in der Woche eine Tüte zu rauchen, ist für mich kein Hindernis für eine Therapie. Zu welcher Art Therapie hat der Psychiater dir denn geraten?

Sicher wird der Therapeut dir helfen können, ganz die Finger vom Stoff zu lassen, wenn du das willst. Du kannst das ja beim Erstgespräch abklären, aber ich kann mir echt nicht vorstellen, dass es für einen Therapeuten Bedingung ist, dass du vorher absolut nichts mehr rauchst, schließlich könnt ihr gemeinsam an diesem Ziel arbeiten.

Wie ist es denn mit deiner Freundin weitergegangen? Wie lange ist das ganze her und seid ihr noch zusammen?
SchnickSchnack hat geschrieben:wie deprimiert sein über die Depression
Ja, das Gefühl kenne ich

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SchnickSchnack
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Beitrag Mi., 11.08.2010, 23:36

Naja, bei einer Tüte bleibt es nicht, ich knall mir dann schon ganz gut einen rein. Aber zumindest ist es noch wenig genug, damit ein Drogentest nicht angeschlagen hat (hatte ich letztens beim Gesundheitsamt). Andererseits weiß ich aber auch, dass THC sich auf meinen Gemütszustand auswirkt, auch noch Wochen nach dem Konsum. Aber um eine Therapie komme ich ich nicht rum, da sind bei mir einfach noch zu viele Dinge im Keller, die ich mal bearbeiten muss. In dem halben Jahr, als ich gar nicht mehr gekifft habe, ging's mir zwar besser, viel mehr erreicht habe ich da aber auch nicht.

So ein bißchen Zwiespalt habe ich da auch, aber die Probleme waren vor dem Kiffen auch schon da und solange ich es auf dem Level halte, sehe ich da keine riesige Hürde drin, auch wenn's ganz ohne sicher ideal wäre.

Bei meinem Psychiater war ich bisher nur einmal, hab dann erstmal eine CT machen lassen (um zu sehen, ob mein Gehirn Schaden genommen hat, aber alles i.O.) und dann einen Termin verschlampt. Aus Verschleppen und Scham heraus hab ich mich dann nicht mehr getraut, Folgetermine zu machen, was ich aber nun wieder in die Hand genommen habe. Er hat mir grundsätzlich erstmal zu einer Suchtberatung geraten.

Da war ich dann auch, hatte aber das Gefühl, dass der nette Onkel Sozialpädagoge, der mir gegenüber saß, mir keinen Deut weiterhelfen wird. Vielleicht gebe ich der Suchtberatung nochmal eine Chance, bis ich einen Therapeuten bekomme, wird ja sicher noch einige Zeit vergehen. Welche Therapieform für mich am Besten wäre, müsste man dann auch noch besprechen. Ich bin mir da auch nicht sicher.

Der Überfall auf meine Freundin ist etwa 2 Jahre her, wir waren bis vor Kurzem noch zusammen, ich habe mich aber getrennt (verschiedene Gründe, die auch mit Spätfolgen bei ihr zu tun hatten, Hauptausschlag war aber, dass die Liebe bei mir nicht mehr vorhanden war).

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Hamna
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Beitrag Do., 12.08.2010, 00:27

Ok, danke für deine Ehrlichkeit.

Ich persönlich - ist aber nun mal nur meine Meinung - finde, dass es vollkommen egal für eine Therapie ist, wieviel du gerade zur Zeit rauchst. Das kannst du alles mit dem Therapeuten klären, wie ihr das bearbeitet. Wichtig für einen Erfolg ist natürlich, dass du wirklich gewillt bist, mit dem Kiffen aufzuhören. Depression und Rauchen - klingt für mich wie geschaffen für eine Verhaltenstherapie Da wird nicht jahrelange Ursachenforschung betrieben, sondern du kannst mit dem Therapeuten gemeinsam erarbeiten, was du aktiv gegen die Depression tun kannst und was du statt Rauchen tun kannst.

Ein halbes Jahr Abstinenz war vielleicht zu kurz, um schon wirkliche Erfolge zu sehen. Ganz klar, es ging dir besser, aber die nachhaltigen Veränderungen kommen dann wohl erst mit der Zeit.
SchnickSchnack hat geschrieben:Euphorie ohne Ende
Und mal ganz ehrlich: ist nicht ein klarer, messerscharfer, ungetrübter Verstand der geilste Kick überhaupt? Ich habe diesen euphorischen Zustand, wenn ich über mehrere Tage keinen Alk trinke.
SchnickSchnack hat geschrieben:Aus Verschleppen und Scham heraus hab ich mich dann nicht mehr getraut, Folgetermine zu machen, was ich aber nun wieder in die Hand genommen habe. Er hat mir grundsätzlich erstmal zu einer Suchtberatung geraten.
Also: erstmal Respekt, dass du dich doch wieder getraut hast! Ich weiß, wie schwer das ist, wenn man sich erstmal aus Scham zurückgezogen hat, dann wieder die ersten Schritte zu wagen (wenn auch vor einem ganz anderen Hintergrund: Schulden)

Suchtberatung gut und schön...
das Gefühl, dass der nette Onkel Sozialpädagoge, der mir gegenüber saß, mir keinen Deut weiterhelfen wird.
kann ich auch verstehen, deinen Eindruck. Aber vertrau mal einfach darauf, dass der weiß, was er da tut. Auch wenn man es ihm vielleicht nicht ansieht
SchnickSchnack hat geschrieben:Vielleicht gebe ich der Suchtberatung nochmal eine Chance, bis ich einen Therapeuten bekomme, wird ja sicher noch einige Zeit vergehen.
Das ist 'ne gute Idee, finde ich. Mach das ruhig, schaden wird es dir sicher nicht.
SchnickSchnack hat geschrieben:Der Überfall auf meine Freundin ist etwa 2 Jahre her, wir waren bis vor Kurzem noch zusammen, ich habe mich aber getrennt (verschiedene Gründe, die auch mit Spätfolgen bei ihr zu tun hatten, Hauptausschlag war aber, dass die Liebe bei mir nicht mehr vorhanden war).
ja, das mit deiner Freundin tut mir leid - für euch beide. Aber ok, da es wohl ursächlich nicht mit deinen aktuellen Problemen zu tun hat... Oder siehst du da eben doch einen Zusammenhang? Doch, das beschäftigt dich schon noch sehr, oder?

Geht es ihr gut mit/nach der Trennung, kommt sie klar? Also, was da ursächlich eine Rolle spielt, und wo eins ins andere greift, kannst du dann eben auch in einer Therapie bearbeiten, auch in einer Verhaltenstherapie.

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SchnickSchnack
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Beitrag Do., 12.08.2010, 01:16

Ich persönlich - ist aber nun mal nur meine Meinung - finde, dass es vollkommen egal für eine Therapie ist, wieviel du gerade zur Zeit rauchst.
"Völlig egal" ist es sicher nicht, ab einem gewissen Pegel wird man ja schon etwas doof im Kopf.
Wichtig für einen Erfolg ist natürlich, dass du wirklich gewillt bist, mit dem Kiffen aufzuhören.
Das könnte noch ein Problem werden. Ich war noch nie wirklich gewillt, das Kiffen komplett aufzuhören, sondern habe nach wie vor die Überzeugung, dass für mich Konsum in Maßen möglich ist. (Darüber habe ich hier aber auch schon wild diskutiert, nahezu jeder hat mir hier widersprochen, müssen wir glaube ich nicht mit anfangen, ist ein Thema für die Therapie).
klingt für mich wie geschaffen für eine Verhaltenstherapie
Denke ich auch. Einerseits denke ich schon, dass Psychoanalyse bei mir sinnvoll wäre (Einige meiner Verhaltensweisen trage ich sicher schon seit meiner Kindheit mit mir rum), andererseits brauche ich wohl nur mal Erfolge im Leben, um auf festem Boden zu stehen. Da habe ich momentan ein echtes Manko. Ich glaube, ich brauche einfach mal ein Programm. Vielleicht Aufgaben, die ich anpacke und anschließend reflektieren kann.
Ganz klar, es ging dir besser, aber die nachhaltigen Veränderungen kommen dann wohl erst mit der Zeit.
Ich habe halt nicht viel geändert, eigentlich nur das Kiffen weggelassen.
Und mal ganz ehrlich: ist nicht ein klarer, messerscharfer, ungetrübter Verstand der geilste Kick überhaupt?
Auf jeden Fall, aber der klarste Verstand nützt wenig, wenn man ihn irgendwie nicht einsetzen kann.
Ich habe diesen euphorischen Zustand, wenn ich über mehrere Tage keinen Alk trinke.
Ich glaube, die Euphorie kam dadurch zustande, dass ich jahrelang beinahe daran zerbrochen bin, zu denken, ich könne mit dem Kiffen nicht aufhören. Dann konnte ich es doch, das war ein ganz großes Gefühl: 10 Jahre hat es mich angekotzt, beinahe ständig breit zu sein, dann habe ich den Absprung davon geschafft. Der Kick stellt sich dummerweise inzwischen nicht mehr ein, auch wenn ich länger als einen Monat abstinent lebe.
Also: erstmal Respekt, dass du dich doch wieder getraut hast!
Ich habe mir einfach gedacht: Termine verschleppen ist ein Symptom meines Zustandes, da kann mir ein gestandener Psychiater ja wohl nicht böse wegen sein.
Aber vertrau mal einfach darauf, dass der weiß, was er da tut.
Ja, ich rufe da morgen mal und lasse das dann mal auf mich wirken. Schaden wird's nicht.


ja, das mit deiner Freundin tut mir leid - für euch beide. Aber ok, da es wohl ursächlich nicht mit deinen aktuellen Problemen zu tun hat... Oder siehst du da eben doch einen Zusammenhang? Doch, das beschäftigt dich schon noch sehr, oder?
Für mich fühlt es sich richtig an, nicht mehr in dieser Beziehung zu sein. Es beschäftigt mich zwar schon, weil ich sie nach wie vor mag, aber nicht so sehr wie meine anderen Probleme.
Geht es ihr gut mit/nach der Trennung, kommt sie klar?
Den Umständen entsprechend geht es ihr gut, ja. Aber es ist natürlich schwer für sie, auch weil sie noch lange nicht über den Überfall hinweg ist. Da kann ich ihr aber auch nicht wirklich helfen. Im Endeffekt ist es wohl besser für uns beide, wenn wir uns beide auf unsere eigenen Baustellen konzentrieren und nicht noch die gemeinsame haben. Zumindest für mich, sie sieht das noch nicht so.

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Hamna
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Beitrag Do., 12.08.2010, 02:11

SchnickSchnack hat geschrieben:"Völlig egal" ist es sicher nicht, ab einem gewissen Pegel wird man ja schon etwas doof im Kopf.
Das kann aber kein Argument für einen Therapeuten sein, dich abzulehnen, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.
Wichtig für einen Erfolg ist natürlich, dass du wirklich gewillt bist, mit dem Kiffen aufzuhören.
Das könnte noch ein Problem werden. Ich war noch nie wirklich gewillt, das Kiffen komplett aufzuhören, sondern habe nach wie vor die Überzeugung, dass für mich Konsum in Maßen möglich ist. (Darüber habe ich hier aber auch schon wild diskutiert, nahezu jeder hat mir hier widersprochen, müssen wir glaube ich nicht mit anfangen, ist ein Thema für die Therapie).
Tja, wenn du mal auf mein Alter schaust, ich bin in einer Zeit aufgewachsen, als darüber diskutiert wurde, ob kiffen nun abhängig macht oder nicht. (Zwischen-)Ergebnis war damals, dass es evtl. psychisch aber nicht physisch abhängig macht, und eben das Blabla von der Einstiegsdroge. Seitdem bin ich aber nicht mehr auf dem Laufenden, weil ich irgendwann so um die Zeit aufgehört habe.
klingt für mich wie geschaffen für eine Verhaltenstherapie
Denke ich auch. Einerseits denke ich schon, dass Psychoanalyse bei mir sinnvoll wäre (Einige meiner Verhaltensweisen trage ich sicher schon seit meiner Kindheit mit mir rum), andererseits brauche ich wohl nur mal Erfolge im Leben, um auf festem Boden zu stehen. Da habe ich momentan ein echtes Manko. Ich glaube, ich brauche einfach mal ein Programm. Vielleicht Aufgaben, die ich anpacke und anschließend reflektieren kann.
Das klingt doch erstmal gut! Und spricht ja nichts dagegen, später eine Psychoanalyse dranzuhängen.
Ich habe halt nicht viel geändert, eigentlich nur das Kiffen weggelassen.
Ich sag ja, das war zu kurz
Und mal ganz ehrlich: ist nicht ein klarer, messerscharfer, ungetrübter Verstand der geilste Kick überhaupt?
Auf jeden Fall, aber der klarste Verstand nützt wenig, wenn man ihn irgendwie nicht einsetzen kann.
Och, mit der Zeit findet der Verstand da schon ganz von selbst was, um sich sinnvoll zu beschäftigen. Ist für mich immer wieder ein Erlebnis zu beobachten, für welche Dinge ich mich plötzlich interessiere.
Ich glaube, die Euphorie kam dadurch zustande, dass ich jahrelang beinahe daran zerbrochen bin, zu denken, ich könne mit dem Kiffen nicht aufhören. Dann konnte ich es doch, das war ein ganz großes Gefühl: 10 Jahre hat es mich angekotzt, beinahe ständig breit zu sein, dann habe ich den Absprung davon geschafft. Der Kick stellt sich dummerweise inzwischen nicht mehr ein, auch wenn ich länger als einen Monat abstinent lebe.
Das ist natürlich schade... aber irgendwann normalisiert sich wohl auch der beste Kick mal
Bringt es dir denn noch was, breit zu sein? Ich meine, außer einer gewissen Entspannung? Dann kannst du sicher lernen, dich auf anderem Wege zu entspannen, und das wird mit Sicherheit effektiver und gesünder sein
Also: erstmal Respekt, dass du dich doch wieder getraut hast!
Ich habe mir einfach gedacht: Termine verschleppen ist ein Symptom meines Zustandes, da kann mir ein gestandener Psychiater ja wohl nicht böse wegen sein.
Das ist schonmal die richtige Einstellung!
Aber vertrau mal einfach darauf, dass der weiß, was er da tut.
Ja, ich rufe da morgen mal und lasse das dann mal auf mich wirken. Schaden wird's nicht.
Eben! Find ich gut, dass du das machen willst. Ist immerhin ein Anfang und eine gute Überbrückung bis zur Therapie.
Für mich fühlt es sich richtig an, nicht mehr in dieser Beziehung zu sein. Es beschäftigt mich zwar schon, weil ich sie nach wie vor mag, aber nicht so sehr wie meine anderen Probleme.
Wenn es sich für dich richtig anfühlt, dann ist es auch richtig für dich. Und ich denke auch, es ist jetzt wichtig, dass du dich erstmal wieder auf die Reihe kriegst und ein paar Ziele anvisierst.
Im Endeffekt ist es wohl besser für uns beide, wenn wir uns beide auf unsere eigenen Baustellen konzentrieren und nicht noch die gemeinsame haben. Zumindest für mich, sie sieht das noch nicht so.
Hm, hat sie das Gefühl, dich noch zu brauchen? Für die Bewältigung des Erlebten und weil sie dich liebt?

Magst du mal von dem Überfall hier erzählen? Muss aber auch nicht, ich frage nur aus natürlichem Interesse, aber das ist ja nicht dein eigentliches Thema hier.

Ich sag für heute erstmal gute Naa aacht

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 12.08.2010, 10:52

SchnickSchnack hat geschrieben: Das könnte noch ein Problem werden. Ich war noch nie wirklich gewillt, das Kiffen komplett aufzuhören, sondern habe nach wie vor die Überzeugung, dass für mich Konsum in Maßen möglich ist. (Darüber habe ich hier aber auch schon wild diskutiert, nahezu jeder hat mir hier widersprochen, müssen wir glaube ich nicht mit anfangen, ist ein Thema für die Therapie).
.
Ich glaube daß generell ein Graskonsum im Massen möglich ist, genau wie ein Alkoholkonsum.

Nur daß er nicht möglich ist bei Menschen mit Suchtstruktur und bei Menschen die bereits mal abhängig waren und wo das Verlangen nach dem zugedröhnten Gefühl reflexatrig wieder die alte psychische Abhängigkeit stimuliert.

Du schreibst doch selbst, es bleibt dann nicht bei einer Tüte? Warum wohl? Der Genusskonsument trinkt ein Glas Rotwein und das langt dann. Der Genusskiffer raucht mal eine Tüte mit Freunden.
Das Bedürfnis sich hemmungslos zuzudröhnen passt nicht zu einem gelegentlichen Genusskonsumenten.

Und wenn du es verwendest um schlechte Gefühle wegzumachen und dann nicht mehr aufhören kannst bist du schon lange kein Genusskonsument mehr sondern psychisch abhängig.

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SchnickSchnack
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Beitrag Do., 12.08.2010, 14:38

An Rilke:
Bringt es dir denn noch was, breit zu sein?
Das ist natürlich die beste Frage überhaupt, die gar nicht so einfach zu beantworten ist. Ich mag den Trip. Mein Inneres ist dann präsenter, wenn auch konkret nicht ganz zu greifen. Ich fließe dann so dahin, erfahre mich selbst von einer anderen Seite, gehe aus mir raus. Ich denke, es ist einfach der andere Bewusstseinszustand, den ich gerne erfahre. Und ja, sicher ist es auch ein Stück aus der Realität entfliehen. Vielleicht ist es auch nur ein Ritual. Wie gesagt: Sehr schwer zu greifen, das Ganze. Wenn ich nüchtern bin, kann ich den Zustand des Rausches nicht mehr wiedergeben, wenn ich im Rausch bin, kann ich nicht mehr besonders gut kommunizieren.
Hm, hat sie das Gefühl, dich noch zu brauchen? Für die Bewältigung des Erlebten und weil sie dich liebt?
Brauchen ist wohl das richtige Wort. Ich bin in eine Position gerutscht, in der ich Partner, bester Freund, eine Zeit lang Pfleger und Seelsorger in einer Person war. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen und ich habe es versäumt, frühzeitig Grenzen zu stecken, jedenfalls nicht deutlich genug. Sie hat es gleichzeitig versäumt, das Erlebte richtig aufzuarbeiten, hat es lieber verdrängt. Aber sie liebt mich wohl auch noch.
Magst du mal von dem Überfall hier erzählen?
Ich habe kein Problem damit, davon zu erzählen, aber es gehört wohl wirklich nicht hierher.


An münchnerkindl:
Du schreibst doch selbst, es bleibt dann nicht bei einer Tüte? Warum wohl? Der Genusskonsument trinkt ein Glas Rotwein und das langt dann. Der Genusskiffer raucht mal eine Tüte mit Freunden.
Das Bedürfnis sich hemmungslos zuzudröhnen passt nicht zu einem gelegentlichen Genusskonsumenten.
Ich persönlich kenne niemanden, der das Glas Rotwein nur wegen des Geschmacks trinkt. Es mag solche Genussmenschen geben, aber die meisten haben doch gleichzeitig auch den Rausch als Ziel. Genauso wie der Genusskiffer meistens nicht raucht, weil das Gras so lecker schmeckt, sondern weil er auch bekifft sein will.

Für die Verhältnisse eines Menschen, der sonst gar nicht kifft, kiffe ich an diesen Tagen dann schon recht viel. Andererseits könnte ich den Rausch auch noch steigern, z.B. durch den Einsatz von Rauchgeräten. Das ist selbst mir aber inzwischen zu heftig. Hemmungslos zudröhnen ist dann (für meine Verhältnisse) dann doch noch was Anderes.
Und wenn du es verwendest um schlechte Gefühle wegzumachen und dann nicht mehr aufhören kannst bist du schon lange kein Genusskonsument mehr sondern psychisch abhängig.
Ja, vielleicht bin ich psychisch abhängig. Ehrlich gesagt sehe ich darin aber kein großes Problem, solange ich ansonsten ein erfülltes Leben habe. Wenn ich mich so umgucke, bewegen sich alle Menschen mehr oder weniger in Abhängigkeiten. Abhängigkeit von der Liebe anderer, von beruflichem Erfolg, vom Kontostand, von Selbstprofilierung, etc. pp.

Ich versuche zwar schon, auf so vielen Abhängigkeiten wie möglich heraus zu kommen, aber habe auch kein Problem damit, mir bestimmte (die mir nämlich Spaß machen) einzugestehen, solange sie auf einem für mich annehmbaren Level bleiben.

Mein Leben ist aber nicht erfüllt, das möchte ich auch gerne ändern. Unter therapeutischer Anleitung bin ich auch willens, das Kiffen sein zu lassen. Ich sehe aber im Moment das Kiffen nicht als vorrangiges Problem an, sondern eher meinen Lebenswandel.

Wir bewegen uns aber wieder in die alten Diskussion, die ich eigentlich vermeiden möchte. Ich möchte nicht abstinent leben und fast jeder sagt mir: Anders geht es aber nicht. Die komplette Abstinenz ist sicher der naheliegenste Weg, vielleicht auch auf eine gewisse Weise der einfachste, aber manchmal gibt es auch mehr als einen Weg.
Nur daß er nicht möglich ist bei Menschen mit Suchtstruktur und bei Menschen die bereits mal abhängig waren und wo das Verlangen nach dem zugedröhnten Gefühl reflexatrig wieder die alte psychische Abhängigkeit stimuliert.
Mich würde ja interessieren, wie es Menschen mit nicht substanzbezogenen Abhängigkeiten oder Zwängen es schaffen, auf ein normales Level zu kommen. Zum Beispiel jemand, der IT-Spezialist und computersüchtig ist. Wie wird denn so ein Problem angegangen? Ist hier die einzige Lösung, sich einen neuen Job zu suchen und alle Computer auf den Müll zu schmeißen?

Oder meinetwegen Menschen mit Waschzwang, die können ja schließlich das Waschen auch nicht komplett aufgeben...

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