Brot - Sterben der Bäckereien

[kaja]

Hallo,

ich habe vor einiger Zeit mal einen Artikel gelesen in dem dazu aufgerufen wurde seine Lieblingsbäckerei auf einer Karte zu markieren.
Gesucht wurden echte Bäckereien und keine SB-Backshops oder Discounterregale.

Vielleicht interessiert den ein oder anderen ja welche guten Bäckereien es in seiner Gegend gibt :

http://www.zeit.de/zeit-magazin/2014/48 ... sr=(direct)|utmccn=(direct)|utmcmd=(none)&__utmv=-&__utmk=152686137

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[Hiob]

Ich denke, die meisten dieser Jobs werden in den nächsten Jahren wegfallen, auch Kassierer oder Verkäufer. Die meisten Produkte werden von Automaten und automatischen Anlagen, 3D Druckern usw. hergestellt werden. Und im Grunde ist das doch eine schöne Sache, wenn mehr und mehr Leute arbeitslos werden, weil das Maschinen übernehmen. Arbeitslosigkeit sollte unser gemeinsames Ziel sein. Du würdest doch auch nicht mehr die Container am Hafen mit der Hand schleppen wollen, wo es doch Kräne gibt.

Für uns bleiben dann genug Tätigkeiten in der psychologischen Betreuung von Menschen, die diese Entwicklungen nicht mehr verkraften oder bei der Betreuung der Kriegsopfer und Flüchtlinge, die unsere Lebensweise mit sich bringt. Ich beispielsweise könnte mir statt in einer Bäckerei einen guten Job in der Landminenproduktion vorstellen. Halbtags. Den anderen halben Tag in der Fertigung von Beinprothesen. Es ist genug für alle da.

Liebe Grüße
Hiob

[stern]

Über das Thema habe ich kürzlich auch mal nachgedacht *g*. Interessante Umfrage... schade, dass sich nicht mehr Leute beteiligt haben (habe ich auch nicht, da ich nichts davon wusste). Habe mal bei mir in der Umgebung geschaut... einen Bäcker, der genannt ist, hätte ich nicht genannt, da er sich vom Traditionsbäcker zunehmend zum Massenanbieter entwickelt. Und das ist der Punkt: Mit nachlassender Qualität. Es ist leider so, dass auch Handwerksbetriebe teilweise Teigrohlinge aufbacken oder auf Fertigbackmischungen zurückgegriffen wird. Und das ist nicht erst seit zunehmenden Aufkommen der Discounter der Fall... Discounter verschärfen das aber, wenn jemand in den Preiswettkampf mit Discountern gehen will, der kaum gewonnen werden kann.

Mich wundert, dass Traditionsbäcker nicht stärker auf Qualität setzen, um sich von Backstuben und Discountern abzuheben (also Qualitätswettbewerb anstelle Preiswettbewerb). Wenn ich mal von mir ausgehe, denke ich, dass einige Leute für ein gutes Brötchen oder Bäckereiprodukt auch etwas mehr zahlen würde. Um bei genannter Bäckerei zu bleiben: Sonst habe ich das eine oder andere Produkt gern gegessen, mittlerweile ist ebenfalls teils Massenware bzw. an guten (teureren) Zutaten wird gespart (z.B. Nüssen), so dass ich wegen der Qualität manchmal lieber verzichte. Ein anderer Laden ist nicht genannt... na gut, das ist streng genommen eine Konditorei. Klein, aber fein... der Meister (Inhaber) macht sehr viel selbst und setzt auf Qualität. Ihm wird die Bude fast eingerannt (plus Versand).

[Forever Capone]

Meine Stammbäckerei scheint noch "richtig" zu backen, und ich finde das schmeckt man auch. Allerdings handelt es sich dabei mehr oder weniger um eine regionale Kette. Ich werde versuchen anhand dieser Karte mal kleinere Bäckereien auszuprobieren, nur um zu testen, ob ich einen qualitativen Unterschied feststellen kann. (Ich gehe nicht davon aus)

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[luftikus]

In München ist es mittlerweise echt schwierig, da sind ganze Stadtteile in der Hand von Großbäckereien. Alle mir früher bekannten kleinen Privatbäckereien haben zugemacht. Vor einigen Jahren wurde eine der letzten privaten Bäckereien von einer Großkette verdrängt, indem sich eine Filiale der Großbäckerei direkt neben den kleinen Bäckerladen platziert hatte. Nach weniger als einem Jahr war der kleine Laden pleite.

Zum Glück esse ich nicht allzu viel Brot (meistens nur Brezen), sodass ich nicht so stark auf Bäckereien angewiesen bin...

[kaja]

Ich denke das den Bäckereien nicht nur der Preis sondern auch ihre Lage zu schaffen macht.
Viele Leute wollen in einem Supermarkt den kompletten Einkauf erledigen und nicht für Backwaren einen zusätzlichen Stopp einlegen.

Ich habe selbst mal als Nebenjob bei einer lokalen Kette gearbeitet. Dort war das Brotbacken wirklich noch Handarbeit. Man hat am Kundenstamm aber auch deutlich bemerkt wer da eingekauft hat.

Mein neuer Lieblingsbäcker hat in der Stadt nur 3 oder 4 Filialen. Wenn ich mir mal ein frisches Brot kaufen möchte dann dort, denn der Geschmack ist mit dem aufgebackenen Brot vom Discounter überhaupt nicht zu vergleichen. Allerdings bin ich auch alleine und hab keine Kinder die am Tag mal eben ein ganzes Brot verputzen.

[montagne]

Ich denke die Menschen lernen es wieder zu schätzen und Preis und Schnelligkeit sind nicht mehr alles, auch bei anderen Lebensmitteln.
Jedenfalls sind bei uns die 2 echten Bäcker deutlich frequentierter, als die Backshops, von denen wir 6 in der kurzen Straße haben, die Shops in den Supermärkten noch nichtmal mitgezählt.
Bei dem Bäcker, bei dem wir die Brötchen fürs Wochenende holen ist wirklich auch Samstag früh immer anstehen angesagt. Teils steht man da 20 min und da der Laden sehr klein ist, steht man draußen. Das Brötchen kostet doppelt so viel, wie vom Backshop. Trotzdem stehen die Leute da an, auch bei diesem Wetter. Die Leute kaufen echt viel dort, weil die Waren auch viel länger hält und schmeckt sowie aufbackbar ist.

[kaja]

Ich denke, wie gesagt, oft das es auch an der Lage liegt. Wer ländlich oder in einer kleinen Stadt wohnt wo ohne Auto wenig geht, der spart sich eine zweite Autofahrt. Wenn man etwas schnell zu Fuß oder mit dem Rad erledigen kann sieht das schon ganz anders aus.

Allerdings habe ich auch den Eindruck das bei Lebensmitteln langsam ein Umdenken einsetzt. Das Thema bekommt ja auch mehr Öffentlichkeit.

[montagne]

Sicher, Lage und Preis.
Ich meine selbst hier ist es ja schon so, denke ich, dass die Lage ne Rolle spielt. Bei uns sind die Straße und die Bahnhöfe echt zugesch.issen mit Backshops. Und natürlich ist es verführerisch, direkt auf den Weg nach Hause oder direkt auf dem Bahnsteig(!) das Brot und anderes mitzunehmen, statt im dunklen Nieselregen und fertig vom Tag noch zum echten Bäcker zu gehen, wo man vllt. 10 min Umweg hin und zurück hat und mit Einkauf sind es dann 30 min, wo man die Sache eben auch erledigen könnte, wärend man auf den Zug wartet.
Oder eben gleich das Schnittbrot beim Einkauf mitnehmen. Denn es findet zwar ein Umdenken statt, aber der Alltag ist ja auch anders geworden, denke ich, und da sehe ich absolut kein Umdenken in der Gesellschaft.

[pandas]

Erstaunlich, wie viele Hand-Bäckereien bei mir in der Nähe angezeigt werden.
Obwohl ich die meisten kenne und ab und an dort einkaufe, war mir nicht bewusst, dass es doch so viele sind, neben den Großketten (die hier in der Nähe auch teils vertreten sind) und den Supermärkten.

Hier gibt es ja sogar einige Kuchen-Manufakturen in der Nähe, diese sind auf Kuchen und Torten spezialisiert, und backen gar kein Brot. Sie haben dann fast immer auch Cafe mit Sitzgelegenheiten, aber das gibt es ja auch oft in den Bäckereien.

Mh, mal was positives, bewusst werden, welche Vorteile mein Leben im Hier und Jetzt hat.
Obwohl mir die Liebe zu meinen Kiezen ja schon recht bewusst ist.

Viele dieser Bäckereien haben auch HalberPreis-Brot-vom-Vortag-Angebote.

[stern]

Kurz bevor der Lidl bei mir Backwaren ins Sortiment nahm, eröffnete ein separater Bäcker nebenan (ich nehme an, der Gebäudeabschnitt gehörte zu Lidl). Rein von der Lage her gesehen, wäre das günstig gewesen... riesiger Parkplatz und nach dem Einkauf kann man schnell noch zu dieser Bäckerei. Wenig Monate später hatte Lidl dann Backwaren... und: Der Bäcker ging nach einer Weile (eine Weile Parallelbetrieb). Es wurden dann zwar Gründe genannt... die erachte ich aber als fadenscheinig... also ich denke, dieser Bäcker konnte sich nicht halten oder wurde mglw. gar rausgeworfen. Und trotz der Lage kauften auch viele Leute im Discounter. Mittlerweile gab es einen erneuten Umbau (Lidl)... nicht nur ist die Filiale jetzt im gesamten größer, sondern auch der Aufbackbereich mit einer riesigen Theke mit Glas... ganz geschickt gemacht (hier hat man sich evtl. auch darauf eingestellt, dass es zur Mittagszeit hier wirklich sehr viel Laufkundschaft gibt, die insbes. auch bei den Backwaren zuschlägt).

Mit einem guten Schwarzbrot kann ein Discounter natürlich nicht mithalten... persönlich denke ich, es ist die "Convenience", wenn man zuschlägt... also ähnlich wie kaja das wohl auch meint: Man sieht das Brot... und wirft es dann halt in den Einkaufswagen (alles aus einer Hand. Einkauf erledigt). Gestern lief auf der ARD auch eine Sendung mit Marketing-Tricks : Der Geruch von Backwaren, animiert zum Kauf von Lebensmitteln... allerdings riecht danach auch manchmal mein Oberteil oder Haare, wenn ich den Laden verlasse, was mich eher stört. Das ist nämlich eher Aufbackgeruch und kein Bäckereigeruch. Oder bei Kombi-Produkten, die in der Nähe platziert sind, kauft der Kunde dann oft beides (Nudeln und Tomatensauce meinetwegen).

Und natürlich der Preis (den eine Kette kaum unterbieten kann, wollte sie in Wettbewerb gehen). Nur finde ich es bedauerlich, das Bäcker aus Kostengründen teilweise die Rezeptur ändern.... wohl um die Gewinnmarge zu verbessern. Zum Bleistift Nussschnecken: Die waren echt mal gut, saftig, nussig und nicht so mit Luft aufgeblasen, sondern das war ein schöner Teig. Mittlerweile: Wenig Nüsse, leicht (wohl wegen irgendwelcher Triebmitteil) und trocken... da kann ich dann auch verzichten (andernorts habe ich aber auch noch gute entdeckt... nur komme ich kaum dorthin). Ich denke schon, dass bei einigen die betriebswirtschaftliche Auswertung eine nicht ganz unerhebliche Rolle spielt, was in ein Produkt kommt.

Ich fände es auch bedauerlich, wenn tradionelle Bäcker zunehmend schließen... denn an der Einheitsware von Backshops oder Discountern isst man sich doch irgendwann satt. Aber das ist vielleicht ähnlich wie bei Gemüse: Irgendwelche Tomaten oder Erdbeeren, die mit Wasser aufgeblasen sind, sind kein Vergleich zu selbst angebauten oder welchen vom regionalen Gärtner/Markt. Wenn man nur noch Supermarktware essen würde, degeneriert vielleicht mit der Zeit das Qualitätsempfinden.

[stern]

Neu im Sortiment bei Lidl sind Krapfen (Berliner... oder wie auch immer man regional dazu sagt)... in der Vorweihnachtszeit, hmmm. Ich halte es nur für eine Frage der Zeit bis auch zunehmend süße Teilchen verkauft werden. Und es gibt auch manchmal ziemlichen Andrang vor der Theke... ist auch optisch ansprechend arrangiert (eben mit Glas und nicht nur ein Automat, der auf Knopfdruck etwas ausspuckt, was man vorher nicht sieht)... und es macht auch nicht den Eindruck, dass das vorwiegend Leute sind, die besonders auf den Preis achten müssen und primär deswegen dort kaufen.

[hope_81]

Mhh, ich kann schon verstehen, dass auch in "normalen" Bäckereien auf Teigrohlinge umgestiegen wird.
Damals, als ich meine Lehre machte, haben wir in unserer Pâtisserie noch alles selber gemacht. Den Personalaufwand kann kein Mensch mehr bezahlen. Traurig aber wahr. Ergo muss man Kompromisse machen.

Die Backstuben, die tatsächlich noch ohne Vorgefertigtes auskommen, die kann man an einer Hand abzählen und ich wette, die meisten schmecken den Unterschied nicht.

Das die Qualität mancher nachlässt, das haben "wir" (ein Qualitätszirkel, der sich genau mit solchen Thematiken befasst, auch festgestellt). Fakt ist, niemand ist mehr breit ein "teures" Produkt zu kaufen, es muss also die Qualität nachlassen. Im Wettstreit mit den SB_shops etc. sowieso.

Traurig aber wahr. Selber backen im Fall (Spässle)

[pandas]

@ stern

Hier gibt es süße Teilchen in vielen verschiedenen Supermärkten, auch Discounter. Zu L* gehe ich sehr selten. Aber bei n* und bei K* gibt es das beispielsweise. Die schmecken aber wirklich nicht so gut wie die aus guten Bäckereien.

Jetzt sind ja auch bald die Weihnachtsmärkte. Da werden immer so lecker große einzelne Lebkuchen angeboten.

[pandas]

Die Backstuben, die tatsächlich noch ohne Vorgefertigtes auskommen, die kann man an einer Hand abzählen und ich wette, die meisten schmecken den Unterschied nicht.
[...] Fakt ist, niemand ist mehr breit ein "teures" Produkt zu kaufen, es muss also die Qualität nachlassen. Im Wettstreit mit den SB_shops etc. sowieso.

Öhm, hope, wir gehen hier von der Karte aus in dem Eingangspost. Gib mal Deine PLZ ein und schau, ob es bei Dir wirklich so wenig richtig gute Bäckereien gibt.
Und da sind auch sehr viele Kommentare von Schmeckern, die viel Unterschied schmecken. Ist ja auch klar, ist eine ganz andere Produktionsweise etc.

Man muss auch ein wenig mitdenken, wenn man immer nur Sparprodukte kauft, schrumpelt der Gesamtarbeitsmarkt, aus vielerlei Zusammenhängen. Da trägt man zu bei, dass es nun wirklich den Bach runtergeht, auch die eigene Branche wird irgendwann von berührt.

Übrigens, es gibt ja so eine Kette, das sind wirklich SB-shops, wenn ich an deren Filialen vorbeigehe, sind die immer erstaunlich leer.

Ich bin immer wieder erstaunt, WIEVIEL Unterschiede es gibt bei Lebensmitteln, die denselben Namen haben.

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