extreme emotionale Vernachlässigung

Dieser Bereich ist speziell Erfolgsberichten und positiven Erfahrungen in und durch Psychotherapien gewidmet. Wie war es und was hat Ihnen geholfen? Lassen Sie uns positive Erfahrungsberichte sammeln, die Mut machen.

Waldschratin
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Beitrag Mo., 21.12.2020, 07:13

Liebe Amarok,
dich zu lesen, da geht einem echt das Herz auf! :heart:
Du kannst mächtig mächtig stolz sein auf dich, dass du so ne Entwicklung hingelegt hast - und weitermachst.

Ne Therapie rechnet sich nicht in "Zeit und Stunden", sondern eher danach, wie man den Boden unter seinen Füßen fester bekommt, eigenen Stand entwickeln kann etc.
Und da ist es auch wichtig, sich auch in Zukunft Thera-Unterstützung zu "erlauben", nicht nur "wenn nötig", sondern auch schon dann, wenns einem einfach mal gut tut. ;-)
Amarok hat geschrieben: Was ich noch gar nicht kann, ist, meine Wut und Enttäuschung gegenüber meinen Eltern abzulegen, irgendwie hänge ich immer noch ein wenig in der Opferrolle drin.
Wut und Enttäuschung musst du nicht 1:1 mit "Opferrolle" gleichsetzen.
Wütend und enttäuscht bist du ja zurecht von deinen Eltern. Und da immer mal wieder "hinwüten", ist ne gesunde Reaktion.

Ich mach bei mir die Opferrolle daran fest, ob ich noch "Wiedergutmachung" oder sowas wie ein "Einsehen" und "Entschädigung" von den Tätern einfordere für mich selber. Solange ich das tue, häng ich da noch im Opfersein.

Enttäuschung und Wut über das Versagen meiner Täter an mir wird mich wohl immer ein Stück weit begleiten. Darf es auch! Das rückt mMn die Bedeutung dessen, was passiert ist, ins rechte Licht und hilft mir wegzukommen von relativieren, runterspielen, "War doch nicht so schlimm" und "Ist ja jetzt vorbei"-Denken, das nur der Verdrängung dienen soll.

Wo ich tatsächlich in mir drin "durch" bin, verarbeitet hab, mich mit meinen Verletzungen ausgesöhnt hab, lässt Wut und Enttäuschung ganz von alleine nach. Da spüre ich dann an der inneren Freiheit, dass ich wieder was weggearbeitet bekommen hab. Da merke ich dann, dass die Wut, die Enttäuschung nicht mehr "mich" hat, sondern ich bin dann halt wütend oder enttäuscht.
Mal. Und es vergeht dann auch wieder. Da ist dann kein "Würgegriff" mehr an meiner Seele.

Ich wünsch dir jetzt erstmal gute Erfahrungen mit "raustreten und dich zeigen", und dass du da gute "Freiheiten" kennenlernst, die dich "reich" machen. :heart:

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amarok
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Beitrag Do., 24.12.2020, 10:41

Hallo Waldschratin

ja Du hast recht, vielleicht habe ich auch einfach nur die Erwartung, dass ich über der ganzen Sache stehen muss. Aber ich schaue ja auch nach vorne und plane meine Zukunft. Es braucht Zeit und ich muss einfach mehr Geduld mit mir haben. Auch damit, dass ich einerseits immer noch sehr an meinem Therapeuten hänge, aber auch los lassen will. Das sind noch Kämpfe, die ich in mir drin habe, aber ich weiss, dass ich das irgendwann schaffe.

Grüessli
Amarok
:-) bleib bei Dir :cool:

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amarok
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Beitrag Mo., 08.02.2021, 14:35

Das Leben ist nicht einfach, es geht Schritt für Schritt langsam vorwärts und hin und wieder fällt man auch wieder zwei Schritte zurück, aber gehört doch irgendwie zum Leben dazu. Psychotherapie ist eine schwere Kost und ich will mich nicht mehr so sehr damit beschäftigen. Diese Homepage finde ich wirklich gut und hilfreich, aber es tut mir persönlich nicht mehr gut. Ich will vorwärts schauen, das Schöne und Positive mehr geniessen. Deshalb melde ich mich bald aus dieser Seite ab und wünsche euch allen, die ich «kennen lernen» durfte alles Gute und viel Kraft!
:-) bleib bei Dir :cool:


Waldschratin
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Beitrag Mo., 08.02.2021, 16:40

Alles Gute und viel Kraft wünsche ich dir auch, liebe Amarok! :flower:
Und viel "lebendige Lebendigkeit", die dir Spaß macht.

Und wenn du mal wieder hier vorbeischauen möchtest, dann werde ich mich sehr freuen, von dir zu hören! :heart:

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amarok
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Beitrag Do., 25.02.2021, 15:07

Liebe Waldschratin

danke für Deine aufmunternden Wünsche.

Jetzt muss ich ehrlich zugeben, dass ich mir das Beenden der Therapie einfacher vorgestellt hatte. Naja, ich dachte; "jetzt halte ich es doch gut 1 Woche ohne Therapiestunde aus, da kann ich doch locker auf 1 Monat heraus gehen." Mmh und letztes Wochenende spürte ich mal wieder extrem wie ich meinen Therapeuten immer noch vermisse und hing wieder ein paar Stunden in meiner Traurigkeit fest. Ich komme zwar wieder schneller raus aus diesem Tief, aber es hilft mir immer noch, ihm kurz meine Gedanken und Gefühle zu schreiben. 1 Monat Pause zwischen den Stunden ist einfach noch zuviel, muss das nächste Woche mit ihm besprechen. Aber ich habe jetzt endlich realisiert, dass ich mich nicht drängen darf, wie es jeweils meine Eltern mit mir gemacht hatten, so a la: reiss Dich mal zusammen, bist schliesslich erwachsen...usw. Mein inneres Kind / Gefühl braucht soviel Zeit, wie es halt braucht, egal wie lange das noch ist und was andere sagen oder denken. Und das Schöne ist, mein Therapeut gibt mir diese Zeit - nur ich pusche mich selber zu sehr.

Bin also wieder da und lerne mehr auf mich zu hören und zu mir zu stehen, wie lange auch immer das braucht :-).
:-) bleib bei Dir :cool:


Waldschratin
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Beitrag Fr., 26.02.2021, 07:56

Liebe Amarok,
das ist gut, dass du auf dein Eigenes hörst und dir lieber nochmal Zeit gibts! :heart:
So ein Abschied will ja schließlich auch gelebt werden, und nicht "absolviert".
Und wenn du deinen Thera jetzt noch brauchst, und die Gelegenheit hast, dass keine Not ist, die Therapie ad hoc zu beenden, dann umso besser!

Mich hat dein Post an meinen allerersten "Kontakt" mit Therapie erinnert : Ich war in ner psychosomatischen Klinik zu der Zeit und hab dort "SST" gelernt : Selbstsicherheitsstraining.

Zwei Co-Theras machten diesen Kurs und eine der "obersten Regeln" dabei war : Du darfst deine Meinung jederzeit ändern!
Und einer der Co-Theras setzte dann immer noch drauf : Und wenn da einer um dich rum was dagegen hat (Dir das ankreidet, vorwirft etc.), dann hat DER die größeren Probleme! :-D

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amarok
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Beitrag So., 01.05.2022, 17:40

Huch, jetzt sind doch schon fast 1 1/2 Jahre vergangen und ich schaue kaum mehr in dieses Forum. Ist ja eigentlich auch ein gutes Zeichen :-) ein liebes Hallo an alle, die mich noch kennen:

Bin immer noch bei meinem Therapeuten, aber er ist nun mehr ein Coach, als ein Therapeut für mich. Ich melde mich nur noch bei ihm, wenn ich das Bedürfnis nach einem Gespräch habe. Und das wird im Moment so bleiben und tut mir auch sehr gut. Denn ich will mein Bürojob kündigen und ein Studium zur Lerntherapeutin machen. Das Interesse an Entwicklungspsychologie hält bis heute an und fasziniert mich immer noch. Es ist für mich ein Sprung in eine unbekannte Zukunft und da ist er für mich eine grosse Unterstützung.

Ich hatte grosse Angst vor dem Ende der Therapie, auch weil ich ihn mag und respektiere. Und ich weiss, dass das auch so bei ihm so ist, aber mehr eben nicht. So passt das für beide.

So viel habe ich in der Therapie gelernt, was mir fast jeden Tag irgendwo wieder bewusst wird. Ich kann jetzt endlich zu mir selber stehen und auch die Verantwortung der Anderen, ihnen selber überlassen. Ich bin egoistischer und auch ruhiger geworden und das tut unheimlich gut, was sich auch in der Verbesserung meiner Gesundheit zeigt. Jetzt endlich habe ich heraus gefunden, wer ich bin und was ich will und werde nun so meinen eigenen Weg gehen. Jede einzelne Stunde hat sich gelohnt, auch wenn es oft hart und schmerzvoll war und ein ewiges Auf und Ab. Aber wie sagt man so schön, lieber spät als nie. Wünsche euch alles Gute und viel Durchhaltewillen.

Liebe Grüsse
Amarok
:-) bleib bei Dir :cool:

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