Psychisch erkrankter Bruder

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Sanellaa14
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 41
Beiträge: 3

Psychisch erkrankter Bruder

Beitrag Fr., 29.12.2023, 00:52

Hallo an Alle!

Ich suche Rat aufgrund meines Bruders, der vor 4 Jahren eine Psychose erlitt und seither ärztliche Hilfe verweigert.
Mein Bruder ist schon seit er klein war schwierig im Umgang. Begonnen hatte alles mit der Scheidung unserer Eltern, die sehr unschön von statten ging. Mein Vater ist ein Choleriker und nicht in der Lage "Probleme" erwachsen zu lösen. Dies hat zu vielen schwierigen Jahren geführt und war stets mit Stress, Angst und sehr unangenehmen Situationen in unserer Familie verbunden.
Mein Bruder war 6 Jahre alt und konnte dies viel schwerer verkraften als ich.
Vor 4 Jahren kamen bei ihm einige Umstände zusammen (Trennung, Freundschaft mit einer psychisch instabilen Frau, Streitereien in der internen Familie), welche zu seiner Psychose geführt haben. Wir waren zu diesem Zeitpunkt auf Urlaub und ich musste ihn an unseren Heimatort bringen. Meine Mutter war an diesem Tag das Feindbild schlechthin.
Er bat mich/uns, ihn nicht einliefern zu lassen. Daraufhin begann der "Horrortrip".
Die Psychose haben wir fast allein mit ihm durchgemacht und versucht mit Medikamenten (Hausarzt) und "Dasein" zu bewältigen.
Wir haben 4 Jahre an seiner Seite gestanden, er hat sein Gehalt aus unserer Firma bezogen und war mit Wohnung und Gehalt abgesichert. Immer wieder versuchten wir ihn zu überzeugen, einen Arzt zu konsultieren. Er ging zu verschiedensten Personen (Exorzisten, Schamanen, etc...), jedoch nur 1x zu einem Psychiater. Dieser kontrollierte seine Hirnfunktionen und meinte, dass nichts auffälliges vorherrsche. Auf diese Aussage "hängt" er sich seitdem auf.
In diesem Jahren war er von instabil bis halbwegs stabil, mit Freunden und dann ohne und hat teilweise die verrücktesten Sachen gemacht.
Vor einer Woche kam es dazu, dass er alkoholisiert meine Mutter gewalttätig angriff. Wir haben anschließend unseren Hausarzt konsultiert, welcher meinte, dass eine Zwangseinweisung nicht unbedingt DIE Lösung ist und dass wir uns einen langfristigen Plan überlegen sollen, damit er die Einsicht erlangt, eine Therapie zu starten (er kennt meinen Bruder schon länger).
Ich habe nun einen Psychiater kontaktiert, mit dem wir besprechen werden, welche die besten weiteren Schritte sind.

Dieser Auszug ist ein kleiner aus 4 Jahren Schockzuständen, Selbstreflektion und neuen Erfahrungswerten.
Ich wende mich an dieses Forum, weil es mir ein Anliegen wäre, Erfahrungswerte und Tipps in solch einer Situation zu bekommen und bin sehr dankbar über klare und einfühlsame Ratschläge.

Ganz liebe Grüße :)

Werbung

Benutzeravatar

amorfati
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 284

Beitrag Fr., 29.12.2023, 09:54

Wer hat denn die Psychose diagnostiziert?

Vielleicht habe ich deinen Text falsch aufgefasst, aber für mich liest sich das so, als ob dein Bruder gar keinen Grund hat, von sich aus etwas an seinem Zustand zu tun. Scheint mir eher so, dass ihr offenkundig leidet und er (noch nicht) genug. Er ist finanziell abgesichert durch die Familie, ihr steht seine psychotischen Zustände mit ihm durch, ihr sucht für ihn Ärzte...

Und dass er eure Mutter angreift, wird das auch "familienintern geregelt"? Oder ist eure Mutter zur Polizei gegangen?

Mit diesem Sicherheitsnetz im Hintergrund besteht für ihn jedenfalls kein dringender Grund, sich ändern zu müssen. Die anderen machen ja für ihn mit. Und solange er sich nicht ändern will, werdet ihr ihm auch nicht helfen können.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Sanellaa14
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 41
Beiträge: 3

Beitrag Fr., 29.12.2023, 10:14

Liebe Amorfati,

Vielen lieben Dank für deine Nachricht!
Ja, genau so ist es.
Er sieht keinen Grund etwas ändern zu müssen, weil es ihm an „nichts“ fehlt.
Die Psychose hat der damalige Arzt diagnostiziert. Wir dachten er sei schizophren. Aus nachträglicher Sichtweise war ein stark paranoid.
Seit damals ist er zu keinem Arzt mehr gegangen. Wir können also nur raten, was mit ihm los ist.
Polizei wurde keine gerufen. Lediglich der Hausarzt.
Meine Mutter hat ihm gesagt, dass sie die Polizei ruft, sollte dies noch 1 einziges Mal passieren.

Der Punkt ist, dass wir beide Angst haben, dass er „abrutscht“, zudem dreht er immer völlig durch, wenn wir ihm sagen, dass wir seinen Lohn etc kürzen, wenn er sich nicht helfen lässt.
Ich für meinen Teil bin gefühlt unfähig richtige Handlungen zu setzen und weiß nicht, wie man so etwas „angehen“ soll um ihn zu einer Handlung/Hilfe für sich selbst zu bewegen.
Ich bin schon gespannt was uns der Psychater rät und bin wirklich für jede Hilfe/Anregung dankbar.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag

Benutzeravatar

amorfati
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 284

Beitrag Fr., 29.12.2023, 10:24

Okay, dann ist ja u. U. gar nicht so klar, ob er aktuell psychotisch ist/handelt oder unter einer Schizophrenie leidet.
Hatte dein Bruder denn Vertrauen zu dem alten Arzt, der die Psychose diagnostiziert hat? Kann da eventuell nochmal ein intervenierendes Gespräch stattfinden?

Eure Bedenken kann ich alle verstehen. Mein Bruder war suchterkrankt und meine Mutter hat ihn auch immer finanziell und organisatorisch "unterstützt" aus der Angst heraus, er könne noch mehr abrutschen. Geholfen hat es ihm nicht, mittlerweile lebt er nicht mehr. Co-Abhängigkeit nennt man das wohl.
Muss mit deinem Bruder ja nicht ein genauso schlimmes Ende nehmen, aber ich gebe mal vorsichtig zu bedenken, dass er bereits abgerutscht ist...

Ich würde dir raten, auch wenn es schwer ist, erst einmal an eure eigene körperliche und psychische Gesundheit zu denken. Wenn es euch nicht gut geht, könnt ihr ihm auch keine Hilfe sein.
Und ansonsten könntet ihr euch mit eurem Anliegen an eine Sozialberatungsstelle in eurer Stadt/Gemeinde wenden wie die Caritas oder AWO etc. Schon mal danach gegoogelt?

Ich wünsche euch eine möglichst rasche und gute Lösung für alle Beteiligten.

Werbung

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Fr., 29.12.2023, 10:30

Sanellaa14 hat geschrieben: Fr., 29.12.2023, 00:52 Vor einer Woche kam es dazu, dass er alkoholisiert meine Mutter gewalttätig angriff. Wir haben anschließend unseren Hausarzt konsultiert, welcher meinte, dass eine Zwangseinweisung nicht unbedingt DIE Lösung ist und dass wir uns einen langfristigen Plan überlegen sollen, damit er die Einsicht erlangt, eine Therapie zu starten (er kennt meinen Bruder schon länger).

Leider verfestigt sich so eine Psychose immer mehr je länger die Symptome unbehandelt laufen. Die Ärzte die euch da geraten haben haben euch leider auf den völlig falschen Weg geschickt. Und auch der jetzige hat genau den falschen Rat gegeben.
Der Versuch mit Freiwillig hat VIEL zu lange absolut keinen Effekt gehabt.

Da gehört umgehend die Zwangseineweisung her. Keine Krankheitseinsicht ist ein typiches Symptom der Krankheit. Bei einem akuten Psychotiker mit Reden zu versuchen Krankheitseinsicht zu erzeugen ist nutzlos, das ist eben eines der Merkmale der Krankheit. Das sieht man ja auch daran dass man schon ganz normalen Verschwörungstheorie-Gläubigen ohne Psychose ihren Glauben an Chemtrails und die Corona-Verschwörung nicht ausreden kann, egal welche Argumente man bringt und wie geduldig man denen zuhört.

Und eine Therapie ist in dem Fall die Einnahme von Medikamenten, eine Psychotherapie hilft bei einer Psychose/Schizophrenie nicht. Das wird er vermutlich auch wieder verweigern.

Das gehört in professionelle Hände, ggf braucht er auf Dauer auch ein betreutes Wohnen, einen gerichtlich bestimmten Betreuer für Gesundheitsbelange oÄ. Und auf jeden Fall gehört er erst mal in eine (ggf geschlossene) Psychiatrie.

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3985

Beitrag Fr., 29.12.2023, 10:41

Sanellaa14 hat geschrieben: Fr., 29.12.2023, 10:14
Der Punkt ist, dass wir beide Angst haben, dass er „abrutscht“, zudem dreht er immer völlig durch, wenn wir ihm sagen, dass wir seinen Lohn etc kürzen, wenn er sich nicht helfen lässt.
Ich für meinen Teil bin gefühlt unfähig richtige Handlungen zu setzen und weiß nicht, wie man so etwas „angehen“ soll
der Psychiater wird euch auch nicht viel sagen können ohne deinen Bruder zu sehen.

Dein Bruder ist doch in einer komfortablen Situation. Er hat wie ein Kind gelernt "ich muss mich nur genug aufführen dann wagen die es nicht was zu tun".
Selbst ein tätlicher Angriff auf die Mutter bleibt ohne Folgen, alle machen nur "du du du". Warum sollte er etwas ändern? Er bekommt Gehalt, alles läuft.

Ihr tut eurem Bruder keinen Gefallen damit. Er hat keine Krankheitseinsicht, was durchaus Teil seiner Krankheit sein kann.
So verfestigt sich die Sache aber immer mehr und er bekommt keine adäquate Behandlung.
Vielleicht sucht ihr euch erst einmal Hilfe und Rat bei einer Beratungsstelle. Und dann müsstet IHR euer Verhalten ändern, klar und konsequent sein, Entscheidungen treffen und durchziehen. Oder wie lange wollt ihr noch so weiter machen?

Und sorry "drohen" den Lohn zu kürzen: Das ist wie einem Kind mit Handyentzug zu drohen wenn es nicht Mathe lernt. Das ist kein erwachsener, sinnvoller Umgang

Klar wäre: Ich kann so nicht mehr weiter machen. Ich will so nicht mehr weiter machen. Daher mache ich a und b und c und erwarte von dir x und y. Falls nicht ist das deine Entscheidung, ich werde das nicht mehr abfangen

Benutzeravatar

Takli
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 428

Beitrag Fr., 29.12.2023, 10:42

Hallo liebe Sanellaa,

leider ist das ein gängiges Problem bei Psychose den Betroffenen in Behandlung zu bekommen. Das liegt daran, daß die Krankheitseinsicht fehlt. Dabei kann man mit Hilfe von Neuroleptika, möglichst früh eingesetzt, dem Erkrankten sehr gut helfen.

Mit Zwang und Druck erreicht man meist nur das Gegenteil. Es bedarf einiges Geschick den Betroffenen zum Arzt oder in die Psychiatrie zu bekommen. Manchmal klappt es auch gar nicht und man muß zusehen, daß man sich selbst schützt und Abstand hält. Bei Gewalttätigkeit kann man natürlich auch die Polizei rufen, dann kommt es zu einer Zwangseinweisung. Diese ist für die Beziehung meist recht belastend, da muß man abwägen.

Ihr könnt euch auch vom sozialpsychiatrischen Dienst eurer Stadt beraten lassen, die haben Erfahrung mit psychischen Erkrankungen.

Wichtig ist auch sich selbst nicht zu vergessen. Das kann man dem Betroffenen auch vermitteln, daß man seine Grenzen erreicht hat und nicht mehr fähig/willig ist das weiter mitzumachen. Entsprechende Konsequenzen sollten dann natürlich zum eigenen Schutz auch folgen.

Ich hoffe ihr könnt gemeinsam einen Weg finden.

Alles Gute!

Benutzeravatar

amorfati
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 284

Beitrag Fr., 29.12.2023, 10:44

Grundsätzlich stimme ich dir zu, münchnerkindl. Nur ohne akute Eigen- oder Fremdgefährdung wird es mit einer Zwangseinweisung, zumindest nach dem PsychKG, nichts (zum Glück muss man sagen, dass die Hürde, jemanden gegen seinen Willen zu behandeln, mittlerweile höher ist).
Über eine Eigengefährdung kann man sich streiten. Er hat ja wie jeder andere Mensch auch das Recht, sich selbst "kaputt" zu machen. Und die Fremdgefährdung ist auch schwer nachweisbar, da nach dem tätlichen Angriff auf die Mutter ja keine weiteren Schritte erfolgt sind.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Sanellaa14
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 41
Beiträge: 3

Beitrag Fr., 29.12.2023, 11:13

Vielen lieben Dank!
Eure Antworten helfen mir alle sehr!!!!

ich gebe jedem Einzelnen Recht!
Der schwierige Punkt einer Zwangseinweisung ist, dass, mein Bruder dort nicht länger als 2-3 Wochen bleiben wird. Er ist irrsinnig clever und wird den Ärzten erklären, dass es eine einmalige Situation war, er seine Schuld einsieht und dies nie wieder tun wird (er erklärt uns ja auch immer wieder, dass alles in Ordnung ist. Und das wirklich glaubwürdig. Deshalb haben wir ja 4 Jahre "zugesehen"). Wenn man ihn dann entlässt, ist unsere Beziehung komplett kaputt und ein weiterer Versuch ihn zur eigenen Heilung zu bewegen fast unmöglich.
Wie du, Takli, erwähnt hast, erreicht man mit Zwang und Druck meist nur das Gegenteil. Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Dieses Geschick, von dem du gesprochen hast, muss ich mir jetzt aneignen. Darüber möchte ich auch mit dem Psychiater sprechen. Ich bin da nicht so versiert. Vor allem deshalb nicht, weil es familienintern ist und er mich ständig triggert, sodass ich immer wieder mal laut werde.
Ich hoffe nicht, dass wir unser ganzen Leben lang zusehen müssen, wie er immer mehr abrutscht. Man wird sehen....
Bezüglich unseres Schutzes: da sind meine Mutter und ich schon ganz gut darin. Wenn wir Zeit für uns benötigen, nehmen wir uns diese auch. Und unser Arbeitsort ist auch nicht am Wohnort, somit haben wir auch immer einen gesunden Abstand.

@amorfati: mein aufrichtigstes Mitgefühl für deine schwere Geschichte <3 ich kann dir zu gut nachfühlen, welche schweren Zeiten du hattest! Ich hoffe du hast diese Zeit halbwegs verarbeiten können und es geht dir wieder besser. Und Dankeschön, dass du hier Menschen hilfst, die "ähnliches" erleben müssen!!
Ps: ich habe keine Ahnung ob er psychotisch, schizophren, Borderliner und/oder psychopathisch ist... auf jeden Fall hat er eine gravierende Persönlichkeitsstörung

Zwischendrin: Danke auch an alle anderen für eure Zeit und Hilfe!!!!

@chrysokoll: ich gebe dir zu 100% Recht und auch wenn das blöd klingt, es tut unfassbar gut, dies zu lesen. Ich bin auch der Typ, der mal auf den Tisch haut und Konsequenzen in die Tat umsetzt, ich brauche nur als Unterstützung meine Mutter dafür, dass wir am gleichen Strang ziehen und eine harte Mauer aufbauen, damit erprobt werden kann, wie sich diese Konsequenzen auf ihn auswirken können.
Und, ich brauche Tipps für eine adäquate Vorgehensweise, also Dankeschön für a,b,c und x,y :) so einen Leitfaden brauche ich!!!!
Ich habe bei aller Liebe und allem Respekt keine Lust mehr so weiterzumachen!!

ganz liebe Grüße an euch alle :)

I

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Sanellaa14
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 41
Beiträge: 3

Beitrag Fr., 29.12.2023, 11:14

@amorfati: wir haben Fotos von den blauen Flecken gemacht und ein Protokoll dieses Geschehens gemacht

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15219

Beitrag Fr., 29.12.2023, 12:31

Hallo,

Ich würde dazu raten, wenn er gewalttätig, die Polizei zu rufen. Es hilft nichts dies in der Familie zu verschleiern.
Das würde ich auch einüben, damit es im Notfall klappt.

Viele Grüße
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

amorfati
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 284

Beitrag Fr., 29.12.2023, 12:55

Danke Sanellaa, ich habe das in der Tat halbwegs verarbeiten können bzw. gelernt mit dem Schmerz zu leben. Ich bin hier aber nur eine unter vielen Usern, die trotz oder wegen ihrer Hintergrundgeschichte versuchen, Tipps zu geben.

Im Prinzip hast du ja jetzt schon viele Hinweise bekommen, wie ihr momentan mit der Situation umgehen könnt. Hilfe suchen (Beratungsstellen, ehemaliger Arzt?), notfalls Polizei einschalten, gesunde Abgrenzung üben und dem Bruder nicht alles abnehmen.

Welche psychische Erkrankung letztlich hinter dem destruktiven Verhalten deines Bruders steckt, darüber können wir hier ja auch nur spekulieren. Das muss ein Facharzt feststellen (wenn dein Bruder dazu bereit ist). Ist aber für euer Verhalten erstmal auch nicht relevant.

Darf ich fragen, wozu ihr "Beweismittel" gesichert habt? Steht da doch der Gedanke einer Zwangseinweisung hinter?

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3985

Beitrag Fr., 29.12.2023, 13:24

Takli hat geschrieben: Fr., 29.12.2023, 10:42 Bei Gewalttätigkeit kann man natürlich auch die Polizei rufen, dann kommt es zu einer Zwangseinweisung. Diese ist für die Beziehung meist recht belastend, da muß man abwägen.

Ihr könnt euch auch vom sozialpsychiatrischen Dienst eurer Stadt beraten lassen
ja, so etwas kann und wird die Beziehung belasten. Aber das Verhalten des Bruders, auch wenn es ganz oder teilweise aufgrund von Erkrankung passiert, belastet auch alle massiv.
Und ich denke gerade nach Gewalt braucht es ein klares Zeichen: Das ist die Grenze
Ich finde damit ist massiv eine rote Linie überschritten und das darf der Bruder auch wissen und spürten. Nicht nur mit "du du du" und auch nicht nur mit Androhungen. ICH würde da beim nächsten Mal die klare Grenze ziehen. Sowas passiert ja dann leider auch nicht nur einmal und weitet sich auch aus

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3985

Beitrag Fr., 29.12.2023, 13:33

Sanellaa14 hat geschrieben: Fr., 29.12.2023, 11:13
@chrysokoll: ich gebe dir zu 100% Recht und auch wenn das blöd klingt, es tut unfassbar gut, dies zu lesen. Ich bin auch der Typ, der mal auf den Tisch haut und Konsequenzen in die Tat umsetzt, ich brauche nur als Unterstützung meine Mutter dafür, dass wir am gleichen Strang ziehen und eine harte Mauer aufbauen, damit erprobt werden kann, wie sich diese Konsequenzen auf ihn auswirken können.
Und, ich brauche Tipps für eine adäquate Vorgehensweise, also Dankeschön für a,b,c und x,y :) so einen Leitfaden brauche ich!!!!
Ich habe bei aller Liebe und allem Respekt keine Lust mehr so weiterzumachen!!
vielen Dank für deine Rückmeldung!

Ich glaube der zentrale Punkt ist dass DU sagst: So mache ich nicht mehr weiter
Diese Entscheidung steht am Anfang. Du musst dir für dich selber sicher sein.

Dann brauchst du auch nicht die Mutter dazu. Sie ist ein eigenständiger Mensch, sie kann ihre Entscheidungen treffen.
Du triffst deine.
Oder wohnt ihr alle zusammen in einer Wohnung?

Ich denke zu nimmst auch zu viel vorweg, was wäre wenn. Was dein Bruder tun würde. Das sind alles Annahmen, es kann so sein, es muss aber nicht so sein. Ja, kann sein dass dein Bruder nur kurz in der Klinik bleibt. Das ist nicht deine Verantwortung. Das kannst du nicht beeindlussen.
Mach dich frei von dem Gedanken dass du ihn "retten" kannst.
Helfen kannst du ihm ja auch nicht so wie es gerade läuft. Und das meine ich nicht als Vorwurf! Ihr habt als Familie versucht das aufzufangen und seid nun weit über der Grenze.

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Fr., 29.12.2023, 17:06

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 29.12.2023, 10:41 Und sorry "drohen" den Lohn zu kürzen: Das ist wie einem Kind mit Handyentzug zu drohen wenn es nicht Mathe lernt. Das ist kein erwachsener, sinnvoller Umgang

Wenn er keine adäquate Arbeitsleistung und kein adäquates Verhalten am Arbeitsplatz bringen kann dann gehört er aus dieser Arbeit entfernt. Dann wird er vom Arzt krankgeschrieben und bekommt zuerst mal Krankengeld.

Der hat euch echt gut erzogen mit seinem untragbaren Verhalten. Er bekommt Wutanfälle wie ein Kleinkind und schon spurt ihr und macht ihm alles recht. Warum sollte er da Krankheitseinsicht entwickeln, es läuft doch alles ganz paletti für ihn.

Ich würde dir dringend raten dir für dich, bzw die Familie Beratung beim Sozialpsychiatrischen Dienst in Anspruch zu nehmen. Die können euch beraten wie ihr dafür sorgen könnt dass das rennitente Kerlchen erst mal in die Psychiatrie wandert, und zwar egal ob ihm das passt oder nicht.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag