Gescheiterte Partnerschaft und fehlende Akzeptanz

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Philipp111
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Gescheiterte Partnerschaft und fehlende Akzeptanz

Beitrag Mo., 11.04.2022, 10:10

Hallo Leute, ich bin sehr froh und dankbar, dass ich das Forum hier gefunden habe.

1,5 Jahre habe ich versucht sie dazu zu bewegen, sich intensiv helfen zu lassen. 1,5 Jahre, in denen ich mit ihr offen über Verluste kommuniziert habe und für mich erkennbar war, dass sie ihre extremen Verlustängste mit Hilfe in den Griff bekommen muss. 1,5 Jahre habe ich mich immer wieder die Streitereien angetan, wenn ich mal 10 Minuten nach Arbeitsbeginn nicht Bescheid gegeben habe, dass ich auf der Arbeit angekommen bin. Es hätte mir ja sonst was passiert sein können. Wenn ich mal 15 Minuten länger habe arbeiten müssen, sind Streitereien ausgebrochen, die mit nichts zu rechtfertigen gewesen wären. Streitereien, die ich vll noch hätte akzeptieren können, wenn ich sie betrogen hätte, nicht aber, weil ich mal 15 Minuten länger auf der Arbeit war. Das ging so weit, bis sie Weihnachten 2021, weil ich noch mit meiner Familie im Wohnzimmer gesessen habe, anstatt zu ihr ins Bett zu kommen, aus Eifersucht auf meine Familie einen Wohnzimmertisch durch die Wohnung geworfen hat (derartige Wutausbrüche kamen nicht selten vor). Und ich mir dann vorgenommen habe, dass ich dieses Verhalten, welches mich fast seit Beginn der Beziehung sehr belastet, nicht mehr ertrage und dulde. Ich deshalb einen Schlussstrich ziehe, auch wenn ich da noch nicht wusste, wie. Ich hatte Angst, wie sie mit dem Verlust umgehen würde. Einen Monat später habe ich das Beziehungsende dann klar ausgesprochen. Daraufhin folgten mehrfach Suizidandrohungen bis hin zur Äußerung konkreter Vorgehensweisen. Dass sie sich und den gemeinsamen Hund umbringen werde, um ihn nicht alleine zurückzulassen. Denn ohne mich wird sie nicht weiterleben.
Ich habe sie angefleht sich helfen zu lassen, musste sie schlussendlich von der Polizei aufgrund Eigengefährdung in einer Psychiatrie unterbringen lassen.
Dass das das einzig richtige war, zeigte sich noch während dem Polizeieinsatz, als sie erst versuchte, auf mich und einen der Polizisten einzuschlagen und sich später in einem passenden Moment im Bad verschanzte, um sich dort mit einem Rasiermesser die Hauptschlagadern am linken Arm zu öffnen.
Am nächsten Tag bestätigte ein Richter die Unterbringung für 14 Tage. Ich habe mich innerlich gefreut. Jetzt wird ihr geholfen, ob sie will oder nicht. Ich kümmere mich solange um den gemeinsamen Hund und wenn sie auf eigenen Beinen steht, wird er wieder zu ihr gehen, weil er ihr wichtigster halt war.
Aber weit gefehlt. Die Eltern hatten damit ein Problem, wollten die Tochter nicht in der „Klappse“ sehen. Haben irgendwie mit der Klinik vereinbart, dass sie in eine private Akutklinik geht und sich dort aus freien Stücken helfen lässt. Wie das das richterliche Urteil umgehen kann, kann ich bis heute nicht nachvollziehen.
Acht Wochen wurde ich dann gezwungenermaßen wieder mit ins Boot geholt. Weil sie jederzeit aus der Klinik gehen konnte, war ja freiwillig, drohte sie mit fortan sich was anzutun. Immer wenn ich abblockte, riefen die Eltern mich an. Verlangten, da ich der einzige sei, der an sie herankäme, dass ich ihr helfe… nach acht Wochen konnte ich überhaupt nicht mehr. Habe wieder eine klare Ansage gemacht, verlangt, dass diese Menschen alle aus meinem Leben verschwinden sollen. Ich wollte einfach nur noch weg. Ich habe nicht nur 1,5 Jahre in der Beziehung meine Bedürfnisse hinten angestellt, auch nach der klaren Trennung ging es immer nur um sie.
Und dann hat sie wieder aktiv gedroht, sich umzubringen. Und wieder war die Polizei da. Und wieder bin ich für die Familie der böse.

Was bleibt zurück?
Zwei kranke Seelen. Die eine war es vermutlich schon, die andere wurde es dadurch. Eine durch den Polizeieinsatz zerstörte Wohnung, weil man hier mehrere Türen eingetreten hat. Hohe Kosten für einen Privatklinikaufenthalt, der bisher nichts brachte. Und die fehlende Einsicht, dass diese Seele einen akuten Aufenthalt in einer geschlossenen Psychiatrie bedarf, mit einem Entzug meiner Person, weil sie nach mir wortwörtlich süchtig ist.
Mittlerweile bin ich selbst in Gesprächstherapie, um das alles aufzuarbeiten. Aber von ihrer Familie werde ich als der Kranke hingestellt…

Und da habe ich noch nicht davon geredet, wie sie zwei mal mit einem Küchenmesser vor mir stand oder unter 3 oder 4 mg Tavor und Auto gestürmt ist und wegfahren wollte.

Sie erwartet, dass ich trotz meinem Schlussstrich an der Beziehung festhalte, während ihrem Klinikaufenthalt treu bin und mich zu Hause isoliere, bis sie dann wieder kommt und wir einfach weitermachen. Aber das kann und will ich mir nicht mehr vorstellen.
Und wenn es nach ihren Eltern geht, lüge ich ihr das einfach vor, bis „ich mich ausgeschlichen habe“ und sie es von alleine akzeptiert. Ich weiß nicht mehr weiter und mittlerweile kann nach all den Vorwürfen von ihr und der ganzen Familie nicht mehr rational abgrenzen, war fair und sinnvoll ist.

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candle.
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Beitrag Mo., 11.04.2022, 11:08

Hallo,

was ist denn dein Anliegen an das Forum?

Kannst du schauen, dass du den Kontakt zu ihrer Familie abbrichst?
Seid ihr verheiratet?

Es ist sicher schwer da jetzt herauszukommen, gut dass du therapeutische Hilfe hast! Aber deine Partnerin muß eben auch jetzt alleine zurechtkommen, du mußt ihr nichts vorspielen.

LG candle
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Takli
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Beitrag Mo., 11.04.2022, 14:01

Hallo Philipp,
das hört sich schlimm an, was du da durchmachen mußtest und mußt. Wichtig ist jetzt vor allem erstmal ausschließlich an dich zu denken, damit du keinen Schaden nimmst. Gut, daß du dir Hilfe gesucht hast. Ich denke zur Zeit ist es wichtig dich von den Eltern abzugrenzen. Deine Freundin muß jetzt lernen allein klarzukommen. Sie hat in der Klinik Hilfe, wenn sie die nicht annehmen will, ist das ihre Entscheidung. Du bist nicht ihr Therapeut und kannst ihr nicht helfen. Ganz im Gegenteil, du läufst Gefahr selbst aus dem Gleichgewicht zu geraten. Das würde ich versuchen den Eltern klarzumachen. Deiner Freundin etwas vorzuspielen, halte ich für den falschen Weg. Du hast alles richtig gemacht, auch wenn den Eltern das in ihrer Hilflosigkeit und Verzweiflung nicht gefällt. Versuch dich nicht moralisch unter Druck setzen zu lassen. Auch die Eltern müssen jetzt lernen mit der Erkrankung ihrer Tochter umzugehen. Es wäre weder für deine Freundin noch für dich hilfreich, wenn du dich weiterhin opferst.

Alles Gute,
Takli

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 11.04.2022, 18:18

Da hilft nur den Kontakt komplett abbrechen.

Und für die Schäden die entstanden sind evtl zivilrechtliche Schritte einleiten dass dir das erstattet wird, wenn möglich.

Wirklich, diese Leute, die schwer psychisch kranke Tochter und die co-abhängigen Eltern die jetzt dich für ihren Trip instrumentalisieren, manipulieren und missbrauchen wollen müssen aus deinem Leben verschwinden.

Denen kannst du nicht helfen. Und ja, wenn sie sich umbringen will, dann soll sie. Es ist ihr Leben, ihr Körper, ihre Entscheidung.

Sperr die Telefonnummern und Emailadressen sodass das nicht mehr ankommt bei dir, schmeiss Post die kommt weg.

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Philipp111
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Beitrag Mo., 11.04.2022, 19:08

Vielen Dank für eure Antworten.

Was ich mir hier erwarte? Vielleicht Zuspruch, vielleicht ehrliche Meinungen und wenn es reinpasst auch Kritik. Wenn ich mit meinem Verhalten ihr gegenüber falsch liege und mir das außenstehende/neutrale Personen sagen, ist das auch okay. Vielleicht bisschen Druck ablassen. Ich weiß es nicht.

Ich war heute nochmal in dieser Klinik, um ein Gespräch mit ihr im Beisein der Therapeutin zu führen. Ich habe nochmals klargestellt, dass die Beziehung vorbei ist, ich ihr die letzten Wochen lediglich helfen wollte, ich mich von den Eltern nur ausgenutzt und instrumentalisiert fühle. Sie hat es natürlich nicht gut aufgenommen. Die Therapeutin und ich wir sind uns einig, dass nur ein abrupter Kontaktabbruch helfen kann. Dass ein „ausschleichen“ wie es die Eltern sich vorstellen, nichts bringen wird. Leider wollte sie dann wieder aus der Klinik abhauen. Mir wurde zugesagt, dass ich gehen kann und muss, dass sich die Klinik um alles kümmern wird und ich am besten nicht auf ihre Anrufe und Nachrichten reagieren soll. Das habe ich nun auch, habe sie überall blockiert, auch wenn es mir unfassbar schwer fällt und wehtut, weil ich dadurch auch die Kontrolle abgebe, nicht weiß wie es ihr geht. Einfach Angst um sie habe und trotzdem nicht daran denken könnte, an dieser toxischen Beziehung anzuknüpfen.

Übrigens: wir sind „nur“ ein paar gewesen. Haben zuletzt zusammen gewohnt. Wir waren knapp 2 Jahre zusammen, früh habe ich gemerkt, dass was nicht passt. Aber alle versuche ihr zu helfen, scheiterten. Bis ich den Mut gefasst habe, den Schlussstrich zu ziehen.

Der Schaden bzw. die damit verbundenen Kosten sind mir aktuell zweitrangig. Der lässt sich ersetzen und gut ist. Ich hoffe einfach, es kehrt Ruhe ein und sie schafft es irgendwann und irgendwie.

Vg

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candle.
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Beitrag Mo., 11.04.2022, 19:46

Philipp111 hat geschrieben: Mo., 11.04.2022, 19:08 Wir waren knapp 2 Jahre zusammen,
Oh, das ist ja gar nicht so lang.

Da könntest du dich hinterfragen wie du so schnell in so eine Beziehung gekommen bist. Das ist sicher auch interessant. Und vielleicht gut für die Zukunft deinem Gefühl zu folgen im Sinne was für dich gut ist in einer Beziehung.

LG candle
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Sydney-b
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Beitrag Di., 12.04.2022, 12:24

Es ist richtig und gut, dass du den Kontakt abgebrochen hast.
Alles andere würde den Status quo nur erhalten.

Was mich aber wundert: wie konnte es nur so weit kommen?
Frühzeitig hast du erkannt, dass mit deiner Freundin was nicht stimmt.
Warum hast du trotzdem an der Beziehung festgehalten?
Sie hat dich doch von Anfang an belastet.
In eurem Fall auch nicht zu knapp, ansonsten wäre das ja noch nachvollziehbar.

Es ist wichtig, dass du deinen Anteil in der Therapie anguckst.
Sonst könnte die nächste Beziehung ähnlich aussehen.

Einen Punkt hast du ja bereits erkannt: du gibst nicht gerne die Kontrolle ab.

Und lass dir von den Eltern deiner Ex Freundin kein schlechtes Gewissen einreden.
Für sie ist die Situation natürlich sehr schlimm und sie waren sicherlich froh, dass du so viel auf dich genommen hast, weil es sie entlastet hat.

Was haben denn deine Eltern dazu gesagt, als deine Freundin plötzlich an Weihnachten den Tisch durch die Gegend geworden hat?
Unterstützt dich deine Familie und/oder Freunde?


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Philipp111
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Beitrag Di., 12.04.2022, 16:20

Wie konnte es soweit nur kommen? Das ist eine gute Frage! Vermutlich habe ich auf eine Besserung gehofft? Schließlich waren/sind meine Gefühle für den Menschen enorm und sie ist mir auch sehr wichtig. Das wollte ich erhalten und auch darum kämpfen. Aber leider waren die Ansichten, insbesondere wie ich die Erkrankung erlebe und wie ihre Eltern sie erleben, unterschiedlich. Ich war eben die Bezugsperson, die am meisten von den negativen Seiten abbekommen hat.
Und ich denke mal Kontrolle nicht verlieren wollen, ist eher der zweitbeste Grund. Besser passt, dass in mir die Hoffnung und der Wunsch groß war, dass ICH ihr irgendwie helfen kann und sie da rausbekomme, bzw. Es besser wird.

Und genau das war auch schon Thema bei meiner Gesprächstherapie. Aufgrund kindlicher Erfahrungen und Schicksale neige ich wohl dazu, unterbewusst Menschen auszusuchen, die in meinen Augen Hilfe benötigen. Bzw gesunde und selbstständige Menschen scheinen auf mich eine weniger anziehende Wirkung zu haben, weil ich anscheinend ein stark ausgeprägtes Helfersyndrom habe. Deshalb konnte ich bisher auch nie wirklich gehen und nein sagen. Zu oft hat mich die Aussage: „ich bin und war dir unwichtig, du bist dir am wichtigsten und ich bin dir egal.“ getriggert, mich noch mehr reinzuhängen. Das muss ich jetzt lernen.

Meine Familie hat an Weihnachten davon nichts mitbekommen, weil das erst nach dem familiären Fest war. Letztlich als alle weg waren und sie wieder angepisst war, weil ich nicht mit ihr ins Bett bin, sondern meine Familie „bevorzuge“..

Meine Familie weiß von der ganzen Situation, meine Mutter macht sich dahingehend auch große Sorgen, zumal meine Ex oft unberechenbar ist. Auch Meike Freunde wissen davon, aber da wird sie halt als verrückt abgestempelt und fertig. Ich möchte solch krankhafte Zustände nicht verharmlosen, weil ich selbst immer wieder mit psychisch auffälligen Menschen zu tun habe und das dann sehr abwertend finde. Zumal sie ja auch Hilfe verdient hat. Nur ich kann und werde sie ihr nicht geben können.

Vg

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