Hallo ihr Lieben!
Ich würde gerne mal eine Einschätzung zum Verhalten meiner Mutter (50 Jahre) bekommen. Ich bin mir relativ sicher, dass sie, wie auch immer geartete, psychische Probleme hat. Ich weiß natürlich, dass eine Ferndiagnose nicht möglich ist, aber vielleicht habt ihr trotzdem Ratschläge für mich.
Familiärer Hintergrund meiner Mutter:
Arbeiterschicht; jüngstes von 6 Kindern, von 3 unterschiedlichen Männern; vermeintlicher Erzeuger (Vaterschaft wird angezweifelt) ist der Mann, mit dem sie als Vater aufgewachsen ist; dieser schlug die Kinder gelegentlich mit dem Gürtel; von Eltern kaum unterstützt; Hauptschule, Qualifikation für's Gymnasium; Eltern verweigerten den Schulwechsel; Hauptschulabschluss, Ausbildung; schämt sich für "asoziale" Familie; Verhältnis zu Eltern angespannt; häufige Streitereien mit Mutter; Eltern inzwischen verstorben.
Spätere Familiengeschichte:
Lernte meinen Vater kennen; 1 Tochter, 2 jüngere Söhne; hört auf zu arbeiten, Trennung nach 19 Jahren
Verhältnis zur Familie des (Ex-)Ehemannes:
Fühlt sich von Schwiegermutter kontrolliert und unter Druck gesetzt; von Schwägerin kritisch beäugt; gutes Verhältnis zum Schwiegervater (inzwischen verstorben).
Ihr Verhalten:
Häufig gestresst, überfordert; wurde schon früh vom Mann mit der Kindererziehung allein gelassen; nur wenige soziale Kontakte (Mann blockte neue Bekanntschaften ab); keine "Erfüllung" im Familienleben und Dasein als Hausfrau.
Nach außen: Bild von "perfekter" Hausfrau und Mutter; sehr bemüht und engagiert; Kinder immer sehr gut gekleidet, besuchen Kurse und Vereine; freundlich und charismatisch; gutes Bild nach außen wichtig, "was die Anderen denken"
Nach innen (Familie):
niedrige Frustrationsschwelle, extrem schnell gereizt; ein falsches Wort, kleine Verfehlungen, Widersprechen führen zu Wutausbruch; Schreien, Hineinsteigern bis zum Weinen, Gegenstände werfen, Beschimpfungen (Kraftausdrücke), Androhung von körperlicher Gewalt, "irrer" Blick; jedoch auch fürsorglich und liebevoll --> "Schalter" wird sehr schnell umgelegt, ausgelöst durch "Kleinigkeiten", wie vermeintlich unfreundliche Antwort, falsches Anschauen, eine andere Meinung haben, etwas "falsch" machen.
Wutausbrüche werden häufiger; unberechenbar, willkürlich; Mutter sieht sich als Opfer, versteht Verfehlungen anderer Menschen als Angriff auf sich selbst; erkennt Grenzen/Privatsphäre anderer nicht an; ist wütend, wenn eines der Kinder krank wird, hält Krankheiten für Täuschung, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen; lädt Ehe-Probleme auf Tochter ab; Liebesentzug, Sprechverbot
Typische Sätze:
-Du bist abgrundtief böse, kannst später zusehen, wie du klarkommst.
-Das hast du absichtlich gemacht.
-Hör auf damit, die anderen sollen das nicht sehen.
-Niemand hilft mir, alles muss ich alleine machen.
-Das sagst du nur, um mich schlecht dastehen zu lassen.
-Entschuldige dich sofort bei mir.
-Sprich mich heute bloß nicht mehr an.
-Ich schaff's einfach nicht mehr. (Weinen)
Verhältnis zu Kindern: ambivalent
-hilfsbereit, engagiert, auch liebevoll
-viel Wut, "grobes Anfassen" (keine Schläge); wütend, wenn Kinder weinen ("Lass das"); Kinder haben Angst vor Mutter, fühlen sich gestresst; zwei der Kinder haben Albträume von der Mutter; Versagensängste in der Schule; später nehmen Kinder Mutter nicht mehr ernst (verrückt).
Verhältnis zum (ex-) Mann:
-Sie erhält kaum Unterstützung, er zieht sich immer mehr zurück; versucht die Wutausbrüche der Frau zu ignorieren; er sagt zu den Kindern: "Wenn sie wieder ausrastet, geh einfach weg. / Geh ihr aus dem Weg. / Sag besser nichts. / Provozier sie nicht.../ Das mache ich auch so."
Trennung der Eltern:
-Mutter zieht mit Söhnen aus, Tochter bleibt beim Vater
-Atmosphäre beruhigt sich schlagartig, weniger Stress
-Brüder berichten von weiteren Ausrastern der Mutter, jedoch etwas seltener
-Mutter arbeitet wieder; jedoch weiterhin überfordert; psychischer Stress wirkt sich körperlich aus (Allergien, Haarausfall, geschwollene, unbewegliche Gelenke, Magenbeschwerden etc.); weiterhin Schwierigkeiten, stabile Freundschaften aufzubauen; macht einjährige Therapie; immer wieder willkürliche Ausbrüche; sieht sich weiterhin in der Opferrolle
Es tut mir leid, dass es etwas lang geworden ist. Schwierig, das ganze Leben einer Frau zusammenzufassen^^ Mir geht es hier ausdrücklich NICHT darum, irgendwelche alten Konflikte mit meiner Mutter online auszuleben und mir Bestätigung zu suchen. Unser Verhältnis hat sich seit ihrem Auszug deutlich gebessert. Dennoch möchte ich ihr Verhalten besser verstehen. Die Tatsache, das meine Mutter freiwillig bereits eine Therapie gemacht hat zeigt ja auch, dass sie weiß, dass sie Probleme hat. Derzeit befindet sich sich in keiner Behandlung.
Liebe Grüße und danke!!
Meine Mutter - psychisch krank oder bloß "schwierig"?
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Hallo Mandala. In diesem Forum wirst du keine Ferndiagnose erhalten. Ob deine Mutter an einer psychischen Krankheit leidet kann hier niemand beantworten, denn Ferndiagnose durch online Foren funktionieren eben nicht.
Nachdem was du schilderst scheint deine Mutter unglücklich gewesen zu sein. Du schreibst es ja selbst:
Liebe Grüße, BillieJane
Nachdem was du schilderst scheint deine Mutter unglücklich gewesen zu sein. Du schreibst es ja selbst:
Denmach finde ich ihr Verhalten unter diesen Umständen nicht so außergewöhnlich.Häufig gestresst, überfordert; wurde schon früh vom Mann mit der Kindererziehung allein gelassen; nur wenige soziale Kontakte (Mann blockte neue Bekanntschaften ab); keine "Erfüllung" im Familienleben und Dasein als Hausfrau.
Liebe Grüße, BillieJane
Für mich steht diese Frage im Vordergrund:
Warum suchst du hier im Forum nach Antworten, ob deine Mutter ev. psychisch krank ist?
Falls dir jemand bestätigt, dass sich hinter diesem Verhalten die Krankheit XY verbirgt .... was machst du dann mit diesem Wissen?
Therapie heißt aber nicht automatisch, dass man psychisch krank ist. Oft geht man zum Profi, weil man selber mit dem Latein am Ende ist.
Das zu erkennen, und sich - von sich aus - Hilfe zu organisieren, ist ein großer Schritt.
Ich sehe es da wie BillieJane.
Deine Mutter hatte eine "gewaltige" Kindheit hinter sich gebracht. Mit all ihren Verletzungen.
Und was das aus einem Menschen macht, das können dir User hier beschreiben, die das durchgemacht haben.
Und dann ist sie an einen Mann geraten, der sie in der Kindererziehung im Stich gelassen, auf "Kind und Küche" reduziert, und von der "Außenwelt" abgeschottet hat .
Unter diesen Umständen, wie ihr Leben bisher verlaufen ist, finde ich ihr Verhalten nicht so außergewöhnlich.
Warum suchst du hier im Forum nach Antworten, ob deine Mutter ev. psychisch krank ist?
Falls dir jemand bestätigt, dass sich hinter diesem Verhalten die Krankheit XY verbirgt .... was machst du dann mit diesem Wissen?
Das finde ich eine grandiose Leistung deiner Mutter.Die Tatsache, das meine Mutter freiwillig bereits eine Therapie gemacht hat zeigt ja auch, dass sie weiß, dass sie Probleme hat.
Therapie heißt aber nicht automatisch, dass man psychisch krank ist. Oft geht man zum Profi, weil man selber mit dem Latein am Ende ist.
Das zu erkennen, und sich - von sich aus - Hilfe zu organisieren, ist ein großer Schritt.
Ich sehe es da wie BillieJane.
Deine Mutter hatte eine "gewaltige" Kindheit hinter sich gebracht. Mit all ihren Verletzungen.
Und was das aus einem Menschen macht, das können dir User hier beschreiben, die das durchgemacht haben.
Und dann ist sie an einen Mann geraten, der sie in der Kindererziehung im Stich gelassen, auf "Kind und Küche" reduziert, und von der "Außenwelt" abgeschottet hat .
Unter diesen Umständen, wie ihr Leben bisher verlaufen ist, finde ich ihr Verhalten nicht so außergewöhnlich.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.
*Albert Einstein*
*Albert Einstein*
Ich vergas ...
Mandala990, ich will das Verhalten deiner Mutter nicht verharmlosen. Bin ich doch selber unter einer frustrierten und überforderten Mutter groß geworden.
Was ich eigentlich sagen wollte:
Ich denke nicht, dass deine Mutter psychisch krank ist. Ich denke einfach, dass sie "schwierig" ist, weil ihr Leben bisher auch sehr schwierig war.
Deine Beschreibung klingt - für mich - einfach danach.
Dass dieses Verhalten bei dir, und deinen Brüdern, Spuren hinterlassen hat, das ist mir klar. Und wie du damit jetzt umgehen willst, das wirst du in den nächsten Monaten und Jahren entscheiden müssen.
Hier diskutieren wir schon seit ein paar Tagen über dieses Thema.
Mandala990, ich will das Verhalten deiner Mutter nicht verharmlosen. Bin ich doch selber unter einer frustrierten und überforderten Mutter groß geworden.
Was ich eigentlich sagen wollte:
Ich denke nicht, dass deine Mutter psychisch krank ist. Ich denke einfach, dass sie "schwierig" ist, weil ihr Leben bisher auch sehr schwierig war.
Deine Beschreibung klingt - für mich - einfach danach.
Dass dieses Verhalten bei dir, und deinen Brüdern, Spuren hinterlassen hat, das ist mir klar. Und wie du damit jetzt umgehen willst, das wirst du in den nächsten Monaten und Jahren entscheiden müssen.
Hier diskutieren wir schon seit ein paar Tagen über dieses Thema.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.
*Albert Einstein*
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Die Einteilung in psychisch krank vs. nicht psychisch krank ist seit längerem überholt. Wie alle Merkmale ist auch psychische Krankheit/Störung ein dimensionaler Sachverhalt, d. h. es gibt viele Abstufungen von ganz gesund bis schwer krank. Zum anderen muß unterschieden werden zwischen dem, was klassischerweise als psychische Krankheit bezeichnet wird (z. B. Depression, Angststörung, Psychose) und dem, was zur Struktur eines Menschen gehört. Darauf bezog sich eine der Antworten mit dem Ausdruck "schwierig". Und ich glaube, das ist es, worum es bei deiner Mutter geht: Sie hat, nach dem, was aus deiner Beschreibung hervorgeht, ein strukturelles Problem, wenn nicht sogar eine Störung der Persönlichkeitsstruktur (= Persönlichkeitsstörung), was aber keine Krankheit im eig. Sinne ist. Bei ihrer Biographie ist das nicht verwunderlich, aber durch Psychotherapie gut angehbar.
Achtung! Feind liest mit!
Ich möchte diesen Gedanken noch weiterführen.rafiki hat geschrieben: Bei ihrer Biographie ist das nicht verwunderlich, aber durch Psychotherapie gut angehbar.
..... gut angehbar, wenn die MUTTER die Notwendigkeit einer Therapie sieht, und ihr die Kinder nicht um die Ohren hauen: "Mama/Mutti, du hast eine Persönlichkeitsstörung und gehörst in Psychotherapie."
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.
*Albert Einstein*
*Albert Einstein*
Hallo Mandala,Mandala990 hat geschrieben:Mutter arbeitet wieder; jedoch weiterhin überfordert; psychischer Stress wirkt sich körperlich aus (Allergien, Haarausfall, geschwollene, unbewegliche Gelenke, Magenbeschwerden etc.); weiterhin Schwierigkeiten, stabile Freundschaften aufzubauen; macht einjährige Therapie; immer wieder willkürliche Ausbrüche; sieht sich weiterhin in der Opferrolle
..... Unser Verhältnis hat sich seit ihrem Auszug deutlich gebessert. Dennoch möchte ich ihr Verhalten besser verstehen. Die Tatsache, das meine Mutter freiwillig bereits eine Therapie gemacht hat zeigt ja auch, dass sie weiß, dass sie Probleme hat.
haben sich die psychosomatischen Beschwerden deiner Mutter mittlerweile gelegt?
Wie ist überhaupt grad aktuell der Stand?
Die Vergangenheit die du schreibst, beschreibst, ist ganz sicher der Schlüssel für vieles.
Kampf, Wunsch und Wirklichkeit, Niederlagen, Anforderungen, Zwänge
Das meiste, das du schreibst, für mich Ausdruck davon, dass deine Mutter immer/meist kämpfen musste, gefordert war, bis an die Grenzen dessen, was sie (allein) konnte, oder auch mal über diese Grenzen hinaus.
Ich les aber auch heraus, dass sie es meist konnte, die Stärke hatte, das zu meistern, zu bewältigen, was sie musste, was sie meinte, zu müssen. Stark, aber heute vielleicht auch mal verbittert, ob des vielen Kämpfens, des geringen „Lohns“ für den Kampf.
Wie oft siehst du sie? Wie oft trefft, unterhaltet ihr euch?
Natürlich nur, wenn es passt, wenn du magst, aber dann könnte ich mir heute schon vorstellen, du könntest ihr was geben, eine wenig „Belohnung“ für ihre Kämpfe. Einfach das Gefühl für sie, dass sie eine erwachsene „gute“ Tochter hat. Vielleicht sogar eine, der sie vieles erzählen kann, die ein wenig Verständnis zeigt. Aber auch einfach eine Tochter, mit der sie mal Zeit ohne Kampf verbringen kann, gute Zeit, schöne Zeit.
Grad solche Zeiten, finde ich, dienen auch gegenseitigem Verständnis. Zeit im „Kampfmodus“ ist eher Zeit für allseitiges Unverständnis!
LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell
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