meine Frau hat einen hysterischen Anfall - was tun?

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peter001a
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meine Frau hat einen hysterischen Anfall - was tun?

Beitrag Sa., 28.07.2012, 14:31

Hallo liebe Gemeinde,

ich moechte hier ueber meine Frau schreiben und suche Rat

Meine Frau ist Filipina und 24 Jahre alt lebt sein kurzem in Deutschland und spricht bisher nur ein wenig deutsch. Sie hat gelegentlich einen hysterischen Anfall und nach dem Lesen des Wikipediaartikels zu "Histrionische Persönlichkeitsstörung" vermute ich, dass das ihr Problem sein koennte. Eifersucht scheint da als einer der Ausloeser eine Rolle zu spielen.

Kurzer Hintergrund: Meine Frau wuchs in aermlichen Verhaeltnissen auf und wurde als Kind adoptiert. Sie wurde gegenueber den leiblichen Kindern benachteiligt. Mit 14j wurde sie weggeschickt, um als Babysitter Geld fuer die Familie zu verdienen. Als die "Mutter" ihr gesagt hatte, dass sie adoptiert sei, ist sie ausgerastet und hat sich mit einem Messer am Arm selbst verletzt. Meine Frau ist keine gute Zuhoererin. Sie redet gerne und unterbricht mich oft. Auf Fragen antwortet sie oft "Ich weiss nicht" oder "Wie du willst", manchmal antwortet sie gar nicht auf Fragen. Manchmal habe ich den Eindruck sie will mich aergern vielleicht sogar provozieren mit ihren Antworten. Manchmal ist ihr Verhalten kindlich und erscheint mir unreif. Sie lacht viel und kann sich auch an einfachen Dingen sehr erfreuen. Wenn sie in einer Extremsituation ist mit der sie nicht umgehen kann nimmt sie dann manchmal ein Messer oder eine scharfen Gegenstand und versucht sich selbst zu verletzen. Versprechungen das nicht zu tun, kann sie nicht einhalten. Einmal sagte sie, dass sie sich besser fuehlt nachdem sie sich am Arm verletzt.

Gestern hat sich folgendes zugetragen - aehnlich, aber nicht so helftige Erlebnisse gab es schon in der Vergangenheit.

Eine Nachbarin, die ich nur ueber einen Freund kenne hatte mich vor 2 Tagen gefragt, ob ich mich um ihre Katze kuemmern hat solange sie im Urlaub ist. Da meine Frau auch nichts dagegen hatte, sagte ich zu. Am Abend kam sie und hat mich zur Begruessung umarmt. Nachdem die Nachbarin die Katze in unserer Wohnung gelassen und sich bedankt hatte ging sie wieder.

Meine Frau hatte auf einmal schlechte Laune und nach minutenlangen Nachfragen was los sein, gab sie an, dass ihr diese Umarmung nicht passt und fragte warum mich die Nachbarin zur Begruessung umarmen muss. Ich versuchte zu erklaeren, dass das hier nicht voellig unueblich ist und dass dies nicht ueberzubewerten sein. Sie ist meine Frau die ich lieb habe und die Nachbarin ist die Nachbarin. In ihrem Aerger hat sie dann gesagt "Dann such ich mir einen anderen Mann." was mich sehr veraergert hatte. Wir haben und kurz gezofft und dann lag sie mehrere Minuten alleine im Bett und hat vor sich hingestarrt. Ploetzlich rannte sie durch die Kueche weiter ins Badezimmer und verschloss die Tuer von innen. Mir war klar, dass sie sich in der Kueche ein Messer geschnappt hatte und ich rannte hinterher. In einer aehnliche Situation waren wir vorher auf einmal und so habe ich nach einer kurzen Warnung die Tuer eingetreten. Sie sass auf dem Klo mit einem Messer in der Hand. Ich nahm ihr das Messer weg. Sie rannte in die Kueche und schnappte sie ein anderes Messer. Ich nahm ihr auch dieses Messer ab. Sie schrie wie irre und zappelte. Sie versuchte immer wieder ein Messer zu schnappen, aber ich habe mich vor das Regal gestellt und versperrte den Weg. Sie strampelte dann am Boden vor sich hin, kruemmte sich, schrieb, weinte, schlug sich selber mit den Faeusten und mit dem Kopf auf den Boden. Ich habe versucht sie festzuhalten und sie zu beruhigen, was mit aber mehr schlecht als recht gelang. Sie hatte einen Weinkrampf und wimmerte irgendwelche Worte, die ich nicht verstehen konnte. Ich habe sie auf die Couch gelegt und festgehalten. Innerhalb der naechsten 30 Minuten hatte sie sich soweit beruhigt, dass sie nicht mehr geweint hatte, aber noch total abwesend wirkte.

Nachdem sie wieder ansprechbar war habe ich ihr erzaehlt was passiert war. Sie sagte, sie koenne sich nicht daran erinnern mit dem Messer ins Bad gerannt zu sein und hat gedacht ich erfinde das alles. Die beschaedigte Tuer hat sie dann doch irgendwie ueberzeugt, dass ich keine Geschichte erzaehlt habe. Ich habe ihr dann ein youtube video gezeigt mit einer Frau die einen hysterischen Anfall hatte und das hat ihr Angst gemacht.

Zum Arzt moechte meine Frau erstmal nicht. Ich hatte ihr vorher schonmal eine Yogakurs vermitteln. Wir haben uns im Moment darauf geeinigt, dass ich sie nicht mehr alleine lasse in einer solchen Situation und dass die ihre Yogauebungen zur Beruhigung wieder macht.

Was kann ich und/oder meine Frau tun um die Wahrscheinlichkeit oder die Heftigkeit eines erneuten Anfalls zu mindern? Am Ende ist es nur eine Frage der Zeit bis der naechste kommt. Sollte meine Frau in psychologische oder psychiatrische Behandlung? Was fuer Moeglichkeiten haben wir, um das ganze besser in den Griff zu bekommen? Stichwort Ernaehrung, Diaet, Sport, Hobby,….

Danke,
peter

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hope_81
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Beitrag Sa., 28.07.2012, 19:55

Hallo lieber Peter,
erst einmal möchte ich Dir meinen Respekt aussprechen, du scheinst ein toller Mann zu sein.
Welche Art von Störung Deine Frau hat vermag ich nicht zu sagen. Dennoch braucht sie wohl dringend Hilfe. Über Ernährung bekommt sie Ihre (ich nenne es mal "Attacken") sicher nicht in den Griff, auch ein Hobby oder ähnliches ist bestimmt gut hilft Ihr aber über ihr Problem nicht hinweg.
Nach Deinen Schilderungen zu urteilen, leidet sie wohl stark an Verlustängsten.
Sie braucht dringend therapeutische Hilfe, nur wenn sie nicht möchte, dann kannst Du sie nicht zwingen. Du könntest höchsten, wenn sie wieder so einen Anfall hat, eine Zwangseinweisung veranlassen.
Vielleicht´suchst Du mal einen psychiartrischen Dienst auf und lässt Dich dort beraten. Wichtig ist sowieso, dass Du Dir für Dich selber Hilfe suchst, denn ich kannn mir vorstellen, dass auch Dich diese Situation sehr belastet. Ständige Gefühle von Rat-und Hilflosigkeit können Dich selbst auch krank machen.
Ich wünsche Dir viel Mut und Kraft auf dem Weg.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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peter001a
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Beitrag So., 29.07.2012, 13:09

Hallo,

vielen Dank erstmal fuer den moralischen Beistand und die Empfehlung. Ich habe gesehen, dass es hier einen Sozialpsychiatrischen Dienst gibt, den ich kontaktieren werde.

Meine Frau ist leider noch nicht bereit, aerztlichen Beistand in Anspruch zu nehmen. Sie hat wohl im Moment noch zu viel Angst. Zwangseinweisung - diesen "gesellschaftlichen Makel" moechte ich ihr ersparen, solange es geht.

beste Gruesse,
P.

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hope_81
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Beitrag So., 29.07.2012, 13:33

Hallo Peter,
ja ich verstehe Dich da sehr gut, dennoch kann es manchmal hilfreich sein. Noch ist nichts schlimmes pssiert, was die Messer angeht. Dennoch stellt sie ja eine Gefahr für Dich und sich selbst dar und das sollte man trotz aller Liebe nicht unterschätzen.
Leider sind Psychiatrien noch immer mit negativem behaftet, was sich meiner nicht erschließt. Und dies als "gesellschaftlichen Makel" zu bewerten halte ich für ungerechtfertig, niemand muss ja davon erfahren. Die Einstellung "so lange es geht" ist gerade was die Gesundheit betrifft möglicherweise unangemessen. Wenn sie sich das Bein bricht, dann läßt Du sie sicher auch nicht in diesem Zustand "so lange es geht". Je eher man handelt, desto besser.
Ich bin mir jedoch sicher, das Du das für Euch richtige tun wirst.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Kiki84
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Beitrag So., 29.07.2012, 16:25

Hallo !

Die histrionische Persönlichkeitsstörung gibt es heutztage gar nicht mehr.

Vor zwangseinweisung braucht ihr vorerst keine Angst zu haben, solange deine Frau keine Gefährdung für sich selbst und Umfeld darstellt. Selbstverletztendes Verhalten gehört nicht dazu.
Sie darf sich halt nur nicht umbringen wollen. Oder zu tief schneiden.
Ansonsten passiert da so schnell nichts.
Meine Erfahrungen sind, dass der Patientin erst einmal geglaubt wird, wenn sie sagt, dass sie sich nicht umbringen will.

Viel Mut und Kraft, Kiki

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peter001a
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Beitrag Do., 09.08.2012, 13:30

Ich war inzwischen beim Psychiatrischen Dienst und konnte dort die Sachlage noch genauer schildern. Die nette Frau hat gesagt, dass es nach "Borderline-Persönlichkeitsstörung" und/oder Anpassungsstörung klingt, aber nur ein Psychiater kann eine genauere Diagnose machen und die waere auch Basis fuer eine Therapie. Leider sind die Termine hier schwer zu bekommen und ich mache mir ein paar Sorgen wegen der Sprachbarriere.

Zumindest ist sich meine Frau inzwischen bewusst, dass sie Hilfe braucht und das Problem ueber kurz oder lang angehen muss. Und sie zeigt auch Bereichtschaft. Ich hoffe nur, dass meine Gedult und Kraft nicht so schnell nachlaesst, weil ich doch mitbekomme, dass jede Woche ein paar kleinere oder gar groessere solcher "Events" an meiner Kraft zehren.

Danke nochmal fuer das zusaetzliche Feedback - war bisher sehr hilfreich!

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Zilan
Helferlein
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Beitrag Fr., 12.10.2012, 02:40

was ich herauslesen kann:

deine frau hat im moment nur dich in diesem, für sie, neuen land. sie kann sich kaum eigene freunde suchen weil sie die sprache nicht beherrscht. die familie ist auch weit weg. also bist du zur zeit der einzige mensch den sie hat.

ich sehe auch eine parallele zu ihrem anfall als sie erfahren hat dass sie adoptiert ist. sie hat quasi auf einen schlag ihre familie verloren. da sie ja nicht wusste das ihre eltern tot sind, sind sie für sie in diesem moment gestorben. die adoptiveltern waren immer etwas weniger nett zu ihr als zu ihren leiblichen kindern, erzählst du. nun hatte sie eine erklärung dafür, im selben moment wie ihr der boden unter den füßen gezogen wurde.

du hast die nachbarin umarmt. sie sah sich in einer ähnlichen situation wieder: sie verliert alles was sie hat. ihre familie. denn das bist du jetzt für sie.

ich finde es sehr verständlich wenn man ein wenig die hintergünde beleuchtet wieso ein mensch auf einmal, scheinbar wegen nichtigkeiten, so zusammenbricht. meist werden sie gefühlsmäßig in eine traumatische situation aus der vergangenheit zurückverstezt, die sie noch nicht verarbeitet haben.

sie als hysterisch zu bezeichnen hilft ihr nicht weiter. sie braucht deine volle unterstützung das du sie jetzt nicht hängenlässt. natürlich muss ie in therapie damit das nicht in zwanghafte eifersucht ausartet.

das wichtigste jetzt: sie muss in einen sprachkurs und dann unter leute, freundinnen finden.

und sie ist ja noch jung. wer will ihr verübeln, dass sie noch nicht gefestigt genug ist und ihren gefühlen freien lauf lässt.

allerdings WIE sie auf stressituationen reagiert, nämlich mit messern, ist schon bedenklich und sollte auch in der theraoie erforscht werden.

viel glück euch beiden!

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