An die Kinder von Borderlinern

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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Pippo
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An die Kinder von Borderlinern

Beitrag Di., 25.10.2011, 10:29

Hallo an alle!

Ich bin ganz neu hier und würde mich gerne mit Menschen austauschen, deren Eltern Borderliner waren.
Wie ist es euch in eurer Kindheit ergangen? War euer Leidensdruck groß? Oder kann eine Kindheit, insbesondere mit einer Borderline-Mutter, auch glücklich und konfliktfrei verlaufen?

Ich frage, da ich Pflegemutter bin und in Kürze ein 7-jähriges Kind einer Borderline-Mutter aufnehmen werde.
Ich versuche abzuschätzen, was mich erwarten könnte, und auch, mit welchen Gefühlen das Kind durch die Herausnahme aus ihrer Herkunftsfamilie konfrontiert sein könnte. Das Kind wird durch eine Inobhutnahme des Jugendamtes aus der Familie genommen und weiß noch nichts, von der bevorstehenden Trennung von der Mutter. (Diese auch nicht, wenngleich sie es vermutlich ahnt.)

Hättet Ihr euch damals gewünscht, dass jemand euch aus der Borderline-Beziehung heraus nimmt? Oder wäre es das Schlimmste überhaupt gewesen für euch, von der Mutter weg zu müssen, trotz der konfliktreichen Mutter-Kind-Beziehung?

Vielen Dank für eure Antworten!

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 25.10.2011, 10:46

Pippo hat geschrieben:
Hättet Ihr euch damals gewünscht, dass jemand euch aus der Borderline-Beziehung heraus nimmt? Oder wäre es das Schlimmste überhaupt gewesen für euch, von der Mutter weg zu müssen, trotz der konfliktreichen Mutter-Kind-Beziehung?
Ein Kind mit 7 Jahren kann doch garnicht erahnen daß es wo anders ein besseres Leben haben kann. Das hat vermutlich überhaupt nicht den Vergleich daß es ein besseres Leben überhaupt geben kann sondern hält die "Zustände" zuhause für normal. Von daher halte ich es für unmöglich daß ein Kind mit 7 Jahren schon die intellektuelle Bewertung "wo anders werde ich es besser haben" machen kann wie zB ein Teenager.

Von daher vermute ich mal daß das Kind normale soziale Umgangsformen und Fürsorge überhaupt erst mal kennenlernen muss und möglicherweise erst mal Angst hat daß es nun vom Regen in die Traufe kommt, weil es ja erst mal garnicht einschätzen kann was da auf es zukommt.

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*Dannie
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Beitrag Di., 25.10.2011, 13:45

Hallo Pippo.

Zunächst ganz allgemein, auch wenn du hier Erfahrungsberichte hörst von Erwachsenen deren Elternteil eine Borderline PS haben, musst du bedenken, dass jeder Fall ein Einzelfall ist. Es gibt zwar einerseits die diagnostischen Voraussetzungen worunter man eine PS (Persönlichkeitsstörung) diagnostiziert. Diese Symptome können jedoch auch stark variieren und hinzu kommt auch noch die individuelle Persönlickeit und Lebensumstände, soziale-, kulturelle Hindergründe des Betroffenen. Dann kommt noch die individuelle Persönlichkeit des Kindes obendrein.

Ich will damit sagen, nicht alle Menschen mit einer Borderline PS haben die gleichen Symptome und gehen gleichermaßen mit ihrem Ufeld um oder mit ihren Kindern um.

Meine Mutter hat eine Borderline PS, eine sehr enge Freundin ebenso. Ich kenne darüber noch mehr Menschen mit Boderline aber ich denke diese beiden kann ich am besten vergleichen. Das sind zwei Frauen, im gleichen Alter, wie Tag und Nacht, wie Feuer und Wasser. Was sie gemeinsam haben, es sind beide faszinierende und schillernde Frauen die auf ihr Umfeld auch diese Wirkung haben und dass Zusammensein mit ihnen gestaltet sich nicht einfach.

Hätte meine Freundin mich großgezogen, hätte das auf mich und meine Entwicklung einen anderen Einfluss gehabt, als den meine Mutter mit ihrer Erziehung hatte.

Man kann somit nicht sagen, Boderline beim Elternteil hat die und die Folgen für jedes Kind.

Ich versuche dir nun an meinem persönlichen Beispiel deine Fragen zu beantworten:
Wie ist es euch in eurer Kindheit ergangen?


Meine Mutter war auf der einen Seite als Mutter der blanke Horror - ebenso ein Fall für das Jugendamt Auf der anderen Seite, war sie eine ganz tolle Mutter. Ich zähle mal ein paar Dinge auf als ich in dem Alter war wie dein Pflegekind.
-sie konnte unglaublich tolle Geschichten erzählen
-wir auch hatten enorm viel Spaß miteinander, wir haben gemeinsam Geschichten geschrieben und illustriert, ganze Spiele gebastelt, wir haben für meine Barbies Modekollektionen geschneidert, meine Mutter war regelmäßig mit mir im Urlaub, Ski Fahren ans Meer. Das war immer toll.
- meine Mutter als Künsterlin hat mich sehr früh, für Kunst, Litarur und Musik begeistert
-sie hat mir immer gesagt, dass ich ein besonderer Mensch bin und sie mich liebt, an mich glaubt
-sie hat es geschafft, mir eine gute Erziehung und Ausbildung zu ermöglichen, mich auf die Universität zu schicken.
- sie hatte mir auch überschwängliche körperliche und emotionale Nähe gegeben
- ebenso überschwänglich waren jedoch auch die seelischen und körperlichen Misshandlungen
- Prügelstrafe
-emotionaler Missbrauch

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*Dannie
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Beitrag Di., 25.10.2011, 13:47

War euer Leidensdruck groß? Oder kann eine Kindheit, insbesondere mit einer Borderline-Mutter, auch glücklich und konfliktfrei verlaufen?


Meine Mutter hat mir einerseits großen Schaden zugefügt durch die Misshandlungen und da wo sie ihrer Mutteraufgabe nicht gerecht wurde. Ich habe darunter sehr gelitten. (Das ist zB auch etwas, was ich auch nicht verzeihen muss.) Sie hat mir aber auch sehr viel mitgegeben auf meinem Weg. Sie hat mir trotz dem Missbrauch einen Raum geschaffen, wo ob ihrer Erkarnkung, ich eine stabile Persönlichkeitsstruktur entwickeln konnte. (Soweit meine Diagnose). Ein Teil meiner Persönlichkeit ist unverwüstlich. Meine Mutter verfügt oeffensichtlich trotz ihrer Erkrankung über enorme Kräfte. Das ist zB auch etwas was ich von ihr mitbekommen habe. Ich habe dadurch die Fähigkeit mich durch persönliche Krisen durch zu kämpfen. Und ich habe auch durch sie gelernt an mich und meine Kompetenzen zu glauben.



Ich frage, da ich Pflegemutter bin und in Kürze ein 7-jähriges Kind einer Borderline-Mutter aufnehmen werde.
Ich versuche abzuschätzen, was mich erwarten könnte, und auch, mit welchen Gefühlen das Kind durch die Herausnahme aus ihrer Herkunftsfamilie konfrontiert sein könnte. Das Kind wird durch eine Inobhutnahme des Jugendamtes aus der Familie genommen und weiß noch nichts, von der bevorstehenden Trennung von der Mutter. (Diese auch nicht, wenngleich sie es vermutlich ahnt.)


Weswegen ich dir ausführlicher mein Beispiel schildere ist, dass ich auf Grund meiner persönlichen Erfahrung mit einer Mutter mit Borderline PS, dir sagen möchte, dass du nicht allein mit der Diagnose der Mutter mit Sicherheit wissen kannst, was dich bei dem Kind erwartet. Was ich dir mit Sicherheit sagen kann, das Kind kennt sehr wahrscheinlich, sehr viele Widersprüche und paradoxe Zustände.
Hättet Ihr euch damals gewünscht, dass jemand euch aus der Borderline-Beziehung heraus nimmt?
Nein, weil ich auch noch Großeltern hatte und ich mir auch instinktiv ab der Pupertät sog. Wissende Zeugen (siehe Alice Miller - http://www.alice-miller.com/index_de.php) gesucht habe. Das war u.a. eine alte Freundin meiner Mutter, welche da auch einen entscheidenden positiven Einfluss ausgeübt hat und mir sehr oft geholfen hat.
Oder wäre es das Schlimmste überhaupt gewesen für euch, von der Mutter weg zu müssen, trotz der konfliktreichen Mutter-Kind-Beziehung?
Vor der Pubertät wäre es wahrscheinlich sehr schlimm gewesen, weil ich an einer sog. Parentalisierung gelitten habe (hierzu gibt es hier aktuell einen Thread) und ich mit meiner Mutter symbiotisch war. In diesem Sinne bin ich emotional von meiner Mutter missbraucht worden.

Wenn ich dir aus Sicht einer heute erwachsenen Frau welche die Kindheit auch erfolgreich mit einer guten Therapie verarbeitet hat ein paar Empfehlungen aussprechen darf:

- schau, dass du dich zunächst bei dem Kind nicht so sehr auf die Folgen, welche das Kind durch die Erkrankung der Mutter haben könnte fokusierst. In dem Sinne, dass nicht seine Deffizite immer in den Vordergrund stehen

- Was Kinder aus solchen Verhältnissen brauchen ist zunächst das Herausarbeiten und die Stärkung ihrer Komepetenzen und Stärken.

In dem Sinne, dass das Kind nicht das Gefühl hat, dass wenn die Mutter ein "Wrack" ist, es selbst auch ein "Wrack" ist.

Darunter hatte ich persönlich sehr zu leiden, und ich habe immer unter enormen Ängsten gelitten, genau die gleichen PS von meiner Mutter abgekriegt zu haben. Ich habe zum Glück eine sehr qualifizierte Therapeutin, welche ebenfalls eine Mutter mit multipler PS hatte. Erst sie konnte mir in mühevoller Arbeit diese Ängste nehemen. Das war für mich ein Durchbruch.

Sollte das Kind irgendwo auch nur den Funken einer guten Beziehung zur Mutter haben, sei es auch durch eine krankhafte Struktur: Mir hat es bei meinem Heilungsprozess entscheidend geholfen von meiner Therapeutin zB gelegentlich auch Sätze zu hören wie: "Ihre Mutter muss aber dennoch über enorme Kräfte verfügt haben". In dem Moment wusste ich zB, dass ich vielleicht doch die eine oder andere gute Anlage mitbekommen habe.

Doch wie gesagt, ebenso auch die Kompetenzen meiner Mutter herauszuarbeiten, war für mich deswegen so heilsam, weil ich meine Mutter nie komplett abgelehnt habe.

Darauf kommt es letzendlich bei deinem Pflegekind an. Wie sein Verhältniss zur Mutter ist.
Sollte es ein ein katastrophales Verhältniss zur Mutter haben, dann würde sich das Kind so fühlen, als würdest du dich mit der Mutter gegen ihn solidarisieren.

An dieser Stelle muss man vorsichtig sein.

Ich würde dir auf jeden Fall empfehlen, gleichzeitig einen Kinder und Jugendpsychologen zu konsultieren. Das könnte dir u.U. helfen.


Ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg.

Viele Grüße,

Dannie

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candle.
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Beitrag Di., 25.10.2011, 13:50

Hallo Pippo!

Nun weiß ich ja nicht wirklich, o meine Mutter Borderline hat, aber sie ist schon extrem naja... und das hat sich wohl bis heute nicht geändert.

Ich kann aber sagen wie es mir mit 7 Jahren ging und da habe ich mir tatsächlich die Trennung meiner Eltern gewünscht. Ich habe mir alternativ gewünscht ins Heim zu kommen, denn mit Pflegefamilien war es damals wohl noch nicht so ausgeprägt.

Also ich kann mir gut vorastellen, dass es vielleicht zu eginn schwierig wird, aber sich dann doch positiv wenden kann. Nur Mut!

candle
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sofa-held
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Beiträge: 2305

Beitrag Di., 25.10.2011, 14:25

*Dannie hat geschrieben:- ebenso überschwänglich waren jedoch auch die seelischen und körperlichen Misshandlungen
- Prügelstrafe
-emotionaler Missbrauch
Das ist mein größtes Problem. Die überschwänglichen , impulsiven Strafen. Eine Borderline-Mutter will, wenn sie grad in der "Schwarz"-Phase bestrafen mit allen. Sie hat mich verfolgt. Sie hat meine Thera angerufen, und wollte wissen, was ich erzähle. Sie wollte sich als gute Mutter darstellen.

Emotionaler Missbrauch ohne Ende. Sie hat sich Strafen ausgedacht, mit denen sie mich allein gelassen hat. Wenn sie dann weg war, und ich habe meinen Körper von den Qualen befreit, dann hat sie plötzlich die Tür aufgerissen, sie hat nur gewartet, und mich doppelt bestraft. Am Ende habe ich die körperlichen Torturen hingenommen, weil sie einfacher waren, als der psychische Schmerz des Überwacht-Werdens. Sie hat alle meine Freunde ausspioniert, bei der Polizei nachgefragt, was die so machen. Und manche Polizisten waren so blöd und haben ihr Auskunft erteilt.

Und dann ist sie wieder zuckersüss, die beste Mama, die man lieben muss, für man als Kind alles tun will um sie glücklich zu machen. Sie signalisiert, du kannst alles richtig machen...

Mein Leben wird ewig Scheiße sein, weil ich eine Borderlinerin als Mutter hat...

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*Dannie
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Beitrag Di., 25.10.2011, 18:42

sofa-held hat geschrieben:
*Dannie hat geschrieben:- ebenso überschwänglich waren jedoch auch die seelischen und körperlichen Misshandlungen
- Prügelstrafe
-emotionaler Missbrauch
Das ist mein größtes Problem. Die überschwänglichen , impulsiven Strafen. Eine Borderline-Mutter will, wenn sie grad in der "Schwarz"-Phase bestrafen mit allen.


Das Schlimme ist, (da sind unsere Mütter sich wohl ähnlich sofa-held) in dieser Schwarzen - Pädagogik-Phase, dieses Out-of-Control, dieses vollkommene Außer-Rand und Band, was auch typisch Boderline ist. Das ist auch eines meiner Probleme heute. Ich leide unter einem Selbst-Kontroll-Zwang. Ich muss mich immer wieder kontrollieren und überprüfen, dass ich mich ja nicht so gehen lasse wie meine Mutter. In jeglicher Hinsicht. Ich kann kaum ausgelassen und ich selbst sein, in kaum einer Lebenslage. Weil ich immer befürchte so zu sein wie meine Mutter. Ich lebe noch in einem Käfig. Deswegen kann ich mich kaum entfalten und mir meine Welt erobern. Das geht nur Schritt für Schritt und es ist so hart.

Den körperlichen Misshandlungen, da war ich noch recht jung, habe ich damals ein Ende bereitet, als ich meiner Mutter ein Paar Ohrfeigen verpasst habe. Das war zu einem Zeitpunkt wo die körperliche Gewalt auch eskalierte und es nicht nur bei Ohrfeigen blieb.
Danach hat sie es nie wieder gewagt mich anzufassen.

Das mit den Verfolungen finde ich auch interessant sofa-held. Das war bei mir später genau so als ich studierte.

Meine Mutter litt unter Wahnvorstellungen ich würde mich prostituieren und hätte einen Zuhälter. Sie hat mich Tag und Nacht verfolgt. Da stand sie auch mal mitten in der Nacht vor meiner Tür und hat mich durch die Straßen heimlich verfolgt und solche Scherze. Sofa-held, ich weiß nicht ob das noch Borderline ist, ich glaube bei meiner Mutter war da auch noch ihre gleichzeitige schizophrene PS im Spiel.
sofa-held hat geschrieben:Mein Leben wird ewig sch*** sein, weil ich eine Borderlinerin als Mutter hat...
[/quote]

Es ist Vergangenheit. Klar haben Menschen wie du und ich mit dieser Vergangenheit heute noch damit Probleme, frag mich mal? Ich habe gerade meine Thera das erste Mal um einen Notfallterim gebeten. Aber der Terror ist vorbei. Es ist nicht mehr Gegenwart. Du bist der Held auf deinem Sofa und deine Mutter kommt nicht mehr zur Tür herein. Das ist die Gegenwart! Und ich bin hier Herrscherin in meinem Reich und mein Mann kocht gerade was Leckeres.

Meine Mutter ist ab dem Alter von 2 Jahren sexuell missbraucht worden. Da wo ich her komme, (Ausland) kannte man so etwas wie Therapie nicht. Sexueller Missbrauch war auch zu meiner frühen Kindheit im Ausland ein Geheimniss. Darüber hat man nicht gesprochen und es wurde auch nichts verarbeitet.

Heute weiß ich, dass sie darurch krank geworden ist. Eine hochbegabte Frau, die wahrscheinlich eine ganz tolle Mutter gewesen wäre. Das Potenzial hatte sie durchaus.

Interessanter Weise, hat mein Mann nahezu die identische Mutter mit der identischen Vergangenheit. Man glaubt gar nicht welche Rolle das Unterbewusstsein spielt bei der Partnersuche.

Mein Mann und ich wissen, dass wir die Kompetenz haben diese Gewalt Spirale zu unterbinden und für unser Kind ein neues Kapitel aufzuschlagen. Deswegen sind wir beide in Therapie und stehen jeden Tag auf der Baustelle die unsere MisshandlerInnen hinterlassen haben. Bevor nicht alles ausgemistet und neu strukturiert wurden und ein neues Fundament steht, kriegen wir kein Kind! Sollten wir es nicht schaffen, war`s das mit dem Kind. Denn unser Kind hat andere Voraussetzungen verdient als unsere Mütter und Väter uns hinterlassen haben. Da sind wir uns einig und stehen dazu wie eine Eins an vorderster Front!

@Sofa-Held, ich schreibe dir hier das quasi von der Front: es gibt die Gegenwart und es gibt auch die Zukunft. Doch in der Gegenwart steht man als erwachsener Mensch auch in der Selbstverantwortung. Es zählt nicht nur die Vergangenheit. Und irgendwo in dieser Gegenwart gibt es auch hilfreiche Freunde auf dem Weg.

Liebe Grüße an dich,

Dannie

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fairytale
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Beitrag Di., 25.10.2011, 20:14

wenn ich vielleicht mal ganz kurz in den Thread reinhuschen und eine Frage an *Dannie und sofa-held stellen darf?

Verstehe ich richtig, dass eure BL- Mütter nicht in Therapie waren?
Denn ich habe selber BL und mich schockiert unheimlich was euch eure Mütter angetan haben.

Alles liebe
fairy
Ich möchte mir Froot Loops in die Haare fädeln und im Regen spazieren gehen. Dann läuft mir ein Regenbogen die Schultern runter.
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Pippo
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Beitrag Di., 25.10.2011, 21:43

Vielen Dank für eure offenen Antworten!

Ich habe heute nochmal mit der SA vom Jugendamt telefoniert.

Es scheint so einiges im Argen zu liegen in der betroffenen Familie. Die Mutter wird als sehr dominant und "dominant strafend" beschrieben (laut psychologischem Gutachten). Zwar wurden (noch?) keine Anzeichen auf körperliche Gewalt/ Misshandlungen gefunden, aber so etwas stellt sich bei Pflegekindern ja leider oft auch erst später heraus.
Das Kind ist außerdem sowohl körperlich als auch psychisch vernachlässigt, die hygienischen Zustände sind schlecht, Mutter und Kind leben im Obdachlosenheim.

Mir helfen eure Aussagen und auch die Infos vom JA dahingehend, dass ich immer mehr das Gefühl bekomme, dass es besser für das Kind ist, da heraus genommen zu werden.
Ich hatte Bedenken, dass die Herausnahme und die Trennung von der Mutter das Kind mehr traumatisieren könnte als die ungute häusliche Sitution.
Man muss ja immer abwägen, was letztlich das "kleinere Übel" für ein Kind ist.

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*Dannie
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Beitrag Di., 25.10.2011, 21:45

fairytale hat geschrieben: Verstehe ich richtig, dass eure BL- Mütter nicht in Therapie waren?
Denn ich habe selber BL und mich schockiert unheimlich was euch eure Mütter angetan haben.
Liebe fairytale,

meine Mutter war niemals in einer Therapie. Ich hatte gerade deswegen geschildert, dass meine Mutter so etwas gar nicht kannte auf Grund der sozialen-gesellschaftlichen Zusammenhänge in denen sie lebte und in denen es so etwas wie Therapeuten gar nicht existierten. Nicht alle Menschen leben in aufgeklärten, demokratischen, westlichen Lebenskontexten, wo es Therapeuten gibt. Ich komme nicht aus Deutschland, ich komme aus der dritten Welt. Da gab es keine Therapie und kein Boderline. Da gab es nur Psychiatrien wo politisch unbequeme Menschen gefoltert wurden und es gab Missbrauch - auf allen Ebenen und es gab keine Heilungschancen - auf allen Ebenen nicht.

Meine psychisch kranke Mutter hatte es dennoch geschafft mit mir und einem Koffer zu fliehen aus diesen System. Damit ich in Freiheit leben kann. Wenn es ums nackte Überleben ging, konnte meine Mutter schier unmenschliche Kräfte mobilisieren. (Das ist auch Borderline!) Deswegen ist ihr Schicksal ja auch so tragisch.

Ich habe in jeglicher Hinsicht eine sehr krasse Mutter, fairytale.

Das ist der faszinierende Widerspruch und das Paradoxe an meiner Borderline-Mutter, mit der ich heute ein sehr gutes Verhältnis habe.

Ende der Woche kommt mich eine Freundin mit Boderline PS besuchen. Wir arbeiten beruflich zusammen. Sie ist u.a. meine Mentorin.

Unter bestimmten Umständen, gesellschaftliche, soziale usw. muss so etwas wie zB Boderline, meiner Erfahrung nach, nicht unbedingt Schaden anrichten. Wenn ich mal den Missbrauch weg lasse, der mir auf Grund dieser Störung widerfahren ist, steht da eine Frau mit enormen Kräften und Kompetenzen.




Liebe Grüße,

Dannie
Zuletzt geändert von *Dannie am Di., 25.10.2011, 21:54, insgesamt 2-mal geändert.

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candle.
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Beitrag Di., 25.10.2011, 21:47

Pipo aber das entscheidest du ja nicht. Weswegen bist du denn Pflegemutter geworden?

Viele Grüße!
candle
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Pippo
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Beitrag Di., 25.10.2011, 21:52

candle. hat geschrieben:Pipo aber das entscheidest du ja nicht. Weswegen bist du denn Pflegemutter geworden?

Viele Grüße!
candle
Nein, ich muss das zum Glück nicht entscheiden.

Aber ich mache mir eben Gedanken darüber, welchen "Rucksack" das Kind mitbringen könnte ... Und ob es richtig ist, dem Kind die Mutter zu nehmen. Aber, wie gesagt, seitdem ich die Infos vom JA habe und auch eure Schilderungen gelesen habe, denke ich, dass das Kind dort evtl. kaputt geht. Vielleicht gelingt es ja, einen positiven Kontakt zur Mutter aufrecht zu erhalten.

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candle.
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Beitrag Di., 25.10.2011, 21:56

Hm, meinst du nicht, dass du dir eine Last aufbürdest und nicht zu dir gehört? Bist du nicht auch auf Problemfälle geschult worden? Ich denke solche Fragen hat man bevorman sich überlegt Pflegemutter zu werden.

Deine Gedanken sind löblich, aber der Zusammenhang ist mir nun völlig unklar. Es ist doch gerade fast immer so, dass Kinder aus einer Familie genommen werden. Was macht hier nun den Unterschied?

candle
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Pippo
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Beitrag Di., 25.10.2011, 22:23

candle. hat geschrieben: Deine Gedanken sind löblich, aber der Zusammenhang ist mir nun völlig unklar. Es ist doch gerade fast immer so, dass Kinder aus einer Familie genommen werden. Was macht hier nun den Unterschied?

candle
Ja, das stimmt. Aber wenn es z.B. um Misshandlungen, Missbrauch, starke Vernachlässigung etc. geht, so ist ganz klar, dass ein Kind dort weg muss.

Für mich stellte sich einfach die Frage: Ist "Borderline" Grund genug, ein Kind aus der Familie zu nehmen? Kann ein Kind nicht auch an der Seite einer BL-Mutter eine glückliche Kindheit haben und zu einem gesunden Menschen heranwachsen? Und wie wird das Kind auf die Herausnahme reagieren? Oft fühlen sich Kinder von Borderlinern ja sehr verantwortlich für die Mutter, haben Schuldgefühle, wenn sie nicht mehr auf die Mutter "aufpassen" können usw.

Wie gesagt, bekam ich ja heute dann mehr Infos vom JA und es wird klarer für mich, dass in jedem Fall eine sehr ungute Situation besteht fürs Kind.

Mich interssieren einfach die Hintergründe, und was in einem Kind einer BL-Mutter vorgehen könnte.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 25.10.2011, 22:27

Pippo hat geschrieben: Ja, das stimmt. Aber wenn es z.B. um Misshandlungen, Missbrauch, starke Vernachlässigung etc. geht, so ist ganz klar, dass ein Kind dort weg muss.

Für mich stellte sich einfach die Frage: Ist "Borderline" Grund genug, ein Kind aus der Familie zu nehmen?
"Borderline" alleine wird kaum der Grund sein. Viel eher werden die Vernachlässigungen, Misshandlungen etc die aufgrund der Erkrankung der Mutter passieren.

Viele Leute mit der Krankheit sind einfach nicht in der Lage sich adäquat um ein Kind zu kümmern (oder auch eine Partnerschaft zu führen) da das eine Krankheit ist die das Sozialverhalten und die Fähigkeit zur Emotionsregulation des Betroffenen massiv beeinträchtigt.

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