Angstzustände meiner Zwillingsschwester
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Angstzustände meiner Zwillingsschwester
Liebes Forum,
Meine Zwillingsschwester studiert Medizin und steht derzeit vor dem Physikum. So ganz stimmt das nicht, denn eigentlich hätte sie diese Prüfung bereits im Semester zuvor schreiben sollen, hat sich aber abgemeldet, da sie schlimme Panikattacken, Angstzustände und Weinkrämpfe bekam. Eine Zeit lang hat diese Entscheidung den Druck gelindert, doch nun - drei Wochen vor dem Examen - dreht sie wieder ganz schön am Rad.
Das traurig ist, dass sie den Stoff beherrscht und ich mir ganz sicher bin, dass sie das Physikum gut bestehen würde - wenn diese schrecklichen Attacken nicht wären.
Seit einiger Zeit nimmt sie Stimmungsaufheller und hat die noch sehr niedrige Dosis gestern erhöht. Ich weiß, dass es in etwa eine Woche dauert, bis die neue Dosierung anschlägt. Auch ist sie nun in Psychotherapeutischer Behandlung, doch wie ihr sicherlich alle wisst, war es schwer einen Termin zu bekommen und so hatte sie erst drei Sitzungen.
Trotzdem sehe ich, dass ihr Zustand unhaltbar ist... sie isst nicht mehr, schläft kaum noch, übergibt sich, hyperventiliert und weint oft unkontrolliert.
Ich bin ihr als Zwillingsschwester näher als sonst jemand auf der Welt und es bricht mir schier das Herz, tatenlos zuzusehen. Mit dem Stoff kann ich ihr nicht helfen, da ich selbst in der Theaterwelt zu Hause bin und somit recht wenig von ihrem Fachbereich verstehe.
Kann mir denn jemand Tipps geben, wie ich ihr eine Stütze sein kann? Wie ich ihr etwas von der Last auf ihren Schultern nehmen kann?
Ich rufe sie momentan jeden Morgen kurz an, um zu erfahren, wie es ihr geht - denn aus beruflichen Gründen kann ich leider nicht in ihrer Nähe sein.
Ich wäre über Hilfe sehr dankbar!
Meine Zwillingsschwester studiert Medizin und steht derzeit vor dem Physikum. So ganz stimmt das nicht, denn eigentlich hätte sie diese Prüfung bereits im Semester zuvor schreiben sollen, hat sich aber abgemeldet, da sie schlimme Panikattacken, Angstzustände und Weinkrämpfe bekam. Eine Zeit lang hat diese Entscheidung den Druck gelindert, doch nun - drei Wochen vor dem Examen - dreht sie wieder ganz schön am Rad.
Das traurig ist, dass sie den Stoff beherrscht und ich mir ganz sicher bin, dass sie das Physikum gut bestehen würde - wenn diese schrecklichen Attacken nicht wären.
Seit einiger Zeit nimmt sie Stimmungsaufheller und hat die noch sehr niedrige Dosis gestern erhöht. Ich weiß, dass es in etwa eine Woche dauert, bis die neue Dosierung anschlägt. Auch ist sie nun in Psychotherapeutischer Behandlung, doch wie ihr sicherlich alle wisst, war es schwer einen Termin zu bekommen und so hatte sie erst drei Sitzungen.
Trotzdem sehe ich, dass ihr Zustand unhaltbar ist... sie isst nicht mehr, schläft kaum noch, übergibt sich, hyperventiliert und weint oft unkontrolliert.
Ich bin ihr als Zwillingsschwester näher als sonst jemand auf der Welt und es bricht mir schier das Herz, tatenlos zuzusehen. Mit dem Stoff kann ich ihr nicht helfen, da ich selbst in der Theaterwelt zu Hause bin und somit recht wenig von ihrem Fachbereich verstehe.
Kann mir denn jemand Tipps geben, wie ich ihr eine Stütze sein kann? Wie ich ihr etwas von der Last auf ihren Schultern nehmen kann?
Ich rufe sie momentan jeden Morgen kurz an, um zu erfahren, wie es ihr geht - denn aus beruflichen Gründen kann ich leider nicht in ihrer Nähe sein.
Ich wäre über Hilfe sehr dankbar!
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Sie gehört in eine Klinik, wenn das so krass ist Krisenintervention und dann stationäre Psychotherapie. Hat sie einen guten ambulanten Psychiater?
Wie gut ist denn dein Draht zu ihr?
Wie gut ist denn dein Draht zu ihr?
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Wie gesagt, die Sitzungen haben erst vor ein paar Wochen angefangen. Wenn sie dort war, geht es ihr besser, aber der Stress hat sie schnell wieder. Ich denke nicht, dass eine stationäre Behandlung die Antwort ist... Bisher hat sie ihr Studium mit Bravour gemeistert, nur diese eine Prüfung (die ja auch gewaltig ist), löst bei ihr diesen Stress aus. Sie hat bereits ein Jahr in einer geschlossenen Psychatrie gearbeitet (!) und einige Monaten in der Chirurgie. Sie kennt den Stress des Jobs, sie kennt die Vor- und Nachteile und sie ist vor allem sehr, sehr gut darin. Ich glaube wirklich, dass sie nur diese eine blöde Prüfung bestehen muss, damit ihr Selbstvertrauen wieder stimmt.
Mein Draht zu ihr ist sehr gut. Wir sprechen auch jeden Tag miteinander, wenn es uns gut geht und haben so gut wie keine Geheimnisse von einander. Ich denke, man kann von dem berühmten besonderen Draht zwischen Zwillingen sprechen.
Mein Draht zu ihr ist sehr gut. Wir sprechen auch jeden Tag miteinander, wenn es uns gut geht und haben so gut wie keine Geheimnisse von einander. Ich denke, man kann von dem berühmten besonderen Draht zwischen Zwillingen sprechen.
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Hört sich eher danach an daß sie übermässig ehrgeizig ist, ein starkes Leistungsdenken hat und sich damit letztlich überfordert.HamletsOphelia hat geschrieben:Sie kennt den Stress des Jobs, sie kennt die Vor- und Nachteile und sie ist vor allem sehr, sehr gut darin. Ich glaube wirklich, dass sie nur diese eine blöde Prüfung bestehen muss, damit ihr Selbstvertrauen wieder stimmt..
Und Überforderung (egal ob selbstverursacht oder von aussen induziert) erzeugt zB solche Symptome.
Die Last kann sie sich nur selbst von den Schultern nehmen, aber leider sind solche Denkmuster ziemlich tiefsitzend und hartnäckig.
Hm, wenn sie schon in der Psychiatrie gearbeitet hat könnte es ja sein daß sie findet daß sie ja "keine von denen" ist die "sowas" nötig haben? Es also sehr schwierig ist sich einzugestehen daß nun sie diejenige mit einer psychischen Erkrankung ist? Ich meine übrigens nicht daß sie in eine Psychiatrie gehört sondern daß eine stationäre (und daher erheblich intensivere) Psychotherapie ihr schneller auf die Beine helfen könnte (und damit auch zu einer baldigeren erfolgreichen Beendigung des Studiums) Weil wenn Antidepressiva schon nicht die erwünschte Hilfe bringen, bis eine ambulante Psychotherapie bei so massiven Problemen wirklich substantiell Besserung bringt kann schon eine Weile dauern.
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Sie ist sehr offen und hat sich bereits letztes Semester eingestanden, dass sie ein tiefsitzendes Problem hat. Sie ist sich auch bewusst, dass es nach dem Physikum nicht einfach verschwinden wird. Sie arbeitet an sich mit der Therapeutin.
Deine Einschätzung ist auf jeden Fall sehr richtig, genau dieses Leistungsdenken und sich-selbst-unter-Druck-setzen ist es, was ihr die Symptome beschafft.
Natürlich kann letztendlich nur sie sich selbst helfen, aber gibt es denn gar nichts, dass Angehörige in diesem Fall tun können?
Deine Einschätzung ist auf jeden Fall sehr richtig, genau dieses Leistungsdenken und sich-selbst-unter-Druck-setzen ist es, was ihr die Symptome beschafft.
Natürlich kann letztendlich nur sie sich selbst helfen, aber gibt es denn gar nichts, dass Angehörige in diesem Fall tun können?
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Hm, wenn sie mit dem gleichen Leistungsdenken mit dem sie das Problem produziert hat an der Lösung dieses Problems arbeiten will wird das denke ich nicht wirklich funktionieren.HamletsOphelia hat geschrieben:Sie ist sehr offen und hat sich bereits letztes Semester eingestanden, dass sie ein tiefsitzendes Problem hat. Sie ist sich auch bewusst, dass es nach dem Physikum nicht einfach verschwinden wird. Sie arbeitet an sich mit der Therapeutin.
Ich glaube hier ist gerade das Aufgeben des ständigen "an sich arbeiten" und alle viere gerade sein lassen üben angesagt. Sie arbeitet nämlich zu viel und geniesst das Leben als solches zu wenig.
Vieleicht könnten auch Dinge wie autogenes Training und andere Entspannungsverfahren helfen?
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Ich hab ihr bereits einige CDs und Bücher mit Entspannungsübungen und autogenem Training gegeben. Aber momentag muss sie erst noch lernen, "abzuschalten". Durch den selbst gesetzten Leistungsdruck empfindet sie aber, dass sie gar keine Zeit hat, nichts zu tun oder Freunde zu treffen... Manchmal denke ich, sie muss jetzt einfach durch die Prüfung hindurch um dann in einem weniger angespannten Umfeld diese Themen angehen zu können...
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- Forums-Gruftie
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Das kann gut sein,dass sich das nach der Prüfung bessert,aber in so Situationen wird sie wieder kommen,deshalb ist es gut,dass sie die Therapie weitermachen will.Für die nächsten 3Wochen durchhalten:man kann es schon versuchen,ich könnte allerdings ohne schlafen und essen keine Prüfung bestehen.Ich denke schon wenn es jetzt nur noch drei Wochen sind soll sie es versuchen (gibt es ne Wiederholungsmöglichkeit?) und ganz bewusst Pausen machen,sich Zeiten einrichten,wo sie nicht lernt,während dem lernen essen und trinken was ihr schmeckt und klar:Entspannungsübungen wird sie wohl in der Therapie lernen.Schade,dass sie jetzt erst angefangen hat,bei mir hat meine Thera diese körperlichen Symptome durch den Druck vor Prüfungen fast komplett wegbekommen(ohne Medikamente),ging aber ein paar Monate.Wenn es keine Wdhmöglichkeit gibt,sollte sie nicht schreiben.Die Chance,eine schwierige Prüfung zu bestehen,sinkt doch sehr,wenn man völlig fertig da reingeht.
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Dann wäre es aber wirklich sinnvoll mal eine psychotherapeutische Klinik anzudenken um mal mit Anleitung und Einwirkung von Aussen aus dem Muster auszusteigen.HamletsOphelia hat geschrieben:Ich hab ihr bereits einige CDs und Bücher mit Entspannungsübungen und autogenem Training gegeben. Aber momentag muss sie erst noch lernen, "abzuschalten". Durch den selbst gesetzten Leistungsdruck empfindet sie aber, dass sie gar keine Zeit hat, nichts zu tun oder Freunde zu treffen....
Weil wenn sie das nicht packt und sie es nicht schafft da ernsthaft was dran zu ändern kann es ihr so gehen, daß ihr diese Probleme blieben. Ich bin unter anderem wegen einem völlig verschleppten Burn Out mittlerweile seit 10 Jahren nicht wirklich ernsthaft arbeitsfähig und berentet.
Ich glaube nicht daß sie da drauf Lust hat. Hatte ich auch nicht, aber so ist es gekommen.
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Ja klar, aber dann wird sie im Arztberuf irgenwann abstürzen, weil das wohl einer der Berufe ist wo man am meisten durch die Mühle gedreht wird. Nichts für Leute die aufgrund irgendwelcher persönlichen Probleme labil sind.Flowerbomb hat geschrieben:Das kann gut sein,dass sich das nach der Prüfung bessert
Sie sollte sich auf jeden Fall fachärztliche Atteste holen über ihre Arbeits- und Prüfungsunfähigkeit, damit sie die Prüfung aufschieben kann bis sie das Problem einigermassen im Griff hat.
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Ich glaube, dass meine Schwester eine absolut gute Ärztin wird und bis dahin wird sie gelernt haben, mit dem Stress umzugehen. Ich glaube, ähnlich wie Flowerbomb, dass es jetzt ans Durchhalten geht. Die Prüfung kann sie natürlich wiederholen, müssen ja auch jedes Jahr genug Studenten tun. Und danach wird das Studium sowieso stressfreier, und sie kann sich mehr Zeit nehmen, ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Da ist sie auch wirklich dahinter und wird das nicht einfach vergessen. Sie hat ja bereits zwei Fachleute gesehen, die es so eingeschätzt haben... Bestimmt hätten die Therapeuten erkannt, wenn sie stationär behandelt gehört. Ich suche hier ja auch keine Diagnose für sie, sondern nur einen Weg, ihr ein wenig zu helfen.
Aber ich hab mich jetzt auch andersweitig schlau gemacht und mit ein paar Leuten telefoniert, und so wie es aussieht, tue ich schon mein Möglichstes.
Ich danke Euch sehr für Eure Anteilnahme und eure Posts.
Aber ich hab mich jetzt auch andersweitig schlau gemacht und mit ein paar Leuten telefoniert, und so wie es aussieht, tue ich schon mein Möglichstes.
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Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, die taugen zum Teil nicht unbedingt viel. Ich habe es unter anderem der Verharmlosung von Ärzten und auch Therapeuten zu verdanken daß das bei mir so eskaliert ist.HamletsOphelia hat geschrieben:Sie hat ja bereits zwei Fachleute gesehen, die es so eingeschätzt haben... Bestimmt hätten die Therapeuten erkannt, wenn sie stationär behandelt gehört.
Aber ich hab mich jetzt auch andersweitig schlau gemacht und mit ein paar Leuten telefoniert, und so wie es aussieht, tue ich schon mein Möglichstes..
Klar. Viel mehr kannst du hier wirklich nicht tun um zu helfen.
@Ophelia:
Ich verstehe sehr gut, dass Du ihr helfen möchtest. Das wohl um so dringender, weil Du ein sehr enges Band zu ihr hast. Du leidest ja sehr mit, das spürt man schon.
Dass sie in Therapie ist, ist sehr gut. Ich schätze, mit dem Physikum, das ja wirklich die erste dieser hammerharten Prüfungen ist, stürmt jetzt auch gleichzeitig ihr hoher Anspruch an sich selbst auf sie ein. Und dann "soll" sie ja auch noch in der Therapie an sich arbeiten, und das ist natürlich ganz schön schwierig. Diesen Perfektionsanspruch kenne ich auch sehr gut, der ist mir oft in besonders depressiven Phasen begegnet und kommt auch immer wieder mal, wenn ich denke "Mensch, so allmählich müsste ich es doch wirklich gepackt haben, warum zum Henker kann ich nicht allmählich mal "normal" ticken?" Möglicherweise sind da auch die CDs mit den Entspannungsübungen, die Du ihr gegeben hast, kontraproduktiv, weil das ein weiterer Punkt auf ihrer Leistungsliste sein könnte ("Ich muss mich entspannen!" ist ungefähr dasselbe, wie wenn einem jemand sagt "Jetzt sei doch mal spontan!"). Solche Übungen können wirklich helfen, aber dazu muss man loslassen können und darf sich keinen Druck machen, sonst verkeilt man sich nur noch mehr in dem Leistungsgedanken.
Diagnose hin oder her, Therapie (ob nun ambulant oder stationär) hin oder her, ich denke, Du selbst kannst ihr am meisten damit helfen, dass Du ihr einen "leistungsfreien" Raum bietest. Klar ist es schön, dass Deine Schwester einmal eine gute Ärztin sein wird, und darüber definiert sie sich ja auch sehr. Aber es ist auch wichtig, dass es daneben noch etwas anderes gibt. Redet ihr zwei viel über ihr Studium, oder gibt es auch noch andere Themen? Wenn sie selbst sagt, sie hat keine Zeit, um Freunde zu treffen, setzt sie sich natürlich sehr unter Druck - mir scheint, mehr, als für das Bestehen des Physikums nötig wäre. Vielleicht hat sie Zeit, Dich regelmäßig zu sehen? Auf einen gemeinsamen Kaffee oder einen Spaziergang? Und dann würde ich möglichst versuchen, wenig über das Studium zu reden und ihr damit zu vermitteln, dass sie in Deiner Gegenwart nichts zu leisten braucht. Ich bin mir sicher, dass sie das irgendwie auch weiß, dass Du sie auch so liebst und für sie da bist. Aber zur Zeit dreht sich ja alles um dieses Thema, oder? Vielleicht gelingt es Dir, sie mal abzulenken. Dazu können auch gerade die vermeintlichen Banalitäten gut sein, sprich, etwas "Sinnloses" tun... Zusammen schwimmen gehen, ins Kino, Bowling - sie einfach mal irgendwie ausklinken aus der Mühle. Über andere Themen sprechen, die Familie, gemeinsame Interessen. Wichtig ist, dass sie sich bei Dir willkommen fühlt, auch wenn sie nicht funktioniert.
Das wären so ein paar Gedanken, die mir durch den Kopf gingen. Es ist aber auch möglich, dass sie in diesem Muster so feststeckt, dass sie durch solche "Maßnahmen" nicht zu erreichen ist, z.B. im Kino nur auf das Ende des Films wartet, um zurück an den Schreibtisch zu können etc. Natürlich hat das Stündchen Auszeit, dass sie sich da gönnen würde, auf ihren Arbeitserfolg keinen Einfluss, wenn sie so fleißig ist, wie Du sie beschreibst. Aber es kann sein, dass sie selbst was anderes glaubt.
Letztlich ist es auch möglich, dass Du als Schwester irgendwann die Segel wirst streichen müssen. Mehr als akzeptierend für sie da zu sein, ist nicht drin. Aber manchmal reicht auch schon das Gefühl, einen Menschen zu haben, der einen so nimmt, wie man ist, ohne Wenn und Aber, und das hilft dann.
Ich drücke die Daumen.
Die Füchsin
Ich verstehe sehr gut, dass Du ihr helfen möchtest. Das wohl um so dringender, weil Du ein sehr enges Band zu ihr hast. Du leidest ja sehr mit, das spürt man schon.
Dass sie in Therapie ist, ist sehr gut. Ich schätze, mit dem Physikum, das ja wirklich die erste dieser hammerharten Prüfungen ist, stürmt jetzt auch gleichzeitig ihr hoher Anspruch an sich selbst auf sie ein. Und dann "soll" sie ja auch noch in der Therapie an sich arbeiten, und das ist natürlich ganz schön schwierig. Diesen Perfektionsanspruch kenne ich auch sehr gut, der ist mir oft in besonders depressiven Phasen begegnet und kommt auch immer wieder mal, wenn ich denke "Mensch, so allmählich müsste ich es doch wirklich gepackt haben, warum zum Henker kann ich nicht allmählich mal "normal" ticken?" Möglicherweise sind da auch die CDs mit den Entspannungsübungen, die Du ihr gegeben hast, kontraproduktiv, weil das ein weiterer Punkt auf ihrer Leistungsliste sein könnte ("Ich muss mich entspannen!" ist ungefähr dasselbe, wie wenn einem jemand sagt "Jetzt sei doch mal spontan!"). Solche Übungen können wirklich helfen, aber dazu muss man loslassen können und darf sich keinen Druck machen, sonst verkeilt man sich nur noch mehr in dem Leistungsgedanken.
Diagnose hin oder her, Therapie (ob nun ambulant oder stationär) hin oder her, ich denke, Du selbst kannst ihr am meisten damit helfen, dass Du ihr einen "leistungsfreien" Raum bietest. Klar ist es schön, dass Deine Schwester einmal eine gute Ärztin sein wird, und darüber definiert sie sich ja auch sehr. Aber es ist auch wichtig, dass es daneben noch etwas anderes gibt. Redet ihr zwei viel über ihr Studium, oder gibt es auch noch andere Themen? Wenn sie selbst sagt, sie hat keine Zeit, um Freunde zu treffen, setzt sie sich natürlich sehr unter Druck - mir scheint, mehr, als für das Bestehen des Physikums nötig wäre. Vielleicht hat sie Zeit, Dich regelmäßig zu sehen? Auf einen gemeinsamen Kaffee oder einen Spaziergang? Und dann würde ich möglichst versuchen, wenig über das Studium zu reden und ihr damit zu vermitteln, dass sie in Deiner Gegenwart nichts zu leisten braucht. Ich bin mir sicher, dass sie das irgendwie auch weiß, dass Du sie auch so liebst und für sie da bist. Aber zur Zeit dreht sich ja alles um dieses Thema, oder? Vielleicht gelingt es Dir, sie mal abzulenken. Dazu können auch gerade die vermeintlichen Banalitäten gut sein, sprich, etwas "Sinnloses" tun... Zusammen schwimmen gehen, ins Kino, Bowling - sie einfach mal irgendwie ausklinken aus der Mühle. Über andere Themen sprechen, die Familie, gemeinsame Interessen. Wichtig ist, dass sie sich bei Dir willkommen fühlt, auch wenn sie nicht funktioniert.
Das wären so ein paar Gedanken, die mir durch den Kopf gingen. Es ist aber auch möglich, dass sie in diesem Muster so feststeckt, dass sie durch solche "Maßnahmen" nicht zu erreichen ist, z.B. im Kino nur auf das Ende des Films wartet, um zurück an den Schreibtisch zu können etc. Natürlich hat das Stündchen Auszeit, dass sie sich da gönnen würde, auf ihren Arbeitserfolg keinen Einfluss, wenn sie so fleißig ist, wie Du sie beschreibst. Aber es kann sein, dass sie selbst was anderes glaubt.
Letztlich ist es auch möglich, dass Du als Schwester irgendwann die Segel wirst streichen müssen. Mehr als akzeptierend für sie da zu sein, ist nicht drin. Aber manchmal reicht auch schon das Gefühl, einen Menschen zu haben, der einen so nimmt, wie man ist, ohne Wenn und Aber, und das hilft dann.
Ich drücke die Daumen.
Die Füchsin
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- Forums-Gruftie
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- Beiträge: 545
Hmm, es kann aber auch sein, dass das nur die Prüfungssituationen sind, die sie so unter Druck setzen. Nicht der Druck im Allgemeinen. Ich hatte auch immer nur Probleme mit Stress vor Prüfungen, aber nicht in Jobs.münchnerkindl hat geschrieben:Ja klar, aber dann wird sie im Arztberuf irgenwann abstürzen, weil das wohl einer der Berufe ist wo man am meisten durch die Mühle gedreht wird. Nichts für Leute die aufgrund irgendwelcher persönlichen Probleme labil sind.Flowerbomb hat geschrieben:Das kann gut sein,dass sich das nach der Prüfung bessert
Sie sollte sich auf jeden Fall fachärztliche Atteste holen über ihre Arbeits- und Prüfungsunfähigkeit, damit sie die Prüfung aufschieben kann bis sie das Problem einigermassen im Griff hat.
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
- , 24
- Beiträge: 6
@Füchsin: Vielen Dank!
Wir reden schon viel über ihr Studium, da sie im Moment kaum etwas anderes beschäftigt. Aber ich versuche auch immer, viel anderes zu erzählen, sie an lustige Situationen oder so zu erinnern. Das mit dem "leistungsfreien Raum schaffen" finde ich ganz richtig! Leider bin ich beruflich gebunden und kann deshalb nicht immer bei ihr sein. Vor allem jetzt die kommenden 2,5 Wochen bin ich noch weiter weg als sonst und auch sehr beschäftigt, da ich mehrere Seminare gebe. Aber sie weiß, dass ich sie sehr liebe und immer stolz auf sie bin, egal, was mit irgendwelchen blöden Prüfungen ist.
Ich hab jetzt Kontakt mit ihren Freunden aus dem Studium aufgenommen, die ich aus diversen Besuchen kenne, und die werden sie jetzt jeden Abed ein wenig entführen. Nicht lange und nichts aufregendes, aber einfach damit sie ein wenig unter Menschen kommt. Gestern hat mich meine Schwester dann gut gelaunt (!) angerufen und erzählt, wie gut ihr das tut! Wir sind gestern noch auf ein weiteres Hilfsmittel gekommen: Es hilft ihr, wenn sie mit anderen gemeinsam in der Bib lernt. Zwar ist da auch jeder für sich, aber die anderen "zwingen" sie gewissermaßen, Pausen zu machen. Und sie sieht gleichzeitig: alle machen Pausen, das ist nichts schlimmes, dadurch geht Dir keine Zeit verloren. Ich hatte ihr das schon einmal vorgeschlagen, aber letztendlich hat sie dann eine ganz andere Situation (sie hat eine Maus hinter der Küche und der Kammerjäger musste kommen) dorthingebracht - und das Ergebnis scheint gut!
@Flowerbomb:
Ja, Prüfungsangst hatte sie schon immer, das vergaß ich zu erwähnen. Richtig schlimm war es damals vor dem Abi, aber sie hat damals selbst noch nicht erkannt, wie selbst-destruktiv ihr Verhalten war und hat deshalb leider auch nichts dagegen unternommen.
Sie meinte zu mir, die größte Angst habe sie eigentlich nicht davor, den Stoff nicht zu schaffen... Sie hat einfach irgendwie eine irrationale Panik davor, das Medizinstudium aufgegeben zu müssen, weil sie keinen Plan B für ihr Leben hat, sie könne sich nicht vorstellen, je einen anderen Beruf auszuüben. Da kommt schon viel Druck zusammen.
Ich kenne ja den Perfektionismus von mir selbst am Besten, nur hab ich mir eben ein Studium ausgesucht, dass a) nicht so krass ist und b) so sehr meine Leidenschaft ist, dass mir das einfach alles in Fleisch und Blut übergeht und ich nicht wirklich viel dafür tun muss.
Wir reden schon viel über ihr Studium, da sie im Moment kaum etwas anderes beschäftigt. Aber ich versuche auch immer, viel anderes zu erzählen, sie an lustige Situationen oder so zu erinnern. Das mit dem "leistungsfreien Raum schaffen" finde ich ganz richtig! Leider bin ich beruflich gebunden und kann deshalb nicht immer bei ihr sein. Vor allem jetzt die kommenden 2,5 Wochen bin ich noch weiter weg als sonst und auch sehr beschäftigt, da ich mehrere Seminare gebe. Aber sie weiß, dass ich sie sehr liebe und immer stolz auf sie bin, egal, was mit irgendwelchen blöden Prüfungen ist.
Ich hab jetzt Kontakt mit ihren Freunden aus dem Studium aufgenommen, die ich aus diversen Besuchen kenne, und die werden sie jetzt jeden Abed ein wenig entführen. Nicht lange und nichts aufregendes, aber einfach damit sie ein wenig unter Menschen kommt. Gestern hat mich meine Schwester dann gut gelaunt (!) angerufen und erzählt, wie gut ihr das tut! Wir sind gestern noch auf ein weiteres Hilfsmittel gekommen: Es hilft ihr, wenn sie mit anderen gemeinsam in der Bib lernt. Zwar ist da auch jeder für sich, aber die anderen "zwingen" sie gewissermaßen, Pausen zu machen. Und sie sieht gleichzeitig: alle machen Pausen, das ist nichts schlimmes, dadurch geht Dir keine Zeit verloren. Ich hatte ihr das schon einmal vorgeschlagen, aber letztendlich hat sie dann eine ganz andere Situation (sie hat eine Maus hinter der Küche und der Kammerjäger musste kommen) dorthingebracht - und das Ergebnis scheint gut!
@Flowerbomb:
Ja, Prüfungsangst hatte sie schon immer, das vergaß ich zu erwähnen. Richtig schlimm war es damals vor dem Abi, aber sie hat damals selbst noch nicht erkannt, wie selbst-destruktiv ihr Verhalten war und hat deshalb leider auch nichts dagegen unternommen.
Sie meinte zu mir, die größte Angst habe sie eigentlich nicht davor, den Stoff nicht zu schaffen... Sie hat einfach irgendwie eine irrationale Panik davor, das Medizinstudium aufgegeben zu müssen, weil sie keinen Plan B für ihr Leben hat, sie könne sich nicht vorstellen, je einen anderen Beruf auszuüben. Da kommt schon viel Druck zusammen.
Ich kenne ja den Perfektionismus von mir selbst am Besten, nur hab ich mir eben ein Studium ausgesucht, dass a) nicht so krass ist und b) so sehr meine Leidenschaft ist, dass mir das einfach alles in Fleisch und Blut übergeht und ich nicht wirklich viel dafür tun muss.
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