schizoaffektive Störung bei einem Freund

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Seelenwandern
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schizoaffektive Störung bei einem Freund

Beitrag Di., 24.08.2010, 08:06

Hallo, ich bin neu in diesem Forum. Seit gut zwei Jahren habe ich einen Freund (44), der eine schizoaffektive Störung hat. Im Februar wurde er zwangseingewiesen und medikamentös eingestellt. Seit April ist er entlassen. Nun ist es so, dass er nicht in eine Tagesklinik gegangen ist. Er besitzt keine Struktur, steht erst um eins - halb zwei auf, macht ansonsten nichts. Geht 1x die Woche zum Therapeuten, 1x im Monat zur Neurologin, die bereits zum 2x die Medikamente reduziert hat, für mich wenig nachvollziehbar. Desweiteren gibt es einen Berufsbetreuer und einen Betreuer am Übergang. Keiner arbeitet mit dem anderen zusammen. Unsere Beziehung gestaltet sich nach wie vor schwierig. Auch wenn es keine extremen Wutausbrüche mehr gibt, zieht er sich weiterhin für mehrere Tage zurück. Die Waage zwischen Nähe und Distanz zu finden ist weiterhin schwierig, Sex ist kein Thema mehr und auch die Liebe zu mir kommt und geht. Ich bin hier um mich weiter auszutauschen, nicht nur mit Angehörigen, auch mit Betroffenen. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Über eine rege Beteiligung würde ich mich freuen. LG Seelenwandern

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Blaubaum
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Beitrag Di., 24.08.2010, 23:34

Hallo Seelenwandern,

ich habe Deinen Beitrag jetzt schon mehrere Male gelesen. Ich bin weder Betroffener noch bin ich Angehöriger eines Betroffenen. Um zum Thema einer schizoaffektiven Störung etwas sagen zu können, was Dir helfen würde, habe ich zu wenig Erfahrung. Aber durch meinen Beitrag wandert der Thread wenigstens erstmal nach oben. Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute und dass sich andere Teilnehmer melden, die zu Deinem Thema etwas sagen können. LG Blaubaum
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Seelenwandern
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Beitrag Mi., 25.08.2010, 12:58

Hallo Blaublaum, vielen Dank für deine Hilfe. Da ich neu bin, muss ich mich hier erst umsehen. Vielleicht wäre es besser meinen Beitrag unter Persönlichkeitsstörungen einzustellen, damit ich wenigstens einige Reaktionen bekomme?Gruß Seelenwandern

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worst case
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Beitrag Mi., 25.08.2010, 15:10

hallo :O)

habs auch schon öfter gelesen.
leider kann ich dir weder mut noch hoffnung machen.
überlege dir, ob du das so wie es jetzt ist noch jahrelang tragen kannst.

das ist äußerst anstrengend und unerfreulich. irgendwann geht dir die puste aus.
es ist äußerst selten, dass jemand der so krank ist wie du dein freund beschreibst, wieder vollständig hergestellt werden würde. immer wieder wird es klinikeinweisungen geben. er wird dir nichts geben können, so wie jetzt.

es ist schlimm, aber sorge lieber für dich.

liebe grüße, s.
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Blaubaum
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Beitrag Mi., 25.08.2010, 21:00

Hallo Seelenwandern,

in Ermangelung einer eigenen, fundierten Meinung zu Deinem/Eurem Problem zitiere ich hier mal aus einem meiner Bücher (sinngemäss):
Warum machen Schizophrene Urlaub von der Realität ? Vielleicht, weil die Welt als so schroff erfahren wird und die Konflikte als so bedrückend empfunden werden, dass dies notwendig wird, um überhaupt überleben zu können. Ein möglicher extremer Stressor, der zusammen mit einer biologischen Veranlagung zu psychotischen Symptomen führen kann, könnte z.B. Kindesmisshandlung sein......
Neben einer strengen Medikation und Kognitiver Therapie wird auch eine Familientherapie empfohlen. Hier lernen die Angehörigen, mit dem Kranken und auch mit den eigenen Sorgen und Nöten besser klarzukommen, psychotische Rückfälle können früher erkannt werden und die Angehörigen lernen, den Kranken nicht etwa überzuversorgen, sondern ihn so weit wie möglich im täglichen Leben zu fordern bzw. zur Selbständigkeit zu animieren.
Ich selbst könnte mir eine Arbeits/Bewegungstherapie vorstellen, die den Patienten in Kontakt mit der Realität bringt und hält. Ich würde das nennen: Den Menschen zurück in seine Beine/Hände bringen. LG Blaubaum
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Seelenwandern
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Beitrag Do., 26.08.2010, 10:34

@worst case, danke für deine Einschätzung. Natürlich sagt mir mein Verstand schon lange das gleiche. Es ist jedoch schwierig wenn man liebt, oder das was man für Liebe hält, bestimmte Dinge umzusetzen.

@ Blaubaum, dir auch danke. Ich habe seit dem Klinikaufenthalt darum gebeten dass wir auch zusammen Beratung bekommen. Ich denke mein Freund hatte gute Gründe dies abzulehnen.
Nun hatten wir gestern ein gemeinsames moderiertes Gespräch mit seinem Therapeuten. Der Therapeut hatte darauf bestanden, da für ihn anscheinend bestimmte Dinge nicht mehr stimmig waren. In diesem Gespräch nun hat mein Freund die Beziehung beendet, wollte diese aber in eine Freundschaft umwandeln. Der Therapeut sagte ihm, dass es um Trennung geht, und er es denn nun auch aussprechen müsste. Mein Freund hat das dann auch irgendwie über die Lippen gebracht.
Ich habe mich dann klar positioniert und gesagt, dass ich nicht von einer Liebesbeziehung auf den Freundschaftsmodus umschalten kann und deshalb keinen Kontakt mehr will. Ich brauche Zeit für den Schmerz, mit den Kindern darüber zu sprechen, Abstand zu gewinnen, etc. Der Therapeut sagte ihm, dass das die normale Konsequenz auf eine Trennung ist und ebenso mein Recht ist, wie seines die Beziehung zu beenden. Mein Freund musste an diesem Punkt schlucken, ich glaube er hatte sein Vorhaben nicht bis zum Ende durchdacht. Nach vielen Tränen meinerseits endete das Gespräch nach einer Stunde. Nun ist es vorbei, der Schmerz ist sehr groß und die ertragenen Verletzungen kommen wahrscheinlich erst Stück für Stück an die Oberfläche.
LG Seelenwandern

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Blaubaum
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Beitrag Do., 26.08.2010, 11:44

@Seelenwandern--gut, dass Deine Kinder offensichtlich nicht auch seine Kinder sind. So
kannst Du deinen Trennungsschmerz ohne weitere Komplikationen bearbeiten und hoffentlich bald hinter Dir lassen. Ich wünsch Dir einen schönen neuen Anfang ! LG Bb
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Blaubaum
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Beitrag Do., 26.08.2010, 11:47

P.S.: Zitat von Weissnicht :"Allem Neubeginn liegt ein Zauber inne"
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Seelenwandern
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Beitrag Do., 26.08.2010, 20:34

@Blaubaum, danke der 1. Tag danach ist fast geschafft. Es wird sicher eine schwere Zeit. Man hat mir gesagt, dass ich nach einigen Tagen damit rechnen müsse, dass er versucht mich zu erreichen. Die Sachen, die er bei mir hatte überbringt ihm meine Freundin.
LG Selenwandern

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 26.08.2010, 21:50

Seelenwandern hat geschrieben:Er besitzt keine Struktur, steht erst um eins - halb zwei auf, macht ansonsten nichts.

Sex ist kein Thema mehr n
Könnte beides an den Medikamenten liegen. Schluckt er Neuroleptika? Falls ja, damit käme ich auch nicht aus dem Bett und hätte auch keinen Antrieb mehr aufzustehen, da Neuroleptika nun mal nicht nur Wahnideen niederbügeln sondern alle anderen Arten von Antrieb und Vorstellungen gleich mit.

Äh und Libidotötend sind sie auch, das Zeugs wirkt ja dämpfend auf das Nervensystem, also auch auf die Teile die für Sexualität zuständig sind.

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Seelenwandern
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Beitrag Do., 26.08.2010, 22:24

ja, er bekommt Lithium und Neuroleptika. Bügelt wohl auch die vorstellung nieder die beziehung weiter zu führen.

LG Seelenwandern

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 26.08.2010, 22:27

Seelenwandern hat geschrieben: Bügelt wohl auch die vorstellung nieder die beziehung weiter zu führen.
Könnte durchaus sein, ja. Wird bei ihm auch den Schmerz über den Verlust der Beziehung niederbügeln. Das Zeugs macht gleichgültig.

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worst case
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Beitrag Fr., 27.08.2010, 01:58

vielleicht hat er realisiert, wie es für dich ist, seine verfassung.
das ist schon eine schmerzhafte sache, sicherlich auch für ihn trotz medikation.
da hat er sich vielleicht mit aufgegeben.
aber er hatte einen aktiven abschied, das läßt sich besser verdauen.

hast du ihn denn in besserer lage auch gekannt?
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Seelenwandern
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Beitrag Fr., 27.08.2010, 10:24

Vielen Dank an alle für die bisherigen Reaktionen. Es hilft ein wenig den Schmerz zu verarbeiten.

Mein Freund hatte seine erste Psychose mit 19. Jetzt ist er 45 und hatte Mitte der 90er einen Klinikaufenthalt, Ende der 90er war fast ein halbes Jahr in einer Klinik und im anschluss fast die gleiche Zeit in einer Tagesklinik, 2007 einen Selbstmordversuch mit anschließendem Klinikaufenthalt für 3 Monate. Bis dahin wurde ihm eine Persönlichkeitsstörung mit Borderlinstruktur diagnostiziert, dissoziative Identitätsstörung, mit narzistischem und histrionischem Anteil sowie Depressionen. Es kann sein, dass ich bei der Aufzählung etwas vergessen habe. Im Oktober 2007 wurde er lediglich mit Antidepressiva entlassen, die er dann im Februar/März 2008 absetzte. Im April 2008 lernten wir uns kennen. Er begann auf mein Drängen hin im November 2008 eine Therapie. Bis dahin stand ja immer noch die alte Diagnose im Raum. In fast 2 Jahren wurden die Intervalle zwischen Agression und Depression immer kürzer. Bis im Februar innerhalb 3 Tagen sich so viel ereignete, dass er dem Gesundheitsamt vorgeführt wurde und dann zwangseingewiesen wurde. Er wurde auf die geschlossene Station eingewiesen. Dort diagnostizierte man nun eine schizoaffektive Störung - in kurzen Intervallen Manie und Depression die von psychotischen Schüben begleitet werden oder in einer Psychose enden. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass alle anderen Diagnose weiterhin bestehen.
Ich habe ihn also "krank" kennen gelernt.
Heute ist der zweite Tag ohne ihn. Keinen Kontakt.

...dieser Weg wird steinig und schwer, wie Xavier Naidoo so schön
singt.
LG Seelenwandern

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chandelle
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Beitrag Fr., 27.08.2010, 10:27

Was fehlt Dir denn an diesem Menschen, der offensichtlich nur krank war?

chandelle

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