Chronisch Depressiven verlassen - Verrat oder Selbstschutz?

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Binen78
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Chronisch Depressiven verlassen - Verrat oder Selbstschutz?

Beitrag Sa., 27.05.2017, 14:26

Hallo liebe Forenteilnehmer,

ich bin ziemlich durcheinander.

Ich bin seit 5 Jahren mit einem Chronisch Depressiven Mann zusammen und bin nun an einem Punkt angekommen wo ich nicht mehr weiterweiß :-(( .

Mein Partner hat seine Depression schon seit ca. 15 Jahren und keine Medikamente, Kuren helfen. Er ist ein total lieber Mensch und ich liebe ihn auch sehr, aber die Umstände unter denen ich zur Zeit lebe werden langsam zu viel für mich.

Mein Partner ist seit ca. 15 Jahren arbeitslos, hat hohe Schulden und es könnten noch einige Schwierigkeiten auf in Zukunft auf ihn zukommen.Er bekommt mittlerweile eine Minirente u. Sozialhilfe aber das ist sehr wenig.

Ich arbeite Vollzeit im öffentlichen Dienst und bin die einzige die Geld nach Hause bringt (das leider auch nicht so hoch ist). Nun ist es so, dass ich selber mittlerweile eine größere Summe an Schulden habe (auch mein Konto ist bis zum Anschlag überzogen, so weit dass es bald Probleme damit gibt ob ich meine Miete zahlen kann).

Ich habe schon so oft mit ihm darüber geredet wie sehr mich dass belastet, er sagt dann: dass wird schon alles. Ja aber ich weiß nicht mehr wie ... . Er ist zu depressiv um sich Arbeit zu suchen, zu depressiv um in Aktion zu treten (wie die Sachen mit dem Ämtern zu regeln). Haben schon massive Situationen dadurch erlebt (einen ganzen Monat lang hat das Amt nicht gezahlt weil er die geforderten Unterlagen nicht beigebracht hat). Dadurch die Angst dass er seine Wohung verliert, wir lebten zwei Monate lang nur von meinem Gehalt. Das war hart, aber ich liebe ihn und bin ein sehr sozialer Mensch, ich bin selbst in schlimmen Situationen groß geworden (alkoholabhängige Eltern dadurch vernachlässigtes Kind).

Bis jetzt habe ich noch keinen Menschen getroffen der mich so liebt wie mein Partner. Am Anfang unserer Beziehung dachte ich mir: ich muss nur immer für ihn da sein, dann wird es schon alles gut. Aber es tut sich nicht viel an der Situation.

Nun ich selber bin auch depressiv, aber nicht so schwer wie er, ich kann immer noch arbeiten gehen und den Haushalt am laufen halten, aber es ist mittlerweile so, dass ich immer wieder für längere Zeit in der Arbeit wg. der oben geschilderten Situation ausfalle (obwohl ich sehr glücklich bin im meiner Arbeit).

Nun ist es so dass mich meine Chefin wg. der vielen Krankeheitstage zu einem Gespräch gebeten hat. Im Laufe dieses Gesprächs bin ich zusammengebrochen und aus mir ist alles nur so rausgeflossen. Es ist so dass ich eine sehr verständnisvolle Chefin habe, trotzt alldem war mir das sooo peinlich. Ich habe davor mit niemanden über dass Alles gesprochen (ich kam mir wie eine Verräterin an meinem Partner vor).

Jetzt habe ich die Möglichkeit zu einer Frau zu gehen die Seelsorge macht und von der die Chefin sehr viel hält. Ichh habe aber Angst davor, weil ich mich vielleicht danach von meinem Partner trennen werde, ich in alleine in seinem Elend lassen werde. Dass kann ich doch nicht tun, oder? Er hat schon öfters zu mir gesagt dass er sich umbringen wird wenn ich ihn verlassen werde, weil er dann nichts mehr lebenswertes in seinem Leben sieht. Nur durch mich ist sein Leben lebenwert, ansonsten ist er doch nur ein "Arschloch" (seine eigenen Worte).

Auch hätte ich die Möglichkeit durch meinen Arbeitgeber für 2-3 Wochen ans Meer geschickt zu werden um dort wieder "Atem holen" zu können. Man ist dann in einem Haus untergebracht, hat dort dann viel Bewegung in der Natur, Seelsorge, Yoga usw.. Aber kann ich meinen Freund solange alleine lassen? Ich bin doch dann eine Egoistin, oder?

Ich weiß zur Zeit nicht weiter.

Vielen Dank dass ich Euch dies schreiben durfte.

Binen

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candle.
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Beitrag Sa., 27.05.2017, 14:36

Hallo Binen!

Willkommen im Forum!

Ich kann deine Gedankengänge sehr gut nachvollziehen! Und ich rate dir diese Zeit in Anspruch zu nehmen, was dir da angeboten wird und du ans Meer fährst.

Ich finde es ausgesprochen schade, dass dich dein Partner finanziell so in den Abgrund gerissen hat und würde wirklich raten zu deinem Schutz zu gehen.

Wie gesagt: Du kannst diese Wochen ja zum Nachdenken nutzen. Und um deinen Partner solltest du dir nicht so viele Gedanken machen, denn er wird zurecht kommen, das ist er vorher ohne dich und wird er wieder können, er muß wirklich dringend aus seiner Komfortzone raus, damit er selbstverantwortlich auf die Beine kommt. Und was wäre, wenn dir was passiert? Dann muß er ja auch alleine klarkommen!

Ansonsten gibt es ja noch die Möglichkeit, dass er stationär geht oder sich einen Betreuer sucht.

Viele Grüsse!
candle
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Binen78
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Beitrag Sa., 27.05.2017, 14:48

Hallo Candle,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort!

Aber ich lasse ihn doch mit seinem Elend alleine, oder?

Er hat schon vor meiner Zeit immer wieder an Selbstmord gedacht aber durch mich ist das nicht mehr der Fall. Ich wäre doch dann dran Schuld, oder?

Wieso schreibst Du "seine Komfortzone"? Er ist doch dpressiv, da kann er doch nichts dafür, oder?

Ich selbst habe nur sehr wenige Freunde u. keine Familie, wäre also sehr alleine wenn ich mich von ihm trennen würde. Bin nicht gerade der Typ der bei anderen gut ankommt :-( .

Gruß von Binen

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candle.
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Beitrag Sa., 27.05.2017, 14:54

Naja, es ist kompliziert. Wenn er suizidal ist, muß er in die Klinik. Es ist nicht deine Schuld! Das ist möglicherweise emotionale Erpressung und geht gar nicht!

Machst du denn Therapie?

candle
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Binen78
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Beitrag Sa., 27.05.2017, 15:02

Hallo Candle,

nein ich mach zur Zeit keine Therapie (die letzte ist jetzt ca. 7 Jahre her).

Aber ich denke darüber nach.

Gruß von Binen

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Kolibri123
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Beitrag Sa., 27.05.2017, 16:43

Hallo Binen,

ich kann deine Situation sehr gut nachempfinden. Ich war auch mit einem depressiven Mann zusammen, der nicht mehr arbeiten kann und am Rande des Existenzminimums leben muss.

Als du schriebst, dass er damit gedroht hat, sich umzubringen, wenn du ihn verlässt, habe ich unmittelbar an emotionale Erpressung gedacht. Das muss nicht so gemeint sein, aber du solltest hier zumindest hellhörig werden. Lies dich in das Thema doch einmal ein bisschen ein.

Finanziell steckt ihr in einer ganz schön beschissenen Situation. Mit dem Satz "das wird schon alles" ist es leider nicht getan, du solltest dir aktiv Hilfe suchen. Warst du schon einmal bei einer Schuldnerberatungsstelle? War er dort schon? Vielleicht ist ein Insolvenzverfahren in euren oder zumindest seinem Fall sinnvoll. Außerdem kann man euch dort helfen, einen vernünftigen Finanzplan aufzustellen, damit die Schulden in Zukunft nicht noch größer werden und peu a peu auch abgetragen werden können.

Das wollte ich gerne mal eben loswerden.

Schuld trifft dich nicht, wenn du deinen Freund verlässt. So hart es klingt, aber letztlich ist jeder Mensch für sich selbst verantwortlich. Du könntest ihn ja auch weiterhin nach Kräften unterstützen aus seiner Misere herauszukommen, aber ich würde es keinesfalls zulassen, dass er dich mit in den Abgrund zieht!


shesmovedon
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Beitrag Sa., 27.05.2017, 17:29

Depressive (wie alle anderen psychisch oder körperlich Gestörten) können enorm egoistisch sein. So liest es sich auch bei dir ein wenig. Wenn er eine behandlungsresistente Depression hat, heißt das nicht, dass du auf immer und ewig an seiner Seite bleiben musst. Auch nicht dann, wenn er mit Suizid droht. Dafür gibt es Kliniken, in die er sich dann begeben muss, wenn er alleine nicht klarkommt.
Ich will dir nicht den Ratschlag geben, dich zu trennen. Aber es ist nicht egoistisch, wenn du diese Reise machst oder dich gar irgendwann trennst. Er dreht sich um sich, du drehst dich um ihn. Und wer dreht sich um dich?
Er muss halt die Wochen alleine klarkommen und wenn er das nicht kann...wie gesagt: Dafür gibt es die Klinik.

Ich kann dir nur den Rat geben auf dich selbst zu schauen und diese Reise zu machen. Deinetwegen. Und darum, wie er zurecht kommt solltest du dir nicht allzu viele Sorgen machen. Er ist ein erwachsener Mensch, der selbst Verantwortung für sich trägt und keine Krankheit hat, wo er nicht in der Lage wäre auch die Verantwortung zu tragen.

Auch was das Finanzielle betrifft würde ich mich beraten lassen!

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ms.behave
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 05:53

hallo binen78,

super, dass du endlich drüber redest und schreibst was dich so lange schon bedrückt hat. :-)
das war nicht leicht, aber es tut gut, oder?

natürlich kannst du deinen mann verlassen wenn du nicht mehr kannst.
ich bin selber oft depressiv und habe mir immer gedacht: schlimmer als selber die totale depri zu haben ist doch: mit einem depressiven menschen zusammenzuleben.

nimm dir auf jeden fall die 2 wochen am meer um mal wegzukommen aus dem sumpf.

du kannst dich und dein leben, deine karriere, deine finanzielles dasein nicht total der depression deines mannes in den rachen werfen, das geht gar net. du bist du.
und wenn du dich kaputtmachst für ihn dann seid ihr halt beide kaputt. hilfe ist das keine.

suche dir eine therapeutin, wenns finanziell möglich ist.
seine selbstmorddrohung ist eine drohung.
er muss sich hilfe suchen, es gibt ja auch niederschwellige unterstützung, wo jemand zB 2 mal pro woche vorbeikommt bei ihm zuhause. die fragt dann auch nach der post zB oder erledigt telefonate und begeleitet ihn auf ämter oder zu ärzten. und die weiss auch, wo man sich hilfe holen kann und was es sonst noch für angebote gibt. das wirkt wunder.
hier zB: arbewe nürnberg
(ich hab so eine hilfe, und das ist einfach suuuper in der krise, wenn sich jemand gemeinsam mit einem um den sauhaufen kümmert. bei mir war das einmal so arg, dass ich fast aus der wohnung geflogen wäre wegen schulden, sie hat dann mit mir gemeinsam alle möglichen hilfsstellen kontaktiert und das geld aufgetrieben um den notfall abzuwenden).

ich wünsche dir alles gute,
ms.behave

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Kellerkind
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 06:26

Hallo,

mir fehlen ein wenig die Worte. Im Grunde weißt du doch ganz genau, dass Trennung da wirklich die einzige reale Option ist. Entweder das oder er zieht noch weiter ins Bodenlose. Dass du so sehr an dieser unguten Beziehung klammerst und dich verantwortlich fühlst, hat vermutlich seine Gründe in deiner Kindheit von alkoholkranken Eltern, ist aber weder normal noch vernünftig noch gesund. Eines ist zumindest klar: besser wird es nicht.

Meine Ehe verlief sehr ähnlich, ich hab auch viel zu lange ausgehalten, bis ich selbst komplett kaputt war. 10 Jahre bis er mich komplett runtergezogen hat, und zehn weitere Jahre plus verfutsche Karriere plus sämtliche Ersparnisse weg, bis ich halbwegs wieder bei mir selbst angekommen bin.

Ich möchte dir daher zwei Dinge mit auf dem Weg geben. Vielleicht bist du noch nicht bereit dafür, aber vielleicht kommt der Tag, da du offen dafür wirst. Auch wenn jetzt die "Wahrheit" noch schmerzt:

(1) Nein, das ist keine Liebe und auch keine gute Beziehung. Das hat viel mehr von Abhängig als von mündiger, erwachsener Liebe und zwar auf beiden Seiten.
Du glaubst, er sei sooooo ein netter Mensch? Genau das ist der größte Irrtum in solchen Situationen. Zunächst einmal hat eine Depression dieser Ausmaße immer sehr, sehr viel egomanisch und egoistisches an sich.
Zum anderen ist dieses vermeintliche Nett-Sein ein Symptom. Zum Beispiel krankhafte Konfliktunfähigkeit, mangelnder Selbstwert usw., die überhaupt erst zur Entstehung der Depression mitbeitragen. Das heißt, wenn er seine Depression erfolgreich therapieren könnte, dann gäbe es auch diese sog. positiven Seiten nicht mehr an ihn. Das eine gibt es nicht ohne das andere!

(2) Die Natur von Depressionen. Ja, Depressionen sind schlimm, aber ich glaube nicht an eine "Therapie-Resistenz". Woran ich stattdessen glaube sind sekundärer Krankheitsgewinn, innere Saboteure und sich hinter einer Krankheit verstecken. Auf gut deutsch gesagt: Wer so lange mit Depressionen rummacht, ohne dass sich da irgendwas ändert, der will unbewusst gar nicht gesund werden. Denn selbst wenn sie chronisch ist, man kann TROTZDEM an sich arbeiten, und egal wie langsam man voran kommt: innerhalb 15 Jahre sollte man doch ein paar Fortschritte sehen!

Wie gesagt, ich war mit einem sehr depressiven Mann verheiratet, ich stand vor den selben Fragen und der selben Wahl wie du, und ich bin aus selben Gründen untergegangen, und hab mich kaputt gemacht. Seit dem habe ich viel gelernt.

Und so depressiv ist niemand, dass er seinen Partner derart in die S*****e reitet, weil man es wochenlang nicht hinbekommt, die Unterlagen auf dem Amt abzugeben. Wenn man seinen Partner liebt und ach nur halbwegs an ihn denkt, dann mag einem solche Behördengänge zwar immer noch schwer fallen, aber so viel Rücksicht und sich zusammenreißen darf man auch von schwer Depressiven erwarten.
Aber das ist der nächste Punkt: ich glaube nicht, dass ein 15 Jahren schwer depressiver überhaupt liebesfähig ist. Für ihn zählt nur eins: vor sich selbst weglaufen, sich hinter der Krankheit verstecken, Selbstmitleid und so weiter. Dann kommt lange, lange, lange nichts... und dann kommst du. Nein, so was machen "liebe nette Menschen" nicht, und so was ist auch keine Liebe. Man könnte auch sagen: Vielleicht liebt er dich, aber seine Krankheit liebt er noch sehr viel mehr. Du wirst sehen: Im Zweifelsfall entscheidet er sich für die kranken Muster.

Das geht allerdings vermutlich noch einen Schritt weiter. Nicht nur der innere Selbstsaboteur und Krankheitsgewinn hält an der Depression fest, sondern da sind vermutlich noch ganz andere Muster am Werke, z.B. Angst vor Erfolg, und du bist Teil der Inszenierung. Futter der Dämonen. Er zieht dich da mit rein, ums ich selbst immer wieder zu beweisen, dass er scheitert. Egal was du versucht um ihn rauszuziehen, kurz bevor es dir gelingt wird er dich/euch unbewusst wieder sabotieren. Wieder und wieder. Am Anfang sieht es noch nach Pech und Zufall aus, aber über die Jahre hinweg erkennt man das Muster... ER hat etwas an sich, was scheitern und versagen möchte, und folglich wird er unbewusst alles Gute was von dir kommt inkluse Dir sabotieren und insgeheim untergraben. Vermutlich genau immer dann, wenn etwas ausnahmsweise mal droht gut zu laufen, genau dann kommen die dicksten Klopper. Darauf gebe ich dir mein Wort.
Zuletzt geändert von Kellerkind am Fr., 09.06.2017, 06:32, insgesamt 2-mal geändert.
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Kellerkind
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 06:28

(3) Was dein Verantwortungsgefühl angeht, dass du ihn ja nicht zurücklassen könntest: mach dir klar, dass er die 10 Jahre vor deiner Zeit ja auch irgendwie überlebt hat. Du bist nicht für ihn verantwortlich. Im Gegenteil: du solltest dich mal über Co-Abhängigkeit informieren, es kann nämlich sogar sehr gut angehen, dass du durch dein Verhalten seine Situation noch verschlimmerst indem du ihm zu viel abnimmst, v.a. Eigenverantwortung. Außerdem wird ohnehin bald nichts mehr VON DIR da sein, was lieben oder geliebt werden kann. Stück für Stück verlierst du dich daran, löst du dich auf. Und weißt du was solche Menschen dann i.d.R. tun? Sie suchen sich das nächste Opfer, dass sie aussaugen können. Dabei ist es höchsterstaunlich, dass solche Charaktere sogar ziemlich leicht eine neue Partnerin finden: irgendeine Frau mit Helferkomplex, die ihnen die Mutti spielt und aufgrund eigener Kindheitstraumata anfällig dafür ist. Und davon gibt es anscheinend erstaunlich viele.
Ich war damals auch überzeugt, mein Ex-Mann würde sich umbringen, wenn ich endgültig gehe. Ha, denkste. Wenn so jemand sich wirklich umbringen würde wollen, dann hätte er oder sie es innerhalb der 10, 15 oder 20 Jahren Depressionen schon getan. Und so schnell konnte man gar nicht schauen, wie er die nächste Frau mit Helferkomplex am Haken hatte. Und als die dann schließlich das Weite suchte, hat er noch in derselben Woche wieder die nächste. Und so weiter und sofort. Mittlerweile ist er Mitte 40 und wieder bei Muttern eingezogen...bis er die nächste Dumme findet, die ihm die Mutti mimt.

Je eher du dich aus dieser "Co-Abhängigkeit" befreist, um so besser. Denn glaub mir, darauf gebe ich dir Brief und Siegel: bessern wird es sich nicht.
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Zauberer
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Beitrag Sa., 10.06.2017, 12:13

Binen78 hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 14:26 ... Er ist zu depressiv um sich Arbeit zu suchen, zu depressiv um in Aktion zu treten (wie die Sachen mit dem Ämtern zu regeln). Haben schon massive Situationen dadurch erlebt (einen ganzen Monat lang hat das Amt nicht gezahlt weil er die geforderten Unterlagen nicht beigebracht hat).
Da braucht jemand einen gewaltigen Tritt in den Hintern. Macht er eigentlich eine Therapie? Macht er irgendwas um seine Situation zu verbessern?
Binen78 hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 14:26 Er hat schon öfters zu mir gesagt dass er sich umbringen wird wenn ich ihn verlassen werde, weil er dann nichts mehr lebenswertes in seinem Leben sieht. Nur durch mich ist sein Leben lebenwert, ansonsten ist er doch nur ein "a***" (seine eigenen Worte).
Das ist emotionale Erpressung. Er nutzt deine Liebe, dein Mitgefühl, dein Mitleid, dein Verantwortungsgefühl usw. aus. Es kann ja nicht zu sein, dass nur deswegen mit ihm zusammen bleibst, weil er sich sonst umbringt. Auch hier wieder, er sollte eine Therapie machen.

Und das übliche Problem, das ein Mann nur auf die Partnerin fokussiert. Er hat es sträflichst versäumt andere Sozialkontakte aufzubauen. Die hätten ihm generell und auch nach einer Trennung Stabilität geben können.
Binen78 hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 14:26 Aber kann ich meinen Freund solange alleine lassen? Ich bin doch dann eine Egoistin, oder?
Nein, bist du nicht. Er ist kein Kind, er ist ein erwachsener Mann. Er muss das aushalten können, das du mal 2 Wochen weg bist, ihr könnte ja miteinander telefonieren - das aber auch nur in begrentzem Maß.

Ein depressiver Mensch, der durch eine Partnerschaft sozusagen emotional gestützt, abgefedert oder aufgefangen wird, verliert oft jegliche Eigeniniative. Es gibt ja immer die Parterin, die es richten wird. Die Eigenverantwortung für sein eigenes Befinden, für die eigene Situation wird auf Parternin abgewälzt. Das ist sehr belastend und kann auch den "gesunden", d. h. nicht depressiven Partner irgendwann krank machen.

Du weißt ja selbst, so kann es nicht weitergehen. Eine Option ist die Trennung von ihm. Kein leichter Schritt nach so langer Zeit. Aber bevor dich eine Beziehung krank und kapputt macht, sollte irgendwann auch der Selbstschutz, das eigene Überleben voran gestellt werden. Und eine Trennung kann für beide Seiten von Vorteil sein. Auch für ihn, weil er dann nur er allein für sich selbst verantwortlich ist.

Eine andere Option wäre ihn dabei zu unterstützen, das er sein Leben, wieder selbst in die Hand nimmt. Aber angesichts von 15 Jahren Untätigkeit bin ich da nicht allzu optimistisch. Dazu gehört dann auf jeden Fall eine Therapie (für ihn). Und dazu gehört nach einem (einmaligen) gewaltigen Tritt in den Hintern, dass er dann selbst Iniative zeigt, Pläne verfolgt, Ziele anstrebt.

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Kolibri123
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Beitrag Sa., 10.06.2017, 13:47

Kellerkind - danke für deine Worte!!! Hilft mir gerade auch sehr! :bussi:

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