Paranoider Fast-Schwager

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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BlackSun
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Paranoider Fast-Schwager

Beitrag Mo., 04.07.2016, 00:45

Hallo ihr Lieben,

ich bin neu hier und habe mich noch nicht vorgestellt oder umgesehen (das ist in einem neuen Forum nicht meine Art!), aber ich habe direkt eine Frage:

Gestern habe ich den Bruder meines Freundes kennenlernen "dürfen".

Es war ein sehr netter Tag. Die beiden haben sich seit 2 oder 3 Jahren nicht mehr gesehen. Mein Freund holte ihn vom Bahnhof ab, er kam rein und war sofort willkommen.
Ich hab die beiden trinken und quatschen lassen, zog mich zurück, sortierte Musik auf dem Rechner, bereitete dann Essen zu, welches wir ausgelassen genossen haben. Danach zog ich mich (wegen meiner ES zurück) und ließ die beiden wieder allein. Bis kurz zum Fußballspiel. Die beiden haben bis dahin aber schon ziemlich gebechert.

Wir schauen uns das Spiel gemeinsam an, flachsen rum, er fühlt sich mehr als wohl (mein Mann sagte schon, dass sein Bruder am Liebsten nie mehr diese Wohnung verlassen und einziehen würde).
Und ganz plötzlich, aus dem nichts, eskaliert es so doll und schnell, dass ich beide rangelnd im Treppenhaus wiederfinde. (Ich vermute, dass ich als Feindbild auserkoren worden bin, weil ich weiblich bin und sein Bruder [mein Mann die Frechheit besitzt glücklich mit mir zu sein]

Er beschimpft mich, mein Mann zeigt ihm seine Grenzen auf und es eskaliert und er redet wirres Zeug und plötzlich wollen seine Eltern und mein Mann ihn seit Jahren schon tot sehen o.O

Am Ende des Liedes wurde nach dem Bruder meines Mannes polizeilich gefahndet; er hat daran Schuld dass ein Band im Daumen gerissen ist und wir nun eine OP gegenüberstehen [welche die berufliche Zukunft eventuell nicht retten kann]; unsere Nachbarn fuhren mit uns die Straßen ab, weil er geflohen ist [ich bin noch wie eine Verrückte hinter ihm her und hab vergeblich versucht ihn zu Sinnen zu berkommen].....also eine chaotische Nacht.

Heute waren wir im Krankenhaus, in der Notaufnahme. Mein Mann hat ein Bänderriss im Daumen. Also steht eine OP an und wir wissen nicht, ob alles gut geht oder er eventuell einen steifen Daumen behält und damit seine berufliche Zukunft gefährdet ist [welche er sich gerade wieder aufbaut (körperliches anderes Thema)].

Und ich bin so aus der Bahn geworfen wurden.

Ich selbst bin eeine Borderlinerin, mein Mann hat eine ähnliche Störung (mein Psychiater ist überrascht, wie sehr wir beide uns stützen, anstatt uns gemeinsam zu vernichten). Für meinen Mann ist sein Bruder 'gestorben'.
Die Eltern wissen schon, dass mit iohm etwas nicht stimmt, aber trauen sich nicht (oder ist es ihnen egal? Das weiß ich leider nocht nicht) sich Hilfe zu holen.

Er hatte eine Psychose, das kann ich bezeugen, verschwand für eine ganze Nacht in einer Stadt, die er nicht kannte, ohne Handy, Geld, Ausweis und Brille [ohne die er fast nichts mehr sieht] und taucht plötzlich wieder auf und verhällt sich wie ein zu Unrecht geschlagener Hund (zum Glück habe ich [dank unserer Nachbarn] ihn alleine vor der Haustür erwischt, während mein Mann im Krankenhaus alleine gelassen worden ist) und ist sich keiner Schuld bewusst. [spätestens da ging es mit mir und der Wut in mir durrch, aber ich habe ihn ziehen lassen].

Morgen gehts nun zur Polizei, wegen Antrag auf Körperverletzung, Zeugenaussage und so weiter; zum Handspezialisten. Vopn der Sicht meines Mannes soll er bluten (von den Eltern abgesegnet) , von mir eigentlich auch....

ABER:
- Wenn er eine Psychose hatte, wer haftet dann wirklich im Endeffekt?
- Muss man sich langsam Gedanken machen, weil er eine Gefährdung für sich selbst aber auch für andere ist?
- Seine Eltern verschließen die Augen davor, wie er anscheinend gerade mit Pauken und Trompeten untergeht

Ich scheine gerade die Einzige zu sein, die erkennt, wie krank er ist und dass er dringend Hilfe benötigt.
Oder steiger ich mich gerade in etwas hinein? Ich weiß einfach nicht mehr weiter.

Im Grunde muss man ihn vor sich selbst schützen, aber nicht 24 Stunden non-stop, weil er die Grenze zwischen Realität und Wahnvorstellung scheinbar noch gut vertuschen kann.

Kann mir jemand ein Tipp geben?

Ich verspreche, dass ich mich gleich im Forum umsehen werde und versuchen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Liebe Grüße
die aufgeschreckte BlackSun

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Candykills
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Beitrag Mo., 04.07.2016, 06:53

Hi

Das ist sicher alles sehr tragisch, was da abgelaufen ist und es tut mir auch leid für deinen Mann, aber was ist das für eine Familie die ihrem vielleicht psychotischen Sohn/Bruder den Tod wünscht und ihn bluten lassen will. Der Schwager braucht wohl in erster Linie Hilfe, wenn er denn psychotisch ist.

Es steht euch ja frei dies zur Anzeige zu bringen!
Dann wird es zur Gerichtsverhandlung kommen und dort wird die Schwere des Verschuldens festgestellt. Und wenn er eine Psychose hat, wird er sich wohl dementsprechend behandeln lassen müssen.

Gruß
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Thread-EröffnerIn
BlackSun
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Beitrag Mo., 04.07.2016, 14:43

Hallo Candy,

dass seine Familie ihn totsehen möchte, ist nicht richtig. Er bildet sich das ein, steigert sich so rein, dass er kein Gut und Böse kennt.

Ich bin schon böse auf ihn und sehr erschrocken, was das für weitreichende Folgen für uns hat.

Auf der anderen Seite, je mehr ich mitbekomme, wie er in seiner eigenen Wohnung zu hausen scheint, nicht abwäscht, nicht wäscht, kaputte Sachen anzieht und diese Wahnvortellung äußert er auch aus dem Nichts bei einem guten Freund. Seine eltern können fast keine normalen Gespräche mit ihm führen.
Ich mach mir schon Gedanken, ab wann man sich Gedanken machen sollte, ihn wangseinzuweisen.

Am Wochenende war er eine Gefahr für sich selbs und für andere.
Seine Familie sagt 'Leben und leben lass', was ja auch in der Regel richtig ist.Aber wenn jemand krank im Kopf ist, dann man doch ein Auge auf ihn haben, oder nicht?

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leuchtturm
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Beitrag Mo., 04.07.2016, 17:20

um zu wissen, dass er krank im Kopf ist, müsste erst einmal eine Diagnose gestellt werden.
Und das wiederum geht natürlich nur, wenn dein Schwager bereit ist, zum Arzt zu gehen.
Leidet er denn selbst?
Man kann ihm in "wachen" Momenten nahelegen, einen Arzt aufzusuchen, aber zwingen kann man ihn nicht. So bitter das auch ist.

Das Einzige, was du (und dein Mann) tatsächlich und effektiv machen kannst:
dich/ euch von ihm abgrenzen.
keinen Kontakt mehr.
Keine Einladungen, auch nicht innerhalb der Familie erscheinen, wenn der Schwager anwesend ist.

Anfangs sprachst du von Alkoholeinfluss.
Trinkt er zuviel?
Nimmt er Medikamente?
Drogen?

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Thread-EröffnerIn
BlackSun
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Beitrag Di., 05.07.2016, 21:15

Hallo Leuchtturm,

natürlich muss eine Diagnoose gestellt werden und da ist seine Mithilfe mehr als wichtig.
Sas man ih nicht wirklich zwingen kann, das weiß ich auch.

Ich habe einfach nur verdammte Angst, dass er irgenwann mal im psychiotischen Zustand auf einen Unbeteiligten losgeht, weil wer dann einfach kein Ferund und Feind mehr kennt.

Das hat mir richtig Angst gemacht.
Ich habe ihm das erste Mal gesehen. Alles schien recht gut (man wusste ja, dass etwas ist, aber was, das kann mir niemand sagen, also achtet man auf jede Kleinigkeit) und plötzlich war IXCH sein Feindbild. Danach sein Bruder und seine Familie. Ich habe ihm garantiert nichts getan. Außer, dass ich eine anscheinendend sehr liebevolle Beziehung mit seinem Bruder habe.

Seine Familie schert sich einen Dreck darum, was noch so alles passieren könnte. Ich denke aber, dass man da doch mal wenigstens genauer hinsehen muss. VERDAMMT, ist es nicht die Pflicht der Eltern, wenn mitbekommen dass eines ihrer Kinder entgleitet und anderen Menschen etwas antun könnte, sich einzuschalten?!?!

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leuchtturm
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Beitrag Mi., 06.07.2016, 09:59

VERDAMMT, ist es nicht die Pflicht der Eltern, wenn mitbekommen dass eines ihrer Kinder entgleitet und anderen Menschen etwas antun könnte, sich einzuschalten?!?! -- Quelle: viewtopic.php?f=71&t=37236
vll haben sie ja hingeschaut und versucht, etwas zu bewirken?

Wenn er aber keine Behandlungseinsicht hat, wird es schwierig -- es sei denn, man kann nachweisen, dass er für sich und für andere eine Gefahr darstellt. Dann müssten diejenigen handeln, die das mitbekommen haben.
Was genau sollten sie deiner Meinung nach tun?
Und warum die eltern, warum nicht dein Mann oder du? Jemand anderes?

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BlackSun
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Beitrag Fr., 08.07.2016, 01:50

Nein, das haben sie nicht.

Ich habe ihn nun das erste Mal erlebt und habe einfach Angst, dass er irgenwann so die Kontrolle verliert, dass er jemand anderes etwas schreckliches antut. Wenn er dann wieder klar im Kopf ist, wird er seines Lebens nicht mehr froh.

Es muss doch irgendetwas für ihn getan werden können?!

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Freifrau
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Beitrag So., 31.07.2016, 23:12

Ich kann Deine Sorge verstehen und halte sie für berechtigt.

In meiner Stadt wurde kürzlich ein Mann von einem psychotischen jungen Mann erstochen. Die Familie des jungen Mannes und andere Zeugen hatten ihn schon vorher bei der Polizei gemeldet und die haben ihn in der Wohnung besucht, konnten aber wohl nichts machen, weil er da wohl halbwegs kontrolliert wirkte. Aber immerhin sind sie dem nachgegangen.

Ich würde ihn auch anzeigen und bei der Polizei sagen, dass er immer wieder plötzlich verwirrt und aggressiv ist und dass Fremd- und Eigengefährdung besteht. Ansonsten würde ich ihm absolut aus dem Weg gehen. Ich würde ihm auch nicht alleine nachlaufen oder ihn irgendwo abfangen. Er könnte auch Dir gefährlich werden, ich finde Dein Verhalten da sehr riskant.
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)


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Beitrag So., 31.07.2016, 23:40

Hallo BlackSun,

ich kann deine Sorge nachvollziehen. Eine ähnliche Situation hatten wir in unserem Haus vor etwa einem Jahr. Ein psychotischer Verwandter(durch Drogen induzierte Psychose) ist durchgedreht, hat Dinge zerstört und Menschen angegriffen, wurde abgeführt und in die Psychiatrie gebracht. Später gab er an, sich an nichts erinnern zu können, was für uns im Haus noch ärgerlicher war, weil wir es nicht glauben konnten. Er hat auch wirres Zeug geredet bis zu und während diesem Vorfall.

Wie ich es verstanden habe, hat man keine rechtliche Handhabe gegen solche Menschen, ehe was passiert. Wenn er eine Straftat begeht, z.bsp. indem er jemanden verletzt ist ein Betretungsverbot möglich(zumindest nach Ö-Recht). Zum Schutz von Leib und Leben würde ich das in entsprechenden Fällen vernunfts- und gewissensmäßig für vertretbar halten, bis er sich in Behandlung begibt und die Gefahr einer Straftat vorbei ist.
Wobei ich mir euren Fall nur schwer veranschaulichen kann, eine Einschätzung aus der Ferne ist meistens schwierig.

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leuchtturm
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Beitrag Di., 02.08.2016, 12:33

Es muss doch irgendetwas für ihn getan werden können?! --
für euch, meinst du

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