ich glaube meine Freund ist psychisch krank - was tun?
ich glaube meine Freund ist psychisch krank - was tun?
hi
mein Beitrag ist etwas lang, daher teile ich ihn in 3 posts auf. 1/3
Ich bin seit knapp 2 Jahren in einer Beziehung und ertrage die Situation nicht mehr. Ich weiß nicht, wie ich mich weiter verhalten soll. Vielleicht habt ihr einen Rat für mich.
Achtung, was ich schreibe, könnte uU triggernd wirken!
Ich wollte nie eine monogame Beziehung eingehen, aber als ich meinen Freund kennengelernt habe, war er so liebevoll und intelligent und bei den Dingen, die uns wichtig waren, hatten wir die gleiche oder eine ähnliche Einstellung. Wir hatten beide schon Gewalterfahrungen hinter uns und es war uns beiden sehr wichtig, liebevoll miteinander umzugehen und auf Konsens zu achten. Ich engagiere mich nebenbei für Gewaltprävention und unterstütze Betroffene von sexualisierter Gewalt. Später erklärte er mir, dass das ein Grund war, warum er Vertrauen zu mir fassen konnte, denn er hat eine starke Abneigung gegen Gewalt. Die ersten Wochen bis Monate war unser Umgang voller Respekt.
Das Thema Vertrauen ist für uns beide wichtig. Aber ich glaube, dass ich mit meiner Vergangenheit und was ich erlebt habe, momentan weit besser klar komme als er.
Mein Freund hat keinen legalen Status. Wir arbeiten seit vielen Monaten daran, dass er in das Land zurück fliegt, wo er geboren wurde. Erst dann ist es möglich, dass wir dort heiraten und er wieder zurück kommen kann. Allerdings braucht er dafür erst eine Ausreisegenehmigung von seiner Botschaft und auf die warten wir eben seit Monaten schon. Das ist rechtlich nicht korrekt, er sollte sie schon längst bekommen haben. Wir gehen so seit Juni 1 - 2 Mal die Woche hin und jedes Mal stellen die dieselben Fragen und geben die selben Dokumente zum Ausfüllen. Wir haben versucht uns aufzuregen, aber dadurch dass er keinen legalen Status hat, bleiben uns nicht viele Möglichkeiten. Momentan überlegen wir, einen Anwalt einzuschalten.
Diese Situation ist sehr belastend, weil wir nur warten können. Er hat seine Familie seit über 10 Jahren nicht gesehen und die rufen ständig an, oft nachts, und weinen, weil sie nicht verstehen, warum er nicht einfach zurück kommen kann. Dazu kommt, dass wir unter Umständen nach der Hochzeit noch Jahre warten müssen, bis er in diesem Land einen neuen Pass ausgestellt bekommt, da er vor über 10 Jahren mal einen Asylantrag gestellt hat. Diese Gesetze sind kompliziert, ich versuche es kurz vereinfacht darzustellen: momentan darf er nicht hier bleiben, aber sobald er ausreist, kann er einen Antrag stellen, um zurückzukommen. Uns ist bereits bestätigt worden, dass der Antrag mit hoher Wahrscheinlichkeit durchgehen würde. Wenn er aber ausreist, bekommt er im Ursprungsland wahrscheinlich keinen Pass, weil er mal in einem anderen Land einen Asylantrag gestellt hat. Bis zu 7 Jahre müssen wir vielleicht warten.
Aber so wie es jetzt ist können wir/er auch nicht weiter leben, also muss er zurück. Wir haben oft darüber gesprochen und wollen den Weg gehen, egal wie lange es dauert.
Diese ganze Situation ist selbstverständlich extrem belastend, aber leider ist das nicht alles. EInes Tages hat er einen Anfall bekommen. Er war unglaublich wütend, hat rumgeschrieen und Sachen kaputt gemacht. Er hat mich auch beschimpft - sexistische Wörter wie Schl**** oder H*** hat er jedoch nie benutzt und ich denke, das ist, weil er grundsätzlich profeministisch eingestellt ist und Männergewalt nicht ok findet. Der Grund war jedenfalls nicht ersichtlich. So ein Verhalten wäre für mich ein klares Ende der Beziehung. Ich habe viel Erfahrung mit strukturell gewalthaltigen Beziehungen und das letzte, was ich sein will, ist eine Betroffene, die sich aus Abhängigkeit selbst nicht mehr befreien kann. Aber mir kam das ganze extrem komisch vor. Nicht nur, weil ich ihn so nicht kannte, es gab eben auch überhaupt keinen Anlass für seine Wut. Am nächsten Tag war er wieder der Freund, den ich kannte. Ich bin bei ihm geblieben, weil ich herausfinden wollte, was mit ihm los ist. Diese Anfälle kamen von da an regelmässig vor. Manchmal sogar ein paar Tage lang, dann war er länger Zeit wieder er selbst. Ich habe mit der Zeit folgendes darüber gelernt:
mein Beitrag ist etwas lang, daher teile ich ihn in 3 posts auf. 1/3
Ich bin seit knapp 2 Jahren in einer Beziehung und ertrage die Situation nicht mehr. Ich weiß nicht, wie ich mich weiter verhalten soll. Vielleicht habt ihr einen Rat für mich.
Achtung, was ich schreibe, könnte uU triggernd wirken!
Ich wollte nie eine monogame Beziehung eingehen, aber als ich meinen Freund kennengelernt habe, war er so liebevoll und intelligent und bei den Dingen, die uns wichtig waren, hatten wir die gleiche oder eine ähnliche Einstellung. Wir hatten beide schon Gewalterfahrungen hinter uns und es war uns beiden sehr wichtig, liebevoll miteinander umzugehen und auf Konsens zu achten. Ich engagiere mich nebenbei für Gewaltprävention und unterstütze Betroffene von sexualisierter Gewalt. Später erklärte er mir, dass das ein Grund war, warum er Vertrauen zu mir fassen konnte, denn er hat eine starke Abneigung gegen Gewalt. Die ersten Wochen bis Monate war unser Umgang voller Respekt.
Das Thema Vertrauen ist für uns beide wichtig. Aber ich glaube, dass ich mit meiner Vergangenheit und was ich erlebt habe, momentan weit besser klar komme als er.
Mein Freund hat keinen legalen Status. Wir arbeiten seit vielen Monaten daran, dass er in das Land zurück fliegt, wo er geboren wurde. Erst dann ist es möglich, dass wir dort heiraten und er wieder zurück kommen kann. Allerdings braucht er dafür erst eine Ausreisegenehmigung von seiner Botschaft und auf die warten wir eben seit Monaten schon. Das ist rechtlich nicht korrekt, er sollte sie schon längst bekommen haben. Wir gehen so seit Juni 1 - 2 Mal die Woche hin und jedes Mal stellen die dieselben Fragen und geben die selben Dokumente zum Ausfüllen. Wir haben versucht uns aufzuregen, aber dadurch dass er keinen legalen Status hat, bleiben uns nicht viele Möglichkeiten. Momentan überlegen wir, einen Anwalt einzuschalten.
Diese Situation ist sehr belastend, weil wir nur warten können. Er hat seine Familie seit über 10 Jahren nicht gesehen und die rufen ständig an, oft nachts, und weinen, weil sie nicht verstehen, warum er nicht einfach zurück kommen kann. Dazu kommt, dass wir unter Umständen nach der Hochzeit noch Jahre warten müssen, bis er in diesem Land einen neuen Pass ausgestellt bekommt, da er vor über 10 Jahren mal einen Asylantrag gestellt hat. Diese Gesetze sind kompliziert, ich versuche es kurz vereinfacht darzustellen: momentan darf er nicht hier bleiben, aber sobald er ausreist, kann er einen Antrag stellen, um zurückzukommen. Uns ist bereits bestätigt worden, dass der Antrag mit hoher Wahrscheinlichkeit durchgehen würde. Wenn er aber ausreist, bekommt er im Ursprungsland wahrscheinlich keinen Pass, weil er mal in einem anderen Land einen Asylantrag gestellt hat. Bis zu 7 Jahre müssen wir vielleicht warten.
Aber so wie es jetzt ist können wir/er auch nicht weiter leben, also muss er zurück. Wir haben oft darüber gesprochen und wollen den Weg gehen, egal wie lange es dauert.
Diese ganze Situation ist selbstverständlich extrem belastend, aber leider ist das nicht alles. EInes Tages hat er einen Anfall bekommen. Er war unglaublich wütend, hat rumgeschrieen und Sachen kaputt gemacht. Er hat mich auch beschimpft - sexistische Wörter wie Schl**** oder H*** hat er jedoch nie benutzt und ich denke, das ist, weil er grundsätzlich profeministisch eingestellt ist und Männergewalt nicht ok findet. Der Grund war jedenfalls nicht ersichtlich. So ein Verhalten wäre für mich ein klares Ende der Beziehung. Ich habe viel Erfahrung mit strukturell gewalthaltigen Beziehungen und das letzte, was ich sein will, ist eine Betroffene, die sich aus Abhängigkeit selbst nicht mehr befreien kann. Aber mir kam das ganze extrem komisch vor. Nicht nur, weil ich ihn so nicht kannte, es gab eben auch überhaupt keinen Anlass für seine Wut. Am nächsten Tag war er wieder der Freund, den ich kannte. Ich bin bei ihm geblieben, weil ich herausfinden wollte, was mit ihm los ist. Diese Anfälle kamen von da an regelmässig vor. Manchmal sogar ein paar Tage lang, dann war er länger Zeit wieder er selbst. Ich habe mit der Zeit folgendes darüber gelernt:
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2/3
+) er steht generell sehr unter Stress; entsteht eine Situation, die ihn zusätzlich stresst, kann es zu einem dieser Anfälle kommen
+) ich spreche von Anfällen, nicht Wutausbrücken, da mehr dahintersteckt als Wut, zB kann sein Gehirn meine Worte manchmal nicht verarbeiten. Er kann perfekt deutsch, daran liegt es nicht. Er sagt, "ich höre dich nicht" und ist verzweifelt. Irgendwann bin ich drauf gekommen, er hört mich schon, aber die Worte ergeben keinen Sinn für ihn in so einer Situation.
+) er erinnert sich nicht immer an alles, was er während eines Anfalls gesagt oder getan hat. Daher hat es auch eine Weile gedauert, ihm klarzumachen, dass sein Verhalten grenzübschreitend war. Zum Teil sieht er es immer noch nicht. Wenn er es aber erkennen kann, tut es ihm leid.
+) er ist paranoid. Er denkt, in einer WG, wo er mal gewohnt hat, wurde sein Zimmer durchsucht. Das kann schon sein, aber er hat mir gegenüber während so einem Anfall mal geäußert, dass sie ihn mit Walkie Talkie abgehört und alles, was auf seinem Computer war, gespeichert haben. Ein paar von den Dingen, die er glaubt, dass andere getan haben, sind einfach nicht logisch bzw schwer möglich. Was mich dazu bringt, von Paranoia zu sprechen, ist seine fixe Überzeugung. Er lässt nicht einmal die Möglichkeit offen, dass irgendwas anders war, als er denkt. Ich kann die Leute nicht fragen, was da wirklich war, weil er nicht möchte, dass ich mit ihnen rede. Das bezieht sich aber nur auf diese Leute, er hat noch nie negativ reagiert auf meinen Umgang mit irgendwem anderen. In Bezug auf mich gab es auch schon die Situation, dass er über mehrere Monate überzeugt davon war, dass ich dieses Leuten irgendwas sehr persönliches über ihn erzählt habe und ihn anlügen würde. Ich selbst kann mich bis heute nicht erinnern an ein solches Gespräch, war aber irgendwann selbst schon so weit, an mir zu zweifeln, weil er selbst so überzeugt war; bis er mir irgendwann gesagt hat, er wüsste gar nicht, worum es geht. Irgendjemand hatte ihm gegenüber augenzwinkernd erwähnt, was nicht für lustige Geschichten über ihn kursieren würden und das war die einzige Grundlage für seine Annahme, ich hätte irgendwem etwas persönliches von ihm erzählt. Ich hatte damals fast permanent mit ihm zusammen gewohnt in dieser recht großen WG. Als ich diese paranoiden Anzeichen entdeckt habe und er mich über Monate fertig gemacht hat wegen diesem angeblichen Vertrauensbruch, hab ich ihn zu mir in meine Wohnung geholt und danach wurden die Anfälle seltener.
+) da ich mit Betroffenen sexualisierter Gewalt gearbeitet habe und auch selbst eine bin, bin ich vertraut mit Traumatisierung und glaube, auch Anzeichen dafür zu sehen. Was er an Gewalt erlebt hat, muss ich nicht unbedingt erläutern. Klar ist, fast jedes Mal, wenn er mir davon erzählt hat, hat er danach entweder einen Anfall bekommen oder ist tagelang im Bett geblieben. Er hat auch sehr oft Kopfschmerzen, ihm ist alles zu viel. Er hat einen Coping-Machanismus - manchmal schreiben seine Finger unaufhörlich irgendetwas, wenn wir zB im Bett liegen. Ihm ist das selbst nicht aufgefallen. Und er ist penibel, fast schon pedantisch, wenn es um Sauberkeit und Ordnung geht. Einmal hat er einen Anfall bekommen, weil die Schuhe ein bisschen schräg standen und nicht direkt nebeneinander. Er hat mich deswegen allen Ernstes verlassen. Ich glaube, dass er äußerlich alles strukturiert, weil er machtlos ist in Bezug auf die Struktur seines eigenen Lebens. Ich denke dieser Ordnungswahn - zB wäscht er jeden Morgen nach dem Aufstehen sofort den Boden - ist ein Copingmechanismus, weil er sich ohnmächtig fühlt.
Und die Gewalt, die permanent da ist durch seine Situation, gibt er an mich weiter. Wenn er einen Anfall hat, meint er ich wär genauso ein Arschloch wie alle anderen und verantwortlich für seine Situation. Wenn er er selbst ist, kann er erkennen, dass ich nicht Auslöser für seine Wut war und sein Verhalten echt das Letzte ist.
Mein Verständnis ist, dass er krank ist. Aber ich weiß nicht, ob das etwas permanentes ist, wie zB paranoide Schizophrenie oder doch eher eine Psychose durch die Traumatisierung und weil die Situation, die ihn belastet, konstant da ist. Ich bin nicht in der Lage, das konkret zu analysieren.
+) er steht generell sehr unter Stress; entsteht eine Situation, die ihn zusätzlich stresst, kann es zu einem dieser Anfälle kommen
+) ich spreche von Anfällen, nicht Wutausbrücken, da mehr dahintersteckt als Wut, zB kann sein Gehirn meine Worte manchmal nicht verarbeiten. Er kann perfekt deutsch, daran liegt es nicht. Er sagt, "ich höre dich nicht" und ist verzweifelt. Irgendwann bin ich drauf gekommen, er hört mich schon, aber die Worte ergeben keinen Sinn für ihn in so einer Situation.
+) er erinnert sich nicht immer an alles, was er während eines Anfalls gesagt oder getan hat. Daher hat es auch eine Weile gedauert, ihm klarzumachen, dass sein Verhalten grenzübschreitend war. Zum Teil sieht er es immer noch nicht. Wenn er es aber erkennen kann, tut es ihm leid.
+) er ist paranoid. Er denkt, in einer WG, wo er mal gewohnt hat, wurde sein Zimmer durchsucht. Das kann schon sein, aber er hat mir gegenüber während so einem Anfall mal geäußert, dass sie ihn mit Walkie Talkie abgehört und alles, was auf seinem Computer war, gespeichert haben. Ein paar von den Dingen, die er glaubt, dass andere getan haben, sind einfach nicht logisch bzw schwer möglich. Was mich dazu bringt, von Paranoia zu sprechen, ist seine fixe Überzeugung. Er lässt nicht einmal die Möglichkeit offen, dass irgendwas anders war, als er denkt. Ich kann die Leute nicht fragen, was da wirklich war, weil er nicht möchte, dass ich mit ihnen rede. Das bezieht sich aber nur auf diese Leute, er hat noch nie negativ reagiert auf meinen Umgang mit irgendwem anderen. In Bezug auf mich gab es auch schon die Situation, dass er über mehrere Monate überzeugt davon war, dass ich dieses Leuten irgendwas sehr persönliches über ihn erzählt habe und ihn anlügen würde. Ich selbst kann mich bis heute nicht erinnern an ein solches Gespräch, war aber irgendwann selbst schon so weit, an mir zu zweifeln, weil er selbst so überzeugt war; bis er mir irgendwann gesagt hat, er wüsste gar nicht, worum es geht. Irgendjemand hatte ihm gegenüber augenzwinkernd erwähnt, was nicht für lustige Geschichten über ihn kursieren würden und das war die einzige Grundlage für seine Annahme, ich hätte irgendwem etwas persönliches von ihm erzählt. Ich hatte damals fast permanent mit ihm zusammen gewohnt in dieser recht großen WG. Als ich diese paranoiden Anzeichen entdeckt habe und er mich über Monate fertig gemacht hat wegen diesem angeblichen Vertrauensbruch, hab ich ihn zu mir in meine Wohnung geholt und danach wurden die Anfälle seltener.
+) da ich mit Betroffenen sexualisierter Gewalt gearbeitet habe und auch selbst eine bin, bin ich vertraut mit Traumatisierung und glaube, auch Anzeichen dafür zu sehen. Was er an Gewalt erlebt hat, muss ich nicht unbedingt erläutern. Klar ist, fast jedes Mal, wenn er mir davon erzählt hat, hat er danach entweder einen Anfall bekommen oder ist tagelang im Bett geblieben. Er hat auch sehr oft Kopfschmerzen, ihm ist alles zu viel. Er hat einen Coping-Machanismus - manchmal schreiben seine Finger unaufhörlich irgendetwas, wenn wir zB im Bett liegen. Ihm ist das selbst nicht aufgefallen. Und er ist penibel, fast schon pedantisch, wenn es um Sauberkeit und Ordnung geht. Einmal hat er einen Anfall bekommen, weil die Schuhe ein bisschen schräg standen und nicht direkt nebeneinander. Er hat mich deswegen allen Ernstes verlassen. Ich glaube, dass er äußerlich alles strukturiert, weil er machtlos ist in Bezug auf die Struktur seines eigenen Lebens. Ich denke dieser Ordnungswahn - zB wäscht er jeden Morgen nach dem Aufstehen sofort den Boden - ist ein Copingmechanismus, weil er sich ohnmächtig fühlt.
Und die Gewalt, die permanent da ist durch seine Situation, gibt er an mich weiter. Wenn er einen Anfall hat, meint er ich wär genauso ein Arschloch wie alle anderen und verantwortlich für seine Situation. Wenn er er selbst ist, kann er erkennen, dass ich nicht Auslöser für seine Wut war und sein Verhalten echt das Letzte ist.
Mein Verständnis ist, dass er krank ist. Aber ich weiß nicht, ob das etwas permanentes ist, wie zB paranoide Schizophrenie oder doch eher eine Psychose durch die Traumatisierung und weil die Situation, die ihn belastet, konstant da ist. Ich bin nicht in der Lage, das konkret zu analysieren.
3/3
Für mich macht es keinen Unterschied, woher es kommt. Ich ertrage die Situation nicht mehr. Hätte er einen legalen Status und eine Krankenversicherung oder ich auch einfach nur genug Geld, würde ich sofort eine Therapie für ihn suchen. Wir haben schon ausgemacht, wenn unser Plan funktioniert hat und er wieder da ist, macht er sofort eine Therapie und versucht das aufzuarbeiten, was ihn so extrem belastet. Aber es kann Jahre dauern, bis er wieder da ist. Er hat auch Angst, dann nicht als der Mensch zurückzukommen, der er jetzt ist. Ich glaube, was in seinem Kopf vorgeht, macht ihm große Angst und die Wut ist teilweise Selbstschutz. Die bedrohlichen Situation der Vergangenheit kommen immer mal wieder sehr präsent in seinen Kopf. Vielleicht sind es auch Flashbacks, das weiß ich noch nicht. Es hat lange gedauert, herauszufinden, was ich bis jetzt weiß. Er fühlt sich jedenfalls angegriffen, wenn er einen Anfall bekommt.
Ich hab das Gefühl, meine Situation ist ausweglos. Ich kann ihn ja nicht mal aus der Wohnung rausschmeissen, wenn er mich beschimpft oder bedroht, mir eine reinzuhauen, weil das tut man Menschen nicht an, die keinen legalen Status haben und nicht wissen, wo sie hin sollen. Und das ist wirklich unglaublich. Mein Instinkt sagt mir, ich sollte ihn windelweich prügeln dafür, dass er mich bedroht und meine Wohnung kaputt macht. Aber ich weiß, dass bei traumatisierten Menschen Gewalt oder Aggressivität das letzte ist, womit man reagieren sollte. Geschlagen hat er mich auch nicht, aber es kam schon zu kleineren Verletzungen im Zuge seiner Zerstörwut. Und es ist eine Frechheit, überhaupt Drohungen auszusprechen. Auch, mich zu beschimpfen und dann stehen zu lassen mit der Androhung, er würde so schnell wie möglich zurückfliegen und dort bleiben. Ich musste ihn schon ein paar Mal suchen. Ich bekomme halt auch Angst, wenn er allein draußen ist, weil er jederzeit kontrolliert werden könnte und ich dann nicht einmal wüsste, was mit ihm passiert ist und wo er ist. Und wenn er durch eine Kontrolle ausreisen muss und nicht freiwillig durch das Ausreisedokument der Botschaft, sind unsere Chancen geringer, dass er zurückkommen kann. In der Situation eines Anfalles ist ihm das egal.
Und ganz egal, wie überzeugt er ansonsten davon ist, dass er mich liebt und alles tun möchte, damit diese Anfälle nicht mehr vorkommen - diese Aussagen und dieses Verhalten stellen ein Ungleichgewicht und eine gewalthaltige Struktur in der Beziehung her und das geht so einfach nicht
Und dass ich meine eigene Wut unterdrücke und mich aus Rücksicht immer wieder selbst daran hindere mich zu behaupten, führt dazu, dass ich Panikattacken bekomme. Es reicht mir nicht, hinterher ein Gespräch darüber zu führen und klarzustellen, dass Gewalt nicht in Ordnung ist. Ich gehe kaputt daran und kann sehen, dass eine Beziehung, die sporadisch zu solchen Situationen führt, beendet werden sollte. Aber gleichzeitig denke ich mir, dass er krank ist und es vielleicht möglich wäre, diese Anfälle wegzubekommen, wenn er nicht mehr in dieser Situation drinnen steckt und psychologische Unterstützung bekommen würde. Wenn er er selbst ist, selbst wenn er schlecht drauf ist, ist er der liebevollste und rücksichtsvollste Mensch überhaupt. Mit diesem Menschen hätte ich gerne eine Zukunft. Ich möchte, dass es ihm besser geht und er diese Anfälle nicht mehr hat. Nicht nur für mich, es macht mich auch so traurig für ihn
Für mich wäre nie in Frage gekommen, in so eine Situation zu geraten, vor allem nicht zu bleiben. Aber ich hab mich halt auch entschieden, mit ihm zusammen zu sein und möchte ihn nicht verlassen, nur weil er krank ist und die Umstände, in denen wir leben, momentan extrem schwierig sind.
Zur Häufigkeit der Anfalle: durchschnittlich etwa 1 - 2 Mal im Monat heftig, dazwischen kann es zu meinem Empfinden nach irrationalen Wutanfällen oder Angstzuständen kommen, die sich schnell beruhigen. Momentan sitzt er neben mir und "bestraft" mich mit Schweigen, weil ich ihn gestern nach dem Duschen gefragt habe, ob er noch eine Massage möchte... Öl nach dem Duschen geht nicht
Ich muss dem Ganzen etwas entgegen setzen, solange wir auf die Ausreisegenehmigung warten. Deshalb hab ich mich entschieden, andere Angehörige zu fragen, wie sie damit umgehen. Ihr habt sicher Erfahrung damit, wie man auf Schübe und dergleichen reagieren kann. Was wirkt zB euer Erfahrung nach deeskalierend und bietet euch selbst genug Möglichkeit, eure eigenen Grenzen zu wahren?
Seid ihr in Beziehungen geblieben, die krankheitsbedingt gewalthaltig waren? Wie seid ihr damit umgegangen? Und lässt sich das in den Griff kriegen?
Danke fürs zuhören
Für mich macht es keinen Unterschied, woher es kommt. Ich ertrage die Situation nicht mehr. Hätte er einen legalen Status und eine Krankenversicherung oder ich auch einfach nur genug Geld, würde ich sofort eine Therapie für ihn suchen. Wir haben schon ausgemacht, wenn unser Plan funktioniert hat und er wieder da ist, macht er sofort eine Therapie und versucht das aufzuarbeiten, was ihn so extrem belastet. Aber es kann Jahre dauern, bis er wieder da ist. Er hat auch Angst, dann nicht als der Mensch zurückzukommen, der er jetzt ist. Ich glaube, was in seinem Kopf vorgeht, macht ihm große Angst und die Wut ist teilweise Selbstschutz. Die bedrohlichen Situation der Vergangenheit kommen immer mal wieder sehr präsent in seinen Kopf. Vielleicht sind es auch Flashbacks, das weiß ich noch nicht. Es hat lange gedauert, herauszufinden, was ich bis jetzt weiß. Er fühlt sich jedenfalls angegriffen, wenn er einen Anfall bekommt.
Ich hab das Gefühl, meine Situation ist ausweglos. Ich kann ihn ja nicht mal aus der Wohnung rausschmeissen, wenn er mich beschimpft oder bedroht, mir eine reinzuhauen, weil das tut man Menschen nicht an, die keinen legalen Status haben und nicht wissen, wo sie hin sollen. Und das ist wirklich unglaublich. Mein Instinkt sagt mir, ich sollte ihn windelweich prügeln dafür, dass er mich bedroht und meine Wohnung kaputt macht. Aber ich weiß, dass bei traumatisierten Menschen Gewalt oder Aggressivität das letzte ist, womit man reagieren sollte. Geschlagen hat er mich auch nicht, aber es kam schon zu kleineren Verletzungen im Zuge seiner Zerstörwut. Und es ist eine Frechheit, überhaupt Drohungen auszusprechen. Auch, mich zu beschimpfen und dann stehen zu lassen mit der Androhung, er würde so schnell wie möglich zurückfliegen und dort bleiben. Ich musste ihn schon ein paar Mal suchen. Ich bekomme halt auch Angst, wenn er allein draußen ist, weil er jederzeit kontrolliert werden könnte und ich dann nicht einmal wüsste, was mit ihm passiert ist und wo er ist. Und wenn er durch eine Kontrolle ausreisen muss und nicht freiwillig durch das Ausreisedokument der Botschaft, sind unsere Chancen geringer, dass er zurückkommen kann. In der Situation eines Anfalles ist ihm das egal.
Und ganz egal, wie überzeugt er ansonsten davon ist, dass er mich liebt und alles tun möchte, damit diese Anfälle nicht mehr vorkommen - diese Aussagen und dieses Verhalten stellen ein Ungleichgewicht und eine gewalthaltige Struktur in der Beziehung her und das geht so einfach nicht
Und dass ich meine eigene Wut unterdrücke und mich aus Rücksicht immer wieder selbst daran hindere mich zu behaupten, führt dazu, dass ich Panikattacken bekomme. Es reicht mir nicht, hinterher ein Gespräch darüber zu führen und klarzustellen, dass Gewalt nicht in Ordnung ist. Ich gehe kaputt daran und kann sehen, dass eine Beziehung, die sporadisch zu solchen Situationen führt, beendet werden sollte. Aber gleichzeitig denke ich mir, dass er krank ist und es vielleicht möglich wäre, diese Anfälle wegzubekommen, wenn er nicht mehr in dieser Situation drinnen steckt und psychologische Unterstützung bekommen würde. Wenn er er selbst ist, selbst wenn er schlecht drauf ist, ist er der liebevollste und rücksichtsvollste Mensch überhaupt. Mit diesem Menschen hätte ich gerne eine Zukunft. Ich möchte, dass es ihm besser geht und er diese Anfälle nicht mehr hat. Nicht nur für mich, es macht mich auch so traurig für ihn
Für mich wäre nie in Frage gekommen, in so eine Situation zu geraten, vor allem nicht zu bleiben. Aber ich hab mich halt auch entschieden, mit ihm zusammen zu sein und möchte ihn nicht verlassen, nur weil er krank ist und die Umstände, in denen wir leben, momentan extrem schwierig sind.
Zur Häufigkeit der Anfalle: durchschnittlich etwa 1 - 2 Mal im Monat heftig, dazwischen kann es zu meinem Empfinden nach irrationalen Wutanfällen oder Angstzuständen kommen, die sich schnell beruhigen. Momentan sitzt er neben mir und "bestraft" mich mit Schweigen, weil ich ihn gestern nach dem Duschen gefragt habe, ob er noch eine Massage möchte... Öl nach dem Duschen geht nicht
Ich muss dem Ganzen etwas entgegen setzen, solange wir auf die Ausreisegenehmigung warten. Deshalb hab ich mich entschieden, andere Angehörige zu fragen, wie sie damit umgehen. Ihr habt sicher Erfahrung damit, wie man auf Schübe und dergleichen reagieren kann. Was wirkt zB euer Erfahrung nach deeskalierend und bietet euch selbst genug Möglichkeit, eure eigenen Grenzen zu wahren?
Seid ihr in Beziehungen geblieben, die krankheitsbedingt gewalthaltig waren? Wie seid ihr damit umgegangen? Und lässt sich das in den Griff kriegen?
Danke fürs zuhören
Liebe Kushi!
Du fragst nach Erfahrungsberichten. Und ich hoffe, dass sich jemand dazu äußern kann, der Ähnliches durchmachen musste.
Deine Situation scheint mir äußerst erschwert dadurch, dass du dich umstandsbedingt für ihn verantwortlich fühlst, so wie für ein Kind. Ein Kind (das sich nicht alleine durchkämpfen kann) kann man ebenfalls nicht einfach vor die Tür setzen.
Weiters ist deine Situation noch mehr erschwert dadurch, dass es durch die fehlende Versicherung keine psychiatrische/therapeutische Behandlung gibt. Oder gibt es Stellen, die Unversicherte behandeln? Sozialpsychiatrischer Notdienst? Da kann man auch ohne E-Card hin und anonym.
Ansonsten bliebe auch noch die Option einer Privatordination bei einem Psychiater, damit er ggf. Medikamente bekommen kann.
Wie lange seid ihr denn schon ein Paar und wie lange kennst du ihn?
Nach welcher Zeit der Beziehung kamen denn diese "Anfälle"?
Kannst du dir denn psychotherapeutische Hilfe holen, sodass du Unterstützung im Umgang in dieser ausweglosen Situation erhältst?
Ansonsten kann man sowas wohl nicht durchstehen.
Chancen
Du fragst nach Erfahrungsberichten. Und ich hoffe, dass sich jemand dazu äußern kann, der Ähnliches durchmachen musste.
Deine Situation scheint mir äußerst erschwert dadurch, dass du dich umstandsbedingt für ihn verantwortlich fühlst, so wie für ein Kind. Ein Kind (das sich nicht alleine durchkämpfen kann) kann man ebenfalls nicht einfach vor die Tür setzen.
Weiters ist deine Situation noch mehr erschwert dadurch, dass es durch die fehlende Versicherung keine psychiatrische/therapeutische Behandlung gibt. Oder gibt es Stellen, die Unversicherte behandeln? Sozialpsychiatrischer Notdienst? Da kann man auch ohne E-Card hin und anonym.
Ansonsten bliebe auch noch die Option einer Privatordination bei einem Psychiater, damit er ggf. Medikamente bekommen kann.
Wie lange seid ihr denn schon ein Paar und wie lange kennst du ihn?
Nach welcher Zeit der Beziehung kamen denn diese "Anfälle"?
Kannst du dir denn psychotherapeutische Hilfe holen, sodass du Unterstützung im Umgang in dieser ausweglosen Situation erhältst?
Ansonsten kann man sowas wohl nicht durchstehen.
Chancen
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hi, danke für deine Antwort. Ich kenne ihn vom Sehen seit knapp 5 Jahren. Seit knapp 2 Jahren sind wir zusammen. Ich kann nicht mehr genau sagen, wann der erste Anfall war. Es waren ein paar Wochen, vielleicht 2 Monate nachdem wir zusammen gekommen sind. Seit ich ihn aus dieser WG geholt hab, ist es besser, weil auch der Stresspegel geringer ist.
Ich hab mich ja schon öfter informiert. Zum Psychosozialendienst könnten wir gehen, aber da bekommt er keine Therapie, sondern nur medikamentöse Behandlung. Und bei den Medis mach ich mir Sorgen. Kann man in so kurzer Zeit überhaupt die richtigen Medis finden? Ich kenn das von mir von früher. Nebenwirkungen und bis man eingestellt ist kann schlimm sein. Und was passiert, wenn er in sein Ursprungsland zurück geht? Sollte es überhaupt möglich sein, diese Medikamente dort zu bekommen, wird er sie nehmen? Ich denke nicht. Wir rechnen ja jede Woche damit, dass er endlich fliegen kann... Ich hab ihn auch schon vor einem Jahr mal gefragt, ob er mit mir zu so einer Stelle geht, dass wir Hilfe suchen. Er meint, er hat momentan keinen Kopf. Ihm ist alles zu viel. Erst, wenn er wieder zurück ist.. ich kann ihn auch nicht zwingen. Bei seinem Zustand geht es ja darum, dass alles, was ihm im Leben wichtig ist, fremdbestimmt ist. Da kann ich ihn schwer zu irgendwas drängen.
Aber ich denke auch, dass ich für mich so schnell wie möglich psychologische Unterstützung suche. Das ist ein guter Vorschlag, danke!
Ich hab mich ja schon öfter informiert. Zum Psychosozialendienst könnten wir gehen, aber da bekommt er keine Therapie, sondern nur medikamentöse Behandlung. Und bei den Medis mach ich mir Sorgen. Kann man in so kurzer Zeit überhaupt die richtigen Medis finden? Ich kenn das von mir von früher. Nebenwirkungen und bis man eingestellt ist kann schlimm sein. Und was passiert, wenn er in sein Ursprungsland zurück geht? Sollte es überhaupt möglich sein, diese Medikamente dort zu bekommen, wird er sie nehmen? Ich denke nicht. Wir rechnen ja jede Woche damit, dass er endlich fliegen kann... Ich hab ihn auch schon vor einem Jahr mal gefragt, ob er mit mir zu so einer Stelle geht, dass wir Hilfe suchen. Er meint, er hat momentan keinen Kopf. Ihm ist alles zu viel. Erst, wenn er wieder zurück ist.. ich kann ihn auch nicht zwingen. Bei seinem Zustand geht es ja darum, dass alles, was ihm im Leben wichtig ist, fremdbestimmt ist. Da kann ich ihn schwer zu irgendwas drängen.
Aber ich denke auch, dass ich für mich so schnell wie möglich psychologische Unterstützung suche. Das ist ein guter Vorschlag, danke!
Wenn Menschen zu einer Gefahr für sich und/oder ihre Umgebung werden, dann gehört es zu den vernünftigsten Dingen der Welt, auf Abstand zu solchen Menschen zu gehen. Da solltest Du Dir keine Vorwürfe machen.kushi hat geschrieben:Ich hab das Gefühl, meine Situation ist ausweglos. Ich kann ihn ja nicht mal aus der Wohnung rausschmeissen, wenn er mich beschimpft oder bedroht, mir eine reinzuhauen, weil das tut man Menschen nicht an, die keinen legalen Status haben und nicht wissen, wo sie hin sollen.
Und "man tut das nicht" ist ein äußerst schwaches Argument. Genauso kann ich nun darauf schreiben: Sowas tut man nicht, Menschen so schlecht zu behandeln, die einem auch noch helfen und beistehen wollen …
kushi hat geschrieben:Mein Instinkt sagt mir, ich sollte ihn windelweich prügeln dafür, dass er mich bedroht und meine Wohnung kaputt macht. Aber ich weiß, dass bei traumatisierten Menschen Gewalt oder Aggressivität das letzte ist, womit man reagieren sollte. Geschlagen hat er mich auch nicht, aber es kam schon zu kleineren Verletzungen im Zuge seiner Zerstörwut. Und es ist eine Frechheit, überhaupt Drohungen auszusprechen. Auch, mich zu beschimpfen und dann stehen zu lassen mit der Androhung, er würde so schnell wie möglich zurückfliegen und dort bleiben. Ich musste ihn schon ein paar Mal suchen.
Ich empfehle, mal beim Institut für Psychotherapie vorstellig zu werden:kushi hat geschrieben:Zum Psychosozialendienst könnten wir gehen, aber da bekommt er keine Therapie, sondern nur medikamentöse Behandlung.
http://www.psd-wien.at/psd/57.html
Wart Ihr eigentlich schon mal beim P7? Die Sozialarbeiter dort sind auf Zack und kennen viele Angebote, können Türen öffnen, die sonst verschlossen bleiben würden. Die Leute dort würde ich an Deiner Stelle unbedingt ins Boot holen und mit den Leuten vom PSD "gleichschalten".
http://www.caritas-wien.at/hilfe-einric ... nungslose/
Da hast du recht, ja. Wenn die Konsequenzen nicht so schwerwiegend in Bezug auf unsere und seine Zukunft sein könnten, wäre frische Luft das erste, was ich ihm zumuten würde, um die Situation zu deeskalieren. Manchmal geh ich halt raus, aber wie meine Wohnung dann nachher aussieht ist eine andere Sache...Eremit hat geschrieben:Wenn Menschen zu einer Gefahr für sich und/oder ihre Umgebung werden, dann gehört es zu den vernünftigsten Dingen der Welt, auf Abstand zu solchen Menschen zu gehen. Da solltest Du Dir keine Vorwürfe machen.
Und "man tut das nicht" ist ein äußerst schwaches Argument. Genauso kann ich nun darauf schreiben: Sowas tut man nicht, Menschen so schlecht zu behandeln, die einem auch noch helfen und beistehen wollen …
Danke für die Tipps. P7 geht nicht, weil das vom Fond Soziales Wien gefördert wird. Dafür muss man in Wien gemeldet sein. Es gab schon bei verschiedenen Sachen, die wir machen wollten, das Problem mit dem FSW. Ich kanns versuchen, rechne aber mit der selben Antwort wie immer.Eremit hat geschrieben: Ich empfehle, mal beim Institut für Psychotherapie vorstellig zu werden:
http://www.psd-wien.at/psd/57.html
Wart Ihr eigentlich schon mal beim P7? Die Sozialarbeiter dort sind auf Zack und kennen viele Angebote, können Türen öffnen, die sonst verschlossen bleiben würden. Die Leute dort würde ich an Deiner Stelle unbedingt ins Boot holen und mit den Leuten vom PSD "gleichschalten".
http://www.caritas-wien.at/hilfe-einric ... nungslose/
Aber das Institut für Psychotherapie kannte ich noch nicht. Werde ich mir gleich mal anschauen. Vielleicht kann ich auch mit ihm drüber reden, wenn er mich nicht mehr ignoriert. Danke
Das stimmt allerdings nicht. Wie soll man als Obdachloser denn irgendwo gemeldet sein? Die haben dort praktisch ausschließlich obdachlose Ausländer, die noch nie in Österreich gemeldet waren …kushi hat geschrieben:Danke für die Tipps. P7 geht nicht, weil das vom Fond Soziales Wien gefördert wird. Dafür muss man in Wien gemeldet sein.
Hallo Kushi!
Mir ist deine Geschichte heute den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gegangen.
Nachdem du geschrieben hast, dass das Ganze bereits nach wenigen Wochen eures Zusammenseins begonnen hat - dass also quasi euer ganzes Beziehungsleben lang schon ständig seine Ausbrüche/Anfälle Teil eurer Beziehung waren. (abgesehen von den ersten 2 Monaten des Zusammenkommens).
Mir ist immer wieder die Frage durch den Kopf gegangen, wodurch unterscheidest du dich von den anderen Frauen, die in gewalttätigen Beziehungen bleiben und die ihre Männer verteidigen mit "er ist nicht er selbst, wenn er das tut" und "er meint es nicht so, in Wirklichkeit ist er ein guter Kerl" und die ihr Bleiben und Verharren in solchen Beziehungen damit rechtfertigen, dass der Andere sie braucht.
Ich weiß, dass es bei euch komplizierter ist, wegen seines Status.
Aber ich sehe, dass du von Anfang an (schon nach 2 Monaten) nicht mehr loslassen wolltest und seither lieber die Angst und die Zornausbrüche und Anfälle ertragst und diesen Mann sogar heiraten willst.
Besonders die Aussage von dir, dass du ihm schon mal Hilfe/Therapie vorgeschlagen hast, dass er aber zur Zeit keinen Kopf dafür habe und dass er in Kauf nimmt, dass du unter diesen Umständen leben musst, ohne dass er sich helfen lässt bzw. Hilfe sucht - lassen mich aufhorchen und grübeln, ob du nicht aufgrund deiner Sicherheit (auf Basis deiner Erfahrungen und deines Engagements) die Struktur etc. von Gewalt durchblickt zu haben, selbst einen blinden Fleck hast.
Ich mache mir also Sorgen, ob du seine Ausbrüche und seine Zustände als Krankheit rationalisierst, aus der du ihn retten musst. (Wie du sicher weißt, ist das eine recht typische Emfpindung von vielen Menschen, die sich in gewaltsamen Partnerschaften wiederfinden).
Ich weiß, dass du ihn unbedingt unterstützen und retten willst, aber genau dieses "unbedingt" macht mich stutzig, weil ich es so oft erlebt habe, dass dieses "unbedingt" Teil des Erlebenes betroffener Gewaltopfer ist.
Was müsste passieren, dass du dich vor ihm in Sicherheit bringen würdest?
Was wäre, wenn er im Zuge seiner Krankheit Hand an dich legte?
Wann wäre es zuviel für dich?
Spürst du noch irgendeine Grenze in Bezug auf dieses "zuviel"?
oder würdest du ALLES ALLES in Kauf nehmen und ihn dennoch heiraten wollen, solange er dir regelmäßig sagt, dass er dich liebt und wieder lieb/normal ist und du das Gefühl weiterhin hast, dass es sich um eine Krankheit handelt?
Ich denke, dass kein Mensch, der Gewalt ausübt dies aus einer gesunden Haltung heraus macht. Gewalttäter sind meist selbst traumatisiert. Oft hochgradig. Dennoch muss man sich vor ihnen schützen und kann sie nicht "retten" wenn sie dies nicht zulassen. ("ich hab' momentan keinen Kopf für Hilfe/Therapie")
Ich denke, dass deine Panikattacken ein Hilfeschrei deiner (eigenen traumatisierten) Seele sind und ich hoffe, dass du es schaffst, hier gut für dich zu sorgen. Als Ertrinkende kannst du keinen Ertrinkenden retten. Ich bin mir sicher, dass du all das bereits weißt.
Aber dein Nachfragen hier zeugt von einer momentanen Hilflosigkeit, und von einem In-der-Situation-Gefangensein, dass ich hoffe, dass du dich wirklich darum kümmerst, dir psychotherapeutische/psychologische Unterstützung zu holen, die das mit dir durchsteht.
Chancen
Mir ist deine Geschichte heute den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gegangen.
Nachdem du geschrieben hast, dass das Ganze bereits nach wenigen Wochen eures Zusammenseins begonnen hat - dass also quasi euer ganzes Beziehungsleben lang schon ständig seine Ausbrüche/Anfälle Teil eurer Beziehung waren. (abgesehen von den ersten 2 Monaten des Zusammenkommens).
Mir ist immer wieder die Frage durch den Kopf gegangen, wodurch unterscheidest du dich von den anderen Frauen, die in gewalttätigen Beziehungen bleiben und die ihre Männer verteidigen mit "er ist nicht er selbst, wenn er das tut" und "er meint es nicht so, in Wirklichkeit ist er ein guter Kerl" und die ihr Bleiben und Verharren in solchen Beziehungen damit rechtfertigen, dass der Andere sie braucht.
Ich weiß, dass es bei euch komplizierter ist, wegen seines Status.
Aber ich sehe, dass du von Anfang an (schon nach 2 Monaten) nicht mehr loslassen wolltest und seither lieber die Angst und die Zornausbrüche und Anfälle ertragst und diesen Mann sogar heiraten willst.
Besonders die Aussage von dir, dass du ihm schon mal Hilfe/Therapie vorgeschlagen hast, dass er aber zur Zeit keinen Kopf dafür habe und dass er in Kauf nimmt, dass du unter diesen Umständen leben musst, ohne dass er sich helfen lässt bzw. Hilfe sucht - lassen mich aufhorchen und grübeln, ob du nicht aufgrund deiner Sicherheit (auf Basis deiner Erfahrungen und deines Engagements) die Struktur etc. von Gewalt durchblickt zu haben, selbst einen blinden Fleck hast.
Ich mache mir also Sorgen, ob du seine Ausbrüche und seine Zustände als Krankheit rationalisierst, aus der du ihn retten musst. (Wie du sicher weißt, ist das eine recht typische Emfpindung von vielen Menschen, die sich in gewaltsamen Partnerschaften wiederfinden).
Ich weiß, dass du ihn unbedingt unterstützen und retten willst, aber genau dieses "unbedingt" macht mich stutzig, weil ich es so oft erlebt habe, dass dieses "unbedingt" Teil des Erlebenes betroffener Gewaltopfer ist.
Was müsste passieren, dass du dich vor ihm in Sicherheit bringen würdest?
Was wäre, wenn er im Zuge seiner Krankheit Hand an dich legte?
Wann wäre es zuviel für dich?
Spürst du noch irgendeine Grenze in Bezug auf dieses "zuviel"?
oder würdest du ALLES ALLES in Kauf nehmen und ihn dennoch heiraten wollen, solange er dir regelmäßig sagt, dass er dich liebt und wieder lieb/normal ist und du das Gefühl weiterhin hast, dass es sich um eine Krankheit handelt?
Ich denke, dass kein Mensch, der Gewalt ausübt dies aus einer gesunden Haltung heraus macht. Gewalttäter sind meist selbst traumatisiert. Oft hochgradig. Dennoch muss man sich vor ihnen schützen und kann sie nicht "retten" wenn sie dies nicht zulassen. ("ich hab' momentan keinen Kopf für Hilfe/Therapie")
Ich denke, dass deine Panikattacken ein Hilfeschrei deiner (eigenen traumatisierten) Seele sind und ich hoffe, dass du es schaffst, hier gut für dich zu sorgen. Als Ertrinkende kannst du keinen Ertrinkenden retten. Ich bin mir sicher, dass du all das bereits weißt.
Aber dein Nachfragen hier zeugt von einer momentanen Hilflosigkeit, und von einem In-der-Situation-Gefangensein, dass ich hoffe, dass du dich wirklich darum kümmerst, dir psychotherapeutische/psychologische Unterstützung zu holen, die das mit dir durchsteht.
Chancen
1/2
Hallo Chancen,
du hast absolut recht und hast genau auf den Punkt gebracht, was mich selbst bei dem Ganzen beschäftigt.
Ich weiß, auch, wenn ich versuche, solche Dynamiken nicht entstehen zu lassen bzw meine eigene Motivation immer wieder zu hinterfragen, bin ich nicht “sicher” davor. Ich kann sehen, dass unsere Beziehung danach ausgerichtet ist, wie es ihm geht. Auch wenn ich Raum habe und er mir Verständnis zeigt für meine Bedürfnisse und Gefühle, habe ich diesen Raum nur, solange er ihn mir quasi “lässt” und das zeigt deutlich, dass mein Verständnis für die Situation irrelevant ist, da es nichts daran geändert hat.
Hallo Chancen,
du hast absolut recht und hast genau auf den Punkt gebracht, was mich selbst bei dem Ganzen beschäftigt.
Tu ich nicht, das ist das Problem. Jede Betroffene hat individuelle Gründe, warum Sie in einer gewalthaltigen Beziehung bleibt. Aber es läuft immer darauf hinaus, dass die Gewalt relativiert und hingenommen wird mit diesen Begründungen. Die Umstände machen seine Gewalt nicht irrelevant oder irgendwas besser für mich. Und es ist nie eine gute Idee, andere retten zu wollen. Ich bin eh mit der Einstellung in dieser Beziehung geblieben, dass ich das weder kann noch versuchen sollte. Allein, weil ich in einer privilegierteren Position bin als er - Österreicherin, EU usw., keine Angst vor Kontrollen, bin nicht von Rassismus betroffen, habe mehr familiäre Unterstützung, kann/darf/muss arbeiten gehen, erleichterter Zugang zu Einrichtungen, bei Behörden, im Umgang mit Bürokratie, Krankenversicherung usw.. - würde das Bedürfnis ihn retten zu wollen, ihm Selbstständigkeit absprechen, Gefühl von Hilflosigkeit verstärken und nur noch mehr Ungleichgewicht in die Beziehung bringen. Ganz abgesehen davon, dass ich zu viel Verantwortung übernehmen würde für sein Leben. Mein ursprünglicher Ansatz war, meine Position zu nutzen, um mit ihm gemeinsam einen Rahmen herzustellen, wo er sich selbst helfen kann. Aber in der Praxis funktionieren solche Überlegungen nicht immer, wie man will.Chancen hat geschrieben: Mir ist immer wieder die Frage durch den Kopf gegangen, wodurch unterscheidest du dich von den anderen Frauen, die in gewalttätigen Beziehungen bleiben und die ihre Männer verteidigen mit "er ist nicht er selbst, wenn er das tut" und "er meint es nicht so, in Wirklichkeit ist er ein guter Kerl" und die ihr Bleiben und Verharren in solchen Beziehungen damit rechtfertigen, dass der Andere sie braucht.
Ich weiß, dass Betroffene oft auf ihr eigenes Unverständnis für die Gewalthaltigkeit der Situation und ihr Bedürfnis nach Beendigung dieser Gewalthaltigkeit und einem Zugeständnis des Täters, dass sein Verhalten quasi "nicht fair" war, mit dem Versuch reagieren, wieder Harmonie herzustellen , um dadurch zur Bestätigung zu kommen, dass sie tatsächlich “im Recht” waren und sein Verhalten tatsächlich “nicht fair” war. Und dadurch richtet sich irgendwann die gesamte Struktur der Beziehung nach dem Täter - wann hat er gerade einen Wutanfall; wann gibt er mir Bestätigung; wann lässt er mir Raum für meine Bedürfnisse, denn die eigenen Bedürfnisse sind auch nur berechtigt, wenn er es zulässt; bis hin zur Frage, was kann ich tun, damit er glücklich ist und keinen Wutanfall bekommt. Deshalb führt Gewalt in Beziehungen oft zur Aufopferung und Isolation der Betroffenen, die ihr eigenes Verhalten nur noch damit rechtfertigen kann, dass er ja Ihre Aufopferung und Aufmerksamkeit braucht und die Beziehung oder sogar sein Leben anders ja gar nicht funktionieren würde.Chancen hat geschrieben:Aber ich sehe, dass du von Anfang an (schon nach 2 Monaten) nicht mehr loslassen wolltest und seither lieber die Angst und die Zornausbrüche und Anfälle ertragst und diesen Mann sogar heiraten willst.
Besonders die Aussage von dir, dass du ihm schon mal Hilfe/Therapie vorgeschlagen hast, dass er aber zur Zeit keinen Kopf dafür habe und dass er in Kauf nimmt, dass du unter diesen Umständen leben musst, ohne dass er sich helfen lässt bzw. Hilfe sucht - lassen mich aufhorchen und grübeln, ob du nicht aufgrund deiner Sicherheit (auf Basis deiner Erfahrungen und deines Engagements) die Struktur etc. von Gewalt durchblickt zu haben, selbst einen blinden Fleck hast.
Ich weiß, auch, wenn ich versuche, solche Dynamiken nicht entstehen zu lassen bzw meine eigene Motivation immer wieder zu hinterfragen, bin ich nicht “sicher” davor. Ich kann sehen, dass unsere Beziehung danach ausgerichtet ist, wie es ihm geht. Auch wenn ich Raum habe und er mir Verständnis zeigt für meine Bedürfnisse und Gefühle, habe ich diesen Raum nur, solange er ihn mir quasi “lässt” und das zeigt deutlich, dass mein Verständnis für die Situation irrelevant ist, da es nichts daran geändert hat.
2/2
Ich hab halt auch das Bedürfnis, Leute nicht hängen zu lassen oder eine Beziehung zu beenden, weil die andere Person mit Erlebtem nicht umgehen kann. Ich kann das nachvollziehen, weil ich selbst Jahre mit Aufarbeitung beschäftigt war. Es ist nur die Frage, wo die Grenze ist.
Wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden, er aus der akkut belastendenden Situation rauskommen würde, eine Aufarbeitung beginnen würde und ich die Möglichkeit hätte, mich von ihm abzugrenzen.. in dem Fall würde ich der Beziehung eine Chance geben wollen, weil sie viel Potential hätte. Ist das naiv von mir?
Danke für deine Antwort, Chancen. Es hat mir noch mal klar gemacht, dass ich mich emotional noch weiter distanzieren muss. Ich werde schon versuchen ihn zu heiraten und zurückzuholen. Aber ob ich die Beziehung dann – in jedem Fall in anderer Form – weiter leben kann, ist eine Frage, die sich erst klären wird, wenn er wieder da ist und - vielleicht? - eine Therapie beginnt. Gestern habe ich das ihm gegenüber so formuliert. Zusammen mit ein paar anderen Sachen in Bezug auf die Struktur unserer Beziehung. Er war sehr traurig und auch überfordert, aber es hat ja keinen Sinn, wenn ich mich selbst aufgebe. Und dass ich Panikattacken bekomme, geht auch nicht. Ich muss auf mich selbst schauen und versuchen, jegliche emotionale Abhängigkeit abzuschütteln. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn sehr wohl unterstützen kann, aber nicht in der Form, wie es bisher war.
Ich hoffe, dass er schnell dieses Ausreisedokument bekommt..
Ja, das ist die Frage. Tue ich das? Für mich ist folgender Umstand klar: wenn wir “normal” leben würden und er würde sich so verhalten, wäre ich sehr konsequent. Entweder er macht eine Therapie, oder die Beziehung funktioniert nicht. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir getrennt wohnen würden, solange er mit seiner Aufarbeitung beschäftigt ist. Egal, wie sehr ich ihn unterstützen wollen würde, ich würde klare Grenzen in Bezug auf meine psychische und physische Unversehrtheit setzen. Auch würde ich so, wie es jetzt ist, nicht weiterleben können, wenn wir nicht seit langem darauf warten würden, dass er zurückfliegt und diese Situation damit beendet wird. Das Warten ist also meine Rechtfertigung dafür, dass ich in der Situation drinnen bleibe. Das macht es nicht besser, ich weiß. Es ist schon bezeichnend, dass ich diese Begründung zulasse.Chancen hat geschrieben:Ich mache mir also Sorgen, ob du seine Ausbrüche und seine Zustände als Krankheit rationalisierst [..]
Ich hab halt auch das Bedürfnis, Leute nicht hängen zu lassen oder eine Beziehung zu beenden, weil die andere Person mit Erlebtem nicht umgehen kann. Ich kann das nachvollziehen, weil ich selbst Jahre mit Aufarbeitung beschäftigt war. Es ist nur die Frage, wo die Grenze ist.
Wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden, er aus der akkut belastendenden Situation rauskommen würde, eine Aufarbeitung beginnen würde und ich die Möglichkeit hätte, mich von ihm abzugrenzen.. in dem Fall würde ich der Beziehung eine Chance geben wollen, weil sie viel Potential hätte. Ist das naiv von mir?
Zu viel ist es bereits. Und es ändert nichts für mich, wenn er mir sagt, dass er mich liebt. Ich bekomme dadurch kein Gefühl der Erleichterung und selbst, wenn ich wollte, würde es mir keine Illusionen mehr machen, dass ja eh alles nicht so schlimm ist. Ich bin massiv besorgt. Einerseits, dass er tatsächlich körperlich gewalttätig wird. Andererseits, dass unsere Verbindung durch sein Verhalten bereits auf eine Art zerstört ist, die wir nicht mehr rückgängig machen können, selbst wenn er eine Therapie macht. Und ich denke, dass ich das Gefühl habe, dass sein Verhalten Folge einer Traumatisierung und Überforderung, vielleicht sogar Psychose ist, ändert für mich nur dahingehend etwas, dass ich eine Möglichkeit sehe, dass sich dieses Verhalten einstellten kann. Es ändert für mich aber nichts in Bezug auf die Konsequenzen für mich und die Beziehung. Das macht mich etwas traurig... aber zum Glück ist es mir klar. Das ist auch etwas, was ich ihm nach seinen Anfällen sehr deutlich zu vermitteln versuche.Chancen hat geschrieben:Was müsste passieren, dass du dich vor ihm in Sicherheit bringen würdest?
Was wäre, wenn er im Zuge seiner Krankheit Hand an dich legte?
Wann wäre es zuviel für dich?
Spürst du noch irgendeine Grenze in Bezug auf dieses "zuviel"?
oder würdest du ALLES ALLES in Kauf nehmen und ihn dennoch heiraten wollen, solange er dir regelmäßig sagt, dass er dich liebt und wieder lieb/normal ist und du das Gefühl weiterhin hast, dass es sich um eine Krankheit handelt?
Danke für deine Antwort, Chancen. Es hat mir noch mal klar gemacht, dass ich mich emotional noch weiter distanzieren muss. Ich werde schon versuchen ihn zu heiraten und zurückzuholen. Aber ob ich die Beziehung dann – in jedem Fall in anderer Form – weiter leben kann, ist eine Frage, die sich erst klären wird, wenn er wieder da ist und - vielleicht? - eine Therapie beginnt. Gestern habe ich das ihm gegenüber so formuliert. Zusammen mit ein paar anderen Sachen in Bezug auf die Struktur unserer Beziehung. Er war sehr traurig und auch überfordert, aber es hat ja keinen Sinn, wenn ich mich selbst aufgebe. Und dass ich Panikattacken bekomme, geht auch nicht. Ich muss auf mich selbst schauen und versuchen, jegliche emotionale Abhängigkeit abzuschütteln. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn sehr wohl unterstützen kann, aber nicht in der Form, wie es bisher war.
Ich hoffe, dass er schnell dieses Ausreisedokument bekommt..
Liebe Kushi,
du bist so wahnsinnig reflektiert, dass es beinah schmerzt, zu lesen, wie du dich windest.
Ich sehe, dass du dir der Gefahr dieses Sogs und Strudels bewusst bist. Und ich sehe, dass du ein verdammt hohes Maß an Verantwortungsgefühl für jemand übernimmst, den du als schwächer (unter den gegebenen Umständen) wahrnimmst, und dem du gleichzeitig die Eigenverantwortung zugestehen möchtest, weil du weißt, dass das mit der Verantwortung problematisch ist.
Bei deiner Verantwortung handelt es sich jedoch um eine bedingungslose. Aufgrund seines problematischen Status und seiner Krankheit, hältst du die Käseglocke über ihn und er kann sich innerhalb dieser Käseglocke bewegen wie er will.
2 Probleme:
1. Kann er eben tun wasimmer er will (Gewalt Gewalt Gewalt) - die Käseglocke bleibt fix.
2. Solange die Käseglocke über ihn gestülpt ist, kann er niemals seine Eigenverantwortung wahrnehmen. Es kann immer nur eine Faux-Verantwortung innerhalb seiner "kleinen" (von dir besachwalterten) Käseglockenwelt sein; aber niemals auf Augenhöhe einer Partnerschaft.
Nr. 1. ist hier das größte Problem, weil es dir Angst macht und weil dein Leib und Leben in Gefahr ist.
Nr. 2. speist sich aus diesem Bedürfnis:
In Beziehungen, in denen beide Partner strukturell gleichberechtigt sind, da sie z.B. beide über einen Aufenthaltstitel verfügen, ist es dann ein anderer Grund, warum man den Partner nicht hängen lassen kann.
z.B: "Ohne mich trinkt/spritzt/spielt er sich zu Tode"
"Ohne mich landet er auf der Straße"
"Ohne mich bringt er sich um"
"Ohne mich wird er alles verlieren"
Bei euch wäre es eben nicht der Tod/die Straße/der Verlust von Allem sondern halt Ausreise/kein Titel.
Für die Betroffenen (also die Co-Abhängigen PartnerInnen) ist die Konsequenz, vor der sie den/die Partner/in schützen wollen immer das Schlimmst-anzunehmende-Übel. Eben: Straße/Krankheit/Tod/Verlust von allem Materiellen. Bei euch ist das Schlimmst-anzunehmende-Übel die Ausreise ohne Chance auf Rückkehr.
Du meinst mit Aufenthaltstitel?
Selbe Rationalisierung hier bei Anderen:
"Wenn er nicht trinken würde (und ich Angst haben müsste, dass er sich zu Tode säuft/auf der Strasse landet/Krank wird/sich umbringt/alles verliert" dann würde ich ihn sofort vor die Tür setzen."
Ich denke nicht, dass es naiv ist, sondern angsterfüllt.
Ich denke, dass die betreffenden Partner/innen so sehr in der Hoffnung verstrickt sind, dass sich dieses Potenzial, das sie sehen, realisiert, dass sie den Boden unter den Füßen verlieren und an dieser Stelle nicht mehr loslassen wollen, sondern bereit sind "mit dem Schiff unterzugehen".
Es ist etwas Anderes, wenn man jahrelang glücklich zusammen war und dann kommt eine Krise.
Wenn man jedoch nur wenige Wochen ganz am Anfang, als man sich noch gar nicht so tief und intim kennen konnte (!) glücklich war und dann die Probleme früh begonnen haben, und man dann Jahre später nur noch vom "Potenzial" träumt, das man in den ersten Wochen gesehen hat, dann schrillen alle Alarmglocken.
du bist so wahnsinnig reflektiert, dass es beinah schmerzt, zu lesen, wie du dich windest.
Ich sehe, dass du dir der Gefahr dieses Sogs und Strudels bewusst bist. Und ich sehe, dass du ein verdammt hohes Maß an Verantwortungsgefühl für jemand übernimmst, den du als schwächer (unter den gegebenen Umständen) wahrnimmst, und dem du gleichzeitig die Eigenverantwortung zugestehen möchtest, weil du weißt, dass das mit der Verantwortung problematisch ist.
Bei deiner Verantwortung handelt es sich jedoch um eine bedingungslose. Aufgrund seines problematischen Status und seiner Krankheit, hältst du die Käseglocke über ihn und er kann sich innerhalb dieser Käseglocke bewegen wie er will.
2 Probleme:
1. Kann er eben tun wasimmer er will (Gewalt Gewalt Gewalt) - die Käseglocke bleibt fix.
2. Solange die Käseglocke über ihn gestülpt ist, kann er niemals seine Eigenverantwortung wahrnehmen. Es kann immer nur eine Faux-Verantwortung innerhalb seiner "kleinen" (von dir besachwalterten) Käseglockenwelt sein; aber niemals auf Augenhöhe einer Partnerschaft.
Nr. 1. ist hier das größte Problem, weil es dir Angst macht und weil dein Leib und Leben in Gefahr ist.
Nr. 2. speist sich aus diesem Bedürfnis:
Und dieses Bedürfnis haben meiner Erfahrung nach genau die reflektierteren PartnerInnen von Gewalttätigen und auch Süchtigen.Ich hab halt auch das Bedürfnis, Leute nicht hängen zu lassen oder eine Beziehung zu beenden, weil die andere Person mit Erlebtem nicht umgehen kann.
In Beziehungen, in denen beide Partner strukturell gleichberechtigt sind, da sie z.B. beide über einen Aufenthaltstitel verfügen, ist es dann ein anderer Grund, warum man den Partner nicht hängen lassen kann.
z.B: "Ohne mich trinkt/spritzt/spielt er sich zu Tode"
"Ohne mich landet er auf der Straße"
"Ohne mich bringt er sich um"
"Ohne mich wird er alles verlieren"
Bei euch wäre es eben nicht der Tod/die Straße/der Verlust von Allem sondern halt Ausreise/kein Titel.
Für die Betroffenen (also die Co-Abhängigen PartnerInnen) ist die Konsequenz, vor der sie den/die Partner/in schützen wollen immer das Schlimmst-anzunehmende-Übel. Eben: Straße/Krankheit/Tod/Verlust von allem Materiellen. Bei euch ist das Schlimmst-anzunehmende-Übel die Ausreise ohne Chance auf Rückkehr.
Was heißt denn "normal"?Für mich ist folgender Umstand klar: wenn wir “normal” leben würden und er würde sich so verhalten, wäre ich sehr konsequent. Entweder er macht eine Therapie, oder die Beziehung funktioniert nicht.
Du meinst mit Aufenthaltstitel?
Selbe Rationalisierung hier bei Anderen:
"Wenn er nicht trinken würde (und ich Angst haben müsste, dass er sich zu Tode säuft/auf der Strasse landet/Krank wird/sich umbringt/alles verliert" dann würde ich ihn sofort vor die Tür setzen."
Ich habe solche Aussagen schon zigfach von PartnerInnen von Süchtigen bzw. Gewalttätern gehört: "Die Beziehung hat Potenzial, wenn er/sie doch bloß aufhören würde zu trinken/spritzen/spielen. Wenn er doch bloß endlich mit der Aufarbeitung beginnen würde, dann könnte alles gut werden".Wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden, er aus der akkut belastendenden Situation rauskommen würde, eine Aufarbeitung beginnen würde und ich die Möglichkeit hätte, mich von ihm abzugrenzen.. in dem Fall würde ich der Beziehung eine Chance geben wollen, weil sie viel Potential hätte. Ist das naiv von mir?
Ich denke nicht, dass es naiv ist, sondern angsterfüllt.
Ich denke, dass die betreffenden Partner/innen so sehr in der Hoffnung verstrickt sind, dass sich dieses Potenzial, das sie sehen, realisiert, dass sie den Boden unter den Füßen verlieren und an dieser Stelle nicht mehr loslassen wollen, sondern bereit sind "mit dem Schiff unterzugehen".
Es ist etwas Anderes, wenn man jahrelang glücklich zusammen war und dann kommt eine Krise.
Wenn man jedoch nur wenige Wochen ganz am Anfang, als man sich noch gar nicht so tief und intim kennen konnte (!) glücklich war und dann die Probleme früh begonnen haben, und man dann Jahre später nur noch vom "Potenzial" träumt, das man in den ersten Wochen gesehen hat, dann schrillen alle Alarmglocken.
Ist sag jetzt mal ganz provokativ: Ist es nicht.Zu viel ist es bereits.
Zuviel vielleicht um es für dich zu behalten. Ok, gut.
Aber es ist noch nicht zuviel für dich, um es zu ertragen/auszuhalten/zuzulassen.
Ich denke, dass du Einiges gewohnt bist und SEHR viel einstecken können musst.
Obenauf noch deine eigenen Panikattacken.
Ich sprach auch nicht von einem Gefühl der Erleichterung oder dem Gefühl, dass alles nicht so schlimm ist, sondern von einer Bindung an ihn und das Festhalten am Potenzial.Und es ändert nichts für mich, wenn er mir sagt, dass er mich liebt. Ich bekomme dadurch kein Gefühl der Erleichterung und selbst, wenn ich wollte, würde es mir keine Illusionen mehr machen, dass ja eh alles nicht so schlimm ist.
Würdest du derart hartnäckig dranbleiben, wenn er dir keine Liebe und kein Interesse an einer Liebesbeziehung mehr zeigte?
Und was müsste er tun, damit deine Liebe abgeschwächt würde und du sagen würdest: "ich liebe dich nicht mehr, ich habe Angst vor dir. Ich werde dir beistehen, zu einem Aufenthaltstitel zu kommen, weil ich Verantwortung für dich übernommen habe, aber ich sehe keine liebe- und respektvolle Zukunft mit dir. Du bist für mich kein gleichberechtigter Partner, so wie ich ihn brauche, um gut leben zu können"
Alles Gute,
liebe Kushi!
Pass gut auf dich auf!
Chancen
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