Hallo Zusammen,
ich werde im Folgenden etwas ausführlich schildern welche Probleme mein Bruder hat. Ich weiß nicht mehr wie ich mit ihm umgehen soll und habe ständig das Gefühl im Glauben Gutes zu tun, das Falsche zu machen.
Es würde mir total helfen, wenn jemand beurteilen kann, was in meinem Bruder vorgeht und wie meine Eltern und ich damit am besten umgegehen sollten.
Also kurz ein paar Eckdaten und zur Vorgeschichte. Mein Bruder ist 23 Jahre alt und ich 3 Jahre älter. Mein Bruder leidet offensichtlich seit mehreren Jahren unter teils starken Depressionen. Er begegnet mir und meinen Eltern oft mit Wut, Anschuldigungen, er wirft uns Fehler vor die größtenteils Jahre her sind und macht auch aus jeder Kleinigkeit ein riesen Drama. Wenn man nun zurück denkt, könnte man sagen, dass er all diese "Macken" schon seit frühster Kindheit hatte. Besonders schlimm fällt es uns aber in den letzten 2-3 Jahren auf. Seit dieser Zeit hat er eine berufliche Fortbildung begonnen - wohlgemerkt, die gleiche Fortbildung die auch ich gemacht habe (später im Zusammenhang noch wichtig). Ich selbst bin vor ca. 2 Jahren bei meinen Eltern ausgezogen und mit meiner Partnerin zusammengezogen. Man könnte sagen, dass sich seitdem sein Verhalten verschlimmert hat.
Er hatte schon immer sehr wenige bis gar keine Freunde. Wenn er mal jemanden hat, dann ist es nur von kurzer Dauer. Da er noch bei meinen Eltern wohnt, diese aber als Selbstständige arbeiten, denke ich, dass ihm seit meinem Auszug soziale Kontakte sehr fehlen. 2-3 Anrufe von ihm am Tag sind keine Seltenheit. Bei diesen Anrufen entstehen aber in den seltensten Fällen wirkliche Dialoge, nein es sind vielmehr stundenlange sich wiederholende Monologe seinerseits. Er berichtet oft haarklein von jedem Ärgerniss das ihm am Tag begegnet ist, jede Geste eines Menschen der ihn möglicherweise beleidigt haben könnte wird aufgezählt.
Der Rest der Telefonate besteht aus Problemstellungen seiner Fortbildung, die ich ja ebenso gemacht habe. Da die Fortbildung bei mir schon einige Jahre zurück liegt, kann ich ihm jedoch oftmals im Detail gar keine Hilfestellung bieten. Wenn ich ihm das erkläre, reagiert er mit Unverständis und wird wütend, beschimpft mich, fragt mich ob ich das jetzt richtig finde, er hätte das früher auch für mich getan wenn er gekonnt hätte, ich wolle doch gar nicht....
Nun habe ich auch nicht die Zeit und die Geduld mich jeden Abend mit seinen Problemen auseinanderzusetzen. Ich bin beruflich selbst gut eingespannt und meine meine Partnerin hat langsam auch Probleme damit wenn unsere komplette Freizeit mit seinen Problemen draufgeht.
Wenn ich ihm nicht helfen kann oder keine Zeit dafür habe droht er mir häufig damit, dass er dann gar nichts mehr mit mir zu tun haben möchte. Und ich für ihn gestorben bin usw. Meine Eltern bekommen diese Drohungen auch regelmäßig zu hören.
Meine Eltern werden von ihm beschuldigt, dass er keine schöne Kindheit hatte, er immer vernachlässigt wurde. Jahre zurückliegende Details, teils lächerlich, werden immer wieder total detailiert beschrieben und zitiert.
In letzter Zeit spitzt sich das Ganze durch folgende Aussagen von ihm zu:
"ich hab totale Depressionen", "ich kann Nachts nicht mehr einschlafen ohne zu weinen", "ich habe keine Freude mehr am Leben", "ich habe niemandem im Leben", "Niemand ist da für mich".
Wie eingangs beschrieben, lässt er sich kaum auf Dialoge ein. Wenn man versucht ihm gut zuzureden, hat man oft das Gefühl, dass er jetzt wieder die selbe Endloskassette abspielt wie bereits 1000 mal vorher.
Wir wissen nicht mehr, was wir noch tun sollen. Uns fehlt total der Zugang zu ihm. Seine Stimmung ist stark schwankend, manchmal ist er ganz normal, doch dann plötzlich wieder total daneben. Wir haben auch Angst, dass er sich mal etwas antun könnte.
So, sorry für den langen Text, aber ich denke das ist notwendig um den Zustand zu beurteilen.
Vielen Dank schon mal im Voraus für die Antworten.
Wie verhalten bei Bruder mit Depressionen, Wutanfällen
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Thread-EröffnerIn - neu an Bo(a)rd!
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Hast Du schon mal mit einem Psychiater über die Situation gesprochen? Die sind übrigens auch für Angehörige da. Unter Umständen könnte man ihm einen kleinen "Schupps" geben, daß er sich in Behandlung begibt, das sollte aber eben mit entsprechendem Fachpersonal koordiniert werden, für sowas braucht man eine gute Taktik, alle müssen am selben Strang ziehen...
Eine medikamentöse Behandlung könnte ihm schonmal weiterhelfen, der nächste Schritt wäre dann eine Psychotherapie. Auf jeden Fall würde ich mir an Deiner Stelle jede Hilfe ins Boot holen, die ich kriegen kann. So kann das definitiv nicht weitergehen.
Eine medikamentöse Behandlung könnte ihm schonmal weiterhelfen, der nächste Schritt wäre dann eine Psychotherapie. Auf jeden Fall würde ich mir an Deiner Stelle jede Hilfe ins Boot holen, die ich kriegen kann. So kann das definitiv nicht weitergehen.
Hört sich so an, als ob dein Bruder die Verantwortung für sich selbst auf andere schiebt. Nach deinem Text.
Wenn er selbst sagt, dass er Depressionen hat? Hat er sich denn dann schon Hilfe geholt?
Es gibt ja so etwas wie einen Krankheitsgewinn. Er bekommt Aufmerksamkeit usw. und hat noch durch seine Denkweise eine Entlastung von der Verantwortung für sich selbst: "Die anderen sind alle Schuld". Falls jemand aus der Familie Hilfe verweigert und das alles nicht mehr funktioniert erzwingt er es eben durch Drohungen.
Aber er ist erwachsen. Ich würde ihm sagen, dass, wenn er so unter seiner Kindheit, seinem Alltag usw leidet, er sich eben professionelle Hilfe holen soll.
Ich meine, ihr könnt ja nun weder an der Vergangenheit noch an seinen Problemen was ändern. Das kann ja nur er selbst. Und wenn er das nicht will, dann könnt ihr das eben entweder ewig so weiter laufen lassen oder ihn eben dabei unterstützen, die Verantwortung für sich zu übernehmen und etwas zu verändern. Egal, wie das aussieht. Aber diese Endlossschleife, bringt wohl keinem der Beteiligten was.
Wenn er selbst sagt, dass er Depressionen hat? Hat er sich denn dann schon Hilfe geholt?
Ja, er möchte vermutlich auch nichts ändern.Zitronenbaum hat geschrieben:Wenn man versucht ihm gut zuzureden, hat man oft das Gefühl, dass er jetzt wieder die selbe Endloskassette abspielt wie bereits 1000 mal vorher.
Es gibt ja so etwas wie einen Krankheitsgewinn. Er bekommt Aufmerksamkeit usw. und hat noch durch seine Denkweise eine Entlastung von der Verantwortung für sich selbst: "Die anderen sind alle Schuld". Falls jemand aus der Familie Hilfe verweigert und das alles nicht mehr funktioniert erzwingt er es eben durch Drohungen.
Aber er ist erwachsen. Ich würde ihm sagen, dass, wenn er so unter seiner Kindheit, seinem Alltag usw leidet, er sich eben professionelle Hilfe holen soll.
Ich meine, ihr könnt ja nun weder an der Vergangenheit noch an seinen Problemen was ändern. Das kann ja nur er selbst. Und wenn er das nicht will, dann könnt ihr das eben entweder ewig so weiter laufen lassen oder ihn eben dabei unterstützen, die Verantwortung für sich zu übernehmen und etwas zu verändern. Egal, wie das aussieht. Aber diese Endlossschleife, bringt wohl keinem der Beteiligten was.
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hallo, Zitronenbaum,
las gerade Deinen Bericht und fühlte mich zurückversetzt bzgl. dem Verhalten bei meinem Sohn. Ja 1:1 die selbe Masche !
Wie wurde mein armer Junge von mir gezüchtigt und misshandelt etc.....Täglicher Telefonterror usw
Ich kann Dir auch nur raten, Deinen Bruder so bald als möglich in fachliche Hände zu geben. Mein Sohn lebt heute in einem Betreuungszentrum und muss sozial betreut und medikamentös behandelt werden. Bekannte oder "Freunde" machen sich da ziemlich schnell aus dem Staub, können das ewige Gezänke, die Rechthaberei und die Anschuldigungen nicht mehr hören (ist eh immer das selbe Gerede). Selbst mir als Mutter hat man geraten "mich vom Acker zu machen" um nicht an der ganzen Problematik zu zerbrechen. Und genau dieses in Liebe loszulassen ist das Schwerste.
Ich wünsche Dir viel Geduld, Kraft und Weisheit im Umgang mit Deinem Bruder.
las gerade Deinen Bericht und fühlte mich zurückversetzt bzgl. dem Verhalten bei meinem Sohn. Ja 1:1 die selbe Masche !
Wie wurde mein armer Junge von mir gezüchtigt und misshandelt etc.....Täglicher Telefonterror usw
Ich kann Dir auch nur raten, Deinen Bruder so bald als möglich in fachliche Hände zu geben. Mein Sohn lebt heute in einem Betreuungszentrum und muss sozial betreut und medikamentös behandelt werden. Bekannte oder "Freunde" machen sich da ziemlich schnell aus dem Staub, können das ewige Gezänke, die Rechthaberei und die Anschuldigungen nicht mehr hören (ist eh immer das selbe Gerede). Selbst mir als Mutter hat man geraten "mich vom Acker zu machen" um nicht an der ganzen Problematik zu zerbrechen. Und genau dieses in Liebe loszulassen ist das Schwerste.
Ich wünsche Dir viel Geduld, Kraft und Weisheit im Umgang mit Deinem Bruder.
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- Forums-Gruftie
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frag ihn mal ganz konkret, was er denn jetzt von dir will. ob er sich nur "ausjammern" will oder konkrete hilfe oder was auch immer. wenn er sagt, er weiss es selbst nicht, sag ihm einfach, zum "ausjammern" hast du nicht die zeit, geduld und nicht die nerven, und wenn er hilfe möchte, soll er dir einen anstoß geben, wie diese aussehen soll.
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