Mutter will nicht mehr rausgehen, resigniert - was tun?

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Chrissi33
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Mutter will nicht mehr rausgehen, resigniert - was tun?

Beitrag Fr., 06.12.2013, 10:08

Hallo liebe Forenmitglieder,

ich bräuchte mal euren Rat bzw. Gedankenanstöße (sorry schonmal für den langen Beitrag).

Meine Mutter, 66 Jahre alt, leidet schon lange sowohl unter psychischen Problemen (Depressionen), als auch unter diversen gesundheitlichen Problemen - ua. überstandene Krebserkrankung vor einigen Jahren, beginnender Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Übelkeit, seit kürzerer Zeit auch Schwindel, Unsicherheit beim Gehen.

Heute haben wir telefoniert und meine Mutter erzählte mir, dass sie vor einigen Tagen (erneut) gestürzt ist (hat mich natürlich nicht angerufen, da sie denkt, "dass es eh keinen interessieren würde").

Das ist in letzter Zeit schon mehrmals passiert, also die letzten Monate sicher drei Mal. Ich vermute, dass die Unsicherheit auf den Beinen eine Mischung sein könnte aus Nebenwirkungen von Medikamenten (sie nimmt viele täglich), aber auch sowas wie eine "self fulfilling prophecy" (ist sehr unsicher in allem, denkt, dass sie gleich hinfällt - fällt dann tatsächlich). Meine Mutter ist leider körperlich sehr unfit, etwas übergewichtig und bewegt sich im Prinzip gar nicht, jedenfalls *viel* zu wenig (also keine Spaziergänge etc.). Sie hat einen schlechten Gleichgewichtssinn und ist ziemlich unbeweglich, muss ich sagen (halte ich auch mit 66 nicht für typisch). Sie lebt alleine, hat aber einen Freundes- und Bekanntenkreis und macht auch noch diverse Aktivitäten wie Lesekreis etc., aber es wird immer weniger.

Jetzt ist sie total fertig, will überhaupt nicht mehr aus dem Haus gehen. Sie hat die Nase voll von allen Ärzten (da sie dieses Jahr bereits bei zig Ärzten war, aber nichts besser wird, sondern eher schlimmer), war natürlich nach dem letzten Sturz gar nicht beim Arzt.

Sie lässt sich bei Ärzten aus meiner Sicht zu schnell abwiegeln und hakt dann nicht nach (z.B. sagt der Arzt "Der Schwindel ist halt einfach eine typische Altererscheinung" - so ein Quatsch, das ist neu bei ihr und viele wesentlich ältere Menschen haben das nicht. Der Arzt hat sie nicht mal an einen HNO-Arzt usw. verwiesen, um den Schwindel abzuklären.). Am liebsten würde ich mal diesen Arzt anrufen und dem was erzählen, aber das geht ja nicht.

Jedenfalls resigniert meine Mutter gerade total, ist sehr depressiv und ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich lebe nicht in der gleichen Stadt und kann nicht die ganze Zeit dort sein. Was kann ich jetzt machen? Ich kann sie nicht zwingen, rauszugehen oder mal etwas (moderate) Bewegung zu machen, um sicherer zu werden (denn das würde ihr auf jeden Fall gut tun).
Wir haben schon seit Jahren mit Engelszungen auf sie eingeredet in dieser Beziehung, es ist absolut gar nichts zu machen. Sie muss dringend nochmal zu diversen Ärzten, ich halte die meisten, wo sie bereits in Behandlung ist, persönlich aber nicht für sehr kompetent, von dem, was ich gehört habe. Eine ordentliche Diagnose wird irgendwie nie getroffen, auf der anderen Seite ändert meine Mutter ihr Leben aber auch nicht (ich rede von wirklich kleinen Dingen wie halt einmal täglich 10 Minuten spazieren gehen oder sich einer Selbsthilfegruppe anschließen oder .... ) - alles aussichtslos, sie will es nicht und macht es nicht. Gesprächstherapie beim Psychotherapeuten wurde einige Zeit sehr halbherzig gemacht, hat ebenfalls null gebracht, sie möchte das aber eigentlich auch nicht.

Antidepressiva nahm sie eine zeitlang, die wurden auch wieder abgesetzt (zu schnell?), da die Nebenwirkungen ihr zu heftig waren und sie keine Besserung erkennen konnte.

Habe jetzt schon überlegt, dass so ein Notrufknopf in der Wohnung eigentlich Pflicht wäre, wenn sie wieder stürzt. Was kann ich jetzt noch machen? Ich kann sie ja nicht zwingen, etwas zu unternehmen (sei es in Bezug auf Ärzte oder in Bezug auf ein "gesünderes" Leben. Aber so kann es sich ja nicht weiterentwickeln ...

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Red Mosquito
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Beitrag Fr., 06.12.2013, 10:41

Liebe Chrissi

Als ich Deinen Beitrag las, kam mir sofort eine Sendung in den Sinn, die ich vor wenigen Tagen auf 3sat gesehen habe (leider weiss ich nicht mehr, wie sie hiess und konnte sie auch in der Mediathek des Senders nicht finden).

Jedenfalls ging es darum, dass gerade ältere Menschen aufgrund unterschiedlicher Erkrankungen oft bei unterschiedlichen Spazialisten in Behandlung sind. Manche Ärzte wissen nicht (und erkundigen sich auch nicht danach), welche Medikamente eine Patientin bereits von anderen Ärzten verschrieben bekommen hat. Die Neben- und Wechselwirkungen können dann so extrem werden, dass es sie wie ein eigenes Krankheitsbild wirken. Schwindel, Kreislaufprobleme und Depressionen wurden genannt.

Du schreibst, dass Deine Mutter sehr viele Medikamente nimmt. Vielleicht wäre es sinnvoll, alle Medikamente von einem einzigen, kompetenten und geduldigen Allgemeinmediziner überprüfen zu lassen.

Ich wünsche Dir und ihr alles Gute!
Red Mosquito


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Chrissi33
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Beitrag Fr., 06.12.2013, 10:55

Hallo Red Mosquito,

danke für deine Antwort und die gute Anregung .

Ich arbeite zufällig in einem Bereich, der entfernt mit so Sachen zu tun hat, kenne also sowas wie Medikamentenpläne etc., um schlimme Wechselwirkungen usw. zu vermeiden.

Das ist eines der wenigen Dinge, die meine Mutter auf jeden Fall hat begutachten lassen, also sie hat alles notiert und hat das auch mal mit ihrem Hausarzt durchgesprochen, um solche Neben- und Wechselwirkungen auszuschließen. Leider scheint dabei nix rumzukommen :(. Er macht dann teilweise auch so lapidare Aussagen. z.B. sollte sie ein bestimmtes Medi nehmen, fühlte sich damit aber nicht so wohl. Und er sagt dann einfach "ach so, ja dann lassen Sie es eben mal weg" - ja super, warum verschreibt er es dann überhaupt? Sowas regt mich total auf. Aber ich kann ja nicht mit ihr zum Arzt gehen (allein schon weil ich voll berufstätig bin und nicht für jeden Termin mitkommen könnte).

Meine Mutter ist durch ihre Krebserkrankung total verunsichert, sie erwartet bei jedem Arzt eine neue Hiobsbotschaft und ich verstehe das ja auch, nur zum Arzt muss sie ja trotzdem :(.

Dass die Depression dadurch kommt, schließe ich mal aus, denn meine Mutter hat das bereits seit Jahren, ja eigentlich seit Jahrzehnten.

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