Hallo,
mein Vater ist nun schon seit fast zwei Jahren, aufgrund von Mobbing/Burnout, krankgeschrieben. Ich habe das schon damals, so ca. 1995, mitbekommen, dass er, wenn er von der Arbeit kam, immer schlechte Laune hatte, auf seine Kollegen geschimpft hat und auch unserer Familie gegenüber laut wurde. Ende 2011 ging er dann zu einem Arzt und das wohl auch nur, weil meine Mutter ihn dazu überredet hat. Wahrscheinlich fraß er das all die Jahre in sich hinein. Gegen Ende war es auch so, dass er sich immer die Handgelenke aufkratzte oder Selbstgespräche führte. Das ist mir damals, als ich noch jung war, gar nicht so aufgefallen.
Er war letztes Jahr auch in einer Klinik und danach in irgendwelchen Gesprächsgruppen und bei irgendwelchen Therapeuten. Sein Ziel war es, frühzeitig in Rente gehen zu können. Wegen künstlichen Hüftgelenken ist er auch schon zu 50 % schwerbehindert Nun kam aber der Bescheid von der Rentenkasse, in welchem stand, dass sie ihn für arbeitsfähig halten. In ein paar Wochen feiert er übrigens seinen sechzigsten Geburtstag. Am Dienstag hat er wieder einen Termin bei einer Therapeutin.
Meiner Mutter hat er gesagt, dass er sich nicht mehr für arbeitsfähig halte. Mittlerweile ist es auch wieder so, dass er vollkommen außer Fassung gerät, wenn das Telefon klingelt. Noch schlimmer ist es, wenn er die Nummer nicht kennt, die angezeigt wird. Er rennt dann jedes Mal zum Computer und sucht in irgendwelchen Online-Telefonbüchern nach den dazugehörigen Personen. Es haben sich im Laufe der Jahre immer Menschen gewundert, warum denn bei uns nie jemand ans Telefon geht. Das lag daran, dass mein Vater nie ran ging, weil er Angst davor hatte, dass es jemand aus der Firma sein könnte. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater dort für den technischen Bereich verantwortlich war und sich um alles alleine kümmern musste, weil sein Chef nur unqualifizierte Arbeiter anstellte. Die kamen auch meistens aus dem Ausland und konnten nicht richtig Deutsch sprechen. So musste mein Vater oft abends ganz alleine in irgendwelchen Kanälen, Schächten oder Maschinen rumkriechen und sich um die Instanthaltung kümmern, obwohl er körperlich immer weiter abbaute.
Ich erinnere mich noch daran, als er schwere Rückenprobleme hatte und sich nur in einer gebückten Haltung fortbewegen konnte. Er schleppte sich trotzdem zur Arbeit. Sein Problem war auch, dass er nicht "Nein" sagen konnte und er so auf der Arbeit, im Fussballverein und sonstwo ausgenutzt wurde.
Ich merke auch gerade, jetzt wo ich hier unten in meiner Wohnung sitze, dass er ständig auf und ab geht und grübelt. Das ist auch so eine Marotte von ihm, die über die Jahre hinzu kam. Er geht ständig ins Wohnzimmer, schaut aus dem Fenster, geht zurück in die Küche, bleibt dort stehen und wiederholt das ganze. Immer mit verschränkten Armen. So, als ob er über etwas nachdenken würde.
Immer, wenn er einen Termin bei einem Therapeuten hat, isst er die Tage davor nichts, um kränklich zu wirken. Jetzt gerade wieder, isst er nur ein zwei Äpfel pro Tag und werkelt ansonsten im Garten oder im Keller herum.
Seit der Absage durch die Rentenkasse, tauchen die alten Symptome wieder auf und werden stärker. Haben der Klinikaufenthalt und die Therapie nichts gebracht? Meine Freundin meinte, eine Therapie würde nur etwas bringen, wenn der "Kranke" auch wirklich eine Änderung möchte. Also wollte mein Vater wohl nicht geheilt werden. Ist er ein Drückeberger, der sich nun vor der Arbeit drücken will?
Das glaube ich nicht.
Meine Freundin hat Depressionen, mein Vater ist psychisch am Ende. Meine Mutter auch, man merkt es ihr aber nur selten an. Sie kompensiert das, indem sie seit Jahren jeden Tag Kuchen und Süßes ist. Das kam natürlich auch durch meinen Vater, dessen Marotten und Launen sie über die Jahre ertragen musste. Sie hat sich außerdem in ihre Welt der Tiere geflüchtet und ist ständig im Tierheim oder kümmert sich um die eigenen Haustiere und die der Nachbarn. Ich glaube, dass mein Bruder der einzig "Normale" ist. Ich selbst bin leider auch nicht der Stabilste.
Auf jeden Fall belastet mich die Situation mit meinem Vater. Noch nicht in dem Maße, wie es die meiner Freundin tut, aber ich merke es doch schon.
Hier soll es aber um meinen Vater gehen. Wie schätzt ihr die Situation ein? Wie wäre ihm am besten geholfen?
Burnout beim Vater
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- Forums-Insider
- , 41
- Beiträge: 224
Ich finde, Du sollest Dich von einem Anwalt beraten lassen und Einspruch gegen dieses "Gutachten" erheben. Die wollen nur Geld sparen.
In einer Doku habe ich einen Beitrag diesbezüglich gesehen, dass diese Spielchen "gesund-schreiben" gespielt werden, um zu zermürben.
So oder so wird Dein armer Vater die Pension eh nicht als halbwegs gesunder Mensch genießen können. Das rächt sich nun - so wie Du es eh beschrieben hast - dass er sein Burn-out zugunsten seiner Verfügbarkeit für den Skalventreiber-Chef jahrelang versteckt hat.
In einer Doku habe ich einen Beitrag diesbezüglich gesehen, dass diese Spielchen "gesund-schreiben" gespielt werden, um zu zermürben.
So oder so wird Dein armer Vater die Pension eh nicht als halbwegs gesunder Mensch genießen können. Das rächt sich nun - so wie Du es eh beschrieben hast - dass er sein Burn-out zugunsten seiner Verfügbarkeit für den Skalventreiber-Chef jahrelang versteckt hat.
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- Helferlein
- , 35
- Beiträge: 30
Burnout is immer n schwieriges Thema.. mittlerweile auch meiner Meinung nach schon fast ne volkskrankheit.. ich würde mir nochmals n anderen Arzt suchen welcher ein erneutes gutachten erstellt.. ist es wirklich ein burnout? oder glaubt er nur eines zu haben? letzten Endes ist die Tatsache zu glauben manchmal schon entscheidend.. beschäftige dich damit wie man ihm helfen kann wieder gesund zu werden.. lass ihn damit nicht alleine.. und sucht einen effektiven weg.. da kommt man wieder raus.. ganz sicher..
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
- , 29
- Beiträge: 33
Mein Vater ist jetzt 60 und ein nervliches Wrack. So wie es aussieht, genehmigen sie ihm nun, bis er 67 ist, Erwerbsminderungsrente. Es sei ihm gegönnt. Ob 20 Jahre Mobbing und alles mit sich selbst ausfechten, zu Burnout führen, kann ich nicht sagen. Hauptsache ist, dass er sein Leben nun angstfrei zuende leben kann.
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